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Abb. 4. „Hedelfinger Riesen", Höchst, auf Prunus avium. Sorte dürfte für den „Boskoop" die „Wintergoldparmäne" in erster Linie gelten; dann kämen noch in Frage die „Baumanns Renette"; beide haben bei guter Pflege (Düngung, Spritzen und Verjüngen) doch mehr Wert als der „Rote Trierer". Ganz besonders muß aber beachtet werden, daß der „Boskoop" nie auf junge, üppige, 15—30jährige Bäume aufgepfropft wird, weil er darauf in den ersten Jahren nichts bringt, da er sich als wüchsige Sorte erst austoben muß wie ein junges Roß. Bäume im Alter von 40—70 Jahren lohnen diesen Boskoopreiter am besten. J. Groß. Entfernt die Fruchtmumien vor dem Austrieb der Obstbäume! Nicht allen Garten- und Baumbesitzern dürfte es bekannt sein, daß die kleinen, unförmigen, zusammen- geschrumpften Früchte (Mumien), die wir während des Winterhalbjahres in manchen laublosen Baumkronen beobachten können, für unsere Kern- und Steinobstbäume außerordentlich schädlich werden können, wenn wir sie nicht unbedingt noch vor dem neuen Laubaustrieb des kommenden Frühjahrs entfernen. Die eigenartigen vertrockneten Mißbildungen sind nämlich eine Folge des Polsterschimmels „Monilia" (Sclerotinia), der zu den heimtückischsten Pilzkrankheiten gehört, die unsere Kern- und Steinobstbäume alljährlich mehr oder weniger befallen. Erkenntlich ist dieser Pilz sehr leicht an den schimmelartigen Erhöhungen, die bei den Apfel- und Birnenfrüchten gelblich, bei den Kirschen, Pfirsichen, Pflaumen und Zwetschen jedoch grau aussehen. Während er beim Kernobst fast nur die Früchte am Baum befällt, sucht er beim Steinobst auch die Zweige und Triebe heim, und zwar arbeitet er zunächst unsichtbar, bis auf einmal mitten im schönsten Wachstum der Bäume verschiedene beblätterte Äste oder Jungtriebe und Blüten vertrocknen und dürr herabhängen. Bei den Sauerkirschen und Pfirsichen tritt diese Erscheinung besonders auffällig hervor. Läßt man solche dürren Gebilde und die eingetrockneten Früchte hängen, anstatt sie sofort nach ihrer Sichtbarkeit abzuschneiden und zu verbrennen, dann sorgen Wind, Regen und besonders die sonst so nützlichen Vertreter der Insektenwelt, wie Hummeln, Bienen usw., bestimmt für eine rasche und zuverlässige Verbreitung der Sporen, von welchen jede einzelne auf ihrem neuen Herd diesen wieder zu neuer Entwicklung bringt. Sofern man die Spuren dieses unheimlichen Schmarotzers bzw. die Mumien, die Millionen von Krankheits keimen der Monilia in sich bergen, nicht schon bei den herbstlichen Baumpflegearbeiten entfernt hat, muß es unverzüglich jetzt sofort noch geschehen. Übrigens muß beim Abschneiden der befallenen Zweige und Triebe in belaubtem Zustande (während des Sommers) bis unter die dürre Stelle, also noch bis ins völlig gesunde Holz, zurückgeschnitten werden, sonst besteht die Gefahr der Weiterentwicklung von neuem. Da sich dieser gefährliche Pilz auch mit Vorliebe am trockenen Holz, wie an beschädigten Früchten und Trieben sowie an den Schnittflächen festsetzt, muß unbedingt alljährlich im März—April vorbeugend mit 1 — 11/2°/igem Nosprasit gespritzt werden, das auch gegen Schorf und tierische Schädlinge erfolgreich hilft.