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notwendig Von geringerer Intensität war als das Ganze, so betrachtete man diese Verminderung der Lichtintensität als das Wesentliche der Farbe, und die Meinung des Aristoteles, die Farbe entstehe durch Mischung von Hell und Dunkel (Weiß und Schwarz), zählte viele Anhänger. Das Dunkle, meinte er, müßte durch die Reflexion an den Körpern ent stehen, da jede Reflexion das Licht schwäche. Es ist dies die durchgängige Ansicht bis zum Anfang der neueren Zeit, z. B. bei Maurolycus, Fleischer, De Dominis, Funk, Nuguet (vgl. Goethes Geschichte der Farbenlehre) und Goethe selbst hat dieselbe noch einmal in seiner Farbenlehre zu verteidigen gesucht. Er ging nicht darauf aus, eine Erklärung der Farbenerscheinungen im physikalischen Sinne zu geben, sondern suchte nur die Bedingungen allgemein aufzustellen, unter denen Farben entstehen. Jni Gegensatz zu Newton, der von dem durch Brechung des Sonnenlichtes entstandenen „Spektrum" ausgeht, sucht Goethe durch das „Urphänomen" das prismatische Farbenbild zu erklären. Als solches be trachtete er die Farben trüber Medien. Eine große Zahl solcher Medien machen durchgehendes Licht rot, auffallendes läßt sie vor dunklem Hintergründe blau erscheinen. Während nun Goethe im allgemeinen der Ansicht des Aristoteles folgt, daß das Licht verdunkelt oder mit Dunkel gemischt werden müsse, um Farben zu erzeugen, glaubte er in den Erscheinungen der trüben Medien die besondere Art der Verdunkelung gefunden zu haben und gab in seinem Werke zur Farben lehre einige hierher gehörige Thatsachen. Er spricht wohl davon, daß das trübe Medium dem Lichte etwas Körper liches, Schattiges gebe, wie es zur Erzeugung der Farbe nötig sei; eine genauere physikalische Erklärung deutet er aber nirgends an. Goethe betrachtet ferner alle durchsichtigen Körper als schwach trübe, so auch das Prisma, und nimmt infolgedessen an, daß das Prisma dem Bilde, welches es dem Beobachter zeigt, von seiner Trübung etwas mitteile. Er scheint dabei gemeint zu haben, daß das Prisma nie ganz scharfe Bilder