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Kohlensäure der Umgebung. 7 ich keine Ursache habe zu zweifeln: In CO2-freier Luft unter bleibt, unter Beleuchtungsverhältnissen, die in gewöhn licher Atmosphäre zur Gerbstofferzeugung führen, in grünen Blättern jedwede Gerbstoffproduktion. So vereinigt sich scheinbar Alles zu dem Schlüsse, dass der Gerbstoff, um mich kurz auszudrücken, ein Assimilationsprodukt der Chlorophyllkörner sei. Und doch wäre es unvorsichtig, den Satz so auszusprechen. Alle die angeführten Versuche sprechen ohne Zweifel dafür, dass die Gerbstoffproduktion im Blatt in einer gewissen, näher durchaus unbekannten Coincidenz steht mit der Kohlensäureassimi lation des Chlorophylls im Licht. Sie ist an das Chlorophyll ge bunden, sie ist an Lichtwirkung gebunden, und sie geschieht, wenn die Versuche nicht trügen, nur, während Kohlensäure in der Um gebung der Pflanze weilt. Und dennoch ist sicher, dass die beiden Prozesse, Kohlenstoffassimilation und Gerbstoffproduktion, nur coin- cidiren. Eines ist an das Andere geknüpft, aber nicht umgekehrt. Die Kohlensäureassimilation kann unabhängig von der Gerbstoffpro duktion stattfinden. Der Beweis soll nicht einfach damit erbracht werden, dass ich auf die zahllosen Pflanzen hinweise, die alle Kohlensäure assimi- liren und nie in ihrem Leben Gerbstoff produciren, wir können ihn durch eine Beihe unzweideutiger, mannigfach variirter Versuche mit Gerbstoffpflanzen führen. Die Blätter unserer Eichen, Weiden, Erlen u. s. w. können auch assimiliren, ohne dass Gerbstoffbildung erfolgt. Dem aufmerksamen Leser wird in den vorhergehenden Versuchen (z. B. Beihe V) schon aufgefallen sein, dass unter Umständen — es ist bei weniger günstigem, trübem Wetter — isolirte Blätter recht wohl an Trockengewicht zunehmen können, ohne dass sich der Gerbstoff vermehrt. In der Versuchsreihe IX sind unter Abtheilung 1 und 2 zahl reiche Beispiele aufgeführt, wo das bei ein- oder mehrtägiger Ex position isolirter Blätter der Fall ist. Zur Illustration mag ein hinten nicht aufgeführtes Beispiel von Nymphaea alba Platz finden. In der Zeit vom 5.— 10. August waren von zwei Seerosenblättern die eine Hälfte am Blattstiel und an der Pflanze in natürlicher Lage verblieben, während die andere Hälfte, am Mittelnerv abgetrennt, frei schwimmend daneben lag. Je 2 X 132 qcm Blattfläche — also im Ganzen 264 qcm, wurden mit einander verglichen: