Volltext Seite (XML)
die Sonntagsruhe ausgenommen werden sollen. Fast debatte- loS stimmte das Haus dem Artikel 5a mit einer vom Abg. v. Stumm beantragten Abänderung zu. Art. 6 der Vor lage handelt von den Lohnbüchern, der in seiner Ziffer 1 dem Bundesrathe die Befugniß ertheilt, zunächst für die Kleider- und Wäscheconfection, dann jedoch euch für andere Geschäftszweige, bei denen sie als nothwendig erscheinen sollte, Lohnbücher oder Arbeitszettel vorzuschreiben. Hierzu hat die Commission eine neue Fassung beschlossen, die haupt sächlich auf eine nähere Bezeichnung bes Inhalts der Lohn bücher zielt; außerdem lagen aus dem Hause von verschie denen Seiten Abänderungsanträge zu Art. 6 vor. ES entspann sich hierüber eine schier endlose Debatte, da sich besonders die an ihr theilnehmenden sozialdemokratischen Redner in weitschweifigen Erörterungen gefielen. Schließlich gelangte Artikel 6,1 in der Commissionsfaffung, lediglich mit einer von den Abgeordneten Rösicke und Pachnickt be antragten mehr redactioncllen Abänderung zur Annahme, Ziffer 2 von Art. 6, die nur redactioneller Natur ist, wurde debattelos genehmigt, worauf sich das Haus zunächst der Berathung der sozialoemokratischerseits eingebrachten Anträge zuwandte, zur Ergänzung des 114a einen H 114k einzu schieben, dem zufolge weitere Beschränkungen der Heimarbeit eingeführt werden sollen. Abg. Reißhaus befürwortete die Anträge seiner Fraction, hierbei auf eine Reihe von Miß ständen in der Hausindustrie hinweisend. Staatssecretär Graf Posadowsky gab ebenso wie der conservative Abgeord nete Jakobskötter das Bestehen derartiger Mißstände, zu, er warnte aber, dieselben auf gesetzgeberischem Wege vor Ab schluß der hierüber eingeleiteten Erhebungen vorzeitig besei tigen zu wollen, da alsdann die Erwerbsgelegenheiten in vielen Gegenden bedenklich beeinträchtigt werden müßten. Im gleichen Sinne äußerten sich die Abgeordneten vr. Hitze (Centr.) und Fischbeck (fr. Volksp.), während zu Gunsten der sozialdemokratischen Anträge die Abgeordneten Molken buhr und nochmals Reißhaus sprachen. Die Anträge wurden zuletzt abgelehnt, worauf Schluß der Sitzung eintrat. Die Berathung der Gewerbeordnungs-Novelle dürste sich zweifel los noch einige Sitzungen hindurchziehen. — Die sensationelle Nachricht, der Oberpräsident der Provinz Posen, v. Bitter, habe bei einem dem Erzbischof Or. v. Stablewsky abgestatteten Besuche denselben im an geblichen Auftrage des Kaisers zur Entfaltung einer eifrigeren Fürsorge für die deutschen Katholiken in Posen aufgefordert, wird jetzt von ^der „Germania" als eine blanke Erfindung bezeichnet. — Der Kaiser und die Kaiserin beendigten am Sonn abend Nachmittag ihren Besuch in Schloß Windsor. Nach herzlicher Verabschiedung von der Königin Victoria reisten die Majestäten, begleitet von mehreren Mitgliedern der könig lichen Familie, nach Sandringham, dem Sommersitze des Prinzen und der Prinzessin von Wales, ab. — Die „Nat.-Zrg." erklärt die Zeitungsmittyeilungen über politische Verhandlungen des Kaisers mit englischen Ministern in Windsor als grundlos und versichert weiter, sie könne auch das weitere Gerücht, der Kaiser habe sich bei seinem Aufenthalt in Windsor um die Vermittelung des Friedens zwischen England und Transvaal bemüht, als grundlos bezeichnen. — Nun, es steht jedenfalls fest, daß die englischen Minister Chamberlain und Balfour in Wind sor von Kaiser Wilhelm empfangen worden sind und daß diese maßgebenden englischen Staatsmänner ferner Unterre dungen mit dem Staatssecretär Grafen Bülow und dem Botschafter Grafen Hatzfeldt gepflogen haben, und hierbei wird wohl schwerlich vom Wetter die Rede gewesen sein! Uebrigens berichtet auch die „Köln. Ztg.", die doch über englische Vorgänge gewöhnlich sehr gut unterrichtet ist, von einer Audienz Chamberlain's beim Kaiser und von längeren Besprechungen dieses englischen Ministers mit Bülow und Hatzfeldt Berlin, 27. Novbr. Die Prinzen Albrecht und Friedrich Heinrich von Preußen sind von ihrer Reife nach Spanien heute hierher zurückgekehrt. — Der Geh. Rath Professor llr. Koch wird seine Malaria-Forschungen, die er jetzt in Batavia betreibt, dem nächst in Deutsch-Guinea fortsetzen. — Der deutsche Schooner „Elise" ist, wie aus Kiel berichtet wird, seit 14 Tagen überfällig. Er ist zweifellos mit seiner Besatzung verloren. — Der Herzog von Altenburg hat sich einer Staar operation unterziehen müssen. Dieselbe ist günstig verlaufen ; der erlauchte Herr verbrachte die Nacht zum Sonnabend ruhig, sein Befinden ist ganz zufriedenstellend, der Zustand des operirten Auges ein befriedigender. — Der Reichstag erörterte am Sonnabend in Fort setzung der Spezialberathung der Gewerbeordnungs-Novelle den sozialdemokratischerseits beantragten neuen Z 114o in ermüdend langer Debatte. Genannter Paragraph zielt auf Einschränkung der Befugnisse der sogenannten Zwischenmeister und dementsprechend auch größeren Schutz der in der Haus industrie beschäftigten Personen gegenüber versuchten Aus beutungen durch die Zwischenmeister. Von sozialdemokratischer Seite befürworteten die Abgeordneten Albrecht, Reißhaus, Stadthagen und Molkenbuhr lebhaft den von ihnen bean tragten neuen Paragraphen, der aber schließlich gegen die Stimmen der Sozialdemokraten abgelehnt wurde. Eine fer nere längere Debatte rief dann der Commissionsvorschlag hervor, hinter § 137 der Regierungsvorlage einen neuen § 137a einzuschalten, nach welchem der Bundesrath ermäch tigt wird, für bestimmte Gewerbe die Mitgabe von Haus arbeit an Fabrikarbeiterinnen oder jugendliche Fabrikarbeiter einzuschränken oder auch ganz zu verbieten. Der genannte neue ß wurde jedoch schließlich, entsprechend einem Anträge Fischbeck, ebenfalls wieder gestrichen, worauf Art. 6, Abs. 4, und Art. 6a debattelos angenommen wurden. Bei der nun folgenden Berathung des § 122 trat Vertagung ein. — Die Nachrichten über eine angebliche Verstimmung zwischen Deutschland und Nordamerika in der Samoaange- legenheit werden als unbegründet bezeichnet. — In Kiautschau ist von der Verwaltung eine chine sische Schutztruppe unter dem Commando des Oberstleutnants v. Schoeler gebildet worden. Oesterreich-Ungarn. In Oesterreich wollen die Czechen mit aller Gewalt den Sturz des Beamtenministeriums Clary, das den Wenzelssöhnen durch die von ihm bewirkte Zurück ziehung der deutschfeindlichen Sprachenverordnungen nun einmal tief verhaßt ist, herbeisühren. Zu diesem Behübe haben die Czechen im Abgeordnetenhause eine rücksichtslose Obstruction ins Werk gesetzt, mit welcher parlamentarischen Verschleppungstaktik bezweckt wird, das Zustandekommen selbst nur der allernothwendigsten Vorlagen zu verhindern und hierdurch das Cabinet Clary zum Rücktritt zu zwingen. Bereits ist denn auch in Wiener parlamentarischen Kreisen die Rede davon, daß wenigstens der Ministerpräsident Graf Clary selber, sowie der Justizminister Kindinger dem czechi- schen Ansturm „geopfert" werden sollen; dann wäre es aber wohl besser, es würde gleich reiner Tisch gemacht und wieder ein ausgesprochen clerical-slavisches Parteiministerium ge bildet, damit die lieben Czechen wieder Ruhe geben! Italien. In der italienischen Deputirtenkammer hat das Ministerium Pelloux bei der Adreßdebatte einen scharfen Ansturm der verschiedenen Gruppen der Linken auszuhalten gehabt. Schließlich ist die Regierung jedoch Sieger geblieben, denn der Adreßentwurf wurde gegen die Stimmen der äußersten Linken angenommen. Türkei. In Constantinopel haben wieder einmal sen sationelle politische Verhaftungen stattgefunden, von denen eine Reihe hochgestellter Staats- und Hochwürdenträger be troffen wurden. Gegen die Verhafteten, die nach dem Aildiz- Kiosk gebracht wurden, erfolgte dann ein summarisches Gerichtsverfahren; ein schleunigst gebildeter besonderer Ge richtshof sprach die Verhafteten schuldig und verurtheilte sie zu lebenslänglicher Deportation. Die Verurtheilten werden beschuldigt, ein Complott zur Beseitigung des Sultans Ab dul Hamid geplant zu haben, wobei sie von dem ältesten Sohne desselben, Mohamed Selim, oder nach einer anderen Version von dem officiellen Thronfolger Prinzen Keschad unterstützt worden sein sollen. Es wird versichert, verschie dene Botschafter, darunter der deutsche, bemühten sich ,u Gunsten der Verschwörer, an deren Schuld man also in den diplomatischen Kreisen von Constantinopel nicht recht zu glauben scheint. Jedenfalls bleibt Näheres in dieser jüngsten türkischen Verschwörungsgeschichte abzuwarten. Sudau. In dem jüngsten siegreichen Gefecht, welches die Engländer am obersten Nil gegen die Mahdisten bestanden haben, ist der Chalifa Abdullahi selber gefallen. Alle hervor ragenden Emire, die ihn als Leibwache umgaben, sind ge fallen oder gefangen genommen worden, mit Ausnahme Osman Digma's, welcher entkam. Mit dem Tode des Cha- lisen wären die Engländer in Afrika von einem grimmigen Gegner befreit. Chile. In Chile ist eine fast allgemeine Cabinetscrisis eingetreten, der Ministerpräsident, der Finanzminister und noch andere Cabinetsmitglieder haben ihre Entlassung ge geben. Der Präsident der Republik ersuchte RasnelHalma- ceda und Joaqin Godoi, die Neubildung des Cabinets zu übernehmen. Südafrika. Die Engländer wollen auf dem westlichen Theile des südafrikanischen Kriegsschauplatzes einen größeren Sieg über die Boern errungen haben. Nach einer detail- lirten „Reuter"-Meldung aus Belmont vom 23. November hat General Lord Methuens auf seinem Marsch zum Entsay Kimberley's die bei Belmont verschanzten Boern trotz deS furchtbaren Feuers derselben aus ihren Stellungen geworfen, worauf die britische Cavallerie den fliehenden Gegner ver folgte, seine gesammten Vorräthe zerstörend. Sollte sich diese englische Siegesmeldung bewahrheiten, dann wäre aller dings der weitere Weg für die Truppen (Lord Methuens nach Kimberley frei und die Boern würden dann auf jenem Theile des Kriegsschauplatzes plötzlich sin eine bedenkliche Lage gerathen. Aus Ladysmith meldet General White vom 24. November amtlich, die dortige Lage sei unverändert, die Truppen seien wohl und munter. — Na, na! Der amerikanische Consul in Prätoria hat aus Anweisung des Washingtoner Cabinets der Transvaalregierung die bestimmte Eröffnung gemacht, die Unionsregierung werde die von ihr übernommene Verpflichtung, die Interessen der britischen Unterthanen in Transvaal und im Oranjcfreistaat zu schützen, im vollsten Umfange durchführen. Es scheint fast, als ob die Union dem englischen Vetter zu Liebe der Transvaal republik irgendwelche Schwierigkeiten auf diplomatischem Wege bereiten möchte. — Auf englischer Seite herrscht großer Jubel über den Sieg General Methuens bei Belmont; es bleibt indessen noch abzuwarten, ob dieser englische Waffenerfolg wirklich ein so bedeutender ist. Methuen richtete ein Schreiben an den Commandeur der Boern bei Belmont, in welchem er denselben ersucht, seinen Leuten einzuschärfen, als Verwun dete nicht auf die englischen Offiziere zu schießen, keine Dum-Dum-Kugeln zu verwenden und die weiße Flagge nicht zu mißbrauchen. Das Schreiben Methuens soll durch die angebliche Thatsache veranlaßt worden sein, daß ein ver wundeter Boer einen britischen Offizier, der ihm Helsen wollte, niederschoß und daß die Boern unter dem Schutze der weißen Flagge auf die Engländer feuerten. Am Sonn abend hat, wie es heißt, südlich von Kimberley ein heftiger Kampf stattgefunden. — Ein Telegramm des „Daily Telegraph" aus Est- court vom 26. November besagt: Die englische Colonne von Mooiriver hat am frühen Morgen in Frere sich mit Truppen-Abtheilungen des Generals Hildyard vereinigt. Nach einem weiteren Telegramm desselben Blattes aus Pietermaritzburg ist General Buller dort am 25. Novbr. Abends eingetroffen, während der Boern-Generai Joubert mit seinen Truppen auf Ladysmith zurückgegangen ist. Capstadt, 27. Noo Seitens der Boern geschieht Alles, um den Vormarsch der britischen Streitkräfte von Port Elisabeth auS zu verhindern. So ist jetzt die Eisen bahnbrücke zwischen Rosmead Junction und Middelburg — unterhalb Colesberg — gesprengt worden. Vermischtes. * Die Rhede von Kronstadt und der Hafen beginnen bei 7 Grad Frost zuzusrieren. Die Handelsschiffe beschleu nigen ihre Abfahrt; der Passagierdampferverkehr ist abge- schnitten. * Man schreibt aus London: Kaiser Wilhelm II. be suchte Windsor zum ersten Male im Jahre 1863 gelegent- lich der Vermählung des Prinzen von Wales. Er wohnte der Tcauung in der St. Georgs-Kapelle in Windsor mit seiner Muttter, der damaligen Kronprinzessin von Preußen, bei. Der Bischof von Oxford, Wilberforce, welcher als Geistlicher der Trauung beiwohnte, trug damals folgende Notiz über den künftigen Kaiser in sein Tagebuch ein: „Der kleine Prinz Wilhelm von Preußen, stand zwischen seinen beiden kleinen Onkeln, welche ihn in Ruhe halten sollten, die er Beide, wie die Kronprinzessin mir sagte, in die ihrer schottischen Kleidung zufolge nackten Beine biß, jedes Mat, wenn sie ihn berührten, um ihn ruhig zu halten." * Der in F'.eyburg a. U. erscheinende Bote bringt folgenden „Hilferuf der Liebespaare" : „In der am 15. November abgehaltenen Bürgerversammlung wurde der An trag gestellt, an der Molkerei eine — beleuchtete Nacht wächterstechuhr anzubringen. Dieser lauschige stille Win kel ist der einzige dunkle, ungestörte, sichere Platz für das Stelldichein Liebender. Wir bitten die Herren Stadtver ordneten, diesen unliebenswürdigen Antrag abzulehnen." * Die künftigen deutschen Kolonialmarken werden den Markensammlern ein reiches Feld für ihre Thätigkeit bieten. Bekannt ist, daß für die deutschen Schutzgebiete eine ein- heilliche Marke mit dem Bilde eines Schiffes und der In schrift „Volldampf" vorausgesehen ist. Nicht bekannt ist aber, daß für jedes Schutzgebi-t eine besondere Marke her gestellt wird, indem der Name des Schutzgebietes aufge druckt wird. Da wir 12 Schutzgebiete haben und 14 ver- schieden? Markenwerte erhalten sollen, so würde dies allein (Fortsetzung in der Beilage). ÜMöop. Ver«i». ?«k»itr. d. 3. Dezember a. o., nachm. 3 Uhr « r Letzter Termin für Entrichtung der Ver einssteuer. D. V. EinBulle, sprungfäh»g-"fchöne Ratze, gut entwickelt, steht zum Verkauf in Aamevz, Obermühle 69 ö. ^Inlxv Uvrr««^ suchen xntsn bllrssrUoisKri krMALWNLWtWEd. BM^e'Off. oub K 100 in die Exped. dss. Blattes erbeten. Miim »»KrviMiick in I.sppsi'Läoi'k neugebaut, steht preiswerth zum Verkauf. Interessenten wollen Adressen in der Exp. dss. Blattes niederlegen. Wichard WorkHardt, Pulsnitz, Langestraße 24, empfiehlt West-Mäntel', West-Wel'erinen, West-Kragen, West-Holliers, West-Muffe», West-Aaretts, Wcst-Küte, West-Mützen. HIgangbaren P c l zsa r t e u G^**"^^^** in nur solider uud hochfeiner Ausführung. ZaHLungsöefeHLe sind stets zu haben in der Buchdruckerei dieses Blattes. Kl« NNm Hiinrlionor Sport stoIIunK 1800. 1433 Geldgewinne m. 80 000^ UauptAvvinnv 30 000, 2 ff 5000, 10 ff 100 Lark. Ganze Loose a 1 11 Loose 10 Porto und Liste 25 empfiehlt 1 SrlirvrirUtit, Stuttxurt. In kaisnltr zu haben bei 6»rl kksedkv, Langegasse 5. 8pei88-l.einö! aus der Hofmühle Plauen empfiehlt