entwerfe, sondern undeutliche, verwaschene, denn er reiht sie in der Farbenlehre an die Nebenbilder an, welche parallele Glasplatten und Krystalle von Kalkspat zeigen; hierbei dürfte Goethe die Bilder des Prisma in einfachem Lichte, bei welchem dieselben vollkommen scharf erscheinen, nie genügend beobachtet haben. Betrachte man, so meint er, durch das Prisma eine Helle Fläche auf dunklem Grunde, so werde das Bild vom Prisma verschoben und getrübt; der vorangehende Rand desselben werde über den dunklen Grund hinübergeschoben und erscheine als Helles Trübes vor Dunklem blau; der hinter her folgende Rand der Hellen Fläche werde aber von dem vor geschobenen trüben Bilde des darnach folgenden schwarzen Grundes überdeckt und erscheine als ein Helles hinter einem dunkeln Trüben gelbrot. Daß eine so gezwungene Erklärung des spektralen Farbenbandes gegenüber den physikalischen Thatsachen nicht Stich halten konnte, hat Goethe in der durch ihn hervorgerufenen wissenschaftlichen Kontroverse genugsam erfahren müssen. Seine Darstellungen der Farben erscheinungen sind eben nicht als physikalische Erklärungen, sondern nur als „bildliche Versinnlichungen" des Vorganges zu betrachten, und die übermäßig heftige Polemik gegen Newton gründete sich mehr darauf, daß dessen Fundamental theorie ihm zu absurd erschien, als daß er etwas Erhebliches dagegen hätte einwenden können. Der Grund aber, weshalb ihm Newtons Annahme, das weiße Licht sei aus vielfarbigem zusammengesetzt, so absurd erschien, lag in seinen, künstlerischen Standpunkte, der ihn verleitete, alle Schönheit und Wahr heit unmittelbar in der sinnlichen Anschauung gelegen zu suchen. Das große Aufsehen, welches Goethes Farbenlehre, durch die Autorität seiner Persönlichkeit bedingt, machte, be ruhte zum Teil gewiß auch darauf, daß das große Publikum, ungeübt in der Strenge wissenschaftlicher Untersuchungen, natürlich mehr geneigt war, einer künstlerisch anschaulichen Darstellung zu folgen als mathematisch physikalischen Ab straktionen. Dann bemächtigte sich auch die H eg elsche Natur-