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^chenö/^ Inserate sind bis Dienstag und Freitag Glatt Amts und des Stadtrntßes des Königl. Amtsgerichts MUtsnrh Als Beiblätter: 1 JllustrirteS SonntagSblatl (wöchentlich); 2. L.andwiNhschaftliche Beilage (monatlich). Abonnements - Preis Viertel; thrl. 1 M. 25 Ps. Auf Wunsch unentgeltliche Zu sendung. Erscheint: Mittwoch und Sonnabend. Vorm. 9 Uhr aufzugeben. Preis für die einspaltige Cor» puSzeile (oder deren Raum) 10 Pfennige. HefcHäftsstelren: Buchdruckereien von A. Pabst, Königsbrück, C. S. Krausche, Kamenz, CarlDaberkow, Groß röhrsdorf. Annoncen-BureauSvonHaasen- stein L Vogler, Jnvalidendank. Rudolph Mosse und G. L. Daube t Comp. m>d ^-7;-,,^»°-"«'- -,d.n RetmundÄikMBn Jahrgang. Schu„- Mittwoch. Nr. >00. 1Ä. December 1897. Eine neue Epoche in Deutschlands Welt handels-Politik. Der socialdemokratische Abgeordnete Or. Schönlank hat zwar im Reichstage das „große Wort" gelassen ausgesprochen, daß Deutschland niemals eine Weltmachtspolitik treiben und niemals eine Weltmacht werden könne, aber man kann es deutlich sehen, daß die socialistischen „Seher" in ihrer Leiden schaft Alles im Deutschen Reiche schwarz zu malen, einfach blind gegen große Thatsachen sind, welche Deutschlands Ein tritt in die große praktische Welthandelspolitik und die Welt machtsstellung vorbereiten und anzeioen. Der deutsche über seeische Handel in Hamburg, Bremen, Kiel, Lübeck, Stettin, Danzig uno Königsberg beschäftigt nächst dem englischen Handel die meisten und leistungsfähigsten Dampfschiffe, stellt also eine Verkehrsmacht ersten Ranges nach allen Ländern und Erdtheilen dar. Der deutsche Handel und die deutsche Industrie wird ferner seit fünf Jahren von den Engländern sowohl was die Ausfuhr deutscher Waaren nach England als auch nach allen anderen Culturstaaten betrifft am meisten gefürchtet und die famose englische Gesetzesbestimmung, durch die Schutzmarke .Macks in 6srwan^" (Hergestellt in Deutsch land) den deutschen Waaren das Absatzgebiet einzudämmen, hat sich als eine kolossale Dummheit der neidischen Engländer herausgestellt, denn das ,Macks in Osrman/' ist eine Em pfehlung der deutschen guten und billigen Waaren in aller Welt geworden. Die Leistungen in Bezug auf Industrie und Handel geben dem Deutschen Reiche also schon ohne Zweifel eine Weltmachtsstellung, und wenn wir im Uebrigen noch nicht ganz soweit mit unserer Weltmachtstellung wie England sind, so liegt dies theils an Deutschlands früherer politis i.en Zerissenheit und Schwäche, theils an Deutschlands Bescheidenheit und schüchterner Zurückhaltung. Aber auch diese Zeiten sind vorbei, und Deutschland beansprucht jetzt einfach eben die Stellung und Vortheile wie alle übrigen Mächte in den überseeischen Ländern und eine feste Hand wird in halbbarbarischen Ländern zum Segen der allge- meinen Cultur und Sitte und zur Pflege besserer Handels beziehungen die Schritte durchsetzen, die zur Erreichung solcher Ziele nothwendig sind. Dies sind keine Redensarten und keine bloßen Hoffnungen und Wünsche mehr, sondern That sachen, bestärkt durch das Ereigniß, daß Deutschland mit fünf Kriegsschiffen und einigen Tausend Soldaten und Matrosen die Kiautschau-Bucht und auch die Stadt Kiautschau im östlichen China besetzt hat und daß weitere zwei Kriegs schiffe niit 1400 Seesoldaten unter der Führung des AdmialS Prinzen Heinrich nach China in den nächsten Tagen abfahren, um die Ermordung deutscher Missionare zu rächen und das in vielen Punkten unhaltbar gewordene Handelsverhältniß Deutschlands mit China auf bessere und sicherere Grundlagen zu stellen. Was England in Hongkong, Frankreich in Anam und Tongking und Rußland in der Mandschurei China gegen über für ihren Handel und Einfluß durchgeführt haben, das wird nun auch Deutschland durchsetzen, denn wir können uns bei unserer riesig wachsenden Bevölkerung von 51 Millionen Einwohnern und unserer großartig entwickelten Industrie nicht die Vortheile entgehen lassen, die andere Großstaaten leider schon zu lange für sich allein auf dem überseeischer Markte einheimsten. Oertliche und sächsische Angelegenheiten. — Die andauernd milde und zu Niederschlägen nei- gende Witterung der letzten Tage läßt eine richtige Weih- uachtsstimmung nicht?aufkommen. Regen, trübes Gewölk, sich schnell in „Matsch" verwandelnder leichter Schneefall und bodenlose Wege draußen auf dem Lande sind die Merkmale der Gegenwart. Dichter Schnee und Frost, ohne die man sich ein flotteS, belebtes Weihnachtsgeschäft nicht zu denken vermag, wollen sich nicht einstellen. Man kann deshalb die Klagen über schlechten Geschäftsgang Vielfach hören. — Offene Stellen für Militäranwärter. Beim königl. Amtsgericht Zwickau am 15. December Lohnschreiber, 2 M. täglich. — Bei der kaiserl. Ober-Postdirection Dresden am 1. Januar für Postamt Bautzen, Dresden-Plauen, Dresden und Zittau Briefträger bez. Postschaffner, 944 bez. 908 bez. 1040 M. — Beim königl. Amtsgericht Plauen i. V. sofort Lohnschreiber, 600—800 Mk. jährlich. — Bei der königl. Amtshauptmannschaft Dresden-Altstadt am 1. Jan. Straßenwärter für Potschappel, 852 M. jährlich. — Bei der königl. Amtshauptmannschaft Auerbach am 1. Januar Straßenwärter für die Plauen-Falkensteiner Straße, 852 M. jährlich. — Bei der königl. Generaldirektion der sächs. Staatseisenbahnen, Dresden, am 1. Januar 50 Stations- Assistenten 2. Klasse, 1440 M. — Bei der königl. Amts hauptmannschaft Rochlitz am 1. Januar für die Ab.heilung IV der Reitzenhainer Straße Straßenwärter, 852 M. — Am 6. dieses MonatS und folgende Tage hat eine abermalige Auslosung Kgl. Sächs. Staatspgpiere stattge funden, von welcher die auf 3'/,«/, herabgesetzten, vm mals 4"/, StaatSschulden-Kassenscheme von den Jahren 1852 55/58,59/62/66 und /68, 3'/,°/, dergleichen vom Jahre 1867, aui 3'/,herabsetzten, vormals 4°/, dergleichen vom Jahre 1869, ingleichen die auf den Staal übernommenen, aus 4"/, hcrabsetzten, vormals 4V, "/„ Schuldscheine vom Jahre 1872 der Leipzig-DreSdner Eisenbahn.Compagie betroffen worden sind. Die Inhaber der genannten StaatS- pap ere werden hierauf noch besonders mit dem Hmzusügen aufmerksam gemacht, daß die Listen der gezogenen Nummern >n der Leipziger Zeitung, dem Dresdner Journal und dem Dresdener Anzeiger veröffentlicht, auch bei sämmtlichen Bezirks - Steuer » Einnahmen und Gcmeindevoritänden zu Jedermanns Einsicht auSgelegt werden. Mit diesen Listen werden zugleich die in früheren Terminen auSgelosten bez. gekündigten, aber noch nicht abgehobenen Nummern wieder aufgerufen, deren große Zahl leider beweist, wie viele Interessenten zu ihrem Schaden die AuSloosungen übersehen. ES können dieselben nicht genug davor gewarnt werden, sich dem Jrrlhume hinzugeben, daß, so lange sie ZinSscheine haben und diese unbeanstandet eingelöst werden, ihr Kapital ungekündigt sei. Die Staatskassen können eine Prüfung der ihnen zur Zahlung präsentirten ZinSscheine nicht vor- nehmen und lösen jeden echten ZinSschein ein. Da nun aber eine Verzinsung auSgeloster oder gekündigte» Kapitale über deren Fälligkeitstermin hinaus in keinem Falle statt findet, so werden die von den Betheiligten in Folge Un- kenntniß der Auslosung zu viel erhobenen Zinsen seinerzeit am Kapitale gekürzt, vor welchem oft empfindlichen Nach- theile sich die Inhaber von StaatSpapieren nur durch regel mäßige Einsicht der Ziehungslisten (der gezogenen wie der restirenden Nummern) schützen können. — Wie soll man sich gegen Feuer versichern? Von fachmännischer Seite erhält das „M. T." folgende beach- tenSwerlhe Mittheilungen: Wie aus den LandtagSmitthei- lungen ersichtlich ist, sind in den letzten zwei Jahren in Sachsen zusammen 6020 Brandfälle zu verzeichnen gewesen, daS sind 777 Fälle mehr als in den beiden Vorjahren. Erfahrungsgemäß ist im Winter die FeuerSgefahr in Folge des häufigen Umgehens mit Feuer und Licht am größten. Es kann daher den um ihre Habe besorgten Hausvätern eines Theils nicht dringend genug angerathen werden, diese zu versichern, anderntheilS aber auch genaue und specielle Inventar-Verzeichnisse mit Werthangabe über die versicher- t n Gegenstände anzufertigen und sicher aufzubewahren. Für die Regelung etwaiger Brandschäden durch die bethei- ligten Versicherungsanstalten sind solche Inventarverzeich nisse im Interesse des Versicherten von größtem Werthe. Gewiß in den wenigsten Fällen bildet bei der Mobilar- versieh rung das Jnventarverzeichniß die Grundlage für die Höhe der Versicherungssumme, meisten- wird nach oberflächlicher Taxirung der häuslichen Geräthe usw. eine Versicherungssumme gesunden, welche aber erfahrungsge mäß selten zu hoch, eher zu niedrig sich herausstellt. Bei einem Brandschaden soll der betreffende Versicherte nach weisen, bez. angeben, welche Gegenstände verbrannt oder verloren gegangen sind, an der Hand des Jnventarver- zeichnisseS ist dies eine leichte Sache, während sonst dieser oder jener Gegenstand vergessen und daher auch nicht entschädigt wird. Außerdem werden auch Differenzen ve» mieden, da das Jnventarverzeichniß auch die Werthe auf weist, welche die versicherten Gegenstände zur Zeit der Jnventarisirung hatten. Kamenz, 13. Dezember. Ein bedeutendes Feuer hat heute morgen, gegen 5 Uhr früh entstanden, das Hauptgebäude der zum Gemeindedezirk Spittel gehörigen Osentöpferei der Herren Gebrüder Reif zum größten Theile zerstört. Auch der Komtoranbau mit Lagerraum ist theil weise durch den einstürzenden Giebel deS Hauptgebäudes ganz bedeutend beschädigt und viele fertige und angesangene Waaren vernichtet, so daß der entstandene Schaden ein bedeutender ist. Die Spritze der Freiw. Feuerwehr Kamenz war die erste am Platze. Eigenthümlicherweise entstand erst sehr spät in der oberen Stadt Feuerlärm. Etwa 20 Minuten nach 5 Uhr war ein Signal zu hören — dann war eS wieder ruhig, bis kurz nach halb 6 Uhr, etwa in der Vordergaffe, wieder einige Signale ertönten; uin diese Zett zog bereits von der genannten Fabrik ausgehend ein breiter starker Rauchstreisen über den noch dunklen Himmel hin, gegen halb 7 Uhr wurde mit der Sturmglocke ange schlagen, da das Helle Feuer nun zum Dache herausbrannte, und weitere Signale wurden hierauf hörbar. Die Frei willige Feuerwehr und andere Erschienene haben sehr tüchtig gearbeitet, um daS Feuer einzuschränken. Auch ein ge Verletzungen von Feuerwehrmannschaft sind vorge kommen, jedoch sind dieselben glücklicherweise nicht gefährlich. (K. Zig.) Dresden. In der Nacht zum Sonntag gegen 11 Uhr wurden der Neustädter Markt und sein. Umgebung von einer kleinen Ueberschwemmung heimgesucht, die durch den Bruck des stärksten der beiden über die Augustusbrücke nach der Altstadt führenden Rohre der städtischen Wasser leitung verursacht war. Der innere Durchmesser des ge brochenen eisernen Rohres beträgt 75 Cennmeter, während daS andere nur einen solchen von 60 Centimetern auiweist. An der Bruchstelle, in der Nähe der beiden monumentalen Fahnenmasten auf der Hauptstraße, riß ein mächtiger Wasserstrahl die über dem befreien Rohre lagernde Erd schicht aus und schleuderte Erde und Steine hoch empor. Glücklicher Weise verlief sich das Wass-r sehr schnell nach der Elbe zu, so daß die der Bruchstelle benachbarten Häuser resp. Keller nicht allzusehr in Mitleidenschaft gezogen wurden. Die von dem Schaden benachrichtigte Mannschaft der Wasser wache sorgte durch telephonische Benachrichtigung deS Wasser werks für Abstellung des Wassers in ganz kurzer Zeit. — In der 2. Kammer fand am 10. December die Schlußberathung über Kapitel 22 des ordentlichen Etats für 1898/99, Civilliste Sr. Maj. des Königs und Scha- tullenbedürfniffe für Ihre Maj. die Königin mit 3 172 300 Mark jährlich, sowie Kapitel 23 Apanage rc., im Gesamm- betrage von 650039 Mk., statt. Nach lebhafter Debatte und heftigem Widerspruch der Sozialdemokraten wurden schließlich beide Kap., in der Hauptsache gegen die Stim men derselben genehmigt. — Sodann fand die Schlußbe rathung über daS Königliche Decret betr. die Entschädigung für die Wassercalamitofen statt. Es wurden dieselben mit 80 Proc. für die 1. Bedürfnißklaffe, 60 Proc. für die 2. und 40 Proc. für die 3., insgesammt 6 Millionen Mark, bewilligt. — Weiter wurden die Kap. 16 StaatSeisenbah- nen, Kap. 40, Landgerichte, Amtsgerichte und Staatsan waltschaften, Beiträge für verschiedene Anstalten, Unter stützungen im öffentlichen Interesse, Straßen- und Wasser bauverwaltung, Lehrerseminare rc., bewilligt und schließlich einem Nachtrag zu dem Finanzgesetze auf die Jahre 1896 und 1897 Zustimmung ertheilt. Zwei Petitionen betr. Entschädigung für Schäden durch daS Hochwasser wurden der StaatSregierung zur Kentnißnahme überwiesen. — Das von dem königl. Ministerium des Innern unter dem 24. August d. I. erlassene Preisausschreiben für Künstler-Postkarten aus dem Königreich Sachsen hatte einen überraschend, reichen Erfolg, da nach den bisherigen Mittheilungen in 221 Einsendungen inSgesammt 594 Ent würfe bei der Ministerial-Kanzlei eingingen. — Von dem Schöffengericht Dresden wurde vor einigen Tagen die Hebamme Frau verw. Merbt wegen unerhörter Dienstbotenmißhandlung zu 4'/, Monaten Ge- fängnißstrafe verurtheilt. — In Bautzen mußte die Ehefrau eines dasigen Einwohners, die nachweislich von einer Mitbewohnerin ihrer Wohnung wiederholt körperlich mißhandelt worden war und sich wahrscheinlich infolgedessen Gift beigebracht hatte, auf eigenen Antrag in der städtischen Krankenanstalt untergebracht werden. — In Oppach bei Bautzen hat die Unsitte des „HochzeitSschießenS" wieder einmal ein Opfer gefordert. Durch unvorsichtiges Umgehen mit der Schießwaffe zerschoß sich der Sohn deS WirthschaftSbesitzerS Tischer die eine Hand, so daß er sich in ärztliche Behandlung begeben mußte. — Der glückliche Besitzer de- LooseS der 3. sächsischen Pferdezucht-Ausstellung zu Dresden, auf welche» derzveile Hauptgewinn im Werthe von 5000 Mark gezogen wurde, ist der in Rotz wein wohnhasle Arbeiter Arno Schett ler, ein Mann in dürftigen Verhältnissen, dem der Gewinn eine willkommene WeihnachlSsreude sein wird.