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Blatt Amts und des Stadtrathes des Aönigl. Amtsgerichts Wnlsnih Abonnements - Preis Viertel) chrl. 1 M. 25 Pf. Auf Wunsch unentgeltliche Zu senbung. Vorm. 9 Uhr aufzugeben. Preis für die einspaltige Cor, puszeile (oder deren Raums 10 Pfennige. KefcHäftssteHerr: Buchdruckereien von A. Pabst, Königsbrück, C. S. Krausche, Kamenz, CarlDaberkow, Groh- röhrsdorf. Annoncen-Bureaus vonHaasen- stein L Vogler, Jnvalidendank. Rudolph Mofse und. G. L, Daube L Tomp Erscheint: Mittwoch und Sonnabend. Als Beiblätter: l . Jllustrirtes Sonntagsblat! (wöchentlich); 2 tlandwirthschaftliche Beilage (monatlich). Königsbrück, Radeberg, Radeburg, Moritzburg uud Rmgegend. Znserate sind bis Dienstag und Freitag Druck und Verlag von E. L. Förster's Erben in Pulsnitz. Neunundvierzigster Jahrgang. B-r°niw°°«i«-r Nr. 34. 28. April 18S7. Mittwoch. Auf Folium 238 des Handelsregisters für den Bezirk des unterzeichneten Amtsgerichts ist heute eingetragen worden, daß die Firma Hausse L Alldersch in Pulsnitz künftig A. E. Hausse firmirt. P u l s n i tz, am 22. April 1897. Königliches Amtsgericht. v. Weber. B. Der verhüllte Gegensatz Englands nnd Rntz- lands in der griechisch-türkischen Streitfrage. Seit dem Ausbruche der griechisch-türkischen Streit frage wegen Kreta hat man in alten Zeitungen viel von der Eintracht, dem Concertc der Großmächte, gehört, und selbst jetzt, wo der türkisch-griechifche Krieg im blutigen Flammenmeere hin- und herwogt, rühmt man immer noch die Einmüthigkeit der Großmächte in Bezug auf die Erhaltung des Friedens. Im ganzen Gange der Ent wickelung der neuesten Orientsrage liegt dieser Behauptung von der Eintracht der Großmächte gegenüber aber ein Widerspruch, denn die ungeheure Militärmacht der Groß mächte hätte doch mit Leichtigkeit den Griechen den Kriegs- und Größenwahnsinntsteufel austreiben und den Orient beruhigen können, wenn dies die Großmächte wirklich einmüthig gewollt hätten. Als die Griechen den orienta lischen Frieden brachen und vier tausend Soldaten unter dem Obersten Vassos auf der türkischen Insel Kreta ge landet hatten, wären doch, um Griechenland zur Nach giebigkeit zu zwingen, nur zwei Wege erfolgreich gewesen, entweder mußten die Kriegsschiffe der Großmächte sofort sämmtliche griechische Häsen blokiren und die griechische Flotte wegnehmen oder sie mußten der Türkei gestatten, 10 bis 15 Bataillone auf Kreta zu landen, um die Griechen wieder von der Insel zu vertreiben. Da weder das Eine, noch das Andere geschehen ist, so kann man doch nicht gut von einer zielbewußten Einigkeit der Groß- Mächte in der Kretafrage reden. Jedenfalls hat sich die Einigkeit der Großmächte nie recht thatkrästig hervorgewagt, und abgesehen von der ungenügenden Biokade Kretas spielten die Großmächte die Rolle der Zuschauer. Neuer- dings brachte auch das officiöse Wiener „Fremdenblatt" sogar einen Artikel, daß der Ausbruch des griechisch- türkischen Krieges unvermeidlich gewesen wäre, da Griechen land den Krieg von Haus aus gewollt hätte. Damit sagen die Wiener Osficiösen doch keinem Politiker etwas Neues, denn da Griechenland mitten im Frieden die boden lose Frechheit hatte, den Türken die ganze große Insel Kreta wegzunehmen, so mußte es auch den Krieg mit der Türkei wollen. Oder sollten die Griechen wirklich so wahnsinnig gewesen sein, daß sie dachten, die Türkei würde sich die Insel ruhig rauben lassen, und die Großmächte würden dazu „Ja und Amen" sagen?! Oder wußte man in Athen vermöge der nahenvelwandtschastlichenBeziehungen der griechischen Königshauses mit dem dänischen, englischen und russischen Hofe, daß die Gegensätze zwischen Rußland und England in der türkisch-griechischen Streitfrage so groß sein würden, daß Griechenland ganz unbehelligt ganz Europa auf der Nase herumtanzen dürfe? ! — Jedenfalls hat der Lauf der Dinge gezeigt, daß Rußland eine weitere Machtentwickelung Griechenlands als den russischen In teressen im Orient zuwider scharf bekämpft und deshalb als Beschützer der Türkei jetzt auftritt. England dagegen scheint einer mäßigen Vergrößerung Griechenlands, um Rußland am Goldenen Horn einen Nebenbuhler zu schaffen, nicht abgeneigt zu sein, wenn England selbst dort seinen Einfluß wahren und vielleicht durch Besitznahme Kretas oder einer anderen türkischen Insel seine Machtstellung im Orient erweitern kann. 52 schwere englische Panzerschiffe, also noch viermal so viel Schiffe als die russischen, italie- Nischen, österreichischen und deutschen zusammen, kreuzen ja auch bereits in den griechisch - türkischen Meeren. Die Schwierigkeit in der Lösung der neuesten orientalischen Frage liegt also in dem bisher verhüllten Gegensätze zwischen England und Rußland, welcher auch die passive Rolle der Großmächte erklärt. Oertliche mid fächfische Angelegenheiten. Pulsnitz. Aus Anlaß des Geburtstages Sr. Maj. König Albert fand am Freitag früh eine Revcille statt. Mittags von 12—1 Uhr concertirte die Stadt kapelle auf dem Marklplatze und ein Festessen vereinigte im Saale des Herrnhauses die Spitzen der Behörden, Beamte und Bürger, sowie Bewohner aus der Umgegend. Pulsnitz. Der deutsche Reform - Verein für hier und Umgegend sandte am Freitag folgendes Telegramm an Se. Majestät König Albert von Sachsen: „Euer Majestät entbieten zum heutigen Tage in Liebe und Ver ehrung die unterthänigsten und herzlichsten Glückwünsche für Euer Majestät ferneres Wohlergehen zum Segen unseres Vaterlandes." — Darauf ging im Laufe des Nachmittags folgender Dank ein: „An den deutschen Reformverein für PulSnitz und Umgegend. Ich danke den Mitgliedern des Vereins für Pulsnitz und Umgegend herzlich für die mir zugegangenen freundlichen Glückwünsche. Albert." Pulsnitz, 25. April. Zu der auf heute Nach mittag im Gasthof zum Herrnhaus anberaumten Sitzung des land- und forstwirthschaftlichen Vereins hatten sich sehr viele Mitglieder und einige Gäste eingefunden. Herr Vorstand Weitzmann ssu. eröffnete die Sitzung und be grüßte zunächst sowohl den zur heutigen Versammlung erschienenen Herrn Kreisvereins-Vorsitzenden Rittergutsbe sitzer Hähnel auf Kuppritz, als auch Herrn Gartenbauin spektor Braunbart aus Bautzen. Nachdem das Protokoll von dieser Sitzung verlesen und genehmigt, und der ge schäftliche Theil erledigt worden war, ergriff nun Herr Kreisvereinsvorsitzender Hähnel das Wort, um nach einer längeren, innigen Ansprache und mit herzlichem Glückwunsch drei treu verdienten Dienstboten im Auftrag deS Kreis- vereinS und zwar dem Hoswächter Handrik und dem Tag arbeiter früheren Dienstknecht Hein, ersterem für 29, letzte rem für 25 jährige ununterbrochene Dienstzeit bei Henn Rittergutspachter Käferstein in Ohorn, die vergoldete sil berne Medaille (die höchste Auszeichnung des Kreisvereins) nebst Diplom und ferner dem Tagelöhner bez. Schirr- meister Moschke für 11jährige ununterbrochene Dienstzeit im Erbgericht Weißbach em Ehrendiplom zu überreichen. Jeder der Decorirten erhielt hierauf noch von seinem Dienstherrn bez. Dienstherrin ein namhaftes Geldgeschenk eingehändigt. Nachdem diese schöne Feier vorüber, erh'elt Herr Gartenbauinspektor Braunbart das Wort zu seinem Vortrag über das Pflanzen und Beschneiden der Obst bäume, welcher trotz seiner anderthalbstündigen Dauer die Aufmerksamkeit der Anwesenden von Anfang bis zu Ende in Anspruch nahm. Dem Redner wurde am Schluß der Dank der Versammlung für den so lehrreichen Vortrag durch Erheben von den Plätzen ausgesprochen. Die hieran sich schließende Debatte war äußerst lebhaft. Nachdem bezüglich der am 25. Moi beabsichtigten Thierschau von Herrn Or. Weitzmann das Bedauern ausgesprochen worden war, daß die Anmeldungen noch viel zu schwach emge- gangen und somit die Thierschau noch fraglich sei, beschloß man, den Anmeldetermin bis zum 5. Mai zu verlängern und solches öffentlich bekannt zu geben. Hierauf erfolgte Schluß der Sitzung. u. PulSnitz. Der hiesige Kgl. Sächs. Militärverein beging am Sonntag, den 25. April Abends im Saale deS Schützenhauses die Feier deS Geburtstages Sr. Maj. deS Königs und zugleich sein 34. Stiftungsfest durch Concert und Ball. Die Spitzen der Behörden und andere werthe Gäste hatten sich zu dieser Festlichkeit in dem von den Kameraden und deren Angehörigen gefüllten Saale, der festlich durch Wappen, Schilder, Königsbüste und andere Dekorationen geschmückt war, eingefunden. Musik- piöcen der Stadtkapelle eröffneten das Fest, Vorträge des Militär-Gcsang-VereinS folgten darauf. Nach Verklingen des ersten Liedes hielt der Militärvereins-Vorstand eine Ansprache, zuerst auf die Gründung des Vereins, dessen Entwickelung und Thätigkeit hinweisend, al-dann Se. Maj. den König als Protektor, LandeSsürsten und Feldherrn feiernd. Der Schluß der Ansprache endete in einem drei fachen Hoch auf das hohe Geburtstagskind, in welches die Anwesenden begeistert cinstimmten. Unmittelbar an dieses Hoch schloß sich der allgemeine Gesang der Sachsenhymne. Die Leistungen deS Militär-Gesang-VereinS fanden nament lich bei den vier letztgesungenen Liedern, die mit viel Ausdruck und Gesühl vorgetragen wurden, den wohlver dienten Beifall. Dem Concert schloß sich ein bis zum frühen Morgen ausgedehnter Ball an, an welchem sich die Kameraden lebhaft betheiligten. Pulsnitz. Eine einfache, aber würdige patriotische Feier spielte sich am Montag Nachmittag auf der bewal deten Bergkuppe unseres nahen, leider aber immer noch zu wenig beachteten Keulen- oder AugustusbergeS ab. Auf Veranlassung der Lehrerschaft der benachbarten Ge meinden hatten sich an diesem von herrlichem Wetter be günstigten Tage viele Besucher, Männer, Frauen und Kinder von hier und der Umgebung eingefunden, um der Feier der Einweihung der Königsbüste, zugleich Nachfeier des Königs Geburtstages, beizuwohnen. Nachdem die Erschienenen auf dem Saale der Restauration Platz genommen und die Königs-Büste ihre Ausstellung gefunden, eröffnete ein vierstimmiger Gesang der Herren Lehrer die kleine Feier. Demnächst ergriff Herr Lehrer Linke-Kleindittmannsdorf das Wort zu einer herzlichen, von patriotischem Geiste getragenen und den Anwesenden zu Herzen gehenden An sprache, die in einem dreifachen Hoch auf Se. Majestät ausklang. Krättig stimmten die Anwesenden in das Hoch ein, dem sich das Lied: „Den König segne Gott!" anschloß. — Im vorigen Jahre .ward bereits eine Zwergfigur be schafft, die nunwihr in einer Grotte Aufstellung gesunden hat. Die Bewirlhschaftung der auf dem Keulenberge be findlichen Restauration liegt seil einem Jahre in den Händen eines jungen thätigen Wirthes, des Herrn Bürger aus Oberlichtenau, eines Sohnes des früheren Inhabers. Herr Bürger hat schon viel Neues geschaffen und er ist überhaupt sehr bemüht, den Besuchern des Berges den Aufenthalt daselbst so angenehm wie möglich zu machen. Viele fürchten sich ja vor Len steinigen Wegen, die von Oberlichtenauer Seite hinaufsühren, aber für Kenner giebt es auch bessere, weichere Pfade, die an mancher wunder vollen idyllischen und auch romantischen Waldpartie vor- übersühren. Man Weiche nur nach Betreten des Waldes rechts vom Hauplpfade ab, so erreicht man derartige Stellen auf bequemen guten Wegen, so z. B. die Nymphen wiese. Allerdings möchten noch zahlreiche Wegweiser, auch Ruhebänke, angebracht werden, was die Aufgabe eines zu gründenden Gebirgsvereins sein würde. Auch von Großnaundorfer Seite hat man einen sehr bequemen, schönen Aufstieg auf den Berg. — Der Militärverein für Pulsnitz M. S. und Böhmisch-Vollung feierte im festlich geschmückten Saale des Menzel'schen Gasthofes am vergangenen Sonn tag den Geburtstag seines hohen Protektors König Albert von Sachsen durch Conceit nnd Ball. Während des Concerts gedachte Herr Vorstand Walther in einer länge- ren AnspracheSr. Maj. des König Albert, zum Schluß ein Hoch auf denselben ausbringend, in welches alle Anwe senden begeistert kinstimmten. Die Sachsenhymne wurde hierauf stehend gesungen. Kamenz, 23. April. Anläßlich des Allerhöchsten GebutSfestes haben Se. Majestät der König Herren Re- gierungSassessor Or. Niethammer hierselbst den Titel und Rang als Regierungsrath verliehen, ingle chen Herrn Ober förster Schwarz in Schwepnitz den Titel als Forstmeister. — Ferner wurde Herrn Bezirksthierarzt Weigel hierselbst das Ritterkreuz 2. Klasse deS AlbrechtSordens, Herrn Be- zirkssekretär Weber daS Albrechtskreuz und den Herren OrtSrichter und Erbgenchtsbesitzer Scholze in Cunnewitz, Gemeindevorstand Lehmann in Rosenthal und OrtSrichter Seifert in Thiemendorf bei Pulsnitz das allgemeine Ehren zeichen verliehen und durch Herrn Amtshauptmann von ErdmannSdorff feierlich überreicht. — Zum Baue deS wendischen Gesellschastshaufes in Bautzen haben in voriger Woche vier Herren je 100 Mk. und einer aus Leipzig, der nicht genannt sein will, 1000 Mk. gespendet. Die gesammelte Summe beträgt jetzt 39,349 Mk. Katholiken wie Protestanten beweisen gleiche Opserwilligkeit. — Mit Spannung harrte am Freitag Vormittag an der Haltestelle Strehlen zahlreiches Publikum der Ankunft Sr. Majestät des deutschen Kaisers. Punkt 10 Uhr lief der kaiserliche Sonderzug von Wien kommend ein. Die