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60 VI. Gerbstoffanatomie. stoffsäcke in Cornus mas; vollständige Durchsetzung des reifen Fleisches der Kakifrucht mit dünnwandigen Gerbstoffzellen), und stimmt ebenso zum Verhalten der Trockenfrüchte (vgl. oben). Es scheint mir nur ein Fall weiterer Differenzirung zu sein (und einer, der es wahrscheinlich macht, dass in all’ den hier in Rede stehenden Sekretbehältern der Gerbstoff nicht als das Wesentliche, sondern als das Accidentelle zu betrachten ist), wenn bei zahlreichen Gebilden, die »Sekrete« enthalten, Gerbstoff nicht mehr in den Be hältern selbst, sondern in ihrer Umgebung, mehr oder weniger scheidenartig, auftritt, über welche Fälle Wilke (a. a. 0.) Meh reres berichtet hat. Aber von einem Eintritt in den Stoffwechsel wird keine Rede sein dürfen, wohl auch nicht bei den Nektarien, wie Stadler will (Beiträge zur Kenntniss der Nektarien 1886, S. 72). 3. Zuletzt endlich sei ein Objekt erwähnt, das vielleicht einmal bei Untersuchungen über die Entstehung des Gerbstoffs sehr gute Dienste thun wird, zur Zeit freilich dem Physiologen nur ein secun- däres Interesse abgewinnen konnte. Ich meine die pathologi schen Produkte des Pflanzenkörpers, die von den bekanntesten, den Galläpfeln, bis zu Erineen und Phyllerien gerbstoffhaltig sind. Die chinesischen Galläpfel mit ihren 70—77 %, die Aleppogalläpfel mit 55—60 % sind ja die weitaus gerbstoffreichsten Gebilde und werden selbst von den Wattle-Rinden (30—35 %)*) lange nicht eingeholt. Ihren Gerbstoff kann man einstweilen für autochthon halten. Es liegt ja nahe, wenigstens bei den Blattgallen an eine Zuleitung aus dem grünen Gewebe zu denken, und die quantitative Prüfung der Mutterblätter wird dabei keine entscheidenden Anhalte zu geben brauchen. Oser (a. a. 0. S. 172—173) hat gallentragende und gallen freie Blätter verglichen und in ersteren weniger Gerbstoff gefunden. Ich selbst habe sowohl bei unserer Eiche, als bei Buchen, gallen tragendes Material verglichen, bin aber nur zu schwankenden Resul taten gekommen. Im Oktober wurden von Eichen am Waldrande noch frische Blätter, gallenfreie und solche gesammelt, wo Blatt für Blatt 2—5 schöne kirschgrosse Gallen hatte. Es ergab sich z. B.: Aus 15 Blättern je 10 qcm Fläche (natürlich ohne die Gallen 1 . Gallenblätter mit zusammen 34 Gallen. Sie enthielten Gerbstoff *) Die Rinden der Acacien unserer Glashäuser sind lange nicht so gerb stoffreich. So fand ich bei einem armdicken Stamm von Acacia Melanoxylon 13,4%, bei 2—3jährigen Zweigen von Acacia decipiens nur 5,6% Rindengerbstoff.