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Amts Blatt des Aönigl. Amtsgerichts und des Stadtrathes Wulsnih Als Beiblätter i t. JllustrirteS SonntagSblati (Wöchentlich); 2 landwirthschaftliche Beilage (monatlich). Preis für die einspaltige Cor- puszeile (oder deren Raum) 10 Pfennige. Geschäftsstellen: Buchdruckereien von A. Pabst, Königsbrück, C. S. Krausche, Kamenz, CarlDaberkow, Groß röhrsdorf. Nnnoncen-Bureaus vonHaasen- stein L Vogler, Jnvalidendank. Rudolph Moffe und. G. L. Daube L Lomp. Erschein!: Mittwoch und Zoiniabeub. Abonnements - Preis Vierteljahr!. 1 M. 25 Pf. Auf Wunsch unentgeltliche Zu sendung. ch chen K/E Königsbrück, Radeberg, Radeburg, Moritzburg und Rmgegeud. Inserate -r sind bis Dienstag und Freitag Vorm. 9 Uhr aufzugebm. Druck und Verlag von E. L. Förster's Erben in Pulsnitz. Reunundvierzigster Jahrgang. Verantwortlicher Redakteur Hermann Schulze in Pulsnitz. Sonnabend. 8. Mai 1897 Die diesjährige Pferdemusterung in den Aushebungsbezirten Kamenz I und II betreffend. Unter Bezugnahme auf die Amtshauptmannschaftliche Bekanntmachung vom 25. März dieses Jahres — Amtsblatt Nr. 27 — wird über die Zeit,und den Ort der dies jährigen Pferdevormusterung in den einzelnen Musterungsbezirken Folgendes bekannt gemacht: Wormufterungs-Mezirk H'u l s n i h. Freitag, den 21. Mai dieses Jahres. Beginn der Vormusterung Vormittags 8 Uhr. Sammelplatz und Aufstellung auf der Schützeustraße in Pulsnitz. Vorführung am Schützenhaus; Abgang nach der Kamenz-Dresdner Chaussee. Eingetroffen müssen sein früh V28 Uhr die Pferde aus Pulsnitz, Pulsnitz M. S, Böhmisch - Vollung, Fricdersdorf, Niedersteina, Niederlichtenau, Oberlichtenau und Weißbach bet Pulsnitz; um VrO Uhr: (Zugang durch die Stadt) die Pferde aus Großnaundorf, Kleindittmannsdorf, Lichtenberg, Mittelbach und Ohorn. d., Sonnabend, den 22. Mai dieses Jahres. Beginn der Vormusterung Vormittags 8 Uhr. Sammelplatz und Aufstellung auf der Schntzenstraße in Pulsnitz. Vorführung am Schützeuhaus; Abgang nach der Kamenz-Dresdner Chaussee. Ctugetroffcn müssen sein früh 7-8 Uhr die Pferde aus Großröhrsdorf und Bretnig; um 7rO Uhr die Pferde aus Hauswalde. Die einzelnen Ortschaften kommen in der vorstehenden Reihenfolge zur Ausführung. Diese ist deshalb bereits bei der Aufstellung genau inne zu halten. Den Weisungen der Gendarmerie ist Folge zu leisten. Jeder Pferdebesitzer ist verpflichtet, seine sämmtlichen Pferde zu dem für seinen Ort bestimmten Zeitpunkt der Vormusterungskommission vorzustellen, mit Ausnahme a., der Fohlen unter 4 Jahren, b., der Hengste, 0., derjenigen Stuten, die entweder hochtragend sind, oder noch nicht länger als 14 Tage abgefohlt haben, ä., der Ponnies, s., der Pferde, welche auf beiden Augen blind sind, und i-, der Pferde, die in Bergwerken dauernd unter Tage arbeiten. Von der Verpflichtung zur Vorführung ihrer Pferde sind nur befreit: 1 ., Beamte im Reichs- oder Staatsdienste hinsichtlich der zum Dienstgebrauch, sowie Aerzts und Thierärzte hinsichtlich der zur Ausübung ihres Berufes nothwendigen Pferde und 2 ., die Posthalter hinsichtlich derjenigen Pferdezahl, die von ihnen zur Beförderung der Posten contractmäßig gehalten werden muß. Pferdebesitzer, die die von ihnen zu gcstellenden Pferde nicht oder nicht rechtzeitig oder nicht vollzählig vorführen, verfallen nach Z 27^des Gesetzes über die Kriegsleistungen vom 13. Juni 1873 in eine Geldstrafe bis zu 150 Mark. Die Vorführuug der Pferde hat auf eigene Koste» der Besitzer zu erfolgen. Wegegeld für die Pferdetransporte nach und von dem Vormusterungsorte ist dagegen nicht zu entrichten. Königliche Amtshauptmannschaft Kamenz, am 3. Mai 1897. von Erdmannsdorff. Zur Dienstbotensrage auf dem Lande wird von einem vogtländischen Landwirth im dortigen An- zeiger Folgendes geschrieben: „Allgemein bekannt ist es, daß großer Mangel an Dienstboten herricht, besonders ist dies aber der Fall auf dem Lande, wo ein ordentlicher Pferde knecht oder eine tüchtige Stallmagd überhaupt kaum mehr zu haben sind. Woher kommt das? Einestheils sind die anscheinend höheren Löhne, welche in der Stadt gezahlt werden, ein Lockmittel, wodurch der Arbeiter vom Dorfe immer mehr in die Stadt gezogen wird. Ich sage, anscheinend höhere Löhne, denn in Wirklichkeit steht sich ein Bauernknechl doch besser. Man möge einmal Kost und Logis, bessere Kleidung und nicht zum wenigsten das Geld für Schnaps, Bier und Vergnügen, zu welchen Ausgaben ja die Versuchung in der Stadt viel größer ist als auf dem Lande, vom Lohne ab ziehen, so wird wohl nur ein sehr kleiner Theil übrig bleiben. Der Dorsknecht geht höchstens 1—2 mal in der Woche in die Schenke, trinkt billigeres Bier und braucht auch viel weniger Kleidung als der Stadtarbeiter, dabei hat er kräftige Kost und frische reine Luft, was ja zur Gesundheit unbedingt nöthig ist. Freilich sind ja anderer seits gerade die Vergnügungen, die freie Zeit nach Feier- abend, die Genuß- und Putzsucht, welche den größten Theil des Lohnes verschlingen, auch Lockmittel, denen besonders die jungen Leute von heute nicht mehr widerstehen können. Zudem wer kann es den guten Leuten verdenken, wenn sie die reinliche und leichte Arbeit in den Fabriken der schmutzigen aus dem Dorfe vorziehen? Wenn man bedenkt, was Knechte und Mägde in früheren Zeiten, wo das Getreide noch seinen Preis hatte, für Lohn erhielten und was sie heule bekommen, so kann es einen nicht Wunder nehmen, daß es mit der Landwirth. schäft schlecht steht; die Erzeugnisse der Landwirthschaft fallen im Preise und die Löhne für landwirthschaftliche Arbeiter steigen. Recht gern wird man aber einem Knechte oder einer Magd einen hohen Lohn bezahlen, kann man ans ihre Ehrlichkeit und Zuverlässigkeit bauen, daS ist ja aber das Elend, daß das Gesinde immer unzuverlässiger wird; die Leute wissen, daß sic gesucht sind und lassen sich infolge- dessen meist auch keinen Tadel ihres Brotherrn mehr gefallen: „Paßt's Euch nicht, wie ich's mache, so gehe ich eben zu einem andern", und der andere empfängt sie mit offenen Armen, Weil er sie eben nothwendig braucht. Wie ist diesem Uebelstand abzuhelfen? Ich glaube, daß wir uns in dieser Beziehung das freie Amerika zum Muster nehmen müssen. Dort wird fast jede Arbeit mit Maschinen verrichtet, die der Bauer mit Frau und Kindern selbst bedienen kann. Wir haben ja auch schon in unserem Deutschland viele landwirthschaftliche Maschinen, aber nur wenige haben Verbreitung erlangt, da viele nicht für uns Bauern ge eignet sind. Auf den Rittergütern mit großen ebenen Feldern und Wiesen läßt sich leichter mit Maschinen arbeiten, als auf den Bauergütern, deren Grundstücke meist zerstückelt, gewöhnlich bergiger und unebener, daher weniger für Maschinenarbeit geeignet sind. Um nun die Maschinen auch für uns Bauern passend zu machen, müssen wir eben selbst mithelfen bei ihrer Konstruktion; der Maschinenbauer muß nach unseren Angaben bauen, er muß den praktischen Landwirth als rechte Hand benutzen. Freilich ganz ohne Leute wird es besonders auf etwas größeren Gütern nicht gehen, denn die Maschinen wollen doch bedient sein, waS dem Bauer mit seiner Familie allein wohl manchmal zu viel werden würde. Da wir uns nun auf die eigenen Landsleute nicht mehr verlassen können, so müssen wir eben fremde Leute in Anspruch nehmen. Für den Stall giebt es Schweizer und für Feld arbeit Polen. Diese letzteren arbeiten nur den Sommer über und bei eintretendem Winter reisen sie wieder ab. Billiger arbeiten ja diese Polen auch nicht als die einheimischen Arbeiter, ich glaube etwa 2 Marl den Tag ohne Kost, doch ist man hierbei sicher, daß man sich auf sie verlassen kann und selbige nicht beim geringsten Anlaß davonlaufen. Als ein drittes Mittel zur Abhilfe des Dienstboten- mangels erblicke ich, auch nach amerikanischem Muster, das Brachliegenlassen eines großen Theiles der Felder, so zwar, daß man die Aecker etwa in drei Theile theilt, abwechselnd zwei davon bestellt, den dritten aber brach liegen läßt. Schlechte, wenig Nutzen bringende Felder müssen angepflanzt, nasse Stücke, wo es angeht, zu Wiese liegen gelassen, über haupt die Ackerzahl unter dem Pfluge wenig beschränkt werden. Denn das wird wohl niemand leugnen können, daß es besser ist und mehr Nutzen bringt, wenige gute Felder gut zu bestellen, als viele Früchte oberflächlich. Es wäre mir sehr erwünscht, wenn auch andere Land- wirthe mit ihrer Ansicht Herausrücken wollten, denn die Dienstbotenfrage ist doch nun einmal zu einer Hauptfrage für die deutsche Landwirthschaft geworden. Oertliche und sächsische Angelegenheiten. Pulsnitz. Am Donnerstag hielt Herr Photograph Uhlmann aus Großröhrsdorf in der leider sehr schwach besuchten Hauptversammlung des hiesigen Gewerbevereins einen Vortrag über das Thema: „Wie entsteht eine Photo graphie ?" Redner verstand es vortrefflich den Anwesen den die Entstehung durch die verschiedenen Apparate, sowie die Herstellung der Photographieen ausführlich zu erklären. Mit großem Interesse nahm man auch die von Herrn Uhl mann vorgezeigtenPlatten und Photographieen in Augenschein. — Aus der Versammlung sei der Beschluß einer nächsten Montag stattfindenden Baumbluth-Parthie nach dem Keulen berg erwähnt. Die herrliche Fernsicht, sowie die gute Be- wirthschastung des Keulenberges haben wir bereits vor Kurzem gerühmt, so daß eine rege Betheiligung an dieser Parthie zu erwarten ist. Pulsnitz. Nächsten Dienstag, den 11. Mai, giebt die Kapelle des Königl. Sächs. 13. Infanterie-Regiments Nr. 178 aus Kamenz unter persönlicher Leitung des Musik direktors H. Kämmer im Saale des Schützenhauses ihr erstes Concert im hiesigen Orte. Die Kapelle har in den Nachbarorten, wo dieselbe bereits concertirte, guten Besuch und reichen Beisall gefunden; hoffen wir dasselbe auch hier. Ohorn. Nach den letzten fünf überaus freundlichen Aprillagen, brachte uns der Mai mit seinen ersten beiden Tagen eine bedeutende Regenmenge, die allerdings durch die vom Dienstag Nachmittag bis Mittwoch Mittag ge fallenen Niederschlagsmenge noch übertroffen wurde Vom Mittag des 1. bis Mittag des 2. Mai zeigte der Regen messer an der hiesigen meteorologischen Station pro Hin 2l,z Liter und vom Mittag des 4. bis Mittag des 5. Mai 25,8 Liter (darunter 8,0 Liter Schnee) Niederschlag an. Die Temperatur ist gesunken. Hoffentlich bewährt sich die alte Wetterregel: „Mai kühl und naß, füllt Scheune und Faß!« — Aus Anlaß der Baumblüthe ist eine Warnung vor Beschädigung der Bäume und Sträucher durch Abbrechen von Zweigen und Aesten, sowie vor dem unbefugten Be treten der Accker und Wiesen am Platze. Das Beschädigen der Bäume und Sträucher kann mit einer Geldstrafe bis zu 10M Mark oder mit Gefängniß bis zu 2 Jahren be straft werden. — Die Vegetation in Feld und Wiese, im Wald und Garten entfaltet sich täglich zu immer größerer Pracht und Schönheit. Die Saaten stehen herrlich und in dichter Fülle und in unabsehbaren Fernen strahlen die saftigen