12 Allgemeiner Theil. vollständigen Isolirung der die Gewebsfasern zusammensetzenden Hautfibrillen, entsprechend der Definition von Leder nach Knapp, wonach dieses als thierische Haut aufzufassen ist, bei welcher durch irgend ein Mittel das Zusammenkleben der Fasern beim Trocknen verhindert worden ist. Bei der Chromgerbung geschieht dies durch Einlagerung von unlöslichen Chromverbindungen in feinster Vertheilung im Innern der Haut. Auf diese Weise werden nun zwar die Hautfibrillen isolirt, ohne jedoch in dem Maasse auseinanderzufallen, wie beim Alaunleder, sodass das Chromleder auch auf der Fleischseite stets ein viel feinwolligeres und dichteres Aussehen zeigt als Alaun leder und daher besonders nach der Kombination mit Lohgerbung auch die Zurichtung auf der Fleischseite gestattet. Andrerseits erklärt sich durch dieses Auseinanderfallen der Faserbündel die Weichheit und die Zugfestigkeit des Chromleders. Da die Haut fibrillen keine wesentliche Aenderung in Form und Masse er fahren, bleibt das Leder zähe und erfährt keine merkliche Zu nahme an Fülle und Gewicht. Chromleder ist in der Regel „leer“ und nicht vollgriffig. Es ist daher auch allgemein üblich, das Chromleder nicht nach dem Gewicht, sondern nach Maass zu verkaufen. Im Gegensatz zu anderen gerbenden Mineralsalzen zeigen alle löslichen Chromsalze die Eigenschaft in das Innere der Fibrillen einzudringen und dort mehr oder weniger festgehalten zu werden; in Folge dessen haften auch die Chromsalze besser als z. B. die Thonerdesalze in der Haut, so dass in manchen Fällen eine Ab lagerung bis zu 10% Chromoxyd erzielt werden kann. Diesem Umstand verdankt das Chromleder seine Beständigkeit beim Kochen mit Wasser, sowie gegen die Einwirkung anderer Agentien. Das mit Hülfe von Chromsäure hergestellte Leder besitzt die gelbgrüne Farbe des Chromoxyds; in Folge der härtenden Wirkung der Chromsäure auf die Hautgelatine lässt es sich, einmal ge trocknet, in Wasser nicht wieder aufweichen. Falls solches Leder gefärbt werden soll, muss dies vor dem Trocknen geschehen. Chromleder dehnt sich beim Gebrauch nicht aus, sondern behält stets seine ursprüngliche Form; dabei verbindet es grosse Weich heit und Elasticität mit Festigkeit und hoher Widerstandsfähigkeit gegen Feuchtigkeit; alle diese Eigenschaften lassen das Chrom leder als das „non plus ultra“ für Oberleder erscheinen. Eine der