Volltext Seite (XML)
Th. K adner: Zur ucht der Erica gracilis. Vor längerer Zeit wurde im Fragekasten einer Gartenzeitsdirift die Bekämpfung des Eriken- meltaues behandelt. Dort wurde nach unsachgemäßer Besprechung der Kupfervitriolkalkspritzung der Erikasträucher gesagt: „Idi würde weiterhin dringend raten, die Erikastöcke umzupflanzen, vor dem Einpflanzen in die neue Erde das Wurzelwerk in den früheren Beeten und Töpfen zu entfernen oder zu desinfizieren (mit Bordeauxbrühe) oder mit solchen Pflanzen zu bebauen, welche nicht dem Ver- wandtenkreis der Erikagewächse angehören." Es braucht nicht betont zu werden, daß diese Anweisungen von völliger Unkenntnis der allgemeinen Kulturbedürfnisse der Eriken und insbesondere der Wurzelempfindlich= keit zeugen. Vor dieser Anweisung sei nachdrücklichst gewarnt! Bei den geringen Mengen von Spritzlösung, die in den Erikabetrieben gebraucht werden, wird im allgemeinen nicht Bordeauxbrühe im eigenen Betriebe hergestellt, sondern ein Handelskupfermittel verwendet. Besonders bewährt hat sich bei Eriken Vomasol C, das aber nicht erst beim Auftreten von Schäden, sondern schon vor= beugend periodisch in feinstem Spritzstrahl auf die Pflanzen gespritzt werden muß. Am wichtigsten ist die Vernichtung stark verfilzter Pflanzen, die anfälligen Stämmen angehören, und die energische Durchführung der von der Hauptstelle empfohlenen Klonselektion." Vorstehende Sätze sind die wörtliche Wiedergabe eines Gutachtens der Hauptstelle für gärt= nerischen Pflanzenschutz, verfaßt und unterzeichnet von deren Leiter Professor Dr. Gleisberg, Pillnitz i. Sa. Über die Klonselektion bei Eriken finden wir eine nähere Auslassung aus gleicher Quelle vom Jahre 1931 in der Zeitschrift „Der Züchter", worin folgendes ausgeführt wird: Wir haben in Leipzig, Dresden, Bremen, Burg b. Magdeburg und bei Frankfurt a. M. große Erikakulturen. In den sächsischen Betrieben machte sich um 1928 ein Absterben der Pflanzen be= merkbar, wogegen mit Unterstützung des „Instituts für gärtnerische Botanik und Pflanzenzüchtung in Pillnitz" Maßnahmen ergriffen wurden, zu deren Durchführung im Wege der Klonselektion sich einige Großbetriebe zur Verfügung stellten, denn für laboratoriumsmäßige Zuchtarbeit allein wäre die Sache bei der jetzigen Wirtschaftslage zu kostspielig geworden. Als 1931 die ersten blühenden Klone vor- lagen, zeigten sich z. T. große Unterschiede in den wertgebenden Eigenschaften. Zu diesen sind be= sonders zu rechnen Wuchsform, Starkwüchsigkeit, hohe Blühwilligkeit, gleichmäßiger Beginn des Blühens, geringe Meltauanfälligkeit, Intensität der Blütenfarbe und Größe der Glödkchen. Die Zuchtarbeit hat sich also auf Förderung der Rasse durch Selektion der besten Typen aus dem erzeugten Erbgemisch und auf Vereinheitlichung der Anzucht auf der Basis der vermehrten Typen zu richten. Mannigfache Wechselfälle können die Zuchterfolge beeinträchtigen: Parasiten, ungünstige Boden= und Wasserverhältnisse, unsachgemäße Düngung und Bewässerung, die in manchen Betrieben 10000 bis 30000 Pflanzen geschädigt und ganze Bestände vernichtet haben, so daß eine ziemliche Verwirrung und Unsicherheit in den Züchtereien einriß. Es hat sich als irrig erwiesen, zu glauben, daß Erika gracilis bei fortdauernder vegetativer Vermehrung im gleichen Betriebe ausarte und darum die periodische Zuführung fremden Zuchtgutes erforderlich sei. Natürlich sind die heutigen Kulturerfolge mehr oder weniger bedingt durch Geschicklichkeit, Lage und Beschaffenheit des Kulturortes, Güte und Zusammen- setzung von Heideerde und Sand sowie Alkaliengehalt des Wassers. Ferner kommt es auf Art und Zeitpunkt des Rückschnittes an, um mehr oder weniger buschige Pflanzen mit entsprechend straffem Wuchs zu erzielen. Im Dresdener Botanischen Garten wurde nachgewiesen, daß einseitige N-Düngung bei Erica gracilis und E. hiemalis cylindriga assurgens, die im allgemeinen bei uns im Herbst üppig, aber sehr unregelmäßig blühen, zu völligem Blütenausfall führen kann, andererseits eine Be- schränkung der Dunggüsse bis Mitte Juli kräftige Pflanzen mit verhältnismäßig früher Blüte herbei- führt. Letzteres läßt sich nach anderer Meinung auch durch frühes Umtopfen (Mitte März) und vor- herige flüssige Düngung mit einer 0,2—0,3°/ 0 igen Florasalzlösung erreichen. Von manchen Züchtern wird behauptet, daß Düngesalzlösungen, nach dem Knospenansatz im Abstand von 3—4 Tagen wieder- holt, kräftiger gefärbte Blüten erzeugen. Auch die Laubfärbung hängt von Bodenzustand und Düngung ab,- 4O°/ o iges Kali läßt die Pflanzen vergilben, ähnlich wirkt Kalkdüngung, dagegen bringt vorsichtige N-Düngung tiefgrüne Blattfärbung hervor. Auch durch HelL und Schattenkultur lassen sich Blüten- und Blattfarbe beeinflussen. Gegenüber vorgeschilderten chemischen Einwirkungen weist Prof. Gleisberg darauf hin, daß völlig ungedüngte Eriken am frühesten blühen und daß alle Kulturmaßnahmen zur Beeinflussung der Blüte 253