Volltext Seite (XML)
Blatt Amts und des SLadtrathes des Königl. Amtsgerichts Wutsn.rtz sind bis Dienstag und Freitag Vorm. 9 Uhr aufzugeben. Preis für die einspaltige Cor- puszeile (oder deren Raum) 10 Pfennige. tlbonnementS - Preis Viertel: hrl. 1 M. 25 Pf. Auf Wunsch unentgeltliche -sv- sendung. KefcHSstsstelren: Buchdruckereien von A. Pabst, Königsbrück, C. S. Krausche, Kamenz, CarlDaberkow, Grob- röhrsdorf. Annoncen-BureauS vonHaasen- stein L Vogler, Jnvalidendank. Rudolph Mosse und G. L. Daube « Eomp. Als Beiblätter: 1 Jllustrirtes SonntagSblatt (wöchentlich); 2 . t:andwirthschaftliche Beilage (monatlich). Erscheint: Miitwoch und Zounaiend. (schenü/ >^sür Putsnitz, " Königsbrück, Radeberg, Radeburg, Moritzburg und Umgegend Druck und Verlag von E. L. Förster's Erden in Pulsnitz. Reunundvienzigsten Jahrgang. Verantwortlicher Redakteur Hermann Schulze in Pulsnitz. Mittwoch. Ur. 1)0. 10. November 18S7. Bekanntmachung, Stadtverordnetenwahl betr. Mit Ablauf dieses Jahres scheiden in Gemäßheit 8 42 der revidirten Städteordnung vom 24. April 1873 aus dem Stadtverordneten-Collegium und zwar aus der Zahl 4. Ser Ansässigen: 1. Herr Lohgerbermeister Bernhard Huhle, 2. „ Schneidermeister Eduard Kayser, 3. „ Reinhold Boden, 4. „ Kaufmann Bruno Borsdorf, L. der Unansässtgen: 1. Herr Kupferschmiedemeister Edwin Hoffmann, aus. Sämmtliche Ausscheidende sind wieder wählbar. Herr Hoffmann jedoch nicht als unansässiger Bürger, sondern in Folge seiner inzwischen eingetretenen Ansässigkeit als Ansässiger. Zur Vornahme der Ergänzungswahl ist Mittwoch, der 24. Wovenröer 1897 anberaumt.und es werden daher alle in der Liste eingetragenen stimmberechtigten Bürger hiesiger Stadt aufgefordert, gedachten Tages von Vormittags 10 Uhr bis Nachmittags 2 Uhr persönlich im Sitzungssaal die mit den Namen der Gewählten deutlich bezeichneten Stimmzettel zu überreichen. Die Stimmzettel werden den stimmberechtigten Bürgern vor dem Wahltage behufs deren Ausfüllung mit den Namen der zu Wählenden zugestellt werden. Pulsnitz, am 27. Oktober 1897. Der Stadtrat h. Schubert, Brgrmstr. Die Bürgermeisterwahl in New-Norl und die politische Verderbnitz in den Vereinigten Staaten. In der größten Stadt der Vereinigten Staaten von Nordamerika, in New - Jork, welches maßgebenden Einfluß in der transatlandischen Vereinigten-Staaten-Republik spielt, ist am 2. November der Candidat der berüchtigten Tammany- Hall, der Richter von Wyk, mit großer Mehrheit zum Bür germeister gewählt worden. Dieses Wahlergebniß interessirt aus drei sehr wichtigen Gründen die politische Welt und vor allen Dingen auch das Deutschthum in der neuen und alten Welt, denn erstens wird durch den Ausfall dieser Wahl bewiesen, daß die politische Entartung und Verderbniß in der großen amerikanischen Republik unausrottbar ist, denn das politische und wirthschaftliche Ausplünderungssystem ist durch den Sieg der Partei der Tammany-Hall wieder zur vollsten Macht in New-Jork gelangt, zweitens sind von dieser Entwickelung der Dinge in New-Jork nur verderbliche Einwirkungen auf die Politik der Vereinigten Staaten zu erwarten, und' drittens muß mit Bedauern festgestellt werden, daß die Bemühungen der zahlreichen Deutsch-Amerikaner, welche in der Riesenstadt New - Jork gegen 175 Tausend Wahlstimmen haben, vergeblich gewesen sind, seit dem Jahre 1895 der Beutewirthschaft der zahlreichen Gemeindebeamten und deren Hintermänner in New-Jork ein Ende zu bereiten. Vielfach wird behauptet, daß die unselige Zersplitterung der Deutsch - Amerikaner die Ursache sei, daß dieselben keinen maßgebenden Einfluß auf eine Säuberung des öffentlichen Lebens und Gemeindewelens von Beutepolitikern in New-Jork und in Nordamerika ausüben könnten, aber die Republikaner, denen sich die Deutschen vor drei Jahren in New-Jork zum Sturze des Tammany - Ringes angeschloffen hatten, sind auch für die Hülfe schlecht belohnt worden, indem die Republikaner den eingewanderten Deutsch - Ameri kanern die Concessionsertheilungen zu vielen Geschäftsbetrieben erschwerten und sie außerdem mit einer puritanischen und übertriebenen Strenge der Sonntagsruhe ärgerten. Diesen bitteren Erfahrungen gegenüber scheinen sich die Deutsch- Amerikaner von den Machern der Tammany-Hall durch ge wisse Versprechungen haben kouriren lassen. Es mag ja sein, daß gegenüber der Beute- und Profitpolitik der in dieser Hinsicht schwer zur Einsicht zu bringenden Iankees die Deutsch-Amerikaner in wirthschaftlicher und socialer Hinsicht eine sehr schwierige Stellung in Amerika haben. Aber es muß auch gesagt werden, daß in früheren Jahrzehnten unter den Präsidenten Linkoln und Grant der sittliche Muth der Deutsch - Amerikaner viel größer und einflußreicher war als jetzt, und daß von ihnen erwartet werden muß, daß sie zum Segen ihres neuen Vaterlandes und zur Ehre des alten die Dollarpolitik in Amerika nicht unterstützen. Die jetzt wieder siegreiche Partei der Tammany-Hall hat es doch durch Aemter- und Gemeindeversprechungen aller Art, also durch die Concession für Bestechungen und Unterschleife dahin gebracht, die meisten Stimmen auf ihren Candidaten zu ver einigen, und dies ist doch ein ganz schändlicher Zustand für die öffentliche Moral. Oertliche und sächsische Angelegenheiten. Pulsnitz. Nächsten Freitag Abend wird laut der im heutigen Blatte veröffentlichten Annonce des hiesigen Bürgervereins Herr Ingenieur B. von Scheidt im Saale des hiesigen Schützenhauscs einen Vortrag über Acetylenlicht unter Vorführung desselben halten. Acetylenlicht ist ein reines weißes Licht, 17 Mal Heller wie Leuchtgas, ca. 33>/z o/o billiger wie elektrisches Glühlicht und garantirt gefahr loser wie Leuchtgas. Es entwickelt beim Brennen nur wenig mehr Hitze wie elektrisches Glühlicht, jedoch bedeutend weni ger wie Leuchtgas und verbrennt absolut geruchlos. Dasselbe ist mit Leichtigkeit an jedem Orte ohne große Kosten einzu richten, da bedeutend engere Rohrleitungen wie für Leuchtgas erforderlich sind, daher unwesentliche Beschädigungen bei In stallationen selbst in schon bewohnten Räumen. Acetylenlicht eignet sich besonders für Orte, wo keine Elektricität oder Leuchtgas zur Verfügung steht und wo doch auf eine saubere, gute und bequeme Beleuchtung Werth gelegt wird, als: Kleine Städte, Dörfer, Güter, Fabriken, Theater, Kirchen, Restaurants, alleinstehende Villen, Häuser rc. Die Entwicke lung des Acetylengases aus Calcium carbid in einem Appa rat, D. R. P. n. ist derart, daß das Gas dem jeweiligen Bedürfniß entsprechend entwickelt wird, letzteres jedoch selbst- thätig aufhört, sobald kein Gas mehr verbraucht wird. Ein Kilo Calcium-Carbid erzielt im M. 300 Liter Gas die ver bleibenden Rückstände können genau wie gelöschter Kalk zu Mörtel, Dünger u. s. w. verwendet werden. Das Licht selber kommt in seiner Zusammensetzung dem Sonnenlichte am nächsten, Farben werden nicht, wie bei Gasglühlicht, verändert. Ausdrücklich wird noch erwähnt, daß weder Glüh körper noch Cylinder erforderlich sind und die Lichtstärke stets dieselbe bleibt. In der Erkenntniß, daß das Acetylen licht einem an vielen Orten schon lange und schwer empfun denen Bedürfniß Abhilfe verschafft, ist ein Apparat construirt, welcher in erster Linie die Sicherheit berücksichtigend, das denkbar einfachste in seinem Betrieb und seiner Bedienung bietet. Derselbe ist mit nur zwei Hähnen ausgestattet, wo von nur einer zur Bedienung in Anspruch genommen wird. Der Apparat selbst nimmt wenig Platz ein und wird am besten in einem untergeordneten Raume des Kellergeschoßes aufgestellt, und Falls dieser Raum Licht hat und gelüftet werden kann, genügt derselbe allen voraussichlichen Vorschrif ten der Feuerversicherungs-Gesellschaften und den Vorschriften der kgl. Polizeibehörden. Wir verfehlen nicht, alleBürger un serer Stabt auf diesen hochinteressanten Vortrag aufmerksam zu machen, umsomehr, als die Lichtfrage auch für unsere Stadt in nächster Zeit eine Erledigung in diesem oder jenem Sinne finden möchte. — Offene Stellen für Militäranwärter. Bei der königl. Amtshauptmannschaft Dresden-Neustadt am 1. Dezember Diätist, 2 Mk. Tagegeld. — Bei der königl. Amtshaupt mannschaft Chemnitz am 1. Januar Straßenwärter, 852 M. — Bei der Expedition des „Dresdner Journals" am l. No vember Diätist, 2 M. Tagegeld. — Beim königl. Amtsge richt Grimma am 1. Dezember Lohnschreiber, 50 M. monatlich. — Bei der königl. Polizeidirection Dresden am 1. Dezember 2 Expedienten, 1100 M. — Bei der königl. Amtshaupt mannschaft Löbau am 1. Januar Straßenwärter, 852 M. — Bei der kaiserl. Ober-Pbst-Direction Chemnitz am 1. De zember 3 Landbriefträger und 1 Postschaffner, 760 bez. 772 M. Kamenz. Die am 4. November Nachmittags ab- gehaltenc öffentliche Sitzung des Stadtraths und der Stadt verordneten mit der Tagesordnung: „Anstellung eines Bau beamten" führte wiederum zu keiner endgiltigen Entscheidung, indem die nach längerer Debatte erfolgte namentliche Ab stimmung darin resultirte, daß sämmtliche Mitglieder deS StadtratheS für Anstellung eines Baubeamten stimmten, während von 16 Stadtverordneten sich 7 dafür und 9 da gegen erklärten. Die Angelegenheit wird nunmehr wahr scheinlich der Königl. Kreishauptmannschaft Bautzen zur definitiven Entscheidung unterbreitet werden. Bautzen, 2. November. In der Strafsache gegen den vormal. Fabrikbesitzer Ephraim Herklotz in Kamenz wegen einfachen Bankerotts, welche am 26. Oktober von der 1. Strafkammer des hiesigen Königlichen Landgerichts verhandelt wurde, wurde heute das Urtheil verkündet. Dasselbe lautet auf drei Wochen Gefängniß, welche Strafe du'ch die Untersuchungshaft für verbüßt erachtet wurde. Zu Gunsten des Angeklagten nahm der Gerichtshof nur den in die Zeit nach dem Fabrikbrande fallenden Aufwand als einen übermäßigen an. — Se. Majestät der König gedenkt heute, Mittwoch, den 10. November, Abends 9 Uhr 29 Minuten von Sybillenort abzureisen und am Donnerstag früh 3 Uhr 42 Min. mit dem fahrplanmäßigen Schnellzuge in Be gleitung des Oberstallmeisters v. Ehrenstein, des Haus marschalls von Carlowitz-Hartitzsch, des Leibarztes Geh. Raths Dr. Fiedler und des Fiügeladjulanten Majors v. Ehrenthal in Dresden einzutreffen. Am Donnerstag Nachmittag 1 Uhr wird der König den einberusenen Land tag im Thronsaale des königl. Restdenzschlosses zu Dres den eröffnen. Dieser Feier schließt sich zu Ehren der Landtagsabgeordneten eine große königl. Tafel an, an der Se. Majestät der König, die Prinzen des königl. Hauses, der königl. große und der prinzliche Dienst theilnehmen und zu welcher Einladungen an die Staatsminister, die Mitglieder beider Ständekammern und eine größere Anzahl Regierungs-Commiffare ergehen werden. Nach der Tafel beabsichtigt der König, sich Nachts 12 Uhr 57 Minuten wieder nach Sybillenort zu begeben, um noch einige Tag daselbst Aufenthalt zu nehmens Dresden, 9. November. Fortuna hat gestern die reichste der von ihr zu vergebenden Gaben der Sächs. Landeslotterie, das große Loos, den Thüringer Landen zukommen lassen, die sich nun als Dank für diese Freige-