Volltext Seite (XML)
— Aus Elsaß. Mehrere Ausweisungen haben in der letzten Zeit ein größeres Aufsehen erregt. Wie man der Union mittheilt, ist in diesen Tagen ein Ausweisungs befehl gegen den General Grouvel, französischen Divisions- Kommandeur a. D., erlassen worden. Der General be sitzt in der Nähe von Mölsheim ein Eigenthum, wo er jedes Jahr einige Wochen zubringt. Vor einigen Tagen überbrachte ein Gendarm einen Ausweisungsbefehl, dem zufolge der Offizier Elsaß-Lothringen sofort zu verlassen habe. Mit vieler Mühe gelang es, einen Aufschub von 24 Stunden zu erhalten, nach deffen Ablauf indessen Herr Grouvel sein Eigeuthum verlassen mußte. Eben falls ist ein Elsässischer Fabrikant Charles Blech in MMM^üMer^MMMiMMj^j^Mb-Lothringen machen, 1) zwei Klimmzüge mit IM Centner schweren eisernen Gewichten an den Füßen. 2) Hochwerfen eines halben Centners fast bis an die Stubendecke, und Auf fangen desselben. 3) Mit einem Arm 10- bis 12maliges Hochstrecken eines ganzen Centners und einmaliges Sen ken desselben bis zur Horizontalstellung des gestreckten Armes, Halten desselben in dieser Lage. 4) Schwebe lage des gestreckten Körpers (d. h. nur der Kopf und die Absätze waren nur durch die Stütze zweier Stühle unterstützt, so daß der Körper frei schwebte) und Belasten desselben durch Gewichte. Was die Uebung Nr. 3 an betrifft, so waren einige allerdings im Stande, den gan zen Centner hochzustrecken, aber es gelang Niemandem denselben in dieser Lage zu halten, den Centner mit waagrecht gestrecktem Arm zu halten, gelang Niemandem auch nur annähernd. Was Nr. 4 anbetrifft, so trug der Stärkste der süns Männer auf der Mitte des freischweb enden Körpers ein Gewicht von etwa 250 Pfund und klappte dann wie ein Taschenmesser zusammen, während der Offizier den Körper mit 300 Pfund belasten ließ, ohne zu wanken. Die Wette war also von dem Offiz er glänzend gewonnen. Der Offizier ist ein schlanker, nur mäßig großer Mann. — (Ueber die jüngste Trichin en-Epidemie) in Emers- leben berichtet der dortige praktische Arzt Th. Stammer in der Probenummer einer neu erschienenen „Zeitschris für Mikroskope und Fleischschau" was folgt: Das Do-r Emersleben, »/i Meilen von der Kreisstadt Halberstadt gelegen, hat ungefähr 760 Einwohner. Seit Jahren hat man hier die schlechte Gewohnheit, viel rohes, ge hacktes Schweinefleisch zu genießen, zumal die Feldar beiter, welche das Fleisch auf Brod oder Butterbrod draußen statt eines warmen Mittagsbrodes verzehren. So geschah es denn auch in diesem Jahre. Am 14. und 15. September war wieder eine bedeutende Menge rohes gehacktes Schweinefleisch verzehrt und zwar Alles von dem dasigen Fleischer. Die ersten Krankheitserscheinungen traten bei Einzelnen noch an demselben Tage auf. Zur Behandlung gelangten die ersten Kranken am 20. Sep tember, der letzten am 15. Oktober. Die ersten Symp tome der Krankheit bestanden in Erbrechen, Durchfall, mehr oder weniger Schmerzen im Magen und Darm, großem Durst, Fieber mit sehr hoher Temperatur, 38 bis 41 Grad. In den nächsten Tagen verlor sich das Erbrechen, der Durchfall dauerte, wenn auch nicht in so hohem Grade, fort. Am 5. bis 7. Tage legte sich auch der Durchfall und traten nun Gliederschmerzen, Schmerz beim Druck auf die Oberarme, Oberschenkel, Waden und große Steifigkeit ein, als Hauptzeichen aber Oedeme an den Augen und überhaupt im Gesicht (so genannte Dickköpfe), wohl die besten Zeichen der Trichi nose. So verblieb der Zustand, bis sich dem Typhus ähnliche Symptome hinzugesellten: Schlaflosigkeit, trockene, zerrissene Zunge mit braunem Belage, Delirien und statt der Diarrhoe häufig Verstopfung. Oft erst nach Wochen der Krankheit wurden die Oedeme an den Hän den, Beinen, Brust, Bauch rc. stärker; an den Ober- fchenkeln brach die Haut auf und verursachte den Kranken ein schlechtes Lager. Rosenartige Hautentzündung ver mehrte die Leiden der armen Kranken. Am Uebelsten waren die Kranken daran, wo Zunge, Kehlkopf und Schlundkopf stark mit Trichinen durchsetzt waren, weil dann die Ernährung sehr schwierig und die Luft sehr knapp wurde. Die größte Zahl der Todten war in der fünften und sechsten Woche, wo 11 und 10 starben. Die Gesammtzahl, der an der Trichinose Erkrankten beträgt 257, davon sind bis jetzt 50, also ca. 20 Proc. gestorben. Der Aelteste der Gestorbenen war 76 Jahre, der Jüngste war 12 Jahre alt. Kinder erkrankten ziem lich viel, das jüngste war 1^4 Jahre alt, kamen aber bis auf einen 12jährigen Knaben glücklich durch. Die Personen, welche das gehackte Fleisch gebraten, gekocht oder als Leber- oder Rothwnrst gegessen, litten acht bis vierzehn Tage, ja einige drei Wochen, an Steifigkeit in den Gliedern, auch wohl an etwas Durchfall und an Anschwellung unter den Augen, wurden aber sonst nicht bettlägerig. Noch will ich anführen, daß alle gegen Trichinen angewandten Mittel nichts genützt. Di« Kranken, die trichinöses Fleisch genossen, und zwar V4 Pfund und darüber, find mit geringen Ausnahmen alle gestorben. Frankfurt a. M., 5. Januar. Der heute Nach mittag gegen 4 Uhr von Leipzig ankommende Schnell zug fuhr aus dem Sachsenhausener Bahnhof auf eine» entgegenkommenden Güterzug. Die Maschinen beider Züge sind stark beschädigt, ebenso der Packwagen des Schnellzuges. Von dem Güterzuge sind mehrere Wagen zertrümmert. Irgend -welche erhebliche Verletzungen haben weder Passagiere noch Fahrpersonal erlitten. Seligmann, welcher ihn begleitete, half ihn aus dem Wagen bringen, wobei Lasker in seinen Armen starb. Der Leichnam wird nach Deutschland übergeführt werden. Eduard Lasker war am 14. October 1829 gevorm, er ist also wenig über 54 Jahre alt geworden. Im Jahre 1865 zuerst in das preußische Abgeordnetenhaus gewählt, hat er 18 Jahre lang den deutschen Volksvertretungen angehört; sehr bald nach seinem Eintritt wurde er einer der Führer der Liberalen, und war in den ersten sieb ziger Jahren einer der populärsten Männer Deutschlands. l zu leben die Erlaubniß erhalten hatte, wegen seiner Ver bindung mit der IMus äs» patriotss, wie die B. L. - berichtet, ausgewiesen worden. — Ueber die schmachvollen, von der Arbeiterparte ausgegangenen Vorfälle in der Pfarrkirche am Kepler- platz in Wien, über welche wir in vor. Nr. kurz berich teten, wird noch Folgendes gemeldet: Mit Genehmig ung des Fürst-Erzbischoss von Wien hielt k. Andreas ' Hammerle von der Redemptoristen-Congregation am 26. v. M. zum ersten Male eine Predigt in der genannten Kirche. In dieser Predigt, welche das Thema: „Der Trost der Armen in der Religion," behandelte, sagte Pater Hammerle: Das Christenthum verleihe der Ar muth den waren Adel; die Armen bilden den . Hofstaat des Erlösers und auch die katholische Kirche habe es immer so gehalten. Deshalb stehen den Armen die Gnavenmittel der Kirche ebenso zu Gebote wie den Reichen. Es gebe keinen Unterschied im Beichtstuhl, keinen Unterschied vor der Kanzel, keinen Unterschied vor dem Communiontische, keinen Unterschied in der Krank heit und im Tode. Wenn Niemand dem verstorbenen Arbeiter »achweint, die Kirche betet für sein Seelenheil, darum finde der Christ auch in der Bitterkeit der Ar muth Trost in der Religion. Bis zu dieser Stelle war der Redner gekommen, als aus einer Gruppe von etwa 20 jungen Arbeitern, die vom Eingänge der Kirchs sich bis zu der freistehenden Kanzel durchgedrängt halten, Pfiffe und lärmende Zwischenrufe erschollen. Die jungen Leute stürmten mit geballter Faust gegen die Kanzel und schrieen: „Nieder mit der Jesuitenbrut! Nieder mit den Jesuiten-Missionären!" Die Scenen, die nun folgten, waren geradezu entsetzlich. Aus der Gruppe der jungen Leute kamen Kieselsteine in der Größe von Gänseeiern, die in den Taschen mitgebracht worden waren, gegen die Kanzel geflogen und gleichzeitig begann die panik artige Flucht, das wahnwitzige Drängen und Stoßen zu den Ausgängen, das durch den Schreckensruf: „Es brennt in der Kirche!" noch gesteigert wurde. Das Jammern und Stöhnen der Eingekeilten, die Hilferufe der Weiber und Kinder, die sämmtlich glaubten, es gebe kein Entrinnen aus dieser Gefahr, waren fürchterlich anzuhören. Von der grenzenlosen Angst, die unter den vielen Hunderten Personen herrschte, gtebt wohl der Umstand Zeugniß, daß eine große Anzahl Kleidungs stücke, die den Leuten im Gedränge herabgerissen worden waren, in und vor der Kirche gefunden wurden. Tücher, Shals, Schuhe, Kinder- und Frauenhüte, Gebetbücher, in wirrem Hausen lagen sie da und wurden auf das Polizei Commiffariat gebracht, wo sie am andern Tag von den Besitzern reklamirt wurden. Es ist nur der energischen und raschen Intervention der Polizei zu danken, daß namenloses Unglück verhütet wurde und daß die Schreckensscenen noch ziemlich glimpflich ver liefen. Es find aber trotzdem ewige schwere Unfälle zu beklagen. Im Ganzen wurden bisher vier Verhaftungen vorgenommen. Unter den Jnhastirten befinden sich der 22jährige Tagelöhner Eduard Ocholsky, der 27jährige Schneidergehilfe Wenzel Groulig, der 30jährige Tischler gehilfe Adalbert Stich und der 30jährige Schlossergehilfe Michael Hollowat. Die drei Erstgenannten, unter denen Groulig besonders compromitlirt erscheint, werden wegen Verbrechens der Religionsstörung dem Landgerichte ein geliefert werden, bezüglich Hollvwat's ist die Schuld noch nicht erwiesen. Das Innere der Kirche weist außer einigen übereinandergeworfenen Bänken, die bei der panik artigen Flucht niedergerissen wurden, keinerlei Zerstörung auf. Pater Hammerle, der im Alter von 46 Jahren steht, ist aus Nauders in Tirol gebürtig und bekleidet seit vier Jahren in Wien die Würde des Redemptoristen- Provinzials. Er war früher vier Jahre hindurch Rector am Redemptoristen-Collegium in Eggenburg. — Die Lage in Suakim, von wo aus die Verbind ung mit Berber und Khartum hergestellt und damit eine Schutzlinie gegen das Vordringen des Mahdi geschaffen werden sollte, ist trostlos. Baker Pascha hat zwar den Oberbefehl übernommen, doch verfügt er zur Zeit nur über 3,300 Mann, von denen 600 Bauern (Fellahs), die zum Kriegsdienste gezwungen sind und nur an die Geltung ihres Lebens denken, als unbrauchbar abge strichen werden dürfen. Auch die ägyptischen Osfiziere taugen sehr wenig. In Suakim selbst sollen 1300 Mann stehen. So kann Baker es nicht einmal wagen, Sinkst zu entsetzen, wo Tewfik Bey mit 400 Soldaten dem Feinde standgehalten und die 1000 Seelen zählende Be völkerung bisher vor einem schrecklichen Loose bewahrt hat. Tewfik schätzt die ihn belagernde» Feinde auf 5000; täglich wird Sinkst angegriffen; bisher wurden aber alle Stürme erfolgreich abgeschlagen. Um Suakim und auf dem Wege nach Berber häufen sich die An hänger des Mahdi in immer größeren Massen an. Ba er soa deren Zahl gar auf 100,000 schätzen. Aus auf gefangenen Briesen der Unterbesehlshaber des Mahdi an die ägyptischen Garnisonen soll erhellen, daß der Mahdi in das eigentliche Aegypten einzusallen beabstcht- gt. Die ausständische Bewegung hat sich der Küste ent- ang bis Kosseir ausgebreitel und Baker spricht die Ue- »srzeugung aus, daß ein furchtbarer religiös-politischer Ausstand drohe, dessen wahre Natur in Europa vielleicht noch unterschätzt werde. Newyor!, 5. Januar, vr. Eduard Lasker ist heute Nacht 1 Uhr plötzlich an einem Herzschlage verstorben. ! Derselbe kehrte zu Wagen von einem Diner bei dem Bankier Seligmann zurück, als er von dem Schlage ge- 1 troffen wurde. Der Wagen hielt sofort an, Bankier i Der Bilderdieb von Dresden. Nachdruck verboten. An, Morgen des 22. Oktober 1788 geriethen die Ausseher der Dresdner-Bildergalerie in nicht geringe Be stürzung, als sie bemerkten, daß während der letzten Nacht drei Meisterwerke der Malerei gestohlen worden w^.rn, nämlich das berühmte Gemälde „die büßende Magda lena" von Corregio und zwei kleinere Bilder von van der Werff und Seybold. Die kostbaren Gemälde waren aus den Nahmen geschnitten und spurlos verschwunden^ Allgemeines Aufsehen erregte dieser frechc Raub, und man bot alles auf, um die gestohlenen Schätze Wiede zil erlangen. Eine Belohnung von tansend wurde ausgesetzt für denjenigen, der die GemäkWiMH sonders die Magdalena, wieder hcrbeischaffe; versprach sogar, den Thater straflos zu lassen, die Bilder gntwillig herausgebe» wollte. Nach eiMMf Wochen fand ein ansmerksamer Nachtwächter Portale der katholischen Kirche ein Packet, welche; UM beiden kleineren Bilder enthielt und dabei ein worin der anonyme Räuber Zeit und Ort bestimmMS wo man die anSgebotencn tausend Dukaten solle, und wo nian dann „aus Spitzbubenehre" in MA darauf folgenden Nacht Corregios Magdalena stMä finden würde. Der Nachtwächter erhielt von der MH gierung hundert Thaler Belohnung. Auf den AntMD des Spitzbuben ging man scheinbar ein. ES wurde M^ Schachtet, eine Verschreibung über tausend DukatenM K haltend, an dem im Billet bezeichneten Orte niedergM D und in einiger Entsernung davon sorglich WacheMW halten. Aber trotz der im Hinterhalte lauernden PoM W agenten wußte der verschmitzte Dieb die Schachtel M e sehen wegzueskamoliren. Freilich mag er sich nrgMM täuscht gefühlt haben, als er nicht die tausend in baar Geld, sondern nur eine diesen Betrag vorfand, die er nicht einzukassiren denn er lieferte das Bild der Correggio nicht ab. "MAM dessen beschäftigte sich die Behörde eifrigst charakteristische Handschrift des ziemlich unortho^WMM abgefaßten Billets zu untersuchen. Zufällig geriethMA Schriftprobe vor die Augen eines Mannes, der krlDvM konnte, er habe di: nämliche Handschrift auf einer MW nung gesehen, die er auch zum Beweise herbeizuscM .' vermochte. Als man nun die beiden Schriftstücke D M lieh verglich, ergab sich, daß kein Zweifel mögliM' ' sie mußten von einer und derselben Hand sein. Der Aussteller der Rechnung war der im M M 1750 zu Dresden geborene Johann Georg L.M ursprünglich Schuhmacher von Provision, ein unternehmender Kopf und nicht ohne und regen Geschäftsgeist. Leider machte er Gaben einen schlechten Gebrauch. Da der gegen ihn sehr schwer wog, wurde er arretirt suchung in seiner Wohnung gehalten. Anfangs er hartnäckig mit der Miene gekränkter bei genauer Nachforschung sand man auf dem seines Hauses Corregios Magdalena versteckt Dachbalken. Nun konnte ihm das Leugnen mehr nützen; er legte reuemüthig ein GeständniMMD- Missethaten ab, deren er mehr verübt hatte, zuerst vermuthetc. In den Verhören ergab sich Als dem Wochatz die Schuhmacherei nicht warf er Ahle und Pcchdraht bet Seite, gewesen, wenn er bei seine». Leisten geblieü und legte eine Krapp-Plantage an, bei welch, nehmen ihm vielfache Unterstützung zu theil wdMUMW hätte dabei auch recht gut vorwärts komm wenn er nicht aus so mancherlei andere und Unternehmungen sich eingelassen; z. B. versme Cochenille zu erzeugen, was ihm jedoch nt wollte. Außerdem hegte er die Absicht, in große Fabrik anzulegen. Es fehlte ;bm ab mitteln, um solche große Entwurf ins Wert zu setzen, und so gerieth er denn aus den verrecherischen Gedanken sich durch Raub und Diebstahl ds erforderliche Kapital*^ zu verschaffen. Mit erstaunliche List und Schlauheit führte er seinen Vorsatz aus, inner allein, auf eigene Faust operirend, ohne Gehilfen md Mitschuldigen. Im Oktober 1785 raubte er aus de im Zwinger zu Dresden befindlichen kurfürstlichen Kunstkmmer einige Werthgegen- stände; dann verübte er mehere kühne Diebstähle und Einbrüche in der Umgegend der Residenz, mflst in Schlössern und Herrenhäusern Ein Jahr später bestahl er abermals die kurfürstlich Kunstkammer und bald darauf das Schloß Moritzbug, wo er von den T ivans, Stühlen rc. alle Tressen unk Bordüren abschnitt. Dann beraubte er den Hochaltarin der katholischen Kirche zu Dresden und stahl aus trr Wohnung des Amts Haupt manns v. Watzdorf mehrer Uhren und andere Krstbar- keiten, sowie eine bedeutewe Summe Geldes. Alle diese