I. Der Gerbstoff bildet sich im grünen Blatt am Licht. Einfluss von Lichtintensität und Expositionsdauer. Die Bedingungen seiner Bildung coincidiren mit denen der Kohlenstoffassimilation, aber nicht völlig
die Gerbstoffvermehrung im Blatt unfehlbar nachzuweisen, muss man zum Versuch isolirte Blätter anwenden. Es ist gewiss, dass der Ver such mit Blättern in ihren normalen Verhältnissen zwar auch gelingt, aber nicht mit der gleichen Sicherheit. Man vergleiche zunächst einmal die Resultate der Versuchs reihe Illa mit Seerosenblättern und IIIb mit isolirten und am Stock befindlichen Saxifragenblättern. Wer sich die Meinung bilden wollte, dass es sich bei der in Rede stehenden Gerbstoffvermehrung etwa um eine specifische Wir kung der Verwundung handle und der auftretende Gerbstoff etwa eine pathologische Mehrbildung sei, der wird durch diese Versuche, und zahlreiche später vorzuführende Thatsachen eines Andern be lehrt werden. Schon das Factum, dass in den isolirten Stücken die Trockensubstanz überhaupt sehr ansehnlich grösser ist, als in den mit der Mutterpflanze verbundenen, lässt zweifellos erkennen, dass es sich hier um ein Leitungsphänomen handelt. Aehnlich wie sich die Assimilationsprodukte des Kohlenstoffs an abgeschnittenen Blättern leichter nachweisen lassen, weil die Ableitung von Stärke und Zucker unmöglich wird, so kommt hier der gebildete Gerbstoff sicher zum Nachweis, weil er nicht abgeleitet werden kann. Für diese Leitung des Gerbstoffs haben wir später Belege in Hülle und Fülle. a. Lichtintensität. Will man kräftige Ausschläge bei den Ver suchen erzielen, so muss man warme Tage und vor allem direktes Sonnenlicht benutzen. Am promptesten liefern sie schöne Sommer tage im Juli und August. Will man dann die Blätter den ganzen Tag exponiren, so kann das in ganz leichtem Schatten z. B. von Birken geschehen, im andern Falle habe ich die Blätter unter Glas glocken gehalten, die dauernd von Rasensprengern irrigirt waren. Sonst entstehen leicht Brandflecke an den Blättern. — An trüben Tagen unterbleibt sehr leicht die Gerbstoffbildung, auch wenn Kohlen stoffassimilation erfolgt, — ein bedeutsames Factum, auf das später zurückgekommen werden soll. Der Einfluss der Lichtintensität spricht sich auch sehr deutlich in dem überaus ungleichen Gerbstoffgehalt von Licht- und Schatten blättern derselben Pflanze aus. Die Blätter einer Pflanze sind un gleich reicher an Gerbstoff, wenn sie frei am Rande des Baumes oder Busches, oder an aufrecht freien Zweigen stehen, als wenn sie, von anderen bedeckt, im Innern des Exemplars verborgen sind. Die Versuchsreihe IV giebt darüber interessante Aufschlüsse: a) Auf gleiche Fläche bezogen haben die Blätter nicht allein