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^ 242, 27. Oktober 1904. Nichtamtlicher Teil 9153 aufgeliefert. Dies ist ein Briefpostverkehr in abgehender Richtung, der die Stückzahl nach annähernd demjenigen von Städten wie Liegnitz, Gera und Worms gleichkommt, und eine Paketauflieferung, die größer ist als die von Mühl hausen (Thüringen), Weimar, Jena, Coburg und Sonders hausen zusammengenommen. Die Firma K. F. Koehler, deren imposantes Geschäftshaus dem Postamt 8 gerade gegen über liegt, unterhält allein einen Postversendungsverkehr, der dem eines Postamts I geringem Umfangs gleichkommt. Die hohe Zahl der Postbriefgegenstände (15 000) rührt namentlich von den buchhändlerischen Massenauflieferungen von Drucksachen her, die — insbesondere nach dem Auslande — vielfach auch unter Einschreibung versandt werden. In dieser Zahl sind die Massendrucksacheu noch nicht mitgezählt, die regelmäßig in achttäglichen und vierwöchentlichen Fristen eingeliefert und ungestempelt als eilige Drucksachen der Druck sachenverteilungsstelle des Postamts 13 zugeführt werden. Es sind dies der Allgemeine Samen- und Pflanzenanzeiger mit einer Auflage von 15 000 bis 20 000 und die Leipziger Bienenzeitung mit einer Auflage von 16 000 Stück. Zur Beförderung der nicht eiligen, in großen Mengen ein gelieferten kleinen Drucksachen (Offerten, Bücherverzeichnisse usw) zur Drucksachenverteilungsstelle des Postamts 13 benutzt das Postamt 8 zur Ersparnis von Bindfaden und von Zeit, die das Abbinden erfordern würde, große, dauerhaft her gestellte Körbe, die mit in die Güterpostwagen geladen und leer dem Postamt zurückgesandt werden. Ferner werden bei dem Postamt große Serien von Nachnahmesendungen (3000 bis 8000 Stück auf einmal) eingeliefert; es find dies beson ders Postkarten oder Drucksachen in Postkartenform mit Quittungen über Abonnementsbeträge für die durch den Buchhandel vertriebenen Zeitschriften, über Abschlagszahlungen für Lieferungswerke, über buchhändlerische Mitgliederbeiträge und dergleichen. Unter den Einzeldrucksachen befinden sich vielfach Korrekturbogen zu den für auswärtige Autoren und Redaktionen in Leipzig gedruckten Werken und Zeitschriften. An den Hauptspeditionstagen des Buchhandels ist in den Abendstunden infolge der starken Auflieferung von Massendrucksachen sowie von umfangreichen und schweren Drucksachen im Gewicht von 1 und 2 Iix, Bücher und Zeitschriften enthaltend, eine sehr häufige Briefkastenleerung notwendig. Unter dem Einwurf für Drucksachen sind daher besondere Korbwagen auf Rädern aufgestellt; in ihnen wird der In halt zur Abfertigungsstelle befördert, wo zur Bearbeitung der Drucksachen eine Aufhängevorrichtung für 18 Briefbeutel und ein besonderes Spind mit 32 Fachwerken zur kursweisen Bearbeitung der Sendungen aufgestellt sind. Dabei müssen die Beutel für einzelne Kurse, weil sie bald von den umfang reichen Drucksachen gefüllt sind, im Laufe der Abendstunden wiederholt durch andere ersetzt werden. Bezüglich des Auslandsverkehrs sei noch angeführt, daß mit solchen Sendungen allein nach Brasilien täglich ein bis zwei große Briesbeutel gefüllt werden. Ferner versendet eine Firma in der Nähe des Postamts 8 alle 4 Wochen 250 bis 300 Stück eingeschriebene Drucksachen (illustrierte Zeit schriften) je im Gewicht von 1900 bis 2000 x nach Mittel und Südamerika. Sie füllen 12 bis 18 große Briefbeutet und müssen an einer besonderen Stelle bearbeitet werden. Zahlreiche Sendungen dieser Art find ferner nach Japan, China und Niederländisch-Jndien gerichtet; ihr Inhalt be steht meistens aus den in Leipzig oder in anderen deutschen Städten (Berlin, München usw.) erscheinenden Wochen- und Monatszeitschriften, die von den ausländischen deutschen und fremden (namentlich englischen und holländischen) Buchhand lungen für ihre Abonnenten bei den Verlegern bestellt worden sind und die nun an die deutschen Buchhandlungen im Buchhändlerwege Uber Leipzig und von hier zur Aus- Börtenblatt für den deutschen Buchhandel. 7t. Jahrgang. Nutzung des Portos durch die betreffenden Kommissionäre in Sammelsendungen unter Kreuzband, an die fremden Buchhandlungen aber als Einzeldrucksachen, sei es vom Ver leger selbst, sei es von seinem Leipziger Kommissionär, ver sandt werden. Zum Teil erfolgt der Versand auch direkt an die Abonnenten. Zur Fortschaffung der schweren Karten schlüsse an die Güterpostwagen dienen handliche eiserne, zweirädrige Handwagen, sogenannte Stechkarren. Nach den Bahnhöfen laufen vom Postamt 8 Donnerstags, außer den sonstigen, noch 5 regelmäßige Güterposten und außerdem 9 bis 10 Beiwagen. Das Personal muß in den Abendstunden um 30 bis 32 Unterbeamtenkräste verstärkt werden. Auch den Postämtern 2, 3 und 4 (Harkortstraße, beim Reichsgericht) fließen regelmäßig Massenauflieferungen von Drucksachen, Einschreibbriefen und Nachnahmesendungen durch buchhändlerische und buchgewerbliche Firmen zu, die von ihnen bearbeitet werden und die ebenfalls häufig nach dem Ausland gerichtet sind. Beim Postamt 4 werden insbesondere von der in der Altstadt gelegenen buchhändlerischen Zentral stelle für Dissertationen und Programme zahlreiche ein geschriebene Drucksachen nach China und Japan an ein heimische ehemalige Besucher deutscher Hochschulen eingeliefert. Die besonders großen Massen von Drucksachen aber senden diese Ämter wie auch alle übrigen Stadtpostanstalten un sortiert zum Postamt 13, dem Briefpostamt im Hauptpost gebäude, zur Verarbeitung bei der seit dem 1. April 1890 bestehenden besondern Drucksachenverteilungsstelle*) Die Stückzahl der hier bearbeiteten Massendrucksachen betrug im Jahre 1903 im Werktagsdurchschnitt täglich 175 000 und die Zahl der zur Absendung gelangten Druck sachenbeutel durchschnittlich wochentäglich 550 Stück, die sich auf mehr als 800 täglich in den Zeiten des starken Verkehrs erhöhen, im ungefähren Gewicht von je 40 I-z (jährlich rund 6 864 000 Iix). Von diesem Verkehr ist die reichliche Hälfte (4 000 000 lex) auf die dem Gebiet des Buchhandels und des Buchgewerbes entstammenden Drucksachen zu rechnen, und zwar hauptsächlich auf Zeitschriften, Prospekte, Probe nummern und dergleichen. Beispielsweise sind im Januar 1904 200000 Probenummern einer beliebten Familienzeit schrift als Drucksachen versandt worden. Außerdem werden täglich 90 bis 120 Beutel mit insgesamt 5 bis 6000 von den Sortimentern oder vom Publikum bei den Verlegern bestellten oder von letzteren als Frei- oder Rezensionsexem plare unter Kreuzband, in Rollenform usw. versandten Büchern, Broschüren, Mustkalien und Zeitschriften im Einzel gewicht bis 1 und 2 !-x vom Postamt 13 abgeschickt. Daraus ergeben sich, das Gewicht des Beutels zu 40 leg ge rechnet, jährlich weitere 1 533000 liz. Bis zu 20 Briesbeutel werden werktäglich mit derartigen Sendungen nach dem Auslande gefüllt und den deutschen Bahnposten, die den Verkehr mit den betreffenden fremden europäischen oder überseeischen Ländern vermitteln, als Beutel ohne Karte zugeführt, wobei besonders die Bahn- posteu der Strecke Cöln—Verviers—Ostende in Betracht kommen. Daneben werden bei Massenauflieferungen von Drucksachen nach dem Auslande direkte Beutel auf aus ländische Dienststellen, und zwar auf vier schweizerische, eine niederländische, eine norwegische, zwei dänische, eine belgische, zwei französische und drei österreichische Bahnposten sowie auf eine schwedische Seepost und außerdem nach größeren Postorten in England, Rußland, Norwegen und Schweden abgefertigt. *) Bgl. Archiv von 1882, S. 118; damals war das Briefpost amt (jetziges Postamt 13) noch mit dem Hauptpostamt (Postamt 1) vereinigt. Die zu jener Zeit beim Postamt in Leipzig-Plagwitz bearbeiteten Preisverzeichnisse der Firma Metz L Edlich werden jetzt ebenfalls ungestempelt und unsortiert dem Postamt 13 zu geführt. 1203