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Nr. 109. Pulsnitzer Wochenblatt. — Dienstag, den 12 September 1911 Seite 8 darf, ohne die deutsche Gütererzeugung im Wettbewerbe mit dem Auslande zu überlasten und damit dem Versi cherten die Gelegenheit zu lohnender Tätigkeit zu gefährden. Nus aller Hannover, 11. September. (VonFelddieben er- stoche n.) Zu dem bereits gemeldeten Messerattentat auf der Feldmark von Recklingen wird noch gemeldet: Der Poltzeisergeant Drews unternahm in der Nacht zum Sonntag in der Recklinger Feldmark mit seinem erwach- sen-n Sohne und einem Freunde desselben einen Streif, zug auf Kohlendiebe. Sie überraschten zwei Arbeiter beim Diebstahle, während eS gelang, den Arbeiter Mohrmann festzunehmen, entkam der andere Dieb im Dunkel der Nacht. An der Ecke der Pfarrstraße zog M. plötzlich ein dolchartigeS Messer hervor und stach blindlings auf seine drei Begleiter ein. Der junge DrewS, em gedienter Gardist, wurde sofort getötet. Sein Freund erhielt meh« rere schwere Messerstiche in den Unterleib und verstarb an den Folgen bereits am Sonntag nachmittag. Der Poli» zeisergeant DrewS erhielt sechs Messerstiche und wurde schwer verletzt. Der Mörder wurde übermannt und von der hinzukommenden Menge wäre er beinahe gelyncht wor- den. Hierauf wurde er von einem hinzukommenden Gen- darm abgeführt. Innsbruck, s s. September. (Gpfer der Berge.) Die in Bozen vermißte Sprachlehrerin Evans William ist in der Sarnialschlucht. 200 m tief abgestürzt, als verweste Leiche aufgefvnden worden. Lille, 11 September. (Große Waldbrände.) Eire große Feuersbrunst wütete fett vorgrstern in den Zur Fernfahrt des Zeppelin- 7- Wäldern von Ambonnoy, Der Brand hat bereits eine beängstigende Ausdehnung angenommen. Auch der Wald von Chenay sowie die Forsten der Staatsdomäne von Trepayl stehen in Flammen. Die Ortschaft Trepayl ist vollständig vom Rauche eingehüllt. London, 11. September. (4 Deutsche in Ma rokko ermordet?) „Daily Telegraph" meldet aus Tanger: Briefen aus Marrakesch vom 3 September zu- so ge sind 4 Deutsche, die mit der Prüfung von Erz» lagern im SuSgebiet beschäftigt waren ermordet worden. Bern, 11. September. (Einfuhr von über- seeischem Fleisch.) Die deutsche Regierung hat dem Bundesrat um Auskunft ersucht über die Erfahrungen, die die Schweiz bisher mit der Einführung von gefrorenem, überseeischen, insbesondere argentinischem Fletsche gemacht har. Der BundeSrat wird der deutschen Regierung dem nächst seine Antwort übermitteln Mailand, 11. September. (Herr Toselli will die Scheidung ein reichen.) Der Gatte der ehe maligen sächsischen Kronprinzessin, Toselli, hat nach einer Meldung des „Secolo" die Trennungsklage gegen seine Gemahlin etngereicht. Bekanntlich bestehen zwischen den beiden Gatten schon seit längerer Zeit Zwistigkeiten, die sich auch einmal vorübergehend getrennt halten. Wettervorhersage der Kgl S Landcswcttcrwarte zu Dresden. Mittwoch, dcn 13. September 1911. Südostwind, heiter, Nachts kalt, Tags wärmer und trocken. Magdeburger Wettervorhersage. Mittwoch, den 13. September 1911. Zunächst heiter, trocken, etwas Erwärmung. Später neuer W"!ter- umschlag in Aussicht. Luftschiffes „Schwaben" nach Berlin Von Baden-Baden aus hat die „Schwaben" das Reich durchquert und ist am Montag vormittag über der Reichshauptstadt erschienen, ein neuer Beweis der Brauchbarkeit des starren Systems. Das Luftschiff „Schwaben" ist ein verbesserter Typ der bisherigen Zeppelin-Kreu- zer, der erforderlich wurde, als vom Kriegsministerium größere Ge schwindigkeiten verlangt worden waren Die Aenderungen lind allerdings nicht groß. Das vordere Höhensteuer verschwand, und das Hintere Ende hat längere Auslauf linien erhalten. Die Geschindigkeits- versuche haben ein außerordentlich befriedigendes Resultat, bis zu 70 Kilometer Stundengeschwindigkeit und darüber ergeben. Das nur für den Passagierverkehr eingerichtete Luftschiff enthält eine elegante Ka bine aus Aluminium, in der bis zu 24 Personen Unterkunft finden kön nen. Anschließend daran folgen die Wirtschaftsräume Ihren Aufent haltsort nimmt die „Schwaben" während ihrer Anwesenheit in Potsdam im dortigen Luftschiff. Hafen, der zwar keine gedeckte Halle besitzt, aber genügend Sicherheit zur Verankerung des Riesen bietet. Berliner Getreidebörse. Auf bessere Saatenstandsberichte des preußischen Statistischen Amtes hat sich heute an der Produktenbörse zahlreiches Angebot herausgestellt und waren die Kurse infolgedessen hier unendlich matter. Das Ge- schäft war im allgemeinen zwar leb haft. Am meisten waren Dezember- lieserungen gedrückt. Rüböl zeigte behauptete Haltung. Dresdner Produkten-Börfe, 11. Sept. 1911 — Wetter : Lchö Stimmung: Fest. — Um 2 Uhr wurde amtlich notiert Westen, brauner, neuer, — - — M, do. neuer, 79 -82 Kilo 209—209 M, do. neuer 77—78 Kilo, 202—204 M, russischer, rot 24"—248M, Argentinier 242—248 M., Manitoba 242—216 M. Roggen, sächsischer, neuer 75—76 Kilo, 194 —195 M, do. do. 72 bis 74 Kilo, 189—193 M, do alter 70-73 Kilo, M, preußischer, neuer 193—196 M, russischer 191—193 M. Gerste, sächsische, neue 200-210 M, schlesische 210-220 M, Posens 208-220 M, böhmische 228-244 M, Futtergerste 168-172 M. Hafer, sächsischer, alter M, do. do. neuer 194—202 M, schlesischer alter — M, do. neuer 194-202 M, russischer loco 195—200 M. INais Cinquantine 190—195 M, alter M, Rundmars, gelb, 185—190 M, amerik. Mired-Mais, alt, , Laplata, gelb, — M, do. neu, feucht M. Erbsen 200—210 M. Wicken 225—235 M. Buchrvesten, inländischer 190-200 M, do. fremder 190 - 200 M. Gelsaaten, Winterraps, scharf trocken, 295-302. Leinsaat, feine 400 M, mittlere 370—380 M, Laplata 385—390 M, Bombay — M. Rüböl, raffiniertes 76 M. Rapskuchen (Dresdner Marken) lange 14,00 M, runde Bl. Leinkuchen (Dresdner Marken) 1 21,00 M, ll 20,50 M. Westenmehle (Dresdner Marken): Kaiserauszug 37,00—37,50 M, Grießlerauszug 36,00—36,50 M, Semmelmehl 35,00—35,50 M, Bäckermundmehl 33,50—34,00 M, Grießlermundmehl 26,00 bis 27,00 M, Pohlmchl 20,50—21,50 M. Roagenmehle ^Dresdner Marken) Nr. 0 30,00—30,50 M, Nr. 0/t 29,00—29,50 M, Nr. 1 28,00—28,50 M, Nr. 2 25,60—26,50 M. Nr. 3 22,00—23,00 M, Futtermehl 17,60 -18/ 0 M. Westenkleie (Dresd.Mark): grobe 14,60—15,00 feine 13,60—14,80M, Roggenkleie (Dresdner Marken): 15,20—15,60 M. vrlekkastsn. W. i. F. „Man soll die Stimmen wägen und nicht zählen", dieses Zitat stammt aus Schillers Demetrius. Sie haben also die Flasche Sekt gewonnen. Prosit! B. i. O. Sie als Pächter haben das Inventar zu erhalten, denn Z 586 der Bürgerlichen Gesetzbuches lautet ausdrücklich: „Wird ein Grundstück samt Jnoentar ver pachtet, so liegt dem Pächter die Erhaltung der einzelnen Jnventärstücke ob". Ab. i L. Die Weigerung war völlig berechtigt, denn nach § 369 des deutschen Strafgesetzbuches darf eia Schlosser ohye Genehmigung des Hauswirtes oder seines Stellvertreters einen Hausschlüssel nicht anfertigen, wenn er sich nicht strafbar machen will. K. i. P. Wer zuerst kommt, mahlt zuerst und wer rechtzeitig mit seiner Insertion beginnt, der hat auch stets Erfolg. Wir können Jhncn nur raten, schon jctzt mit ihrer Insertion im „Pulsnitzer Wochenblatt" zu be ginnen, denn jetzt beginnt sich ja in allen Kreisen di: Kauflust von neuen: zu regen. Vrsi Llaufsnv LNark für jene Zeit zur Verfügung zu haben, wo der Sohn seinen Mi- litärdienst ableisten soll, oder die Hochzeit der Tochter bcvorsteht, wird vielen Eltern begehrenswert erscheinen. Wer dies sicher er reichen will, dem sei eine Kinderversicherung bei der Versich. - Bank „Armina" in München aufs wärmste empfohlen. Durch mäßige Einzahlungen (Prämien) kann man sich bei ihr ein Kapital sich- ern, das gerade zu obengenannlem Zeitpunkte zur Abhebung be reitsteht. Jede sonstige Sparform wird durch diese Versicherung dadurch weit übertroffen, das; mit etwaigem vorzeitigem Ableben des Versorgers auch die Prämienzahlung aufhört, während die Versicherung selbst in voller Höhe fortbestehen bleibt. Gerade dam: erweist sich eine solche Versicherung als eine wahre Fürsorge, die kein Kind entbehren sollte Weitgehendste Sicherheit bietet das Vermögen der Bank in Höhe von rund 55^Millionen Mark. Pro spekte kostenfrei. Schtklerstrasie 213 verabreicht Wannenbäder, Dampf., Elektr. Licht- u. Wasserbäder,Kohlen säure-, Moor , Soob, Kiefernodel-U. Schwefel bäder. Massage. Täglich offen bis 8 Uhr abends. Sonntag bis mittags. ,D« inst mir Heu:« unbtgre fl ch," sagte Sophie r wa« m ß- gestimmt, di, mn Erstaunen d>« wachsend« Erregung der Freundin bemerkt hatte, „sonst so ruh>a und genussen, bist du heut« kaum Herrin deiner selbst. Herr Eichseld ist der Sohn des letzten Freunde» meine» Onkel«, der iHv Papa aus» Wärmst« empfohlen hat, du hingrgen gibst ihm ganz offen dein« Abneigung zu er kennen, ja du scheinst ihn söiml ch zu Haffen. Wa» hat dir der Fremd« getan, Hedwig?" De Letztere erbleicht« b«i diesen Worten, dann jedoch zog fi« die Freundin mit ungewohnter Zärtlichkeit an sich und sprach m>t bebend« Stimme: „Sophie, hast du Vertrauen zu mir, glaubst du an da», wa» ich dir versichere?' „Wie kannst du nur so fragen, lieb« Hedwig l" entgegnet« Sophie gekräakt. ,S»ht doch außer Papa und Mama mir nie« mand auf der Welt so nahe wie du." „Hast du jrmal« gefunden, daß ich leichtsinnig mit meinen Worten gewesen, daß ich lieblos über jemand geurteilt daß ich überhaupt nur einmal, seitdem wir un» kennen, einen Menschen zu schmähe» od«, herabzusetzen versucht hätte?" Sophie küßte da» tiefbewegte Mädchen inniglich auf ihren Mand. „Ich bitte dich, mein« «inzig« Hedwig, sprich doch nicht mehr in di«s«r Weise! Du bist da» beste und edelste Wesen, welche« ich kenne." „Wenn auch da» L-tziere rin wenig übertrieben ist," ver setzte Hedwig schmerzlich lächelnd, so bin ich mir doch bewußt, daß ich mir nie im Leben eine Ungerechtigkeit gegen einer mei ner Mitmenschen habe zu Schulden kommen lassen. Auch j tzt handle ich nur memem Gewissen nach, wenn ich dir sage, mein« liebe Sophir: Du hast Gefalle» an dem Manne gesunden, aber hüte dich vor »hm, meid« schon sein« Nähe, wie die «ine» Pest kranken oder Teufel». Und nu» gut« Nacht." Si« stand nach di«se Worte« hastig auf und verließ, ohne sich umzusehev, da» Z mmer, Sophie hatte sie in ihrer eigentümlich«» Stimmung zurvckgelaffen. Am anderen Morgen saß der Baron in seinem Z mm« mit der Erledigung einiger geschäftlicher Angelegenheiten be schäftigt, al» «in Bedient«» «schier», um anzufragen, ob Herr Etchseld ihm sein« Aufwartung machen dürfe. i: Wenige M.nu!« später trat der Angemeldete, eine gew.ffe absich'Uch« s cherhert zur Schau tragend rm. „Ich komme schon sehr früh« zu Ihnen," sagt« rr nach den ersten Begrüßungen, „aber zwei dringend« Gründ« nötigen mich hier,«." Ersten» nämlich möchte ich mir Ihr« Verzeihung erbitten, wegen der von mir gestern abend geführten Reden. Ich darf fast nicht» trinken, denn sowie ich nur «in Gia» Wein getrunken hab«, wand«lt mich stet» da» Verlangen an, zu deputieren, so« daß ich selbst gegen mein« Urberzeugung spreche, nur um meiner Streitlust genügen »u tonnen." „Gegen seine U:berzeugung sollte man auch im Scherze nicht sprechen," «ntgegneti Herr von Dui»dorf, dessen ansänglrch« Ernst sich bereit» in rin freundliche» Lächeln aufzulösen begann, „aber aufrichtig gestanden »st «» mir doch angenehmer, diese» Bekenntni» von Ihnen zu hören, al» wenn ich an J>« gestern outgesp ochene Denkungtweis« hätte glauben mdfl-n. Und wa» ist da« Zweite, wa. Sie zu mir führt, Herr Eichseld?' ' „Ei betr ff, die Geldangelegenheit, wegen der schon mit Jhuen gesprochen." „Ich merke doch, daß ich alt werde," versetzte der Baron gut gelaunt, wie hätte ich dies« Sach« sonst wohl vergessen können I Entschuldigen Sie daher oielmal» meine Nachlässigkeit, lieber Freund, Lie sollen da» Gewünschte sofort haben." E lig erhob er sich bei diesen Worten und entnahm seinem Sekretär ein Päckchen Banknoten, von denen er zwanzig auf den Tisch aufzählle. „Es find genau 8600 Taler," sprach er sodann. „Genügt Ihnen dies« Summe nicht, so steh» Ihnen, wir bemerkt, meine Kusse zur Verfügung." .Jh will Ihre Güte nicht mißbrauchen," erwiderte Eich feld, der mit funkelnden Augen da» Geld betrachtet«, „sonst würd« ich Sie allerding« bitten, für meine prrsönlichrn B-dürf- » ff« in den letzten Tagen noch ein« Kl«inigk«it hinzuzufügen. Sir machen fich kaum »inen Begaff davon. Herr Baron, wie fatal mir gerade in diesem Momente der Unstand ist, daß mrine Börse mir abhanden gekommen." „Sie beleidigen mich wirklich, lieber Freund, wenn S« in d»s-r Weis« zu m r reden. Ist r» hinreichend, wenn ich Ihnen noch S- oder 400 Taler zulrg» ?' »E« H mhr w»e genug,' rief Herr E chield au« „,ck mhme dir 400 Taler ja auch nur derhalb weil man nicht we.ß, w<« man dar Geld nötig haben kann In fünf oder höchsten« sechs Tagen werden Sir die ganze Summe wieder zurück Huben ' „Hiremit hat e« durchaus keine Elle," sagte der Baron lächelnd .ich kann Ihnen wiederhole», daß e« für mich eine «ah-e Genugtuung tst, Ihn«» diesen kleine» Dienst «w-isen zu können. Doch Apropo«, Lie sp.achen davon, fich hier »n der Nähe anzukau'en. Besteht diese Absicht noch immer bei Ihnen? 80 bittet fich jttzt eine vorzügliche Gelegenheit zu Ihrer Aus führung E« fragt fich nur, ob di« hierbei in Betracht kom mende Summe Ihnen nicht zu hoch erscheint?' „Und wie hoch beläuft sich diesrib«?' fragte der And«« mit heiterer Zao«,ficht. Auf 140000 Taler wovon di« Hälfte sofort au««ujahlrn »st. Dafür hä ren Sie aber auch «inen fast fürstlichen Besitz m>t einem schloßaetigrn Wohngebäude, prächtig«» Parkanlage» und einem bedeutenden landwirtschaftlich«» ^"al. Wenn Li« einen soichen Preis anzulegen gesonnen find, so würde ich Ihnen den Vorschlag machen, heut« mit mir «i»« Besichtigung de» Gulls vorzanehmen." H«rr Eichfeld lächelte- „Was den P:«i» a»b«langt," meinte er, „so halte ich aller- ding« auf ein« hö)"< Summe »m Voraus qerechnet und daher «inen Eedit von 850 000 Taler allrin in Flankfurt, mir «.äff' nrn laff-n. v „Sonst find Lie also bereit, mit mir dorthin zu fahren?' .Allerding!; zuvor will H «eldbrirf pünlt- lich besorg,n." Der Baron iff-riert« ihm, einen seiner D en« hiermit zu beauftragen, aber Herr Eichseld «widert« lächelnd, al« früherer Kau man» sei er gewohnt, dergleichen )-^chtige Angrltgtnhkti selbst zu «ledigen. Der Baron verabschiedrt« fich- (Fortsetzung solgt.)