6 Allgemeiner Theil. Chromoxyd, gemengt mit Schwefel. Mit Salzsäure giebt die Chromsäure Chromchlorid unter Entweichen von Chlor. Die Lösungen der chromsauren Salze scheiden beim Erhitzen mit Schwefelalkalien Chromoxyd ab, desgleichen, wenn man Schwefelwasserstoff durch die Lösung leitet. Behandelt man die Lösung mit Schwefligsäuregas, so fällt zuerst braunes chromsaures Chromoxyd nieder, allmählich aber entsteht eine Chromoxydlösung, indem die schweflige Säure oxydirt wird. Bemerkenswerth ist die Einwirkung von schwefliger Säure auf eine mit überschüssiger Schwefelsäure versetzte Lösung von Bichromat, wobei Kalium chromalaun gebildet wird. Das Kaliumbichromat bildet mit Leim, Gelatine, Gummi etc. Verbindungen, welche am Licht unlöslich in Wasser werden, eine Thatsache, von der in der Chromgerberei, insbesondere bei der Herstellung von Kunstprodukten, gelegentlich Gebrauch ge macht wird. Das Wesen der Chromgerbung besteht darin, dass man eine von der Hautblösse aufgesaugte Chromsalzlösung in der Weise fällt, dass eine unlösliche bezw. nicht mehr auswaschbare Ver bindung von Chrom mit der Hautfaser in den Poren der Haut entsteht. Zur Bildung derartiger Verbindungen ist vor allem das Chromoxyd geeignet; es lässt sich sowohl aus Chromoxydsalzen durch alkalische Reagentien, als auch aus Chromsäureverbindungen durch Reduktionsmittel abscheiden und ist in Wasser vollständig unlöslich. Ob dieses Chromoxyd im Stande ist, im Entstehungs zustande sich chemisch mit den Elementen der Hautblösse zu einer metallorganischen Verbindung zu vereinigen, und ob die Gerbung hierauf oder auf rein physikalischen Vorgängen der Oberflächen anziehung beruht, darüber herrscht noch keine völlige Klarheit. Das Richtige wird man vermuthlich treffen mit der Annahme, dass chemische und physikalische Vorgänge sich gleichzeitig abspielen, welche nicht von einander getrennt werden können.