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Nr. 66. PulSnryer Tageblatt. — Sonnabend, den 17. März 1928. Sette 13. Wann muß der Kranfahrer hupe«? über zu häufiges, unmotiviertes Hupen mehren sich allenthalben. Richt allein in den Großstädten, auch in den mittleren und kleinen Städten ist es heutigen nachgerade kein Vergnügen mehr, in einer verkehrs reichen Durchgangsstraße oder gar an einer vielbefahrenen Straßenkreuzung zu wohnen. Und dazu ist bei fortschrei tender Motorisierung in dieser Hinsicht keine Besserung, sondern nur eine Verschlimmerung zu erwarten! Die maßgebende Kraftfahrzeugverkehrsordnung vom 5. 12. 1925 in ihrer Fassung vom 28. 7. 1926 schreibt in ihrem 8 19 nun vor, daß der Führer eines Kraftfahrzeuges „überall da, wo es die Sicherheit des Verkehrs erfordert, durch deutlich hörbare Warnungszeichen rechtzeitig auf das Nahen des Kraftfahrzeuges aufmerksam zu machen" habe. Mit dieser immerhin recht dehnbaren Formulierung begnügt sich der Gesetzgeber aber, ganz im Gegensatz zu der früheren Textierung der Vorschrift, die bestimmte, zum Hupen nötigende Einzelfälle aufzählte. Eine Interpre tierung, wann nun z. B. eine Gefährdung der Verkehrs sicherheit anzunehmen und die Signalabgabepflicht damit als vorliegend zu erachten sei, ist wohlweislich unter blieben. Der Kraftfahrer hat selber zu entscheiden, ob und wann er zu hupen hat oder nicht. Und da liegt offensichtlich de.s Pudels Kern! Der Kraftfahrer ist mangels einer präzisen Fassung der Vor schrift nun nämlich genötigt, sich neben der mehr oder weniger differierenden Spruchpraxis der Gerichte vor allem an die jeweilige Einstellung der in Frage kommen den Behörden zu halten. Und daß gerade diese, zumal in der Hupenfrage, teilweise noch recht antiquiert an- mutet, ist ja hinlänglich bekannt. Gibt es doch noch immer eine große Anzahl von Gemeinden, Polizeiver waltungen usw., die jeden Kraftfahrer rücksichtslos be strafen, sofern er nur an einer Straßenkreuzung die Ab gabe von Warnungszeichen unterläßt. Und doch ist das grundfalsch. Mag auch nach wie vor als Regel gelten, daß in Fällen der Unübersichtlichkeit, wie z. B. bei Wegekreuzun gen, Straßenkrümmungen, beim Überholen von in Fahrt richtung befindlichen oder kreuzenden Fahrzeugen, Per sonen usw. zu hupen ist, so „ist Kriterium für die Signal- abgabepflicht doch in jedem einzelnen Falle die Frage, ob eine Besorgnis für die Sicherheit oder Unversehrtheit von Personen oder Sachen begründet ist". Hierauf also hat sich die Prüfung der Gerichte zu erstrecken. Weiterhin „ist eine Warnung auch gar nicht notwendig, wo der Führer des Kraftwagens auf Grund pflichtmäßiger Be urteilung der Sachlage damit rechnen darf, daß fein Her annahen seine Fahrtrichtung, seine Geschwindigkeit, kurz die durch die Bewegung des Wagens drohende Gefahr schon ohnehin wahrgenommen worden sei". In An gleichung an diese Rechtsauffassung verneint das Ober landesgericht Celle die Notwendigkeit des Hupens somit auch dann, wenn „in nächtlicher Stille schon das Geräusch des Wagens und der von ihm verbreitete Lichtschein genügt, um die Verkehrssicherheit zu gewährleisten". Daß das Nichtvorhandensein warnungsbedürftiger Per sonen überhaupt jedwede Signalpflicht ausschließt, er scheint nach dem Vorhergehenden nur selbstverständlich. Voraussetzung freilich ist in jedem Falle, daß „die im 8 18 Abs. 2 zugelassene Höchstgeschwindigkeit nicht überschritten wird" und der Kraftfahrer infolge über mäßiger Geschwindigkeit auch nicht etwa außerstande ist, „seinen Verpflichtungen, wozu die Vermeidung der Ge- fährdung des Publikums gehört, Genüge zu tun". Gerade im Stadtverkehr aber sind die Fahrzeuge ohnehin aus verkehrstechnischcn Gründen zu häufig langsamem Fahren, Fahrtunterbrechung usw. gezwungen, so daß sich hier in der Tat daS Hupen, wenn auch nicht ganz ver mieden so doch zum mindesten in erheblichem Maße ein schränken lasten würde. Denn nicht etwa glaube der Kraftfahrer, daß er sich von seiner Pflicht zu langsamem Fahren durch um so häufigeres und intensiveres Hupen schlechthin befreien könne. Auch ist anhaltendes, lang gezogenes Hupen, das in geschlossenen Ortsteilen ohnehin verboten ist, schon aus dem Grunde zu vermeiden, da es erfahrungsgemäß seine Wirkung nur in daS Gegenteil verkehrt, d. h. zu leicht im Signal anderer Fahrzeug« untergeht und dadurch um so weniger hörbar wird. Unsere drei Fragen Was der Zeitungsleser wissen muß! —Frage: Die Salzburger Landesoerwaltung hat de« Bau einer Automobilstraße auf die Gaisbergspitze beschlossen. Wo befindet sich der Gaisberg? Antwort: Der 1286 Meter hohe Gaisberg gehört zu den Wolfganger Alpen und ist in unmittelbarer Nähe der Stadt Salzburg gelegen. Auf seinem Gipfel befindet sich ein Hotel und ein Aussichtsturm, der einen ungemein lohnenden Rund blick gewährt. Seit dem Jahre 1887 führt von der Station Parsch der österreichischen Bundesbahnlinie Salzburg-Wörg/ über die Zistelalpe eine schmalspurige Zahnradbahn auf die Gaisbergspitze. —:— Frag«: Die in jüngst«: Zett in vielen Alpengegen- d« «»getretene« Hochwasser Haden an verschiedenen Ort« zu Vermurungen geführt. Was versteht man darunter? Antwort: Unter Vermurung versteht »an in den deutsch« Alpen die Bildung von Schuttkegeln, welche von Wildbäch« besonder» au» dem Moränenschutt urw hauptsächlich an solche« Stellen abgelagert werden, wo steil geneigte Nebentäler cm den Seitenwandungen ebener Talböden endigen. Don ra scher Schneeschmelze begünstigt, können durch Vermurung ost große Flächen wertvolle« Talgeländes der Kultur entzog« werden. —:— Frage: Welchem hochdeutschen Vornamen entspricht der in Baoera sehr gebräuchliche Vorname ,Hias"? Antwort in Bayern übliche Vorname Hias W di« Abkürzung de» Vornamens Matthias. Da» MLrzheft der „See", Monatsschrift des Deutschen See Vereins (früher Fiottenvereins) Berlin, Matthäikirchstr. 13, bringt neben der Schilderung einer Reise mit einem Bananendampfer nach den Canarischen Inseln und dem Abschluß des Berichts über die Welt reise des Kreuzers „Emden" einen Artikel über die den Verkehr mit Rohöl und Petroleum vermittelnden Tankschiffe sowie sonstige Nach richten aus der Handelsschlffahrt. Etwas Seemannsgarn vertritt den Humor. ürteluwsedlüge kertixen billigst L I.. körsters Lrbea u. ruverl. Lrnirkx. v. rr. 8«it 7907 bekannt Lesnt^n^ briefl. ?ütentbüro Orescjen-^.. Zcklvsstraöe 2. LlllSiMll Lar pukMer IsMIrN baden guten Lrkolg wsftrencl Du Lcftläfst. löst sicft in 6er HiompLonbsuAe 6er Scftmutr von Deiner ^Vöscfte. - Kein über- seftnelles ^usdeieen 6er 3toffe f>n6et statt. 6enn 6ieseswur6e 6ie ^sscche snsreifen un6 in Küree vernickten. 3cftone Deine Weiscfte un6 nimm Amor auf Schleichwegen. EM heiterer Roman von Friede Birkner. LopxriBtt 1926 df Karl Köhler 6 Co., Be.'n-Zehlendorf. 2,, (Nachdruck verboten.» Er ließ also Christa nicht merken, daß ihm ihr Versprechen irgendwie aufgefallen war, und lenkte die Red« nun geschickt auf den Punkt, der ihm am meisten am Herzen lag. „Demnach leben Sie schon lange im Hause Ihrer Freundin?" "v ja," gab Christa sofort zur Antwort. ''Hat Ihrer Freundin nicht viel darunter zu leiden, daß sie bi« Tochter eines genugsam als reich bekannten Mannes ist?" „Wie meinen Sie das?" Christa sah ihn etwas unsicher an. ,Mun, so in Bezug auf Freier, auf Betteleien und darum, weil sjx doch eigentlich keinen unbeobachteten Schritt tun kann, zumal nicht in Hamburg, was doch eigentlich ein Krähwinkel ist?" „Ach, Sie haben ja recht," seufzte Christa förmlich, „und °"nn di« vielen Tanten und Verwandten, die Ria hat . . ." Sie lah Roh«« lächelnd an mit ihren klaren, Hellen Augen, so daß er A am liebsten in seine Arme genommen und sie auf den süßen Mund gekü^ hZttt. Aber da er doch noch nicht seiner Sache sicher war, wi« Christa dies wohl aufnehmen würde, so unterließ er es lieber und fragt« weiter: „So, alsg vielen Tanten machen Ihrer Freundin das Leben schwer?" „Und wi«i — hie wollten mich, das heißt Ria, nicht einmal allein reisen lassen nach Schanghai. Da sollte unbedingt ein« ait« TAN« mttgenommen werden." "UZ0AU t „Nun, al» Anstandsdame, verstehen Sie?" „AdO'TI.rind das sind Sie nun, diese Anstanbsdame?" Ro dert hatte Muh«, Christ«, nicht merken zu lassen, daß es ihm schwer fiel, bei ihren kleinen Notlügen ernst zu bleiben. „Sind Sie aber nicht ein wenig zu jung für solch ein Amt? — Würde Fraulern Hartung nicht viel eher die» Amt bei Ihnen vertreten können?" Christa nagt« in der Verlegenheit an ihrem feinen Batisttuch. Hu spät merkte sie, baß sie sich da auf ein sehr gefährliche» Gebiet gewagt hatte, und sie rettet« sich kurzerhand mit einem Scherz aus der verfänglichen Lage. „Wissen Äe, es heißt doch immer: „Wem Gott ein Amt gibt, dem gibt er auch Verstand. " Ich hoff«, daß ich den nötigen Verstand habe zu meinem schweren Amt. — Aber nun haben wir genug von mir und meiner Freundin gesprochen, nun wolle« wir ein wenig von Ihnen sprechen!" „Bin ich Ihnen denn als Gesprächsthema genug?" „Wollen Sie jetzt eine Schmeichelei hören oder bi« Wahr heit?" „Die Wahrheit natürlich!" „Schon, — also Sie sind mir sehr willkommen," sagte si« lächelnd, „und zwar aus einem ganz bestimmten Grund." „find dars ich den erfahren?" „Ich denke ja. — Es ist nämlich so, daß ich immer das Ge fühl Hobe, daß Sie nicht nur ein Beamter sind." „Wie meinen Sie das?" fragte Robert nun seinerseits etwas verlegen. „Es geht mir noch immer so wie an dem Tage, da wir Si« zuerst hier an Bord sahen und Roy Ihnen einen Spitznamen gab." „Der Maharadschah!" „Sir wissen Ihren Namen, ich weiß, meine Freundin hat es mir gesagt. Wie ich Ihnen schon sagte, es wird mir geradezu schwer, Sie mir in einer abhängigen Stellung zu denken. — Ihr ganzes Wesen, Ihr Auftreten ist so gor nicht da» eines Mannes in abhängiger Stellung. — Ich hab' oft schon denken müssen, daß Herr Bredow eigentlich mehr das Wesen eines Angestellten hat und Sie das eines großen Arbeitgeb' ; — Sie erinnern mich in Ihrer sicheren und bestimmten Art seyr an , an den Vater meiner Freundin, der ja auch ein kleiner König in seinem Reich« ist." Robert mußte >m stillen die feine Beobachtungsgabe Christa» bewundern, doch ging es ihm jetzt genau so, wie es vor einer Mi nute Christa ergangen war: er sucht« krampfhaft nach einem ande ren Gesprächsstoff und verfiel in seiner Unsicherheit auf etwas Ver fänglicheres. „Wenn wir nun die Stoffe „Sie und Ich" ausfchalteten und ein wenig von „Uns" sprächen?" „Ich verstehe Sie nicht ganz!" „Ich meine, wenn wir, — oder nein, da» geht nicht, — wenn ich Ihnen nun sagen würbe, Rista, baß ich dich liebe?" Robert nahm Christas Hand, die sie ihm in der ersten Bestürzung auch ruhig überließ, und zog sie an seine Lippen, um sie weich und zärt lich zu küssen. „Rista, haben Ä« mich gehört? — Gebe« Si« mir Antwort, sagen Sie mir, daß Sie mir nicht zürnen!"" Langsam entzog ihm Christa ihre schmale Hand und sah ihn dann groß an. „Ich bitte Si«, sprechen Sie nicht davon, ich kann Ihnen ja keine Antwort geben. — Jetzt noch nicht," setzte sie hinzu, als sie den müden, traurigen Ausdruck seiner Augen sah. „Wann Rista, wann können Sie mir Antwort geben?" fragt« er flehend. „In Schanghai, vorher gebt es nicht." Ein reizendes Lächeln spielte um ihren süßen Mund/ „Und wie , wie wird die Antwort ausfallen t Rista? Da» wenigstens müssen Sie mir sagen!" „Sie bleiben nicht bei der Stange, Herr Rex." Christa er hob sich von dem langen Liegestuhl, den Robert ihr an die Reeling geschoben hatte. „Wenn ich Ihnen sagen würbe, wie di« Ant wort ausfiel«, nun, dann könnte ich Ihnen ja gleich sagen, was zu sagen wär«." „Ach ja, bitte, tun Sie das doch!" Robert hatte ihre beiden Hände genommen und preßt« sie an seine Augen. „Bitte!" „Nein, — es bleibt bei dem, was ich gesagt habe!" „So unbarmherzig?" „Nur vernünftig!" „Brrrr, das Wort hasse ich! — Wenn einer „vernünftig" ist, so bedeutet das für den anderen Teil immer ein« Enttäuschung. - Also, Sie sind unerbittlich?" „Unbedingt! — Und nun gestatten Sie mir wieder den frei« Gebrauch meiner Hände," sagte Christa und sah mit einem weich« Lächeln auf den Kopf Roberts nieder, der noch immer über ihr« Hände gebeugt stanb und sie abwechselnd küßte. „Muß das sein?" „Es wird wohl nicht ander» zu mach« sein, da ich jetzt in mein« Kabine will." „Schon? — Auch diese Grausamkeit noch?" „Schon? — Da, sehen Sie auf meine Uhr, er ist gleich Mit ternacht." Aufseufzend ließ Robert ihre Hände frei. ^Gern tue ich er nicht, das sage ich ganz off« — und sehr nett ist es auch nicht von Ihnen, daß Sie mich nun so kalt und herzlos mir und meiner Qual überlassen." „Wie wär« e» wenn Sie es genau so macht« wie ich und auch schlafen ging«, das wäre doch eia Ausweg?" Um Christa» Lipp« spi? ->ieder der fein« Zug süßer Schelmerei, der ihn im mer so en „Aus v Ausweg wär« ich bestimmt nicht gekommen, man könnte die» ja m wohlwollende Erwägung zieh«." „Aber bitte, lass« Si« mir dabei mein« Härcke fr«i." (Fortsetzung folgt.)