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Das diesjährige Aushebungsgeschäft im Aushebungsvezirle Kamenz findet statt: Mittwoch, den 31. Mai dieses Jahres, von früh ^9 Uhr an auf dem Schitßhause in Königsbrück für die Militärpflichtigen aus den Ortschaften des Amtsgerichtsbezirkes Königsbrück, sowie aus den zum Pulsnitzer Amtsge richtsbezirke gehörigen Ortschaften Großnaundorf, Mittelbach und Kleindittmannsdorf Donnerstag, Freitag, Sonnabend und Montag, den 1, 2., 3. und 5. Juni dieses Jahres, von früh V«8 Uhr an auf dem Schteßhause zu Kamenz für die Militärpflichtigen aus den Ortschaften der Amtsgerichtsbezirke Kamenz und Pulsnitz mit Ausnahme der Ortschaften Großnaundorf, Mittelbach und Kleindittmannsdorf. Zur Aushebung haben zu erscheinen: 1 ., die von den Truppentheilen vor beendeter Dienstzeit zur Disposition der Ersatz-Behörde entlassenen Soldaten, 2 ., die im vorigen Jahre ausgehobenen, aber bis zum diesjährigen Aushebungsgeschäfte beurlaubten Rekruten, 3 ., die von den Truppentheilen als untauglich abgewiesenen, im hiesigen Bezirke aufhältlichen, mit Berechtigungsscheinen zum einjährig-freiwilli gen Dienst versehenen Militärpflichtigen nach vorauszugehender, bei der hiesigen Königlichen Amtshauptmannschaft sofort zu bewirkender Anmeldung, 4 ., diejenigen Militärpflichtigen, welche das diesjährige Musterungsgeschäft aus irgend einem Grunde versäumt haben, und zwar ebenfalls nach vorheriger,, bei der Ortsbehörde sofort zu bewirkender Anmeldung, 5 „ die bei der diesjährigen Musterung a) ausgemusterten, b) zum Landsturm und o) zur Ersatz-Reserve designirten, sowie ä) als tauglich befun denen Mannschaften. Dagegen sind von der persönlichen Vorstellung die bei der diesjährigen Musterung zurückgestellten Mannschaften befreit. ' Den Ortsbehörden werden demnächst besondere Ordres für jeden einzelnen Gestellungspflichtigen zugehen welche sofort nach Empfang den Betreffenden zu be händigen sind. Dafern Militärpflichtige, gleichviel ob sie der Königlichen Ober-Ersatz-Commission vorzustellen sind oder nicht, inzwischen den Aufenthaltsort, an welchem sie sich in diesem Jahre zur Stammrolle gemeldet, gewechselt haben, oder vor Beginn des Aushebungsgeschäftes noch wechseln sollten, ist dem unterzeichneten Civilvorsitzenden der Ersatz-Commission von den Ortsbehörden unter Rückgabe der betreffenden Ordres oder bei Neuzugezogenen unter Beilegung der betreffenden Loosungs- oder Geburtsscheine und Stammrollenauszüge zur Vermeidung einer Ordnungsstrafe bis zu 10 Mark schleunigst die erforderliche Anzeige zu erstatten. Am Geftellungstage selbst angebrachte Anmeldungen vou Militärpflichtigen können nicht mehr berücksichtigt werden. Militärpflichtige, welche der Aufforderung zur Gestellung keine Folge Leisten oder im Aushebungstermine nicht pünktlich erscheinen, werden, sofern sie nicht dadurch zugleich eine härtere Strafe verwirkt haben, nach Maßgabe von H 26,7 ver Wehrordnung vom 22. November 1888 mit Geldstrafe bis zu 30 Mark oder Haft bis zu drei Tagen belegt, verlieren außerdem die Vortheile der Loosung und können durch Anwendung gesetzlicher Zwangsmaßregeln zur sofortigen Gestellung angehalten werden. Wer sich der Gestellung böswillig entzieht wird als unsicherer Dienstpflichtiger behandelt Er kann avßerterminlich gemustert, ausgehoben und sofort zum Dienst eingestellt werden. Wer durch Krankheit am Erscheinen behindert ist, hat ein ärztliches Zeugniß einzureichen, welches, sofern der auszustellende Arzt nicht amtlich angestellt ist, ortsobrigkeitlich beglaubigt sein muß. Gegen die Entscheidung der Königlichen Ober-Ersatz-Commission über angebrachte Reklamationen rc., welche bei der Aushebung mündlich ertheilt werden und sofort als pub- licirt gelten steht nur den Militärpflichtigen, oder ihren zur Reklamation berechtigten Angehörigen eine, vorkommenden Falls bei dem Civilvorsitzenden der Ersatz-Commission spä testens bis zum 20. Juni er einzureichende Beschwerde au die Erfatzbehörde 3. Instanz zu. Gegen die Entscheidung der Königlichen Ober-Ersatz-Commission über die körperliche Brauchbarkeit (Tauglichkeit) der Militärpflichtigen und über die Vertheilung der ausge hobenen Mannschaften auf die verschiedenen Waffengattungen und Truppentheile findet eine Berufung nicht statt. Die Herren Ortsvorstände haben sich, wie in den Vorjahren, n u r am letzten Tage, Mittwoch, d. 31. Mai, früh v»9 Uhr und Montag, d. 5. Juni früh v<8 einzufinden. Die Gestellungspflichtigen haben sie bei Aushändigung der Ordres dahin anzuweisen, daß dieselben bei Vermeidung von Bestrafung in gehörig kör- Perlich gereinigtem Zustande zur Vorstellung sich einzufinden haben. Kamenz, am 13. Mai 1899. Der Civilvorsitzende der Ersatz-Commission des Aushebungs-Bezirkes Kamenz. v Erdmannsdorff, Amtshauptmann. Im Gute Cat.-Nr. 22 zu Höckendorf ist die Maul- und Klauenseuche ausgebrochcn. Königliche Amtshauptmannschaft Kamenz, den 16. Mai 1899, von ErdmannsSorff. Im Gute Cat -Nr. 65 zu Höckendorf ist die Maul- und Klanenseuche erloschen. Königliche Amtshauptmannschaft Kamenz, am 16. Mai 1899. von Erdmannsdorff. Pfingsten! Von neuem grüßt uns Pfingsten, dieses echte Früh lingsfest ! Im frischgrünen Lenzgewande ist es diesmal erschienen, das noch nicht die schon dunkleren Farbentöne des beginnenden Sommers aufweist, und gerade ein solches von wahrem Frühlingsdufte durchwehtes Pfingsten wirkt am meisten auf alle Gemüther ein, welche für die Schönheiten der freien Gottesnatur zumal zur wonnigen Maienzeit em pfänglich sind. So werden denn auch diesmal unzählige Tausende und Abertausende zum holden Pfingstfeste aus den Häusern, den Städten hinauswandern in die frischgrüne Natur, um auf ein paar Tage der Tretmühle der gewohnten Werkeltagsarbeit zu entrinnen und dafür draußen Höhen und Gründe, Auen und Wälder zu durchstreifen, wo Alles warste Lenzeswonne athmet. O gewiß, es ist eine Lust, mitten in dem lachenden Frühling d'rin zu stehen, zu staunen und zu preisen, zu schauen und zu genießen, und man be greift es dann wohl, wenn die Dichter schon von den ältesten Epochen des Christenthums an Pfingsten als das herrlichste Lenzfest in ihren Liedern gepriesen haben. Aber schließlich soll uns Pfingsten nicht nur das Fest der ihrer vollen Höhe zueilenden Lenzespracht, sondern auch das geweihte Fest der Christenheit sein, seine kirchliche Begehung soll uns immer wieder daran erinnern, daß vor nun fast zweitausend Jahren zub Pfingstenzeit die Ausgießung des heiligen Geistes aus die Herzen der ersten Jünger erfolgte, wodurch dieselben befähigt wurden, hinzugehen in alle Lande und der Mensch heit die neue erhabene Lehre mit flammenden Worten zu verkünden, für welche ihr gottgesandter Stifter den Kreuzes tod erlitten hatte. An jenem ersten Pfingsten der Christen heit ist also der Same zu jener großen Gemeinschaft aus gestreut worden, zu welcher heute die Bekenner Christi m beiden Hemisphären bis zu den entlegensten Gestaden ver einigt sind, und so dürfen wir denn im Pfingstwehen das Gedenken der Stiftung der christlichen Kirche, jener wahren Weltreligion begehen, deren hehrer Kern trotz aller Schlacken, die ihn im Laufe der Jahrhunderte umkrustet haben, seine sieghafte Kraft für immer behaupten wird. Freilich, noch heute will sich der echte christliche Pfingst geist im Leben und Wirken des Einzelnen wie der Völker keineswegs immer so zeigen, wie es wohl sein müßte, noch heute muß er häufig mit ganz und gar nicht christlichen Tendenzen kämpfen, und keineswegs siegt er stets in diesem Kampfe. Namentlich sind es die großen Fragen der Politik, der Jntereffenstreit zwischen den einzelnen christlichen Mächten, welche nur zu ost durch ihre Entwickelung dem friedekün denden Geiste des Christenthums widersprechen und nicht selten einen Appell an die Waffen veranlassen. Da ist es denn ein eigenartiger Zufall, daß gerade am Vorabend des diesmaligen Pfingstfestes im Haag, der stillen, freundlichen Hauptstadt der Niederlande, jene internationale Versamm lung von Diplomaten, Staatsrechtslehrern usw. eröffnet worden ist, welche über die vom jungen Russenkaiser so hochherzig angeregte allgemeine Abrüstung der maßgebenden Völker des Erdballes berathen und beschließen soll. Ob es der Haager Abrüstungskonferenz gelingen wird, das ihr unterbreitete ungemein schwierige Problem in dem Sinne des Czaren Nicolaus zu lösen, das muß allerdings schon jetzt bezweifelt werden. Aber hoffen darf man immerhin, daß jetzt auf jenem internationalen Congresse wenigstens die Grundlage gewonnen werde, auf welcher an der pcac- tischen Verwirklichung des Friedensgedankens bis zu einem gewissen Grade weitergearbeitet werden könne; daß in dieser Beziehung oas Werk der Haager Conferene nicht ganz ver geblich bleiben möge, dies sei unser diesmaliger Pfingst wunsch ! Oertliche und sächsische Angelegenheiten. — Pfingsten! Und wieder grüßen Blatt und Blüthe, Vogelsang und Sonnenschein die Menschenkinder aus Erden, und wieder ist es Pfingsten geworden, Pfingsten, das liebliche Fest, dem Jung und Alt, dem Arm und Reich mit gleichem Frohlocken zujubeln. Tausende unserer Mit bürger freuen sich auf diese Festtage, die ihnen einen lang- gewünschten Besuch der Verwandten, einen kleinen Urlaub, eine Auffrischung an Leib und Seele in Gottes herrlicher Natur bringen sollen — mögen sich die bescheidenen Hoff nungen erfüllen. Die Wetteraussichten für die Pfingsttage sind günstige, und weiter bedarf es nichts, um der Schön heit des Festes aus vollem Herzen froh zu weiden. Pulsnitz. Am Pfingstfeste bittet der „allgemeine Kirchenfonds" wieder um Gaben. Er richtet diese Bitte an j alle, welche die evangelisch-lutherischen Kirchen hin und her im Lande während der Pfingstfeiertage besuchen; denn es findet, wie alljährlich, an beiden Pfingstfeiertagen eine all gemeine Kirchevcollecle für den Kirchenfonds statt. Hoffentlich versammeln sich die Festgemeinden recht zahlreich und opfern willig und recht reichlich für den Kirchenfonds. Er bedarf dringend der reichlichen Stärkung seiner Mittel. Mehr denn je ist das Bedürfniß im Lande rege, große Gemeinden zu theilen, neue Kirchengemeinden zu gründen, Kirchen zu bauen, neue geistliche Stellen zu errichten, geistliche Hilfskräfte an zustellen. Die Mittel der Emzelgemeinde sind dazu meist unzulänglich; die wenigen Kirchenbaucollecten, welche das Jahr über gesammelt werden könne», lassen whr viele Be dürfnisse ungedeckt; die dem Kirchenregimente sonst zur Ver fügung stehenden Mittel sind überlastet. Da ist es denn der „allgemeine Kirchensonds", welcher helfend eintreten soll, denn die Bestimmung dieser segensreichen Stiftung ist: „den Interessen der Landeskirche in solchen Fällen zu dienen, wo die erforderlichen Mittel aus Staats-, Kirchgemeinde-, Kirchen- und anderen schon vorhandenen geeigneten Kassen und Fonds nicht oder nicht in hinreichendem Maße beschafft werden können." Auf also, ihr Pfingstgemeinden, die ihr zum Danke für Gottes Gnadengaben helfen sollt und wollt, die Kirche Christi weiterzubau n, auf zu willigem Opfern i und reichlichem Geben! Pulsnitz. Das diesjährige Königsschießen der hie sigen Schützengesellschaft nimmt wie immer am zweiten Feier tag seinen Anfang und wird in althergebrachter Weise durch festlichen Aus- und Einzug des unisormirten Jägercorps nach und von dem Schützenhausvlatz gefeiert werden. Das Pfingstschießen, welches sich bei uns zu einem großen Volks fest ausgebildet hat, an welchem Jung und Alt freudigen und regen Antheil nehmen, dürfte auch diesmal einen großen Zuzug Fremder nach unsrer in den letzten Jahren besonders freundlich gewordenen Stadt herbeiführen. Auf dem Fest platze haben Restaurationszelte, Schau-, Schieß- und Würfel buden, Panoramen etc. in besonders reichlicher Anzahl Aus stellung gefunden, so daß Freunde dieser Volksfeste reichlich Unterhaltung finden werden Das Haupterforderniß aber bleibt immer, daß auch der Himmel an diesen Festtagen ein freundliches Gesicht zeigt und das wünschen wir im Jntresse Aller herzlich. Pulsnitz. Die Geschäftsinhaber, sowie das kaufende Publikum seien darauf aufmerksam gemacht, daß gemäß der für unsere Stadt geltenden Bestimmungen des Sonntags ¬ ruhegesetzes am 1. Pfingstseiertage der öffentliche Hande nicht gestattet ist, die Verkaufsräume somit geschloffen zu halten sind. Am 2. Feiertage dagegen können die Geschäfts inhaber infolge des hier stattfindenden Pfingstschießens ihre Geschäftsräume bis Abends 10 Uhr offen halten. — Die Zeit der immerwährenden Dämmerung hat begonnen, die schönsten Wochen auf der Höhe des Jahres. Diese Periode, während deren es bei klarem Himmel selbst über Mitternacht nie ganz dunkel wird und vom Sonmn- untergang bis Sonnenaufgang das Licht der Sonne in dämmernden Strahlen um den nördlichen Horizont spielt, endet mit dem 19 Juli. — Nach astronomischen Mittheilunqen soll von nächster Woche an durch gute Gläser der Swist'sche Komet, welcher immer mehr aus den Strahlen der Sonne herausrückt, sicht bar kein. Ec geht von Mitte Mai an kür unsere Gegend nicht mehr unter und erreicht am 23. Mai schon die Höhe des Polarsternes. — Schont die Saaten! Jetzt, wo Tausende in Got tes freier Natur Erholung suchen, ist wohl die bescheidene Bitte am Platze, das grüne Eigentum anderer pflichtgemäß zu schonen. Es ist kein Zweise, daß man dem ländlichen Eigentum nicht gleiches Recht mit anderem Besitztum zu- qestehen will. Da tritt man, statt auf dem Fußpfade zu bleiben, doch ost daneben auf den hohen Saatrand. Dort bricht man Zweige, dort pflückt man leichthin und ohne besonderen Zweck ganze Sträuße Feld- und Wiesenblumen, um sie bald wieder halbv-rwelkt wegzuwerfen. Der Land mann erlaubt ja verständnisvollen Sammlern gern eine Freiheit, aber eben deshalb mahne ein J-der Unbefugten gegenüber zum Maßhalten. Freiheit ist eine schöne Sache, aber keine Freiheit ohne Gerechtigkeit! — Se. Majestät der König traf am 15. Mai Nach mittags 4 Uhr zu Wagen von Sibyllm rt zum Besuche dec erbprinzUch Meinmqenschen Herrschaften m Breslau ein. Se. Majestät folgte einer Einladung der Frau Erb- prinzelsin zum Thee, besuchte später seinen erlauchten Bru- der, den Prinzen Georg, im Monopol-Hotel und fuhr 6'/, Uhr nach Sibyllenort zurück. Dresden, 18. Mai. Ihre Majestät die Königin hat heute Nachmittag 4 Uhr 12 Min. vom Hauptbahnhoke die Reise nach Sibyllenort in Schlesien angetreten. In der Allerhöchsten Begleitung befanden sich: Hofdame Gräfin Reuttner v. Weyl, Hofsräulein v. Abeken und Kammer- Herr v. Minckwitz. — In der letzten Sitzung der Vorstände der verschie- denen Ausschüsse zu dem vom 8. bis 11. Juli in Rade, berg stattfindenden 3. sächsischen Bundeskegelfeste wurden die Arbeiten für die Festhalle und die zu errichtenden 8 Asphalt-Kegelbahnen vergeben. Nach allem zu urtheilen, wird das Fest einen Charakter annehmen, der unserer Fest- stadt Ehre machen und dasselbe zu einem recht gelungenen gestalten wird. Aus allen Theilen des engeren Vaterlan des wie aus der Oberlausitz geben sich die Kegelbrüder in Zuschriften den freudigen Hoffnungen aus fröhliche Stunden in Radeberg hin und wird das Fest eine große Anzahl. Sportsgenossen nach hier führen, die ihre Ferligk.it im Kegetspiel auf den verschiedenen Bahnen erproben werden. Erwünscht ist es dem Festausschuß, daß Anmeldungen zur Betheiligung möqligst bis 20. Juni hier eingehen, ym genügend für Wohnung sorgen zu können. Der Fest >us- schuß wird sich bemühen, die ankommenden Kegelbrüdec festlich zu empfangen und ihnen die hier zu verlebenden Stunden recht angenehm zu machen. Darum auf nich Radeberg!