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Erscheint: Mittwoch und Sonnabend. Als Beiblätter.- 1. Jllustrirtes Sonntagsblatt (wöchentlich); 2. Landwirthschastliche Beilage (monatlich). Abonnements -Preis Vierteljährl. 1 Mk. 25 Pf. Auf Wunsch unentgeldliche Zu sendung. tzo ch en Königsbrück, Radeberg, Radeburg, Moritzburg und Rmgegend. sind bis und Freitag Blatt Amts des Aönigl. Amtsgerichts und des Stadtrathes Vorm. 9 Uhr aufzugeben. Preis für die einspaltige Cor puSzeile (oder deren Raum) 10 Pfennige. Geschäftsstellen: Buchdruckereien von L. Pabst, Königsbrück, C. S. Krausche, Kamenz, CarlDaberkow, Groß röhrsdorf. Nnnoncen-BureauS vonHaas« stein L Vogler, Jnvalidendai. Rudolph Moffe und G. L.. Daube L Tomp. zu WuL'snih Druck und Verlag von E. L. Först er's Erden in Pulsnitz. Wnundsimszigster Jahrgang. Verantwortlicher Redakteur Hermann Schulze in Pulsnitz. Sonnabend. Ax. 18. 4 Mörz 1898. > » > Sonnabend, Sen 4 Mörz 1899, abmds i-s uyr, öffentliche Stadtverordnetensitzung im Sitzungssaal Tagesordnung: 1. Gehaltsgesuche betreffend. 2. Wafferquellenankau^. 3. Grundstückskauf zum Schulhausbau. 4. Schloßgaffenumpflasterung. 5. Elektrische Stra ßenbeleuchtung betr. 6. Grundstücksverpachtung. 7. Trottoirkostenbeiträge betr. Pulsnitz, am 2. März 1899. Der Stadtverordnetenvorsteher Gustav Häberlein. Die Rettung der „Bulgaria" von der „Hamburg-Amerika-Linie wird dem „Reuter'schen Bureau" aus Ponta Delgada vom 24. Februar berichtet: Am Morgen des 5. Februar schien die „Bulgaria" zu sinken, als drei Dampfer in Sicht kamen. Der Damvfer „Weebaw- ken" sandte ein Boot und die „Viktoria" ein anderes, während die „Bulgaria" zwei herabließ mit 14 Paffagieren und fünf Personen der Mannschaft, ein drittes Boot von der „Bulgaria" wurde hinweggeschwemmt, weil das Seil riß; die Insassen des Bootes, der zweite Offizier mit drei Personen der Mann schaft, wurden wahrscheinlich von den anderen Dampfern ausgenommen. Ebenso wurden 5 Mann der Besatzung der „Bulgaria" die über Bord gesprungen waren, von den Booten der anderen Dampfer gerettet. Um 2 Uhr Nachmittags wüthete der Sturm am ärgsten, von da an bis zum 7. Febr arbeiteten Mannschaft und Paffagiere unablässig daran, die Ladung über Bord zu werfen. Am 7. Februar Nachmittags fiel Wilhelm König über Bord und wurde nicht wieder ge sehen ; am 8. Februar war das Wetter wieder schrecklich, 6—7 Fuß Wasser stand in den Räumen, aber am 9. Fe bruar Morgens wurde das Wetter ruhiger, und es wurden 107 todte Pferde über Bord geworien. Bis rum 11. Fe bruar war der Wellenschlag fortwährend sehr hoch und das Wasser stand zehn Fuß im Raume; 4 Pumpen waren un brauchbar. Am 11. Februar, Nachmittags, war wieder stürmisches Wetter bis zum 14. Februar, da kam der Dampfer „Anlillian" aus Liverpool in Sicht, der die „Bulgaria" von Morgens 8 Uhr bis Mittags bugsirte. Da riß das Seil, aber der „Atillian" blieb in der Nähe bis zum 15. Februar Morgens. Nach unaufhörlicher Arbeit gelang es endlich am 21. Februar, das Ruder wieder herzustellen und von 10 Uhr Morgens bis zum 22. Februar Mittags legte die „Bul garia" 226 Meilen, den nächsten Tag 254 Meilen zurück. Nach weiteren 194 Meilen ankerte das Schiff hier heute früh 7'/, Uhr. Unter der Mannschaft und den Paffagieren wurden view verletzt; mehrere Personen haben Beine oder Arme gebrochen. Der Bericht des Kapitäns besagt Folgendes: „Bulgaria" ist ohne fremde Hilfe in Ponta Delgada eingetroffen; über den Verlauf der Reise beriäte Folgendes: In der Nacht vom 1. auf den 2. Februar während eines heftigen Orkans wurde das Schiff steuerlos und drehte in den Wind. Eine enorme Welle überfluthete das Schiff und schlug die Luken 1 und 2 ein, wodurch große Mengen von Wasser in's Ober deck strömten. Bald darauf peilten im Raum Nr. 4 16 Fuß Wasser. Das Schiff legte sich stark nach Backbord über. In folge der gewaltigen Erschütterung wurden die Ballast-Tanks undicht und liefen aus. Die Lenzrohre des Raumes 4 waren durch Getreide verstopft. 108 Pferde verendeten, konnten aber in Folge des anhaltend schlechten Wetters erst am sechsten Tage über Bord geworfen werden. Am Morgen des 2. Februar, während der Orkan von Neuem einsetzte, brach der Dampssteuer-Apparat und später auch das Handsteuer. Durch das schwere Arbeiten des Steuers lösten sich die Bolzen in der Kupplung und gingen schließlich gänzlich ver loren. Erst nach tagelanger Arbeit gelang eS, die Kupplung wieder zu befestigen und nachdem die Platten von den Seiten wänden des Ruderhauses losgenietet waren, konnte das Schiff mit Bäumen auf Nuderkopf gelascht gesteuert werden. Wir waren gezwungen, uin das Schiff aufzurichten, von der Ladung zu werfen und als der immer stärker werdende Or kan ein Offenhalten der Luken nicht mehr gestattete, Ladung zu verbrenn n Eine Sturzsee brach über das Bootdeck, nahm sämmtliche Boote von der Backbordseite weg und schlug das Deck ein. Alle Reelings und Treppen gingen verloren. Sämmtliche Thüren in den Aufbauten eingeschlagen. Der Matrose Wilhelm König wurde über Bord gewaschen und konnte des schweren Wetters wegen nicht gerettet werden. Sonst alles wohl an Bord. Erwarte Ihre Befehle. Schmidt, Kapitän. Der Umstand, daß der Kapitän der fast übermenschlichen Anstrengung, mit der er selbst und die übrige Schiffsbe satzung für die Rettung des Schiffes thätig gewesen sind, in so schlichten Worten gedenkt, zeugt von der großen Be scheidenheit dieses deutschen Seemannes, dessen Tüchtigkeit sich in diesen Tagen glänzend bewährt hat. Als Anerkennung ist ihm vom Kaiser das Kreuz der Comthure des Haus-Or dens der Hohenzollern verliehen worden. Auch die englische Presse, unter ihr die „Times", rühmt die Disciplin und Tüchtigkeit der Mannschaft der „Bulgaria". Oertttche und sächsische Angelegenheiten. PulSnitz. Die hiesige freiwillige Feuerwehr feierte am Donnerstag, den 2. März ihr 32. Stiftungsfest, be stehend in Concert, Tafel und Ball. Nach einem von der Stadtkapelle unter Leitung des Musikdirektors Herrn Frenzel vorzüglich ausqesührten Concert nahm das Corps auf dem Saale Ausstellung behufs Decorirung langgedienter Mit glieder. Herr Bürgermeister Schubert übe, reichte sodann unter entsprechender Ansprache den Herren Friedrich Müller, Robert Karte, Fritz Dünnebier, Franz Lischke und Karl Mäge sür sünfundzwanzigjähiige ununterbrochene Dienstzeit das von Sr. Majestät König Albert gestiftete Ehrenzeichen nebst Urkunde; ferner den Herren: Wilhelm Ebert, Oskar Mütze, Alwin Schreiber für 20-jährige Dienstzeit das Ehrendiplom vom LandesauSfchuß sächsischer Feuerwehren. Hieraus richtete der Vorsitzenve des Feuerlöschausschusses, Herr Stadtrath Richard Borkhardt herzliche Worte an die dem Corps 30 Jahre angehörenden Herren Emil Papst und Emil Wousowsly und übergab ihnen die von der Stadt Pulsnitz gestlsieten Geschenke. Pulsnitz. Der hiesige Kaufmännische Verein hat sür seinen nächsten Vortragsabend, welcher Montag, den 13. März im Saale des Hotel „Grauer Wolf" stattfindet, Herrn Franz und Frau Math Mücke aus Wien gewonnen. Wir wollen nicht unterlassen, auch heute schon auf diesen Vortrag, der des Interessanten außerordentlich viel bieten wird, aufmerksam zu machen, umsomehr als das ausgestellte Programm allen Wünschen Rechnung trägt. In Dresden sind die Vortragenden mit vielem Beifall ausgezeichnet worden, so schreibt der „Dresdner Anz." vom 22. Februar: Der Vorstand der Dresdner Kaufmannschaft halte zum Vortragsabende gestern Montag Herrn Franz und Frau Maiy Mücke gewonnen. Der große Saal des „Neu- städter Casinos" war mit Zuhörern gefüllt. DaS unge mein vielseitige Programm bot so Interessantes, daß das Auditorium von jeder Darbietung gefesselt wurde und nicht ermüdete, zuzuhören. So verstanden eS Herr und Frau Mucke mit seltenem Geschicke, das einaktige Drama von O. E. Hartleben „Abschied vom Regiment" so rede- plastisch vorzuführen, daß man glaubte im Theater zu sitzen. Eine Meisterleistung von Frau Mücke war ferner die Wiedergabe der vierten Sc ne des dritten Aktes aus Schillers „Maria Stuart", die Begegnung der beiden Königinnen. Frau Mücke hielt sich von jeder äußerlich wirkenden Deklamation fern, sie wußte die Szene zu be seelen und die Charakter scharf zu zeichnen, so daß ihr Vortiag des großen Zuges nicht entbehrte. Lebhaftester Beifall belohnte diese Glanzleistung. Recht wohl gelang der Dame auch das oldenburgische Platt in Heinrich Heines JürSschen Gedichte „Dat bedreuwle WaterglaS" mit den zarten Kinderstimmen. Mit der „Wallfahrt nach Kevlaar" von Heinrich Heine gab Frau Mücke eine neue Probe ihrer VortragSkunst. Im einfachsten Wiener Plaudertone gab sie eine reizende Geschichte des b gabten Wiener Dichters C. Karlweiß „Adieu Papa" wieder. Anhaltenden Beifall sand sowohl diese Erzählung als auch „Der Liebes brief" von Heinrich Seidel. Herr Mücke, der in Harilebens kleinem Drama die männlichen Charakter mit jo viel Ge schick laS, wußte mit Humoresken desselben Autors und oberbayerischen Gedichten von Karl de Carro die Lacher auf feine Seite zu dringen- So kann der Vortrag Franz und Mary Mückes zu den gelungensten der Saison zählen. Pulsnitz. Bei hiesiger Sparkasse erfolgten im Monat Februar a. 552 Einzahlungen im Betrage von 37 774 Mk. 35 Pfg.; dagegen erfolgten 220 Rückzahlun gen im Betrage von 23471 Mk. 28 Pfg. Der Gesammt- umsatz belief sich auf 110 537 Mk. 25 Pfg. — In einem Schreiben der königlichen Ober-Aichungs- commission ist jüngst aus Anlaß eines besonderen Falles darauf hingewiesen worden, daß Personen, die bei der Nachaichung unrichtige oder unzulässige Maaße, Gewichte u. s. w. zur Prüfung bringen, nicht strafbar sind und daß die ConfiSkation der betreffenden unrichtigen oder unzu lässigen Maaße, Gewichte u. s. W. nicht statthaft ist. Die Commission beruft sich hierbei auf die amtliche Erläuter ung, die über den Zweck der Nachaichung seinerzeit bei ihrer Einführung vom königlichen Ministerium deS Innern gegeben und auf die später durch den Regierungscommissar im sächsischen Landtage besonders Bezug genommen wor den sei. Mit der Straflosigkeit müsse aber auch die Weg nahme der zur Nachaichung gebrachten Gegenstände ledig lich deshalb, weil sie bei letzterer unrichtig oder unzulässig befunden worden seien, ausgeschlossen bleiben. Die Weg nahme der untauglich gemachten Gegenstände sei auch an der bezeichneten Verordnungsstelle ebensowenig vorgefchrie« den, wie nachgelassen. Dagegen sollen die im Gesetze fest gesetzten Folgen dann eintreten, wenn nach Beendigung des NachaichungSgeschäftes in der betreffenden Gemeinde Maaße, Gewichte, Waagen, oder Meßwerkzeuge, die daS Nachaichungszeichen nicht tragen, bei einem Gewerbetrei benden vorgesunden werden, ohne daß er den Nachweis der später ausgesührten Nachaichung zu bringen vermag. — Für den Monat März giedt Falb folgende Prog nose über das Wetter: Die Gliederung dieses MonatS ist mit Schwierigkenen verbunden, In Bezug auf die Tem peratur stellt sich daS erste Drittel scharf den beiden fol genden gegenüber. So kalt es zu Anfang ist, so warm wird es am Ende. Die Schneefälle sind nur zu Anfang des ersten und dritten Drittels ausgebreitet. Durch starke Niederschläge in den letzten Tagen tritt Hochwassergefahr ein. Besonders auffallend sind die Gewitter in dieser Zeit. Kritische Tage sind m diesem Monat der 11., und zwar einer erster Ordnung, sowie der 27., einer zweiter Ordnung. — Mit dem 1. März treten nach königl. sächsischem Jagdgesetz außer dem männlichen und weiblichen Edel und Damwild nebst den Kälbern dieser beiden Wildarten auch die KrammetSvögel in die Schonzeit, während die Jagd auf Schnepfen, sowie Hähne von Auer-, Birk- und Haselwild wieder ausgegangen ist und bis zum 15. Mai dauert. Wilde Enten dürfen nur noch bis zum 15. März geschossen werden. In Preußen erreicht mit dem 28. Februar die Jagd auf männliches Roth- und Damwild, sowie aus Rehböcke ihr Ende, während im benachbarten Oesterreich die Hochwildjagd noch volle 4 Wochen andauert. Schließlich sei noch erwähnt, daß das Wild in diesem Winter bis jetzt weder durch Schnee noch Kälte nennenS- werth zu leiden hatte. — Herr L. Größel ist F r a n k e n t h a l ist zum Pfarrer von Niederstriegis bei Roßwein gewählt worden und wird voraussichtlich Anfang Juni sein neues Amt antreten. — Ihre Majestäten der König und die Königin werden demnächst ihre Wohngemächer im Residenzfchlosse zu Dresden verlassen, um provisorisch nach einem anderen Theile deS umfangreichen Schloßbauer überzusiedeln. DaS königl. Hofbauamt wird nämlich gleich nach Ostern mit dem vollständigen Umbau des GeorgenthoreS und deS Hauptgebäudes vom Residenzschlosse, der ehemaligen Ge^