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aber, mit Honig zusammengerieben, auf Brandwunden gelegt und sonst als Arznei gebraucht. Das aus ihr für den arzneilichen Gebrauch mit Kalmus, Myrrhe und wohlriechendem Wein hergestellte Narzissenöl werde zu arzneilichem Gebrauche bereitet, verursache aber Kopfweh. Daß sich auch Plinius mit der Osterblume beschäftigt, ist nur natürlich. Wegen des roten Saums der Blütenkrone wurde die Osterblume von ihm als purpurfarbige Lilie bezeichnet. Dieser große Naturforscher, der bei Ausbruch des Vesuvs im Jahre 79 n. Chr. ums Leben kam, schreibt von der Osterblume: „Es gibt auch purpurfarbene Lilien, deren Stengel zuweilen doppelt, deren Wurzel eine einzige große Zwiebel ist. Man nennt diese Narcissus. Die eine Art hat eine weiße Blüte, mit purpurfarbenem Becher, der mit calix bezeichnet wird. Sie unterscheidet sich von den eigentlichen Lilien, daß sie nur an den Wurzeln Blätter hat. Die besten und schönsten Osterblumen wachsen auf den Gebirgen Lykiens.“ Heute haben wir außer den alten Urformen Neuheiten der letzten Jahrzehnte von auffallender Schönheit und großem Farbenreichtum. So sind die großkronigen Trompetennarzissen geschätzt als dankbare Zier» und Schnittblumen. Zwei Sorten sind es, die in großen Massen gezogen werden, die reingelbe „Golden Spur“, eine sehr frühe und schmucke Treibsorte, und „Bicolor Victoria“, die rein» weiß ist und eine gelbe Trompete zeigt. Auch an dieser Sorte fällt uns neben besonderer Schönheit und Haltbarkeit deren Farbenpracht auf. Wir freuen uns auch über die Schönheit der Prinzeßsorte. Auch die Sorte „Madame de Graaf" schmückt unsere Anlagen in hervorragenderWeise. Die Blumen» blätter sind reinweiß und die Trompete rahmgelb. Einige Osterblumen zeichnen sich auch durch an» genehmen Geruch aus. Besonders wäre hier zu nennen die Sorte „Vanilla", die noch wenig bekannt ist. Die große Trompete ist goldgelb mit elfenbeinweißen Blumenblättern. Die vielen Sorten dieser herrlichen Frühblüher vermag man nicht alle aufzuzählen, doch alle haben die lange Blühwilligkeit und Dauerhaftigkeit, die Schönheit und Lieblichkeit ihrer Blumen gemein. Sie gehören zu den allerersten Blumen, und in jedem Garten sollte um die schöne Osterzeit ein nettes Sortiment dieser zierlichen Osterblumen in Gemeinschaft ihrer Familienmitglieder, der Lilien, Tulpen und Hyazinthen, stehen. Der Praktiker und das Botanisieren". Seit dem vorigen Jahr hat unser rühriger Schriftleiter die lobenswerte Einrichtung getroffen, botanische Exkursionen zu veranstalten. Wenn diese pflanzenkundliche Einrichtung auch in erster Linie dazu bei» tragen soll, unsere interessante heimische Flora wissenschaftlich kennen und schätzen zu lernen, so hat dieses Aufsuchen von bekannten und Bestimmen von noch unbekannten Pflanzen, meinen Erfahrungen nach, auch einen beachtlichen praktischen Wert für den Gärtner und Pflanzenfreund. Insbesondere kann sogar für den Siedler Ersprießliches dabei herauskommen. Verfasser dieses hat vor etwa vier Jahr» zehnten nicht nur aus Liebhaberei, sondern auch aus Pflichtgefühl in seiner Stellung mehrere Jahre botanisiert. Die Exkursionen erstreckten sich etappenartig von der Mark bis nach Stubbenkammer auf Rügen. Da die gesammelten Kinder der deutschen Flora weiter kultiviert wurden, so lag es nahe, alle LImstände in bezug auf Standort und Bodenarten genau zu erforschen. Hierdurch wurden Wachstumseigenschaften klargelegt, die mir später auch für andere Zweige des Gärtnerberufes wertvolle Dienste leisteten. Wie oft wurden Standorte seltener Pflanzen schon nach äußeren Anzeichen angemutet, wie oft die Boden» Verhältnisse nach Maulwurfshügeln, Fuchs», Dachs» und Kaninchenbau beurteilt! Viele Pflanzen, wie seltene Erdorchideen, Vertreter der Familien der Rosaceen und Papilionaceen konnten erst mit der Aussicht aufWeiterwachsen gewonnen werden, wenn man sie etwa 8/4 Meter tief zum Teil aus schwerem Boden und Geröll herausgrub. Kleinere zum Teil einjährige Pflanzen zeigten mit Sicherheit die Art der oberen, ausdauernde die der unteren Erdschichten an. So bildete sich mit der Zeit bei der Beurteilung von Bodenarten nach der Art des Pflanzenwuchses eine gewisse Sicherheit heraus, die in praktischer Weise verwertet werden konnte. Bei der jetzt zur Tagesordnung gewordenen Siedlungsfrage, wobei Tausende von Hektaren, zum Teil unbebautes Land, in Betracht kommen, dürfte es für die Siedler und deren Ratgeber von großem Nutzen sein, durch Kennenlernen des natürlichen Pflanzenwuchses die Bodenverhältnisse und die Bodengüte für gewisse Kulturen praktisch abschätzen zu können. Strebsame junge Gärtner und angehende Siedler sollten sich daher in kleinen Gruppen an Exkursionen zum Studium der deutschen Flora beteiligen. * Die erste Exkursion dieses Jahres wird am 22. April nach Finkenkrug stattfinden. (Siehe Anzeige!)