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Dieser Züchter betreibt ausschließlich Samenvermehrung und bezeichnet sie als absolut erfolgsicher, weil die Sämlinge stets nach der Mutterpflanze ausfallen. Darum stellt er als Forderung auf, die besten Varietäten durch Auslese abzusondern, getrennt anzupflanzen und fortdauernd durch Aussaat zu vermehren. Als Herr Kronfeld zuerst mit seinen Neuzüchtungen auf dem Hamburger Blumen= und Topf- pflanzenmarkt erschien, erkannten die Fachleute diese nicht als Dahlien, da ihre Form von den be- kannten abwich. Es kommen viele getigerte, geschlitzte, gewellte und getippte Varietäten vor, von denen einige fast ohne Mittelpunkt erscheinen, andere einen hahnenkammähnlichen Aufbau zeigen. Die Mannigfaltigkeit ist geradezu ungeheuer, sowohl hinsichtlich der Farbenpracht, als auch der Voll- kommenheit und Schönheit der Formen. Die Blume ist meist sehr langstielig und steht auf straffem Stengel hoch über dem Laube, was sie für Vasenschmuck hervorragend geeignet macht. Durch Kreu= zung mit Kaktusdahlien gelang es dem Züchter, einige gefüllte Varietäten herauszuzüchten, die er wie folgt beschreibt: Über den erstreihigen Blumenblättern erhebt sich bei einem Sämling in der Mitte ein hahnenkammähnlicher Aufbau, bei einem anderen sind die Blätter alle gedreht, getigert und auf der Unterseite dunkelrot schattiert, während obenauf die helle Lachsfärbung ins Bernsteinfarbige übergeht. Reines Gelb, Rot, Weiß und Blau sind selten. 1932 zeigten von 1000 Sämlingen nur 3 weiße, stern- förmig gedrehte Blüten. Die Entwicklungszeit von der geschwellten Knospe bis zum vollen Entfalten betrug am 4., 5. und 6. Oktober nur 24—30 Stunden, während „Goldene Sonne" vergleichsweise 80 Stunden brauchte. So stellt uns ein bahnbrechender Züchter vor eine Fülle von Möglichkeiten zur Bereicherung des Schatzes, den uns diese Pflanzengattung schon gab. Dies ist umso wertvoller, als die Blütendauer bei diesen Neuzüchtungen sich über 5 Monate erstreckt. Die Intensität der Farben litt weder unter trübem und regnerischem Wetter noch unter dem Einwirken des Spätherbstes. Da die rasch ansetzenden Samen schon im Hochsommer zur Reife kommen, können sie in Ruhe gesammelt und ausgelesen wer= den. Im April ins Mistbeet gebrachte Samen zeigten in Rissen schon am 19. Juli Blüten im Freien. Auffallend war auch bei diesen orchideenblütigen" Dahlienkulturen, daß sie in hohem Maße von Insekten und Schmetterlingen umschwärmt waren, was für den Bienenzüchter von Anreiz ist. Zu dem Zerstörerpilz sei noch gesagt, daß dieser sein Vernichtungswerk am Fuße der Pflanzen beginnt. Auf der Unterseite der ersten Blätter über dem Fußboden bemerkt man anfangs kleine grünlichgelbe oder blasse Flecken, die an Umfang zunehmen und dunkler werden bis zum völligen Schwarz. Reg= nerisches Wetter begünstigt diese Entwicklung, bis gegen Sommersende alle unteren Blätter abgetötet sind. Eine Spritzung mit Schwefelleber — 50 g Schwefelkalium auf 10 Liter Wasser, mit der Holder= spritze auf die Unterseite der Blätter gerichtet — ergab eine wirksame Bekämpfung. Bei Einwinterung der Dahlienknollen ist besonders Obacht zu geben, weil der Pilz nicht nur, wie allgemein angenommen wurde, auf alten Blättern und Stengeln überwintert, sondern auch auf den mit aufbewahrten Stumpfen. Th. Kadner: Rudbeckia — Sonnenhut. Die Sonnenhutarten zählen zu unseren schönsten Schnittblumen und haben den Vorzug großer Mannigfaltigkeit in Form, Farbe, Gestalt und Blütezeit sowie den langer Haltbarkeit,- außerdem ist ihre Kultur denkbar einfach und eigentlich nur an die Bedingung sonnigster Lage geknüpft. Von den bei uns allgemein kultivierten 13 Arten dieser Composite sind einige einjährig <R. amplexicaulis, R. bicolor>, R. hirta ist ein- und zweijährig, die übrigen (californica, columnaris, flava, fulgida, laciniata, nitida, purpurea, speciosa, subtomentosa, tagetes) sind ausdauernde Pflanzen. Die beliebtesten und darum heute in Gärten am häufigsten anzutreffenden und in Blumenge schäften am meisten angebotenen Sorten sind folgende: Rudbeckia fulgida, die glänzende, die schon von Juli an blüht, hat goldgelbe, zurückgeschlagene Blumenblättchen mit kugeliger, schwarzpurpurner Mittelscheibe. Die Pflanze wird etwa 0,80 m hoch und wirkt im goldigen Schmuck ihrer zahlreichen Zungenblütchen ihrem Namen entsprechend, Rudbeckia flava schmückt sich gleichfalls schon ab Juli mit goldgelben Strahlenblütchen, die auch in der Mitte schwarz sind, diese Art wird durchschnittlich nur 0,60 m hoch. Es folgt in der Blütezeit Rudbeckia purpurea, eine der schönsten ihres Geschlechts, die 1 m Höhe erreicht, rauhe Be- * Wie wir im Augustheft 1932, S. 189, nachgewiesen haben, ist die Bezeichnung „orchideenblütige", die ein englisches Haus dieser Rasse gegeben hat, nicht richtig. M. Ph. Riovire in Lyon gab sie unter dem Namen „Stella" („Etoile") in den Handel. Wir schlugen deshalb die Bezeichnung „Seestern-Dahlie" vor. (Schriftleitung.) 255