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Amts Blatt des Königs. Amtsgerichts und des Stadtrathes Wutsnih Abonnement» - Preis Viertelj chrl. 1 M. 25 Pf. Auf Wunsch unentgeltliche Zu sendung. Als Beiblätter: t. Jllustrirte« Sonntagsblatt (Wöchentlich); 2 Landwirthschaftliche Beilage (monatlich). Erscheint: Miltwoch und Sonnabend. K-schäfisstelr-n: Buchdruckereien von A. Pabst' Königsbrück, C. S. Krausche, Kamenz, CarlDaberkow, Grob- röhrsdorf. Nnnoncen-Bureaus vonHaasen- stein L Vogler, Jnvalidendank, Rudolph Moffe und. G. L. Daube L Tomp puSzeile (oder deren Raum) 10 Pfennig«. Königsbrück, Radeberg, Radeburg, Moritzburg und Umgegend. Inserat- sind bis Dienstag und Freitag Vorm.sS Uhr aufzugeben. Preis für die einspaltige Cor- Druck und Verlag von E. L. Förster's Erben in Pulsnitz. NeunuudvieuzigAeV Aahvgaug. Verantwortlicher Redakteur Gustav Häberl ein in Pulsnitz. Mittwoch. Nr. 18. 3. März 18S7. Konkursverfahren. In dem Konkursverfahren über das Vermögen des Leinwandsabrikanten Gustav Reinhold Körner in Hauswalde ist zur Abnahme der Schlußrechnung des Verwalters, zur Erhebung von Einwendungen gegen das Schlußverzeichniß der bei der Vertheilung zu berücksichtigenden Forderungen und zur Beschlußfassung der Gläubiger über die nicht ver- werthbaren Vermögensstücke der Schlußtermin auf den 25. März 1897, Vormittags 10 Uhr vor dem Königlichen Amtsgerichte hierselbst bestimmt. Pulsnitz, den 26. Februar 1897. Aktuar Hofmann, Äerichtsschreiber des Königlichen Amtsgerichts. Eiue Kundgebung des Kaisers. Der Kaiser hielt am Freitag auf den Diner des ProvinziallandtageS der Provinz Brandenburg olgenden bedeutsamen Trinkspruch: „In herrlichem, bilderreichem Schwung hat soeben der Herr Oberpräsident in Ihrem Namen Ihre Huldigung Mir entgegengebracht und Ich kann nur von ganzem Herzen und tiefgerührt dafür danken. Ich komme eben uus der alten Märkischen Haide, Wo Ich umrauscht war von den alten Märkischen Kiesern und Eichen, zu ihrem lebendigen Ebenbild, zu den Märki schen Männern, und Ich freue Mich, wiever ein paar Stunden unter Ihnen zubringen zu können, denn der Ve» kehr mit den Söhnen der Mark ist für Mich stets wie ein neu belebender Trank. WaS die Märkischen Eichen und Kiefern mir vorgerauscht haben, das hat in sinniger Weise soeben der Herr Oberpräsident erwähnt. Mit hohem Rechle haben Sie speziell Meines hochseiigen Herrn Großvaters erwähnt, Mein lieber Achenbach. Unser heutiges Fest, wie auch die ganze Zeit, stehen Sie doch schon unter dem ausgehenden Frührot des anbrechenden Morgens, des hundert jährigen Geburtstages dieses hohen Herrn. Da wird der Blick eines Jeden von Ihnen zurückschweifen in die Ver gangenheit. Denken wir zurück in der Geschichte: Was ist das alte Deutsche Reich gewesen I Wie haben so ost einzelne Theile desselben gestrebt und gearbeitet, zusammenzukommen zu einigem Ganzen, um theilS für daS große Ganze er sprießlich zu wirken, theilS um den Schutz des gesammlen StaateS gegen äußere Eingriffe zu ermöglichen. Ls ist nicht gegangen: DaS alte Deutsche Reich wurde verfolgt von außen, von feinen Nachbarn, und von innen durch seine Parteiungen. Der Einzige, dem es gelang, gewisser- maßen das Land einmal zusammenzufassen, daS war der Kaiser Friedrich Barbarossa. Ihm dankt das deutsche Volk noch heute dafür. Seit der Zelt verfiel unser Vaterland, und es schien, als ob niemals der Mann kommen sollte, der im Stande wäre, dasselbe wieder zusammenzusügen. Die Vorsehung schuf sich dieses Instrument und suchte sich aus den Herrn, den Wir als den ersten großen Kaiser des neuen Deutschen Reiches begrüßen konnten. Wir können ihn verfolgen, wie er langsam heranreiste von der schweren Zeit der Prüfung bis zu dem Zeitpunkte, wo er als fertiger Mann, dem Greisenalter nahe, zur Arbeit berufen wurde, sich Jahre lang auf seinen Beruf vo bereitend, die großen Gedanken bereit- in seinem Haupte fertig, die es ihm er- möglichen sollten, daS Reich wieder erstehen zu lassen. Wir sehen, wie er zuerst jein Heer stellt und auS dmghasten Bauernsöhnen seiner Provinzen sie zujammenreiht zu einer kräftigen waffenglänzenden Schaar; wir sehen, wie eS ihm gelingt, mit dem Heer allmählich eine Vormacht in Deutsch land zu werden und Brandenburg-Preußen an die führende Stelle zu setzen. Und als dies erreicht war, kam der Moment, wo Er das gesamte Vaterland aufries und auf dem Schlachtfeld der Gegner Einigung herbeisührie. Meine Herren, wenn der hohe Herr im Mittelalter gelebt hätte, Er wäre heilig gesprochen, und Pilgerzüge aus allen Ländern Wären hingezogen, um an Seinen Gebeinen Gebete zu ver richten. Gott sei Dank, das ist auch heute noch so! Seines Grabes Thür steht offen, alltäglich wandern die treuen Unterthancn dahin und führen ihre Kinder hin, Fremde gehen hin, um sich des Anblickes dieses herrlichen Greises und Seiner Standbilder zu erfreuen. Wir aber, meine Herren, werden besonders stolz sein auf diesen gewaltigen Mann, diesen großen Herrn, da Er ein Sohn der Mark war. Daß Gott sich einen Märler ausgesucht hat, das muß etwas Besonderes bedeuten, und Ich hoffe, daß eS der Mark Vorbehalten sein wird, auch fernerhin für des Reiches Wohl zu sorgen. Zusammen geführt wie Eins ist das Hohenzollersche Haus und die Mark, und aus der Mark stammen und in der Mark wurzeln die Fäden Unserer Kraft und Unseres Wirkens. Solange der Märkische Bauer noch zu Uns steht und Wir dessen gewiß sein können, daß die Mark Unserer Arbeit entgegenkommt und Uns hilft, wird kein Hohenzoller an seiner Aufgabe verzweifeln. Schwer genug ist sie und schwer wird sie ihm gemacht: Ich meine eine Aufgabe für uns Alle, mögen wir sein, wer und wo wir wollen. Zu dieser Aufgabe ruft uns das Andenken an Kaiser Wilhelm den Großen und in dieser wollen wir uns um ihn, um sein Andenken scharen, wie die Spanier um den alten Cid. Diese Aufgabe, die uns Allen ausgebürdet wird, die wir Ihm gegenüber verpflichtet sind zu übernehmen, ist der Kampf gegen den Umsturz mit allen Mitteln, die uns zu Gebote stehen. Diejenige Partei, die eS wagt, die staat lichen Grundlagen anzugr isen, die gegen die Religion sich erhebt und selbst nicht vor der Person des Allerhöchsten Herrn Halt macht, muß überwunden werden. Ich werde Mich freuen, jedes Mannes Hand in der Meinen zu wissen, sei er Arbeiter, Fürst oder Herr — wenn Mir nur ge holfen wird in diesem Gefechte! Und das Gefecht können wir nur siegreich durchführen, wenn wir nns immerdar des Mannes erinnern, dem wir unser Vaterland, das Deutsche Reich, verdanken, in dessen Nähe durch Gottes Führung so mancher brave, tüchtige Ratgeber war, der die Ehre hatte, seine Gedanken ausführen zu dürfen, die aber Alle Werkzeuge Seines erhabenen Wollens waren, eisüllt von dem Geiste dieses erhabenen Kaisers. Dann werden wir richtig wirken und im Kampfe nicht nachlassen, um unser Land von dieser Krankheit zu befreien, die nicht nur unser Volk durchseucht, sondern auch das Familienleben, vor allen D-ngen aber das Heiligste, was wir Deutsche kennen, die Stellung der Frau, zu erschüttern trachtet So hoffe Ich Meine Märker um Mich zu sehen, wenn sich die Flammenzeichen enthüllen, und in diesem Sinne rufe Ich: Die Mark, die Märker Hurrah! Hurrah! Hurrah!" Oertliche und sächsische Angelegenheiten. Beiträge für diesen Theil werden gegen Vergütung dankend angenommen. Pulsnitz. In der Nacht vom Montag zum Dienstag ertönte in unserer Stadt Feuerlärm. In der Mädchenkammcr des Liebscher'schen Hauses waren Klei dungsstücke in Brand gerochen. Dem Weitergrelfen des Feuers ward jedoch schnell Einhalt gethan. Pulsnitz. Bei hiesiger Sparkasse wurden im Monat Februar 1897 514 Einzahlungen im Betrage von 34959 65 geleistet, dagegen erfolgten 208 Rück zahlungen im Betrage von 23 831 21 — Junge Hasen und junge Kaninchen sind bereits von den Jägern auf den Feldern angetroffen worden. Ein nasses Frühjahr ist in der Regel für das Gedeihen des jungen Wildes sehr ungünstig. Außerdem sollen auch die Krähen vielfach den jungen Thieren nachstellen und ziemlich bedeu tenden Schaden anrichten. — Unter den Dienstboten herrscht noch vielfach die Ansicht, daß ein mit einer Herrschaft eingegangenes Dienst- verhältniß durch Rückgabe des etwa erhaltenen MiethS- thalers wieder rückgängig gemacht werden könne. Dies ist eine irrige Auffassung. Bindend ist einzig und allein das zwischen Herrschaft und Dienstboten getroffene Ueber einkommen, selbst wenn solches nur ein mündliches ist. Das „Handgeld" ist ein aus früheren Jahren stammender und noch jetzt vielfach üblicher Gebrauch ohne rechtskräftige Wirkung, seine Rückgabe entbindet also keineswegs von dem eingegangenen Dienstverhältniß. — Die Sonne gewinnt von Tag zu Tag mehr Macht, und wärmer und wärmer werden, vor allem in den Mittagsstunden, ihre Strahlen. Immer weiter rückt sie in ihr Regiment und in manchen Wohnraum, der schon lange Wochen in grauem Licht dalag, blitzt mit einem Male wieder ein leuchtender Sonnenstrahl. Wer in einer mäßig großen Stadt oder auf dem Lande lebt, lernt das Unbehagliche der grauen Winterwochen in dämmerigen Räumen noch gar nicht einmal so kennen, mit wenigen Schritten ist er auf dem Hoiraum oder auf der Straße, aber die Tausende von Großstädtern, die in engen und halbfinsteren Hoswohnungen Hausen und oft wochenlang den ganzen Tag hindurch die Lampe brennen müssen, wenn sie sich beschäftigen wollen, die merken es schon, wenn die Sonne höher steigt und sie haben daran eine wahre Herzensfreude. Und auch die Blumen am Fenster erwachen aus ihrem Winterschlafe, die wärmende, Licht spendende Sonne erweckt die Vegetation von Neuem. — Die farbigen Lampenschirme, die das Heim einer Modedame so reizvoll machen, werden jetzt von den Aerzten lehr heflig bekämpft. Die Aerzte behaupten nämlich, daß die Farben die Ursachen mannigfacher Augenleiden seien. Das Sonnenl cht, dem das menschliche Auge angepaßt ist, ist weiß. Jede andere Farbe, die das Licht annimmt, — io behaupten die Gelehrten — erfordert auch eine un gewöhnliche Anstrengung der Sehnerven. Je mehr eine Farbe von dem weißen Grundton absticht, desto schlimmere Wirkung übt sie aus. Ob die Warnung der Aerzte etwas nützen wird? Kamenz. Herr Regierungsassessor Or. Niethammer bei der hiesigen Kgl. Amtshauptmannschaft wird am 1. Mai d. I. zur Kgl. Amtshaupkmannschast Dresden versetzt. An seine Stelle tritt Herr Bezirksassessor von Kirchbach von der Kgl. Amtshauptmannschaft Schwarzenberg. Dresden, 2. März. Ein Mord und Selbstmord hat sich gestern früh gegen 7 Uhr in dem Hause Moltke platz Nr 7 abgespielt. Dort wohnte in der 3. Etage bei ihren Eltern eine von ihrem Manne getrennt lebende 31 Jahre alte Frau mit ihrem Kinde, einem bjährigen Mäd chen, und diese hat gestern um die angegebene Zeit erst ihr Kind und dann sich selbst erschossen. Zur Erklärung der grausen That wird Folgendes berichtet: Die Frau, früher eine angenehme Erscheinung, hat im vorigen Jahre aus den Rath einer ihr bekannten alten Frau hin gegen hochgradige Zahnschmerzen Kreosot angewandt und sich hierdurch eine Blutvergistung zugezogen, die eine Operation nothwendig machte. Dabei hat der Frau die halbe Kinn lade herausgenommen werden müssen, wodurch sie natürlich sehr entstellt worden ist. Dieser Umstand, den sie nicht hat überwinden können in Verbindung mit den sie auch nach der Operation noch peinigenden physischen Schmerzen Haden in ihr schließlich den Entschluß zur Reife gebracht, ihrem Dasein gewaltsam ein Ende zu machen. Ihr Kind, an dem sie mit großer Liebe hing, hat sie aber allein auch nicht zurücklaffen wollen. Mutter und Kind waren, durch Schüsse in den Kopf getroffen, sofort tot. — Die aus den früher zur Parochie der Kreuzkirche in Dresden gehörig gewesenen politischen Gemeinden Löb tau und Naußlitz bestehende Kirchengemeinde hat ihre An hänglichkeit und Dankbarkeit der Kreuzkirchenparochie gegen über neuerdings wieder zum Ausdrucke gebracht, indem der Kirchenvorstand zu Löbtau beschlossen hat, der Parochie der Kreuzkirche zum Wiederaufbau ihres Gotteshauses eine Geld spende von 12,000 Mk. zu gewähren. Auch hat der Ge- meinderath zu Löbtau zu demselben Zwecke 3000 Mk. für die Kreuzparochie bewilligt.