Erklärung sowohl der Erscheinungen als auch der Sinnes- empfindung Geltung hat, gingen früher andere Anschauungen voraus. Wir können dieses Kapitel, welches den Ueberblick über die Entwickelung der Theorien geben soll, deshalb nicht schließen, ohne auch hierüber das Hauptsächlichste erwähnt zu haben. Die Lehre von den Gesichtsempfindungen fiel im Altertume, solange noch positive Kenntnisse darüber fehlten, ganz der Philosophie anheim. Zunächst mußte eingesehen werden, daß die Empfindungen nur Wirkungen der Außendinge auf unseren Körper seien und daß die Wahrnehmung erst durch psychische Prozesse aus der Empfindung gebildet würde. Mit dieser Einsichtringtdiegriechische Philosophie. Sie beginnt mit naiven Voraussetzungen über die Möglichkeiten, wie Bilder, die den Gegenständen entsprächen, in die Seele kommen sollten. Demokrit und Epikur lassen solche Bilder sich von den Gegenständen loslösen und in das Auge fließen. Empe- dokles, im fünften Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung, läßt Strahlen sowohl vom Lichte wie vom Auge nach den Gegenständen fließen und mit letzteren die Gegenstände gleich sam betasten. Plato scheint zu schwanken; doch schließt er sich wenig später der Ansicht des Empedokles an; er erklärt die vom Auge ausgehenden Strahlen für ähnlich dem Lichte, aber nicht brennend, und läßt das Sehen nur zu stände kommen, wo das innere Licht herausgehend an den Gegen ständen das verwandte äußere Licht trifft. Schließlich nähert er sich durch Untersuchungen über die geistige Thätigkeit bei den Wahrnehmungen schon dem reiferen Standpunkte des Aristoteles. Bei letzterem (Da ssnsibuL, äs animn et äs eoloribns) findet sich bereits eine feinere psychologische Untersuchung über die Mitwirkung geistiger Thätigkeit in den Sinnes- Wahrnehmungen; das Physikalische und Physiologische, die Empfindung, ist deutlich unterschieden von dem Psychischen; die Wahrnehmung äußerer Objekte beruht nicht mehr auf einer Art feiner Fühlfäden des Auges, sondern auf Urteil. Berger, Farbenlehre. 2