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10 II. Leitung des Gerbstoffs. Die Erscheinung, dass im Dunkel der Gerbstoff der Blätter sich mindert, beruht also bestimmt nicht auf einer chemischen Verwandlung desselben, sondern auf Weiter- leitung desselben in den Gefässbündeln. Dass für eine solche Auswanderung des Gerbstoffes aus dem producirenden Blattparenchym in die Rippen, und aus diesen in den Blattstiel und den Stengel auch alle anatomischen Vorbedingungen gegeben sind, habe ich bereits früher (Sitzb. Naturf. Ges. zu Halle 5. Nov. 1884) entschieden betont, und soll unten im Zusammenhang erörtert werden. Es mögen hier eine Anzahl Beispiele stehen, welche zeigen, dass unter normalen Verhältnissen, am Baum und Strauch, wenn man durch Einschneiden gewisse Theile der Blätter isolirt, Häufun gen von Gerbstoff in denselben stattfinden, die als sistirte Ableitung angesprochen werden müssen. Die Versuche wurden so gemacht, dass Blätter der Mittelrippe entlang eingeschnitten wurden, entweder bis auf eine Brücke am oberen und unteren Rand, oder von der Basis bis gegen die obere Hälfte hin, oder von der Spitze der Basis zu. In allen Fällen erhielt ich das gleiche Resultat, höhere Füllung des isolirten Stückes mit Gerbstoff. a. Die Blätter mitten eingeschnitten, an Spitze und Basis eine Brücke gelassen: I. Viburnum Lantana. 12 Blätter vom 7.—13. Juni. 144 qcm Blattfläche wiegt: natürlich 1,077 isolirt 1,476 enthält Gerbstoff 0,046 0,061, die übrigen, gleichen Versuche gebe ich in kleiner Tabelle: Pflanze Versuchs dauer Blatt zahl Benutzte qcm Gewicht Gerbstoff nat. isol. nat. isol. Magnolia acuminata 13.-20. Juni 10 300 1,401 1,691 0,024 0,030 desgl. 11.—1 6. Juni 14 420 2,022 2,313 0,053 0,062 desgl. 33 14 336 1,740 1,873 0,048 0,053 Ulmus americana 11 .—1 9. Juni 14 280 1,727 1,805 0,018 0,022 Quercus macranthera 16.—23. Juni 12 180 2,252 1,395 0.030 0,051 Hamamelis 1 3.—20. Juni 12 180 1,236 1,318 0,084 0,106