II. Ableitung des Gerbstoffs aus dem Blatt in Stengel und Stamm. Blätter am Baum in der Nacht. Aeste im Dunkeln. Durchschnittene Blätter. Blattstücke. Ringelschnitt an den Achsen
12 II. Leitung des Gerbstoffs. denen das Unterkommen des Gerbstoffs, wie wir sehen werden, vorzugsweise in Rinde und Holz gefunden wird. Hier hat der Gerbstoff eine längere Wanderschaft. Der unumstösslichste Beweis für diese Wanderung liegt bereits in dem geführten Nachweis, dass der Gerbstoff im Blatt erzeugt, nicht verarbeitet und nicht angehäuft wird. Der Ringelschnitt, mit dem wir den weiteren Beweis der Wan derung führen wollen, erhält erst durch die genannten Thatsachen seine eigentliche Kraft, für sich beweist er die Wanderung nicht. Legt man an einem Zweig oder Ast mittelst einer Ringwunde eine Unterbrechung der Rinde in der bekannten Form an, so zeigt sich alsbald über der Ringelwunde in den Geweben mehr Gerbstoff, als darunter. Die Annahme, dass es sich dabei nicht um Leitungs phänomene des Gerbstoffs, sondern blos um Leitung des Materiales für die Bildung des Gerbstoffs (der seinerseits an Ort und Stelle gebil det werde) handle, fällt unter den gegebenen Verhältnissen gänzlich weg; sie könnte, selbst dann, wenn wir Anhaltungspunkte für eine autochthone Gerbstoffbildung in Rinde und Holz finden, nur für einen Theil des dort befindlichen Gerbstoffs geltend gemacht werden; ein Theil, und wie ich annehme der grösste, muss hergewandert sein. In diesem Sinne deutet sich also z. B. folgender Versuch: Am 42. Juli wurden von Cornus alba diesjährige Triebe an ihrem ausgewachsenen Theil mitten im Internodium zwischen zwei Blattpaaren geringelt. Ueber der Ringelung nur ein Blattpaar stehen lassen, der Gipfel hinweggeschnitten. Unterhalb blieben alle Blätter. Nach 9 Tagen war fast regelmässig das über der Ringelung ge legene Blattpaar prächtig purpurbraun, die darunter liegenden blie ben rein grün. Analysirt wurden sowohl Blattflächen von oben und unten, als auch die Internodiaistücke über und unter der Ringel stelle, in gleich grossen Stücken. a. 9 Blattpaare mit 270 analysirter Fläche wogen oben unten 1,949 1,587 enthielten Gerbstoff 0,252 0,110. b. In den Internodiaistücken war ‘oben unten Gewicht 0,430 0,347 Gerbstoff 0,018 0,012. Durch die Ringelung war also der Strom unterbrochen und hatte