VI. Beleuchtung der Gerbstoffanatomie. a. der Wandergerbstoff: das grüne Gewebe, Leit- und Lagergewebe des Gerbstoffs. b. der ruhende Gerbstoff: Vegetationspunkte, Schläuche, Scheiden u. s. w. Gallen
befindliche Gerbstoff sich dann auch über die anderen Gewebsele mente ergiesst, und insbesondere auch die Membranen derselben durchtränkt*), ist sicher. Meine Erfahrungen in dieser Beziehung stimmen ganz mit dem, was Rob. Hartig (a. a. 0. II, S. 48—49 u. s. w.) für das Holz andeutet. Aber Genaueres darüber ist noch nicht bekannt. Im Zusammenhang damit müssen auch die voraussicht lich mannigfaltigen Spaltungen der Gerbstoffe (Phlobaphene, Phenole in der Rinde; Farbstoffe, Kernstoffe im Holz) in’s Auge gefasst und ihre Bedeutung gelichtet werden. Vor einer gleichfalls ungelösten Frage stehen wir, wenn wir das Innere der Kernhölzer ganz plötzlich mit einer grossen Menge Gerbstoff überfluthet sehen. Ist der hier auf einmal auftretende Gerbstoff aus dem Blatte beigeleitet, und welche äusseren Faktoren, welche anatomischen Verhältnisse (die des Holzes sind unabänderlich) werden hierfür plötzlich maassgebend? — Oder wird dieser Kern gerbstoff wenigstens theilweise an Ort und Stelle erzeugt? — Nach Maassgabe meiner bisherigen Versuche muss ich zur ersten Annahme neigen. Ich befinde mich dabei in Uebereinstimmung mit Rob. Hartig (a. a. 0. II, S. 50); gegen die von Mer (a. a. 0.) angeführten Gründe für die zweite Alternative lassen sich Stück für Stück ernste Einwürfe machen. • b. Ruhender (autochthoner) Gerbstoff. Nachdem wir im Vorhergehenden diejenigen Gewebe betrachtet haben, in welchen Gerbstoff im Licht erzeugt und zwar in solcher Menge erzeugt wird, dass er in bestimmten Geweben auswandert, in anderen sich niederlegt und ohne Zweifel Funktionen ausübt, ohne übrigens bis zuletzt sich wieder zu verändern, sollen nun kurz die jenigen Zellformen berührt werden, von denen es wahrscheinlich ist, dass sie im Verlauf des Stoffwechsels autochthon Gerbstoff bilden, und in so geringer Menge bilden, dass er an Ort und Stelle bleibt und ohne Frage auch funktionirt. Letzteres, ohne sich wieder nach- *) Diese Frage von der Durchtränkung alternder Bast- und Holzgewebemem branen ist nicht zu verwechseln mit der noch zu prüfenden, wie weit auch in lebenden Zellen der Gerbstoff einen »Wandungszustand« hat. Diese ist seit Theod. Hartig’s Anregung (Bot. Ztg. 1865) wiederholt berührt und gewöhnlich bejaht worden. Vogl, Heber das Vorkommen von Gerb- und verwandten Stoffen in unterirdischen Pflanzentheilen. Sitzb. Wien. Ac. Bd. LIH. II. Abth. 1866, S. 181. Nägeli und Schwendener, Mikrosk. § 449. (S. 492 d. 1. Aufl.); A. Wolf, Heber den Gerbstoff der Eiche, Leipzig 1 869, S. 16 u. f.