VI. Beleuchtung der Gerbstoffanatomie. a. der Wandergerbstoff: das grüne Gewebe, Leit- und Lagergewebe des Gerbstoffs. b. der ruhende Gerbstoff: Vegetationspunkte, Schläuche, Scheiden u. s. w. Gallen
weislich zu verändern. Waren es doch besonders die hier ins Auge zu fassenden Fälle, wo ein »ruhiges Liegenbleiben« des Gerbstoffs ganz besonders auffallen musste. 4. Selbständige Bildung von Gerbstoff, auch bei Lichtabschluss, findet nach meinen Erfahrungen in Vegetationspunkten und jungen Blattanlagen statt. So zwar, dass der Gerbstoff nicht blos in den Geweben auftritt, die später von dem Wandergerbstoff gar nicht berührt werden, sondern auch in den später grünen, in den späteren Leitbahnen u. s. w. Macht man einen Längsschnitt durch die Vegetationsspitze gerb stoffhaltiger Pflanzen, so findet man, wie schon z. B. Petzold (a. a. 0. S. 27 f.) oder Ed. Wagner (a. a. 0. S. 39 ff.) gefunden, die ersten gerbstoffhaltigen Zellen isolirt liegen. Bei Rosa beispielsweise treten die ersten Zellen isolirt im Plerom auf; isolirte Zellen im Rinden- periblem; bei jungen Blättchen zuerst in den Trichomen, dann der Epidermis u. s. w. Von einer Beileitung des Gerbstoffs kann hier schlechterdings keine Rede sein, denn es fehlt jeder Zusammenhang. Aber noch auffallender als das ist, dass auch die grünen Zellen ihren ersten Gerbstoff autochthon und ohne Licht entwickeln. We nigstens in völlig etiolirten Blättern findet sich in dem — bekannt lich unvollkommen ausgebildeten — Palissaden- und Schwammpar enchym Gerbstoff, wenn auch offenbar in geringerer Menge als später, vor (Eiche, Gloxinia). Auf den ersten Blick erscheint einem das als recht befremdliches Faktum. Aber es steht doch nicht ohne Analogie, dass in einer Zelle derselbe Inhaltskörper auf zwei ver schiedenen Wegen sich einfindet; man darf nur an die Stärke oder den Zucker der Chlorophyllzellen denken. — Im Uebrigen, sollte ich meinen, darf zur Ausbildung einer Zelle die Herstellung des cha rakteristischen Inhalts ebenso gut gerechnet werden, als man dazu von jeher Form und Wandbildung zählt. Erfahrungen an etiolirtem Materiale haben mir auch gezeigt, dass das im Dunkel erwachsene Mark und primäre Rindenparenchym gerbstoffhaltig wird, ohne Zweifel allerdings in geringerem Grade. Ob in den Rindengeweben, bei denen für Epidermis, Col- lenchym, Aussenrinde ein Continuum bis in die Blätter existirt, eine Zuleitung geschieht, steht dahin. Für die grünen Zellen ist eine spätere selbständige Neubildung im Licht ermöglicht. Interessanter wäre ohne Zweifel etwas über die spätere Thätig- keit des Markes zu wissen. Die Thatsache, dass das erste Auftreten des Gerbstoffs daselbst autochthon ist, beweist natürlich für die