16 Allgemeiner Theil. Sind die Häute fertig gegerbt, so folgt eine noch ausserordent lich wichtige Operation, die Zurichtung. Von der Art und Weise, in welcher die Häute gefärbt, geschmiert und getrocknet, dann appretirt und mechanisch bearbeitet werden, hängt ein grosser Theil des Erfolges der Chromgerbung ab. Sobald die Chromleder gar sind, was man ebenso wie bei lohgarem Leder am Schnitt erkennt, der gleichmässig gefärbt sein muss, sowie daran, dass sie bei mittlerem Druck trocken erscheinen, werden sie mit warmem, schwach alkalischem Wasser, z. B. Borax lösung abgespült, worauf das überschüssige Wasser durch Aus streichen entfernt wird. Die Leder werden dann, falls dies nicht gleich aus dem Kalk geschehen ist, auf die richtige Stärke gear beitet, auf der Tafel gereckt und in der üblichen Weise geschwärzt oder anderweitig gefärbt. Das Fetten geschieht mit ganz reinem Moellon, am besten in einem heizbaren Fettwalkfass; hierbei ist ein Zuviel zu vermeiden, da dadurch das Leder lappig und unan sehnlich wird. Farbige Leder werden mit Fett unter Zusatz von Soda geschmiert: auch Klauenfett ist sehr geeignet. Die Leder werden nach dem Fetten sorgfältig plattgestossen und dann zum Trocknen aufgehängt; während des Trocknens müssen sie noch wiederholt gestellt und gereckt werden, da das Leder nur auf diese Weise seine Geschmeidigkeit und Weichheit behält, während es sonst zusammenschrumpft und hart wird. Die Fleichseite wird schliesslich noch mit dem Birnstein abgeschliffen, die Narbenseite mit Leinöl abgerieben und durch Plätten mit einem heissen Eisen geglättet. Durch Aufträgen eines Glanzes kann man dem Leder endlich verschiedene Appretur geben; für farbige Leder empfiehlt sich Stossglanz. Das Schmieren der chromgaren Häute geschieht auch häufig in der sogenannten „fat liquor“, für deren Herstellung Procter fol gendes Recept giebt1): 1 Pfd. kastilianische Seife, 1/2 Pfd. Klauen pfotenöl oder Olivenöl werden in 25 1 heissem Wasser gut aufge löst und durchgeschlagen; nach dem Einfetten der Häute (oder auch vorher) wird mit einer Säurefarbe oder mit Alizarinfarbe gefärbt. Zum Geschmeidigmachen des Chromleders eignet sich auch das Glycerin. 1) cfr. Schuh und Leder 1898, No. 7.