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für Pulsnitz, Königsbrück, Radeberg, Radeburg, Moritzburg und Ämgegend Blatt Amts und des SLadtraLhes des Königs. Amtsgerichts WuLsnih Vorm. S Uhr aufzugeben. Preis für die einspaltige Cor- puszeile (oder deren Raum) 10 Pfennige. Abonnements - Preis Viertelj -hrl. 1 M. 25 Pf. Aus Wunsch unentgeltliche Zu sendung. Kefchäflssteken: Buchdruckereien von A. Pabst, Königsbrück, C. S. Krausche, Kamenz, CarlDaberkow, Groß röhrsdorf. Rnnoncen-BureausvonHaasen- stein L Vogler, Jnvalidendank. Rudolph Mosse und. G. L. Daube L Comp. Als Beiblätter: l JllustrirteS Sonntagsblatl (wöchentlich); 2. ^andwirthschaftlicheBeilage (monatlich). Erscheint: Niltwoch und Sounabenv o ch en ^tuö. Inserate -^7 s;nd bis Dienstag und Freitag Druck und Verlag von E. L. Förster's Erben in Pulsnitz. ReunundvieuzigsteV Jahrgang. Verantwortlicher Redakteur Hermann Schulze in Pulsnitz. 37. Oltober 1897 Mittwoch. Bekanntmachung. Wegen Reinigung der Raths-, Kassen- und Standesamtslocalitäten Montag, öen 1. unö Dienstag, öen 2. Wovernber öss. Is. werden an diesen Tagen unr ganz dringliche Sachen erledigt und in Standesamtsängelegenheiten nnr Bormittags von 8 bis 10 Uhr expedirt. Pulsnitz, am 25. Oktober 1897. Der Stadtrat h. Schubert, Brgrmstr. solchen leichtfertigen Eroberungspolitik Italien große Nieder lagen erleben und sich vergeblich nach einer rettenden Hand wie 1859 und 1866 umsehen würde. Die maßgebenden und einsichtigen Staatsmänner und Politiker Italiens wer den aber wohl auch noch den Dreibund zu schätzen wissen und keine Abenteuerpolitik aufkommen lassen. Italien und der Dreibund. Gegenüber der seit Jahren festen und friedlichen Politik des Dreibundes muß einmal festgestellt werden, daß es in Italien Politiker und Parteien giebt, welche das italienische Königreich aus dem Dreibunde und dem Bündnisse von Deutschland los haben wollen, weil dieses Bündniß für Italien angeblich keine Vortheile geboten habe. Es ist ja Nun zweifellos, daß der König Humbert und seine verant wortlichen Minister in dieser Hinsicht ganz anders denken und die Vortheile des Dreibundes, der Italien Ruhe und Stetigkeit im Innern, Ansehen und Einfluß nach Außen gewährt, sehr wohl zu schätzen wissen, aber die auffällige und anmaßende Darstellung des Verhältnisses Italiens im Dreibunde durch die italienischen Franzosen- und Russen freunde muß doch einmal ordentlich beleuchtet werden. Es giebt in Italien eine Menge ehrgeizige Politiker und Parteien, welche die Dreistigkeit haben, zu behaupten, der Dreibund bringe Italien nichts ein. Suchte Deutschland und Oester reich den Zweck und Werth des Dreibundes einzig und allein in der Erhaltung des allgemeinen Friedens, so wollten um gekehrt diese Art Politiker Italiens von dem Bündnisse Vortheile, Länderzuwachs in Nordafrika, in Abyssinien, viel leicht sogar in Wälschtirol und bei dem jüngsten griechischen Kriege sehen und mit Hilfe der Bundesgenossen zugleich Gelegenheit zur Rache an Frankreich für sein Verfahren in Tunis erhalten. Diese anmaßenden und eiteln Hoffnungen gewisser italienischer Hetz- und Größenwahnspolitiker sind Natürlich nicht eingetroffen und konnten nicht eintreffen, weil sie erstens gar nicht auf dem Programme des Dreibundes standen und weil zweitens Italien weder die militärische Noch die finanzielle Kraft hat, solche Eroberungen überhaupt durchzusetzen. Kommen überhaupt die Herren Frassati, Robil laut und Genossen, die eifrigsten Gegner des Dreibundes in Italien so, daß sie eifrig und agitatorisch das Austreten Italiens vom Dreibund verlangen und sich als Gegner Deutschlands ausspielen, so müssen wir auch einmal den Italienern zeigen, daß Italien nicht durch die eigene Kraft, sondern durch die Siege Preußens 1866 und die Niederlagen Frankreichs 1870 seine Einheit und Großmachtsstellung er halten hat, daß also die Richtung der deutschen Politik in aller und jeder Beziehung Italien unterstützt hat. Niemals würde ein wieder übermächtiges und über Deutschland etwa triumphirendes Frankreich Italiens Entwickelung als Groß macht begünstigt haben, denn es ist eine geschichtliche ver bürgte Thatsache, daß Frankreich Italien 1859 und 1866 gegen Oesterreich nur deshalb geholfen hat, um Italien zu einer Art Vasallenstaat von Frankreich zu machen. War doch bis im August 1870 italienisches Gebiet dicht vor Rom noch von 20,000 französischen Soldaten besetzt und Frank reich spielte zugleich den Protektor Roms und Italiens. Italien ist eben bis auf den durch Englands Ränkespiel und die italienische Eitelkeit und Ländergier verursachten Reinfall in Afrika resp. in Abyssinien vom Glücke und der Gunst der deutschen Politik in so beispielloser Weise begünstigt daß es in den leichtfertig und oberflächlich urtheilenden Kreisen seiner Bevölkerung so verwöhnt und anmaßend ist, darüber erstaunt zu sein, daß der Dreibund nicht dafür ge sorgt hat, daß Italien nicht irgend wo eine Provinz oder eine hübsche Insel mit leichter Vühe gewonnen hat. Dw blutige Lehre, welche Italien in Abyssinien erhielt, und die grenzenlos thörichte Politik und verkehrten militärischen Maßnahmen, welche Italien in Afrika trieb, haben doch aller Welt gezeigt, wie schwer es den Italienern wird au» eigner Kraft fremdes Gebiet zu erobern und zu erhalten, nur der italienische Chauvinismus hat davon nichts gelernt. Schreien doch noch jetzt nicht selten italienische Hetzblätter aus. daß Italien Triest von Oesterreich und Nizza von Frankreich sobald als möglich erhalten müßte, weil diese Gebiete früher einmal italienisch waren. Nun auf diese Weise könnte ja jeden Tag ein frischer, fröhlicher Krieg in Europa losgehen, nur ist es wahrscheinlich, daß bei einer Oertliche und sächsische Angelegenheiten. Pulsnitz. Seit Montag, früh 8 Uhr, ist der 9'/^ Jahre alte Walther Pötzschke, Sohn des hiesigen Töpfers Moritz Pötzschke, spurlos verschwunden. Derselbe ist auf dem Wege zur Schule gewesen, und war mit dem Schultornister versehen. Er hat blondes Haar und ivar bekleidet mit einem grünen Hut, grauem Jaquett und Hose, grauen Filzschuhen und schwarz und roth gestreiften Strümpfen. Die besorgten Eltern bitten beim Äuffinden des Knaben um schnellste Nachricht nach Pulsnitz, Schloßstraße 54. Pulsnitz. Am vergangenen Sonntag fand im Gast hof zum Herrnhaus die erste Wintersitzung des land- und forstwirthschaftlichen Vereins statt. Nachdem vom Herrn Vorstand Weitzmann die Sitzung, welche allerdings nur müßig besucht war, eröffnet, begrüßte derselbe zuvörderst den als Gast anwesenden Herrn Gartenbauinspektor Braun bart aus Bautzen, sowie auch die erschienenen Mitglieder. Hierauf gedachte derselbe des im Frühjahr verstorbenen langjährigen und treuen Mitgliedes, des Herrn Wirthschafts- besitzer Ernst Mager in Ohorn, welcher Jahre lang stellver tretender Vorstand des Vereins gewesen, in ehrenden Worten und forderte die Anwesenden auf, sein Andenken durch Erheben von den Sitzen noch zu ehren, was einmüthig ge schah. Nachdem nun das Protocoll von der vorigen Sitzung vorgelesen und genehmigt und alles Geschäftliche erledigt worden war, wurde als Vertrauensmann für die Proviant ämter Herr Gutsbesitzer Winkler in Großnaundorf gewählt, ferner nahm man Kenntniß von den Mittheilungen der Ver suchsstation Pommritz, betreffs der Untersuchungen von Kraft futter-, sowie Düngemitteln und forderte Herr Inspektor Braunbart die Versammlung auf, die Versuchsstation Pomm ritz ja recht fleißig zu benutzen und zu unterstützen. Nun mehr gab Herr Weitzmann Herrn Inspektor Braunbart das Wort zu seinem für heute zugesagten Vortrage über die wichtigsten kleinen Feinde der Landwirthschaft. Redner er läuterte in seinem, l'/z Stunden währenden Vortrage in sehr klarer Weise fast alle kleinen Feinde nicht nur des Feldes und der Wiese, sondern auch des Obst- und Garten baues, sogar zum Theil anschaulich durch mitgebrachte, von Schädlingen reich besetzte Obstbaumzweige. Als bestes Vertilgungsmittel der Feldmäuse empfahl er den Strychnin hafer. Den Maulwurf wollte er als Feind nicht anerkennen, obwohl dies lebhaften Widerspruch erregte. Die Versamm lung dankte dem Redner am Schluß seines lehrreichen Vor trags durch Erheben von den Sitzen. Es schloß sich hieran eine lebhafte Debatte und erst gegen 8 Uhr wurde die Sitzung vom Vorsitzenden geschlossen. Pulsnitz. Nächsten Sonntag concertirt die Kapelle der reitenden Artillerie unter Leitung ihres bewährten Diri genten im Gasthof zu Bö h misch-Vollung. Die Leistungen der Kapelle sind schon oft von uns anerkannt worden, so daß es wohl nur dieses Hinweises bedarf, um Freunde guter Militärmusik zum Besuch dieses Concerts zu veranlassen. — Eine Viehzählung in beschränktem Umfange findet am 1. Dezember für das ganze Reichsgebiet statt. Sie bat sich lediglich auf die Feststellung der Stückzahl der Pferde (einschließlich der Militärpferde), des Rindviehes, der Schafe und der Schweine, gefondert in je zwei Alters klassen zu erstrecken. Zum Zwecke der Vornahme der Viehzählung soll zunächst in jeder Gemeinde eine Zählungs- kommhsion gebildet werden, die außer dem Vorsitzenden aus mindestens 3 und höchstens 5 Mitgliedern zu be stehen hat. — Die Hasenjagd, welche bis zum Februar dauert und im Oktober durch die Treibjagden erst größere Mengen auf den Markt bringt, hat auch volkswirthschaftliche Bedeutung, denn in Deutschland werden jährlich an 5 Millionen dieser schnellfüßigen Nager im Fleischgewicht bis zu 400 000 Centner und im Geldwerth bis zu 13 Millionen (der Braten kostet 3 bis 4 M.) erlegt. — Verkauf an die Proviantämter. Wie in früheren Jahren, so ist auch in diesem Jahre, und zwar in erhöhtem Maße, die Erscheinung zu beobachten, daß die Landwirthe mit dem Angebote ihrer Ernte, besonders an Körnern, aber auch an Rauhsutter, recht lange zurückhalten und mit den Proviantämtern bisher noch wenig m Verkaufsverhandlungen getreten sind. Wenn dies auch in der Natur der Sache lieot, da die Ernte in diesem Jahre infolge der anhaltend ungünstigen Witterung außergewöhnlich fpät beendigt worden fft und die Arbeitskräfte der Landwirte noch durch die Herbstbestellung in Anspruch genommen sind, so drängen andererseits dis für die Militärverwaltung maßgebenden Gesichtspunkte diese zu einer raschen und baldigen Erledigung des Ankaussgeschästs. Den Proviantämtern, welche auf eine verhältneßmäßig kurze Ankaufszeit angewiesen sind und neben aller Rücksicht auf tue Interessen der einheimischen Landwirthschaft selbstverständlich die fiskalischen in erster Lmie wahrzunehmen haben, kann nicht zugemutet werden, auf etwai e ungewisse später eingehende Angebote zu warten und sich der G-fahr auszusetzen, entweder ihr Ankaufssoll gar Nicht oder doch nur unter B ewilligung unverantwort lich hoher Preise zu verschaffen. Abgesehen hiervon liegen die Verhältnisse in diesem Jahre besonders ungünstig, da die Proviantäm er bei dem durchgängig wenig befriedigenden Ausfall der diesjährigen Körnerernte das Bestreben haben müssen, ihren Bedarf an maqazinmäßigem RogenMd Hafer sobald als möglich zu decken. Werden sich Ankäufe aus 2. und 3. Hand für die Dauert estände, für welche nur tadellose unberegnete Waare berücksichtigt werden darf, ohnehin nicht vermeiden lassen, so könnte in Ansehung der ungünstigen Ernte auch für den lausenden, alsbald wieder an die Truppen auszugebenden, Bedarf nicht von ihnen abgesehen zu werden, wenn die Zufuhr der Produzenten rucht bald eine regere würde. Für die Landwirthe, welche den Absatz an Proviantämter ins Auge gefaßt haben, liegt daher dringende Veranlassung vor, Viesen so rasch als irgend möglich Verkaufsangebote zu machen. — Die Fuitermittelcontiolle des Landesculturrathes kür das Königreich Sachsen haben sich die Firmen M. E. schöne, Kamenz, H. M. Trepte, Arnsdorf und Kamenz Bernhard Nägel, Lichtenberg bei Pulsnitz unterstellt. Im Interesse der Landwirthe liegt es, von der Futtermittel controlle recht ausgedehnten Gebrauch zu machen. Leppersdorf. Vor einigen Tagen hat ein hier- selbst mit einem anderen jungen Manne in gemeinsamer Schlafstelle befindlicher fremder Menfch, dessen Handkoffer erbrochen, die darin befindlichen Kleidungsstücke sich ange eignet und damit das Weite gesucht. Kamenz, 25. Oktober. Gestern Morgen ist eine Frau, welche auf dem Wege von Spittel, am Kathol. Kirch hof vorüber, nach Wiesa zu ging, von einem Menschen an gefallen worden. Die Frau, obwohl heftig erschrocken, hat sich desselben gewehrt und um Hilfe gerufen, worauf er von der Frau abließ und davon lief. Die Angefallene konnte noch eine andere Frau, die nach Nebelschütz ging, auf die etwaige Gefahr aufmerksam machen. — Ihre Majestät die Königin gedenkt diese Mitt woch den 27. Oktober Abends 8 Uhr 29 Min. von Sig maringen in Dresden wieder einzutreffen. — Für die verstorbene Herzogin von Sachsen-Alten burg ist vom Montag auf die Dauer von 14 Tagen am königl. Hofe Trauer angelegt. — Das Hoflager Sr. königl. Hoheit des Prinzen Georg soll nächsten Freitag von der prinzlichen Villa in