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-4- H UH' U M ockenomtt für Pulsnitz, Künigsüriiltz, Radeberg, Radeburg, Moritzburg und RmgegenZ SechsunddreWgster Jahrgang A. Januar 1884 ttwoch UNi rere dergleichen Krankenkassen-Vereine infolge dieser irr- um ihre Wirthschafts- und Sozialpolitik beim Jahres-1 schaftliche Lage in erfreulichem Aufschwung befindet, wechsel. s wenngleich sie sich vorzureden suchen, daß nicht wegen, Zeitereignisse. Pulsnitz. Wie uns von freundlicher Seite mitge- theilt wird, beabsichtigt Herr Lehrer Schmalz im hie sigen Gewerbeverein Montag, den 2l. Januar, Abends 8 Uhr, einen Vortrag über „die künstlerische Ausstattung der Wohnräume im Mittelalter und 16. Jahrhundert" zu halten. Da dieser Vortrag, welcher in das jetzige AuSmöbeliren der Zimmer mit eingreist, ein sehr inter essanter zu werden verspricht und zumal für Holzarbeiter und andere Professionen vieles Nützliche enthalten wird, hofft man umsomehr auf einen recht zahlreichen Besuch seitens der Mitglieder. — Unter den nach alter Weise bestehenden Kran- kenkafsen-Vereinigungen ist vielfach dadurch Beunruhigung entstanden, daß die Meinung verbreitet worden ist, bei Einführung des neuen Krankenversicherungsgesetzes würde die sofortige Auflösung ihrer Kassen und Beschlagnahme der Vermögensbestände erfolgen, und leider haben meh Für das Volk sind alle diese Dinge redende Beweise von der Richtigkeit des eingeschlagenen Weges, und das ist der Grund, weßhalb sich auch auf sozialem Gebiet das Vertrauen zu den Grundsätzen stärkt, welche eine Abwendung von den Grundsätzen des Gehenlafsens be deuten. Hierin liegt die Gewähr, daß die noch zu lö senden Aufgaben in Volk und Parlament auch im neuen Jahre Verständniß und Unterstützung finden werden und daß, so sehr auch der wirthschaftliche Liberalismus sich bemühen mag, hindernd dazwischen zu treten und sich und das Volk für seine abgethanen Prinzipien zu be geistern, doch der schließliche Erfolg auf Seiten Der jenigen sein wird, welche eine Gesundung der wirthschast- lichen und sozialen Verhältnisse von einer Durchdringung aller öffentlichen Einrichtungen und aller individuellen Anschauungen mit dem Geiste der den Interessen der Gcsammtheit und dadurch, aber auch nur so, den Inter essen der Gesammtheit und dadurch, aber auch nur so, den Interessen der Einzelnen wahrhaft dienenden sitt lichen Ordnung erwarten. Möge das neue Jahr der Sozialreform einen zweiten Baustein, dem Krankenver- stcherungsgesetz das Ünfallversicherungsgesetz hinzufügen: wenn die Parteien der Wandlung des öffentlichen Geistes zu Gunsten der von der Regierung erstrebten reforma torischen Ziele Rechnung tragen und sich von fremd» artigen Jnseressen und Rücksichten nicht beeinflussen lassen, so wird das Jahr 1884 sicherlich di« Fortsetzung des im Vorjahre begonnenen Werkes bringen. igen Ansicht ihre Bestände getheilt, oder beabsichtigen dies zu thun. Wiederholt haben wir schon darauf hin- gcwiesen, daß dies grundfalsch ist und nichts der Regier ung ferner liegen kann, als gewaltsam in dergleichen be stehende Organisationen einzugreifen, oder wohl gar sich ihr Vermögen anzueignen. ES wird im Gegentheil der selben höchst erwünscht sein, wenn die bewährten Kranken kassen fortbestehen können und sich mit den durch das neue Versicherungsgesetz entstehenden Verhältnissen ver einigen lassen. Deshalb möge man allen — vielleicht auch nur geflissentlich verbreiteten — Beunruhigungen keinen Glauben schenken und die Wirksamkeit der Kassen ruhig fortbestehen lassen, bisdie zu erwartende Ausführ ungsverordnung über ihre Fortexistenz Gewißheit ver schafft haben wird. In jedem Falle aber wird eine so fortige Auflösung nicht zu erfolgen brauchen, sondern es bleibt nach 8 88 des Krankenversicherungsgesetzes bis da hin eine Frist bis zum 1. D«c, 1884. Kamenz, 3. Januar. In vergangener Nacht um 1/^2 Uhr ist in dem offenen Schuppenraum eines größe ren Wirtschaftsgebäudes des Gutsbesitzers Georg August Borgmann in Jesau Feuer entstanden und in Folge dessen Dach und das Stockwerk des Gebäudes abgebrannt. Als Entstehungsursache des Brandes wird Brandstiftung vermuthet. — Nach dem Vorgänge des Statistischen Amtes in Berlin, welches an die Stelle des französischen Wortes „Bureau" das deutsche „Amt" gesetzt, hat auch das Statistische Bureau in Dresden seit dem 2. Januar sich die deutsche Bezeichnung zugelegt. — Ein erfahrener Jägermann macht den Vorschlag, unsere ziemlich im Argen liegenden Jagdverhältnisse da durch aufzubessern, daß die Jagd während der Nacht überhaupt verboten würde. So könne man auf die ein fachste Weise der leidigen Anstandsjägerei und der Wild dieberei mit einem Schlage wirksam entgegentreten. Der Vorschlag ist so übel nicht und verdieüt jedenfalls er wogen zu werden. Chemnitz. Am Weihnachtsstollen todt gegessen hat sich ein 18 Jahr alter Dienstknecht in Reichenhain der Chemnitz. Er verzehrte am ersten Feiertag Abends den erhaltenen Weihnachtsstollen auf einmal. Am andern Morgen lag er todt im Bett. Sein Leib war stark an geschwollen. Der Arzt stellte fest, daß ein Darm zer sprungen sei. — Eine interessante Zwangsversteigerung fand am 22. December vor dem Amtsgerichte Ehrenfriedersdorf statt. Es gelangte das ausgedehnte Bergwerk Vereinigte Feld Fundgrube unter den Hammer. Dasselbe war im Jahre 1881 von einer Actiengesellschaft für 1,060,000 Mark gekauft worden und wurde nun von dem Ritter gutsbesitzer Ebert aus Leudnitz bei Werdau für das Höchst gebot von 1600 Mark, wozu noch Betriebsvorschüsse kommen, eigenthümlich erworben. — Nach dem Ergebniß langjähriger Erfahrungen scheint es zwar nicht mehr auffallend, daß der Postver kehr sich alljährlich hebt; in den jüngst verflossenen Jahren hat indessen diese Steigerung bei der Mehrzahl der Culturländer aller Welttheile überraschend große Fort schritte gemacht. Im Jahre 1878 berechnet man für Europa die Gesammtzahl der Briefsendungen auf 5285 Millionen, nämlich 3260 Millionen Briefe und Postkarten, 717 Millionen Drucksachen und Waarenproben, 1308 Millionen Zeitungsnummern; schon nach Verlauf von drei Jahren, im Jahre 1881 hatte die Zahl jener Sendungen um mehr als eine Milliarde oder 20 Proc. zugenommen, denn sie erreichte die Höhe von 6340 Millionen, darunter 3820 Millionen Briefe und Post karten, 1000 Millionen Drucksachen und Waarenproben 1520 Millionen Zeitungsnummern. — Die „Kreuz-Zeitung" berichtigt ihre Mittheilung über die Bekleidung des Landsturms dahin, daß es sich nur um eine versuchsweise Einführung der bei den Mecklenburgischen Truppen schon im Gebrauche befind lichen wollenen Blusen (Litewken) — neben der Drillich jacke — handelt. Bei den im Norden und Osten stehen den Truppen habe sich in Folge des rauhen Klimas, namentlich auch bei dem Ausbruch von Epidemien das Bedürfniß eines wärmeren Kleidungsstückes geltend ge macht, welchem durch die wollene Bluse genügt werden soll. Die ganze Angelegenheit ist überdies noch nicht bis zur Genehmigung gediehen. Es scheint sich sonach überhaupt nicht um die Herstellung einer Bekleidung für den Landsturm, sondern um eine bessere Bekleidung der stehenden Truppen zu handeln. — Eine „interessante Wette" wurde dieser Tage in Posen ausgemacht. Einem Offizier, der sich im Tur nen, Fechten, Reiten, Schwimmen rc. auszeichnete, wur den die fünf stärksten Männer der Stadt, ein Speicher- Arbeiter, ein Schmied, ein Schlächter, ein Brauknecht Amtsblatt des Königlichen Amtsgerichts, sowie des Htadtrathes zu Dulsnitz. und ein Wirth,, aea rumsen. M, «e nur noch „ehrenhalber" Widerspruch erhoben inißmuthig auf die Rolle von Unglückspropheten beschränkten. Erscheint: Mittwoch« und Sonnabend«. Abonnemcntspreis: ikkschließlich de» jeder Sonnabend Nummer deilicZendsn Sdmitagsblatt«») Vierteljährlich I Mk. 25 Pfg. Ansercrte werden mit w Pfennigen für den Raum einer gespaltenen Corpus- »eile berechnet u. sind bis spätestens Dienstags und Freitags Vormittags » Uhr hwr aufzugeben. GeschäftssteAoN Königsbrück: bei Herm Kaufm. M. Tschersich. Dresden; Annoncen-Bureaus Haasenstein L Vogler u. Jnvalidendani Leipzig: Rudolph Moss«. 9tl!^UMPtia0 von uns unbekannten Firmen und Personen nehmen wir nur gegen Pränumerando-Zahlung durch Briefmarke» od« Posteinzahlung auf. Anonyme Annoncen, oder solche, welche Beleidigungen enthalten, werden keinesfalls ausgenommen mag der Betrag beiliegen oder nicht. LxpkäiiivN l>68 ^Mi8bIstUSG» E Diesen Umschwung in den wirthschaftlichen und sozialpolitischen Ideen verdankt das Volk den thatsäch- lichen Erfolgen der bisherigen wirthschastspolitischen Maßnahmen, die aus allen Gebieten des wirthschaftlichen Lebens sich als segensvoll erwiesen haben, und der Ein sicht, daß die Verdächtigungen dieser Politik und die an dieselbe geknüpften Voraussagungen sich als falsch er wiesen haben. Bisher, und so auch in dem verflossenen Jahre, haben Handel und Industrie unter dem wohl- thätigen Einfluß staatlichen Schutzes und staatlicher Fürsorge einen neuen Aufschwung genommen: sie sind erstarkt und in einen auSsichtsvollen und vielfach schon zu ihren Gunsten entschiedenen friedlichen Wettstreit mit anderen Nationen getreten Der grobe Prozeß der Verstaatlichung der Eisenbahnen hat auch auf diese Ver hältnisse fördernd eingewirkt. Selbst die freihändlerischen Blätter vermögen nicht zu bestreiten, daß sich die Wirth- Buchdruckerei von Ernst Ludwig Förster in Pulsnitz. Verantwort!. Redactcur Alwin Endler in Pulsnitz. Druck und Verlag von Paul Webers Erben in Pulsnitz. wechsel. Das Jahr 1883 hat mit dem Krankenversicherung?-sondern trotz der Wirthschaftspolitik diese willkommene :setz für die Arbeiter den Grundstein der Sozialreform Wendung eingetreten ist. siegt und damit aus sozialem Gebiet den Grundsätzen e Wege geebnet, von deren Anwendung allein ein irksamer Schutz der arbeitenden Klaffen gegen die mit st freien Konkurrenz unvermeidlich verbundenen Schä- uungen zu erwarten ist. Weiter sind auf gewerblichem ^biele durch die Gewerbenovelle im Interesse der Sitt- ^keit und Ordnung Schranken gezogen worden, welche Mgnet erscheinen, die Auswüchse der Gewerbefreiheit Dbeschneiden. R Vergleicht man mit diesen Erfolgen der Gesetzge- Ig die Anschauungen, die noch vor vier und fünf Men die weitesten Kreise der Bevölkerung beherrschten, M zieht man in Betracht, mit wie verhältnißmäßig Mgen Anstrengungen bei den Berathungen der bezüg- M Gesetze die Geltendmachung der neuen Grundsätze Mrmöglichen ließ, so wird man willig einräumen Mn, daß zwischen dem Einst und Jetzt eine weite Mstklust liegt und daß sich eine Wandlung in der Machen Meinung zu Gunsten der reformatorischen Mgr'ungen vollzogen hat, wie man sie damals kaum Möglich gehalten hätte. Als im Jahre 1879 die Ifomg den verderblichen Lehren des wirthschaftlichen Mh ismus entgegentrat, glaubte dieser „das freie Miestige deutsche Bürgerthum" mit Erfolg gegen „die MJa'rchende wirthschaftliche Reaktion" aufrufen und Mochviß den Kamps aufnehmen zu können, und als M aierung auf sozialem Gebiet gleichen Bestrebungen MMNdte, wurde sie nicht nur der „Reaktion" sondern M sei der Förderung sozialdemokratischer Tendenzen M?rdstt. Aus den Krastanstrengungen des Liberalismus Utza bisher Nichts entwickelt, was den Zielen der Mugsstlichen und sozialen Reformpolitik ernstliche s-M, gse hätte bereiten können. Im Gegentheil ist MBottP des wirthschaftlichen unv sozialen Gehen- Mer den weitesten Schichten der Bevölkerung immer M, Mißkredit gerathen, und schließlich haben selbst fünften Vertheidiger desselben den auf die größere M Rgung der Interessen der Gesellschaft gerichteten Mengen Konzessionen gemacht, indem sie auch ihrer- U gi Prinzip der Zwangsversicherung, wenn auch M jnschränkungen und Bedingungen, das Wort WM i gleiche Wandel hat sich, und vielleicht noch in M.m Maße, gegenüber der Eisenbahnpolitik voll- WUööier hat der Grundsatz, die Interessen der Ge- höher zu stellen wie diejenigen einzelner Per- NMc en oder Vereinigungen, einen so glänzenden Milchten, daß die Wortführer der demselben wider- Mst Parleim bei den letzten Erörterungen über