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36 IV. Der Gerbstoff der Holzpflanzen. Der 2. Typus kommt bei den Hölzern mit gefärbtem Kern vor und zeichnet sich dadurch aus, dass im äusseren weissen Theil, dem .Splint, kaum 1 % Gerbstoff vorhanden ist, im Kern aber ganz plötz lich und unvermittelt der Gehalt auf das Vielfache springt, bei dicken Stämmen in den mittleren Kernlagen sogar noch höher steigt, nach innen zu aber, ohne sichtbaren äusseren Grund, wieder fällt. Die Versuchsreihe XX, 2 illustrirt das; als Beispiele heben wir Gledit- schia und Maulbeere aus: I. Gleditschia triacanthos. Baum im Dezember gefällt, 20 cm Stammdurchmesser, Splint gelbweiss, Kern rothbraun. Rinde Aeusserer Splint Innerer Splint Aeusserer Kern Innerer Kern 0,6 0,36 0,40 4,80 4,00. 2. Morus alba. Stamm von 14 cm Durchmesser; Splint weiss, Kern gelbbraun. Rinde Splint Aeusserer Kern Innerer Kern 1,0 0,64 3,84 2,78 Bei Kernhölzern, wird dieser Typus ganz allgemein sein; Quer- cus*), Taxus, Gymnocladus verhalten sich wenigstens auch so. Während der erste Typus der Gerbstoffvertheilung, wo das ältere Holz keine bedeutenden Abweichungen vom jungen, und diese nur allmählich zeigt, einigermaassen verständlich ist, lässt sich über die Art und Weise, wie im 2. ein so plötzlich und unvermittelt auftre tendes Steigen des Gerbstoffgehaltes zu Stande kommt, schwer eine Vorstellung gewinnen. Am ehesten scheint man noch mit der Sache fertig zu werden, wenn man den im Kern auftretenden Gerbstoff an Ort und Stelle selbst entstehen lässt. Das Material, aus dem er sich ableiten liesse, wäre ja eventuell in Markstrahlen und Holz parenchym zu finden, wenn auch über die Ursachen seiner plötzlichen Verwandlung gänzliches Dunkel schwebte. Die Schwierigkeit eines so plötzlichen Auftritts des Gerbstoffs hebt sich nicht, wenn wir denselben als beigeleiteten Blattgerbstoff auffassen wollen. Anatomische Aenderungen in den zuführenden Geweben und auch Aenderungen erklärender Art in der producirenden Baumkrone sind mir wenigstens nicht bekannt. *) Für die Eiche hat dieses Verhalten des Gerbstoffs bereits Henry fest gestellt : Repartition du tannin dans les diverses rgions du bois de Chne, in Annales de la science agronomique. Sme anne 1886. T. I; eine Arbeit, die ich blos aus einem Citate Mer’s kenne.