4 Allgemeiner Theil. Gegensatz zu Deutschland, wo man das Verfahren nach einigen klei neren missglückten Versuchen fast wieder aufgeben wollte, gelangte diese Art der Gerbung in Amerika derartig in Aufschwung, dass z. B. eine einzige Fabrik der Firma Robert Förderer in Phila delphia bereits vor mehreren Jahren wöchentlich 36 000 Ziegen felle nach dem Chromgerbverfahren verarbeitete. In Amerika war es auch, wo im Laufe der Zeit die zwei principiell verschie denen Methoden der Chromgerbung ausgearbeitet worden sind, die man als Einbad- und Zweibadverfahren unterscheidet und deren Wesen im nächsten Abschnitt erläutert werden wird. Die bekanntesten dieser zum grössten Theil patentirten Verfahren sind diejenigen von Schultz und Zahn einerseits und von Dennis andererseits. Heinzerling hat ebenfalls fortgesetzt an seinem Ver fahren weitergearbeitet und Verbesserungen angebracht, welche er sich in Amerika und England durch Patente hat schützen lassen. In Folge dessen steht die Chromgerbung heutzutage bereits auf einer hohen Stufe der Leistungsfähigkeit; aber auch jetzt wird immer noch unablässig an ihrer Vervollkommnung gearbeitet, und als ein besonders erfreuliches Zeichen ist es zu betrachten, dass die letzte durch ein Deutsches Reichs-Patent geschützte Neuerung auf dem Gebiete der Chromgerbung von einer deutschen Firma (Boehringer) stammt. II. Theoretisches. a) Chemie der Chromsalze. Eine theoretische Erklärung der gerbenden Wirkung der Chrom salze ist nur unter Berücksichtigung des chemischen Verhaltens dieser Verbindungen möglich. Das metallische Element Chrom bildet mit dem Sauerstoff drei Reihen von Verbindungen: die Oxydulverbindungen, die Oxydverbindungen und die Sesquioxyd- oder Chromsäure verbindungen. Diese verschiedenen Oxydationsstufen zeigen in chemischer Hinsicht ein durchaus verschiedenes Verhalten. Während die Oxydul- und Oxydverbindungen analog den übrigen metallischen