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Die Blätter im Sommer und der Blattfall. 29 haben soll, zeigt ohne weiteres, dass der grösste Theil des producir- ten Gerbstoffs auswandert. Dieses, wie wir sahen, tägliche Abfliessen kann es mit sich bringen, dass das Blatt während des Sommers kaum eine Verände rung seines Gehaltes zeigt, scheinbar gleichhaltig bleibt (Quercus pyramidalis in unserer Versuchsreihe XVIII, ebenso Corylus). In den meisten Fällen freilich findet eine allmähliche Zunahme von Monat zu Monat statt, bald stärker, bald schwächer. Magnolia, Platanus. Ein Gleiches hat sich ja auch schon bei den Untersuchungen von Dulk für die Buchenblätter (Juni bis November) in den »Land- wirthschaftl. Versuchsstationen« Bd. XVIII (1875) S. 4 92, für die Eichen blätter bei Oser (a. a. 0. S. 172—173) und für die Theeblätter bei Kellner (Versuchsstat.« XXXIII. S. 376—377) ergeben. Eine ganz besondere Aufmerksamkeit durfte das Verhalten des Gerbstoffs im herbstlichen Blatte beanspruchen. Wie wird sich das Blatt, das ähnlich der täglichen Kohlehydratabführung eine tägliche Auswanderung des Gerbstoffs zeigt, vor dem Abfall verhalten? — Gehört zu den werthvollen Inhalten, die das Herbstblatt vor der Trennung von der Mutterpflanze in diese zurückleitet, auch der Gerbstoff? Der Gerbstoff verhält sich anders als die Kohlehydrate, das Protoplasma, Kali, Phosphorsäure u. s. w. — Das zeigen die Zahlen der Tabelle XVIII I, noch besser aber die sub 2 angeführten Ana lysen. Unter 20 Fällen hat der Gerbstoff 12 mal zugenommen, +mal nahm er ab, und 4mal blieb er gleich. Aber ich glaube, es ist ganz gleichgiltig, ob der Gerbstoff im abgefallenen Blatt grösser oder kleiner geworden — entscheidend ist offenbar, dass in allen Fällen im abgetrennten Blatte noch so viel Gerbstoff ist, wie zur besten Vegetationszeit. Das beweist, dass die Pflanze auf den Blattgerbstoff keinen Werth mehr legt, er ist ihr gleichgiltig geworden. Viel eher lässt sich meines Erachtens die Frage thun, ob der Gerbstoff nicht im abgefallenen Blatte noch Werth, noch eine Funktion bei der Verwesung hat. Dass die Braunfärbung abgestorbener Ge webe gewöhnlich bei gerbstoffhaltigen Pflanzen und im Zusammen hang mit dem Gerbstoff steht, hatte ich schon vor vielen Jahren (Pringsh. Jahrb. V, 1866, S. 89) bemerkt: »Mit dem Vorkommen des Gerbstoffs scheint eng zusammenzuhängen die Braunfärbung trockener Gewebe; auffallend ist wenigstens, dass die im trockenen Zustande sehr bleichen Gewebe der Gramineen, Cruciferen und mancher Pa-