VI. Beleuchtung der Gerbstoffanatomie. a. der Wandergerbstoff: das grüne Gewebe, Leit- und Lagergewebe des Gerbstoffs. b. der ruhende Gerbstoff: Vegetationspunkte, Schläuche, Scheiden u. s. w. Gallen
spätere Füllung der Zellen noch nichts. Ein Beispiel (freilich auch das einzige), welches Müller bei der Ringelung von Crataegus-Zweigen mittheilt, spricht dafür, dass der Ringelschnitt die Markzellen nicht beeinflusst (Traugott Müller, Ringelschnitt. Diss. Halle. 1888, S. 21). 2. Ein zweites Hauptgebiet, wo die autochthone Bildung von Gerbstoff äusser Frage steht, sind die anatomischen Elemente, welche de Bary unter dem Namen »Gerbstoffschläuche« zusammenge fasst hat (Vergl. Anat. S. 160). Es steht nun freilich sehr dahin — auch de Bary hat darüber nicht vorentschieden — ob hier die nomi- natio a potiori geschieht, d. h. bei diesen Elementen der Gerbstoff das Wesentliche ist, worüber sich ja in jüngster Zeit noch bei den »Eiweissschläuchen« Zweifel erhoben haben. Aber die in vielen Fällen exquisit isolirte Lage dieser Gebilde (z. B. im Acorus-Rhizom) sichert uns dieselben; und auch wo ihre schlauchartige Streckung (Sambucus) oder ihre strenge Bindung an die Gefässbündel (z. B. Araceen u. s. w.) auffällig wird, mag der Phylogenetiker etwa an frühere oder spätere Leitfunktion denken. Völlig etiolirtes Philodendron hastaefolium liess mich in allen Schläu chen der Gefässbündel den Gerbstoff vorfinden. Wie das Auftreten hier zweifellos rein autochthon, so ist auch über das Verbleiben in loco bei diesen Elementen keine Meinungs verschiedenheit möglich. Hier war es ja, wo Sachs zuerst und mit Recht den Eindruck gewonnen, dass ein Wiedereintritt des Gerb stoffs in den Stoffwechsel ausgeschlossen sei (Keimung der Schmink bohne, Sitzungsb. Wien. Acad. 1859, und Keimung der Dattel, Bot. Ztg. 1862, S. 246). Wirkliche quantitative Belege habe ich für die sich erhitzende Arumkeule gebracht (Heber die Blüthenwärme bei Arum italicum II, 1886, S. 25). Es ist mir nur ein einziger Fall in der Literatur bekannt, wo das nachträgliche Verwenden 'von Gerbstoff in solchen Schläuchen behauptet wird. Die prächtigen, von Moldenhawer bis Trecul ana tomisch untersuchten, aus tonnenförmigen Gliedern bestehenden Schläuche der Bananen sollen, wie wohl zuerst Meyen (Neues System II, S. 303), dann mit Bestimmtheit auch Karsten(Monatsb. Berlin. Acad. 1857, S. 74) behauptet, bei der Fruchtreife ihren Gerbstoff verlieren. Chrompräparate aus Fruchtknoten von Musa sapientum und solche aus reifen verkäuflichen Früchten (von M. Cavendishii?) zeigen, dass von Verschwinden keine Rede ist. Die gefüllten Gerbstoffschnüre der Frucht sind sogar mit blossem Auge sichtbar. — Das stimmt eben einfach mit dem Verhalten anderer Saftfrüchte (mächtige Gerb-