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wurden wieder gebrauchsfähig hergestellt und in liebens würdiger Weise durch Vie dortige Behörde dem Verlust träger kostenlos zugesandt. — Die auf den Linien der sächsischen Staaisbahnen infolge Hochwassers eingetretenen Betriebsstörungen sind nun insbesondere auf den Hauptlinien gehoben. Rege Thätiqkeit zum Zwecke der Wiederinstandsetzung beobachtet man jetzt noch auf den Nebenlinien Mügeln-Geising-Alten- berg, Hainsberg-Kipsdorf, Zittau-Nikrisch-Görlitz, Olbern- hau-Neuhausen, Pirna-Berggießhübel und Freiberg-Bienen- mühle. Wenn die augenblicklichen Dispositionen nicht durch irgendwelche Witterungseinflüsse gestört werden, soll zu erwarten stehen, daß auf der Linie Mügeln-Geising. Altenberg der durchgehende Betrieb in etwa sechs Wochen wieder ausgenommen werden kann. Nur noch etwa zwei Wochen dagegen werden die Unterbrechungen auf der Linie Pirna-Berggießhübel zwischen Neundorf und Berggießhübel andauern. — Welche Regenmengen am 29. und 30. Juli ge fallen sind, geht auS den Berichten des Chemnitzer meteoro logischen Instituts hervor. Für Dresden betrug das Mittel der Regenhöhe 94,4, für Schneeberg 125,6, für Chemnitz 127,4 und für Freiberg 145,6 Millimeter, so daß sich an den beiden Tagen für ganz Sachsen eine Wassermenge von etwa 1500 Millionen Kubikmeter Regenwasser ergiebt. Doch liegt hierbei gerade von den Stationen, die den meisten Regen gehabt haben, noch keine Nachricht vor. Da nun ein Kubikmeter Wasser 20 Centner wiegt, so fielen in diesen Tagen in Sachsen etwa 30 Millionen Centner, eine Menge, welche die gewaltige Verheerung erklärlich finden läßt. — Der diesjährige allgemeine Entlassungstag für das königl. sächs. Armeecorps ist auf den 25. September fest- gesetzt worden. — Die Ergebnisse der, wie alljährlich, so auch Anfangs dieses Jahres aufgenommenen Zählung innerhalb des Ver bandes der deutschen Turnerschaft sind amtlich vom Geschäfts führer desselben, Herrn Professor vr. Rühl-Stettin, zusam mengestellt nunmehr den Gauvorständen zugegangen. Die gesammte deutsche Turnerschaft zählt demnach außer mehreren auch zu ihr gehörenden deutschen Turnvereinen im Auslande 578 103 Angehörige. Der das Königreich Sachsen umfassende 14. deutsche Turnergau zählt 106 897 Mitglieder und ist der Mitgliederzahl nach der stärkste Kreis von ganz Deutsch land und Deutsch-Oesterreich. — Folgende Warnung erläßt die königl. sächs. Straßen- bauverwaltung. Das Aussichtspersonal und die Obst pächter sind angewiesen worden, ohne Ausnahme diejenigen, die sich der Entwendung von Obst auf den zu beiden Seiten der fiskalischen Straßen stehenden Bäumen oder der Beschädigung derselben schuldig machen, bei der königl. Amtshauptmannschaft zur gesetzlichen Bestrafung zur An zeige zu bringen. — Auf der Höhe des so viel besuchten und aussichts reichen Großen Winterberges in der Sächsischen Schweiz ist vor Kurzem das im zeitigen Frühjahr begonnene Wirthschaftsgebäude vollendet und seiner Bestimmung über geben worden. Somit weist jetzt das Winterbergplateau drei größere massive Baulichkeiten auf. Dieses Wirth- schaftsgebäude enthält, wie das auf der Bastei, geräumige Stallungen, Wagenremise, Futter- und Bodenräume, Woh nungen, Waschhaus, Fischbehälter rc. Es erhebt sich auf der Westseite, da, wo bisher die bekannten Holz- und Blockhäuschen standen. Das ganze große Gehöfte des Winterberggasthauses erhielt breite Zusuhrstraßen und einen geebneten Hof. Das eigentliche Winterberggasthaus ist in den Jahren 1840 bis 42 erbaut. Seit jeher wurde dort Oekonomie betrieben, weshalb auch die zwei großen Wiesen und Feldstücke dem Pächter des Winterberggast- hauses zur Verfügung stehen. Radeberg. Sonntag Abend in der 10. Stunde brach in der zum Vorwerk Heinrichsthal gehörigen massiven Scheune Feuer aus, welches dieselbe sammt den darin auf bewahrten Erntevorräthen bis auf die Umfassungsmauern ein äscherte. Auch die darin untergebrachte Dreschmaschine ist dem Element zum Opfer gefallen. Die schleunigst herbeige eilte Radeberger Feuerwehr konnte sich nur auf die Erhaltung der unmittelbar daran grenzenden Molkerei-Gebäude beschränken, was Dank der vorherrschenden günstigen Windrichtung auch möglich war. Bezüglich der Entstehungsursache vermuthet man allgemein böswillige Brandstiftung. (Radeb. Ztg.) — Die Ermittelungen über die jüngsten Hochwasser schäden in Zittau sind nunmehr abgeschlossen. Diesel ben beziffern sich insgesammt auf 60,435 Mk., an welcher Summe Privatleute mit 32,690 Mark und die Stadt selbst mit 27,745 Mark betheiligt sind. Pirna, 15. August. Ein erst seit 8 Tagen hier in Arbeit stehender, 30 Jahre alter Kupferschmiedegehilfe Püschel aus Böhmisch - Leipa erschien gestern Mittag in angetrunkenem Zustande in der Werkstatt seines Meisters an der Gartenstraße, weshalb er von demselben zur Rede gesetzt wurde. Dabei entspann sich ein derartiger Skandal, daß der Meister genöthigt war, den Radauhelden, der ihn und Familie zu erstechen drohte, durch die Polizei beseitigen zu lassen. DaS war aber für die Schutzleute ein hartes Stück Arbeit, denn der Wenzelbruder beschimpfte diese nicht nur in der gröblichsten Art und Weise, sondern trat und schlug auch auf sie ein. Unter großem Auflauf erfolgte endlich die Ueberführung des Skandalmachers nach der Polizeiwache. Pirna. Der auch in unserer Stadt infolge seiner Schauspiel-Unternehmungen bekannte Theaterdirector Fritz Unger, über dessen Vermögen vor einiger Zeit angeblich infolge zu großer finanzieller Anforderungen bei den von ihm inscenirten Jonsdorfer Passionsspielen der Koncurs ausgebrochen war, ist flüchtig geworden und wird jetzt seitens der Staatsanwaltschaft wegen betrügerischen Ban- kerottS steckbrieflich verfolgt. Mittweida. Ein Doppelmord, verbunden mit Selbstmord, ist in die Chronik der Stadt Mittweida einzu tragen. Mit Blitzesschnelle verbreitete sich am Donnerstage, so schreibt das „Mittweidaer Wochenblatt", in den zeitigen Nachmittagsstunden die Kunde, daß der in einem hiesigen Fabrik-Etablissement beschäftigte, aus Rößgen gebürtige Schlei fer Heinrich Otto Zimmer erst zwei seiner Kinder und als- pgnn sich selbst durch Messerschnitte umgebracht habe. Die mit in den Tod genommenen Kinder waren die 1893 ge borene Maria Ella und die 1895 geborene Klara Louise. Sofort begaben sich behördliche Organe in die auf der äußeren Weberstraße gelegene Wohnung Zimmers und fänden dort die schreckenerregende Nachricht in vollem Umfange bestätigt. Die Leichen wurden aufgehoben und gegen 3 Uhr in einem Leichentransportkorbe nach der Todtenhalle des Friedhofes gebracht. AuS dem Erzgebirge. Die eingetretene gün stige Witterung hat den Touristenverkehr im Erzgebirge wieder bedeutend belebt. Zahlreiche Besuche weisen nämlich Fichtel- und Keilberg auf. Das Unterkunftshaus auf dem Fichtelberge ist leider viel zu klein; in den letzten Tagen war es geradezu überfüllt. Die im Herbste stattfindende Abgeordnetenversammlung des Erzgebirgsvereins wird daher über die Ausführung eines massiven Erweiterungsbaues des Fichtelberghauses Beschluß fassen. Geplant ist außer dem die Errichtung eines Jnterimsbaues, durchweichen dem Platzmangel baldigst abgeholfen werden soll. Ein Bau, der stehen bleiben könnte, würde über 2000 Mk. kosten. Dölitz. Einen eingetrockneten Kinderleichnam fanden Zimmerer hier im Dachraum einer Villa. Die Leiche ist unter den Dachsparren versteckt gewesen. Ein hinzu gezogener Arzt erklärte, daß die Leiche mindestens 5 bis 6 Jahre dort gelegen haben muß. Leipzig, 15. August. Große Festlichkeiten stehen der Sächsisch-Thüringischen Industrie- und Gewerbe-Aus stellung in Leipzig bevor. Das namenlose Elend, welches das Hochwasser über werte Gegenden verbreitet hat, gab dem geschästsführenden Ausschüsse der Ausstellung schon seit den UnglückStagen die Anregung, auch seinerseits zur Linderung der Nothlage beizutragen. Es ist vorläufig ein großes Wohlthätigkeitsfest mit Bazar, Tombola u. s. in der Ausstellung geplant; die Ausführung ist jedoch nach Beendigung der Schulferien verschoben. Zuvor wird die Ausstellung noch einen großen Preis-Blumenkorso sehen, welcher am Sonntag, den 22. August, Vormittags 11 Uhr auf dem Ausstellung-Platze veranstaltet wird. Die Be theiligung daran verspricht nach den bis jetzt vorliegenden Nachrichten eine großartige zu werden. Ende dieses und Anfang des nächsten Monats wird dann die große, mehr tägige Feier des Meßjubiläums vor sich gehen, an der die Ausstellung hervorragend betheiligt sein wird, da der größte und wichtigste Theil der Veranstaltungen auf dem AuS- stellungsplatze selbst sich abspielen wird. Seit Wochen sind die Vorbereitungen für das Fest im Gange. Zu den alten, rasch beliebt gewordenen Komödien, mit welchen das lustige Komödianten-Völkchen sowohl im „Alten Meßviertel" als auch im „Thüringer Dörfchen" täglich jung und alt ergötzt, sind einige neue Stücke hinzugekommen. Es finden jetzt im „Dörfchen" täglich drei Vorstellungen statt, während auch im „Alten Meßviertel" durch die neue Einstellung der Spielplan vermehrt worden ist. — Mit der im Januar nächsten Jahres beginnenden 133. Königl. Sächs. Landeslotterie tritt eine bemerkens- werthe Neuerung ein, welche die Gewinn-Chancen, soweit die Größe der Hauptgewinne in Betracht kommt, erhöht. Der seitherige Gewinn von 200,OM Mk. wird nämlich in eine Prämie umgewandelt, die auf den letzten größeren Gewinn — was unter „größerer Gewinn" zu verstehen ist, ist bisher noch nicht festgesetzt — der fünften Klasse jeder Lotterie entfällt. Im allergünstigsten Falle, d. h. wenn als letzter größerer Gewinn bei der Ziehung der fünften Klasse das große Loos von 500,000 gezogen wird, würde also von jetzt an der höchste Gewinn der Königl. Sächs. LandeSlotterie 700,000 Mk. betragen. — 11 Stück 10-Pfennigstücke für 1 Mark giebt an jedem Dienstag und Freitag Vormittag von 9 bis 10 Uhr I. Jttmann inLeipzig, Waaren-Abzahlungsgeschäft, ab, wie derselbe öffentlich bekannt macht. Das ist die neuste Reclame. Hohenstein, 10. August. Ein hiesiges junges Ehepaar delektierte sich kürzlich an einem Pilzgericht und hatte dazu einen Bekannten geladen. Kurze Zeit nach dem Mahle wurde es allen drei Personen übel und in begründeter Befürchtung einer Pilzvergiftung griff man zu einem Gegenmittel, dessen Wirkung nicht lange auf sich warten ließ. Auch der Arzt wurde hinzugezogen, der ganz gefährliche Pilzvergiftung konstatierte. Die Haupt- gesahr war aber durch das angewandte Gegenmittel ab gewendet worden und alle drei Personen konnten als außer Lebensgefahr erklärt werden. Tagesgeschichte. Deutsches Reich. Das deutsche Kaiserpaar ist aus der Rückreise aus Rußland auf der Nacht „Hohenzollern" am Freitag Abend in Kiel eingetroffen. Der Kronprinz und Prinz Eitel Fritz waren bereits Freitag Nachmittag in Begleitung des Ober-Gouverneurs Generalmajor von Deines und des Militär-Gouverneurs Oberstlieutnant von Bynker zur Begrüßung des Kaisers und der Kaiserin von Plön in Kiel angelangt und auf der Stationsyacht der „Hohenzollern" entgegengefahren. Die im Hafen liegenden Kriegsschiffe, die Panzer-Kanonenboote „Mücke", „Skorpion", „Krokodil", „Natter", sowie die Schulschiffe „Gneijenau" und „Mars" gaben bei dem Eintreffen der „Hohenzollern" den Salut ab. Die Besatzungen standen in Parade und brachten 3 Hurrahs aus. Als die „Hohenzollern" gegen über der Marine-Akademie vor Anker gegangen war, be gaben sich die Prinzen mit ihrer Begleitung zur Begrüßung der kaiserlichen Eltern an Bord der „Hohenzollern". Auf der „Hohenzollern" fand dann am Freitag Abend ein kleines Festmahl statt, an welchem die kaiserlichen Prinzen mit ihrer Begleitung theilnahmen. Nach dem Festmahl kehrten die kaiserlichen Prinzen, denen Ihre Majestät die Kaisirin das Geleit nach dem Bahnhof gab, nach Plön zurück. — DaS aus Rußland über Kiel zurückgekehrte deutsche Kaiserpaar ist am Sonnabend nach Wilhelmshöhe gereist und gedenkt auch der Kaiser dort einige Tage zu verweilen. — Der Standpunkt des deutschen Protestes gegen die höhere Verzollung der deutschen Einfuhr in Kanada zu Gunsten der englischen ist also sowohl von England wie von Kanada anerkannt und in korrekter Weise erledigt worben. Durch eine soeben bekannt gewordene Verfügung hat das kanadische Zollministerium angeordnet, daß auch die nach Kanada direkt eingeführten deutschen Waaren bis zum 1. August 1898 die bisher nur englischen Waaren eingeräumten Vorzugszölle des kanadischen Gegenseitigkeits tarifs genießen sollen, und daß der seit dem 22. April d. I. auf direkt importirte deutsche Waaren erhobene Mehrznll auf Antrag von den kanadischen Zollbehörden zurückgewährt werden wird. — Der deutsche Kaiser übermittelte der Königin-Re gentin von Spanien von Peterbof aus, alsbald nach Ein gang der Nachricht von der Ermordung Canovas', sein herzlichstes Beileid. — Der General-Inspekteur der zweiten Armee-In spektion, Prinz Georg von Sachsen, trifft, wie ein Privat- Telegramm aus Posen meldet, Ende dieser Woche zur Truppenbesichtigung dortselbst ein. — Die Waffenröcke der deutschen Infanterie werden jetzt in einem ziemlich Hellen Mau eingeführt. Dasselbe ist fast wie das bayrische Blau und hat den Vortheil, daß die bisher vom Koppel abgeputzten Hellen Stellen nur wenig sichtbar werden. Dadurch sind die Waffenröcke auch bis in die letzten Garnituren noch besser im Aussehen als die bis herigen dunklen. Man sieht schon vereinzelt diese neue Farbe. Hamburg, 15. August. Der in der Richtung auf Hamburg kommende O-Zug ist gestern Abend zwischen Celle und Uelzen entgleist. Die Maschine flog mehrere Meter weit in's Gehölz. Die Wagen schoben sich in einander und sind fast sämmtlich zertrümmert. Es sind mehrere Personen getödtet, sehr viele verwundet. Die Schwer verwundeten wurden nach Celle gebracht, die Leichtver wundeten nach Uelzen. Heute früh gegen 5 Uhr trafen einige Personen, die unverletzt geblieben sind, hier ein. Die Braunschweiger „Neuesten Nachrichten,, erfahren über die gestern Abend 8'/, Uhr zwischen Celle und Eschwede stattgehabte Entgleisung des DurchgangSzugeS 73, welcher Hannover um 7 Uhr 40 Min. verläßt, von einem Augen zeugen folgende Einzelheiten: Vier Personen, wie es heißt aus Hamburg, wurden sofort getödtet, zwanzig Personen wurden schwer, eine noch größere Anzahl leicht verwundet. Von Celle und Uelzen wurden Aerzte durch Extrazüge zur ersten Hilfe gesandt. Soldaten mit Fackeln beleuchten die Unglücksstätte. Die Verwundeten wurden reihenweise auf eine Wiese gelegt. Der Durchgangsverkehr wirb mit Schwierigkeiten aufrecht erhalten, alle Passagiere müssen umsteigen. Die Aufräumungsarbeiten dürften 2 bis 3 Tage in Anspruch nehmen. — Die „Hamburgische Böcsen- halle" schreibt: Die Folgen des Unfalles wurden dadurch erheblich vermindert, daß es sich um eine ebene Strecke handelte und die entgleiste Maschine sich im Gehölz fest fuhr. Vom Fahrpersonal ist Niemand verletzt. Der Postwagen und ein Wagen dritter Klasse sind vollständig zertrümmert, der Packwagen und vier Personenwagen sind nur wenig beschädigt. — Nach amtlicher Feststellung wurden bei dem Eisen bahnunglück zwischen den Stationen Celle und Eschwede drei Personen getödtet, 16 Personen, darunter 3 schwer, verletzt. Die Ursache des Unfalls hat noch nicht festgestellt werden können. — Der „Hamb. Korr." erhält von einem Augenzeugen des Unglücks folgende Mittheilungen: Der O-Zug hatte Celle passirt; die Passagiere dachten an nichts Arges, da der Zug ruhig dahinfuhr. Plötzlich verlöschten in meinem Waggon sämmtliche Lichter; es schien, als ob stark gebremst wurde; in demselben Augen blick vernahmen wir aber von der Spitze des Zuges her ein immer stärker werdendes Krachen, Bersten und Splittern, der Fußboden unten und die Decke über uns wölbten sich und heftig wurden wir durcheinander geschüttelt; Gepäck stücke fielen auf unsere Köpfe — es war kein Zweifel mehr: ein großes Unglück hatte sich ereignet. Der Waggon neigte sich schräg und stand dann still; ein schreckliches Stöhnen, Jammern und Hilfegeschrei drang an unsere Ohren. Alles sprang auf und lief durcheinander, doch war keine Thür zu öffnen, denn Holz und Eisen war verbogen. Wir kletterten deshalb durch die Fenster hinaus und sahen erst jetzt, was geschehen war. Die schwere Maschine war entgleist und in das Gebüsch neben der Böschung hineingefahren, wo sie halb stehend, halb liegend sich in der Erde festgefahren hatte. Der hinter der Loko motive folgende Postwagen lag in Tausende kleiner Stückchen zertrümmert vor uns, nur die eine Längsseite schwebte oben über dem Dach des folgenden Personen wagens. Dieser war ein Rauchwagen dritter Klasse, von dem die vordere Hälfte fast ganz zerquetscht war; der ganze lange Waggon war förmlich rund gebogen. Sogleich machten wir uns an das Rettungswerk. Wie durch ein Wunder wurde der Lokomotivführer gerettet, denn sonst wäre ein weiteres, unabsehbares Unglück eingetreten. Der Mann wurde weit abgeschleudert, ohne sich dabei zu ver letzen, und hatte die Geistesgegenwart, wieder auf seine Maschine zu springen und den Dampf abzustellen, wodurch eine Explosion des Kessels vermieden wurde. Auch die Postbeamten sollen unverletzt aus dem total zertrümmerten Waggon herausgeschleudert worden sein. Im Uebrigen war der Anblick, der sich bot, Entsetzen erregend. Der Erste, den ich sah, war ein Mann, dem der Kopf vom Rumpf getrennt war. Außerdem wurden noch zwei tobte Männer herausgeholt. Alles, was unverletzt geblieben und nicht selbst wie gelähmt vom Schreck war, versuchte zu helfen. Muth und Ueberwindung gehörte dazu, denn herzzereißend klang das Stöhnen und Wimmern aus dem völlig eingedrückten Vordertheil des Personenwagens. Der Boden durchgedrückt, zwischen den Spalten «Männer, Frauen und Kinder festgeklemmt von den Holzspittern des Bodens und den Eisenstangen der Decke. Hammerfest. Eine Brieftaube von Andröe ist hier geschossen worden. Dieselbe trug folgende Nachricht: 82. Breitengrad überschritten. Wind günstig nach Norden. — Aus München melden übereinstimmend mehrere Zeitungen, daß vr. Schädler, der am Sonntag in Pfaffen hofen, also in seinen Landtagswahlkreise, sprechen wollte, dies wahrscheinlich nicht tyun kann, da sich bei der allge meinen Mißstimmung gegen ihn Niemand gefunden hat, der die Versammlung einberuft. Karlsruhe, 14. August. Die Nachricht eines auswärtigen Blattes von dem ungünstigen GesundheitSzn-