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Königsbrück, Uadeberg, Na-eburg, Moritzburg und Umgegend «Mts Blatt des Königs. Amtsgerichts und des Stadtrathes WuLsnitz Abonnements - Preis: Vierteljährl. 1 W. 2b Pf. Auf Wunsch unentgeltliche Zusendung. Als Beiblätter: I. Alrustr. Sonntcrgs- k»tcrrt (wöchentlich), S. Kine landwirth' schastkiche Weitcrge (monatlich). Erscheint: Mittwoch und Sonnabend. Inserate sind bis Dienstag u. Freitag, Vorm. 9 Uhr aufzugeben. Preis für die einspaltige Cor« Puszeile (oder deren Raum) 10 Pfennige. Geschäftsstellen bei Herrn Buchdruckereibes. Pabst in Königsbrück, in den An- noncen-Bureaus von Haas-n« stein L Vogler u. „Jnvaliden- dank" in Dresden, Rudolph Mosse in Leipzig. Dm- Md L L F.rs.-r-s Erben SwxillndVigl-ziMr Ja hgang. Kustnb H-ber-.i- Nr. 100. 13. Dezember 1890. Sonnabend. Bekanntmachung, den diesjährigen Christmarkt betreffend. Der hiesige Christmarkt wird auch in diesem Jahre Sonntags» den 21. DeremSer, Nachmittags, und nicht, wie früher, am 24. Deccmber uogehatlen. Auf demselben werden nach H 28 der Marktordnung nur der Sächsischen Oberlausitz angehörige Händler zugelassen. Pulsnitz, den 5. Dezember 1890. Der Stadtrat h. Schubert, Brgrmstr. Bekann t machu n g. In Gemäßheit 8 63 der revidirten Städteordnung bringen wir hierdurch zur öffentlichen Kenntniß, daß bei der am 19. November dss. Js. stattgefundenen Stadtverordneten- Ergänzungswahl als ansässig: 1. Herr Töpfermeister Reinhold Borsdorf, 2. „ Klempnermstr. Oswald Weber und als unansässig: 3. Herr Kaufmann Bruno Gruhl, 4. „ Schuldirector Robert Dreher ^Stadtverordneten, sowie zu Ersatzmännern: 5. Herr Schneidermeister Moritz Kayser und 6. „ Goldarbeiter Eduard Pötschke gewählt worden sind. P u l s n i tz, am 11. December 1890. Der Stadtrat h. Schubert, Brgrmstr. Bekannt machu n g. Die Gemeindevorstände, Gutsvorsteher und Privatpersonen, die in Folge der Bekanntmachung vom 24. Mai ds. Js. auf die im Buchhandel erschienene, vom Herrn Regierungs- rath l)r. Rumpelt bearbeitete Handausgabe des Neichszesetzes über die Jnvalidiläts- und Altersversicherung subskribirt haben, können die bestellten Exemplare gegen Erlegung des Kostenpreises von 1 Mk. 50 Pf. pro Exemplar bei hiesiger Kanzlei abholen. Bis zum 2 4. dieses Monats nicht abgeholte Exemplare werden den Bestellern unter Postnachnahme zugeschickt werden. Kamenz, am 8. Dezember 1890. Königliche Amtshauptmannschaft. von Zezschwitz. DsMtrmis - Mit dem 1. Januar 1891 beginnt ein neues Quartal, wozu die unterzeichnete Expedition hier mit freundlichst einladet. Alle Postanstalten, sowie unsere Zeitungsträger nehmen Bestellungen darauf an, und bitten wir die Abonnements rechtzeitig bewirken zu wollen, damit keine Unterbrechung der Zusendung statt findet. Wir erlauben uns darauf hinzuwcisen, daß sich unser Blatt in den letzien Jahren immer mehr vergrößert und die Abonnentenzahl bedeutend zu genommen hat, sodaß Inserate wirksamste Ver breitung finden. Die „Jllustr. Sonntagsbeilage" beginnt mit einer Höchstinteressanten Erzählung aus dem Schwarzwalde (Karte Köpfe) von Oskar- Höker. s. Achtungsvollst Expedition des Amts- und Wochenblattes. K. L. Jörster's Grben. Aus dem Reichstage. Ein Ereigniß ist aus dem Reichstage zu verzeichnen! Es handelt sick aber nicht darum, daß ein neuer, besonders Wichtiger Gesetzentwurf eingebracht worden ist, sondern gerade um das Gegentheil, nämlich, daß eine seit Jahren regelmäßig eingebrachte Vorlage diesmal fehlt: Wir haben m diesem Winter keine Militärvorlage zu erwarten! Das ist eine nicht zu unterschätzende, sehr bedeutsame Thatsache, wenn man sich daran erinnert, daß seit einem Decennium Jahr für Jahr nach dem Reichshaushall dem Parlament noch eine Extra-Vorlage unterbreitet wurde, in welcher zahlreiche Millionen für Militärzwecke gefordert wurden. Mochten die Reichsboten auch die Nothwendigkeit der neuen Forderungen noch so bereitwillig anerkennen, wie z. B. bei der fast einstimmig genehmigten Zweihundert-Millionen- Forderung im Frühjahr 1887, es wurde doch Allen un heimlich zu Muthe, sobald nur das Wort „Militärvorlage" von Weitem erschallte. Und ein solches Gefühl ist erklär lich; der Volksvertreter soll nicht nur auf die militärische, sondern auch auf die wirthschaftliche Leistungsfähigkeit seines Landes sehen, und es giebt ja doch Jeder zu, daß die Militärlast in allen europäischen Staaten eine reichlich hohe geworden ist, eine so hohe, daß manche recht be gründete wirthschaftliche Ausgaben deshalb haben zurück gestellt werden müssen. Auch wir in Deutschland könnten für gemeinnützige Zwecke recht gut noch Jahr für Jahr zehn Millionen Mark gebrauchen, aber im Bundesrath zuckt man die Achseln, es geht nicht der allgemeinen Finanz verhältnisse wegen. Diesmal bleibt nun eine Militärvor lage aus. Ein Gefühl der Erleichterung wird die ganze parlamentarische Welt beschleichen, und es ist erfreulich, daß sich nun auch die Militärverwaltung nach der Decke zu strecken beginnt. Eine Schwalbe macht freilich keinen Sommer, aber wir wollen das jetzige Ereigniß als gutes Vorzeichen annehmen, zumal auch innere Gründe vorliegen, welche zu dieser Anschauung berechtigen. Kaiser Wilhelm 11. kennt die Finanzlage des Reiches ganz genau. Wenn er s. Z. über das Natwual-Denkmal für Kaiser Wilhelm I., seinen Lieblingsplan, äußerte: „bei der ganzen Anlage des Monumentes solle auf die Finanz lage im Reiche Rücksicht genommen werden", so kann man daraus wohl schließen, daß der Kaiser auch in anderen Fragen genau so denkt und dazu beitragen wird, unnöthige oder nicht dringliche Forderungen zurückzustellen. Der Kaiser ist ein sehr eifriger Soldat, aber er ist, und diese Thatsache wollen wir doch ganz besonders hervorheben, bei Weitem nicht so ausschließlich Soldat, wie sein Groß vater. Die Rede des Kaisers bei der neulichen Eröffnung der Schulconferenz zeigt, ganz abgesehen von früheren socialpolitischen Erlassen, sehr genau, daß der Kaiser auch nichtmilitärische Dinge sehr eingehend studirt und nicht etwa obenhin behandelt oder einfach die Ansichten des betr. Ressortministers vertritt. So kann man denn auch annehmen, daß der Kaiser bei den Forder ungen der Militärverwaltung sein Wort in die Waagschale werfen wird. Nicht minder wichtig in dieser Beziehung ist die Person des Reichskanzlers. Herr von Caprivi ist Zeit seines Lebens ein äußerst einfacher und sparsamer Herr gewesen, und was er im Reichstage gesagt, zeigt durchgehend, daß er auch in der gejammten Verwaltung Sparsamkeit erstrebt. Mag er nun auch nicht das Genie Fürst Bismarcks besitzen, daß er ein ganz außerordentlich talentvoller Mann ist, der sich überraschend schnell in ihm ursprünglich fremde Verhältnisse hineingefunden hat, das wird Niemand bestreiten. Herr von Caprivi besitzt auch die hohe Gabe, mit dem Parlament gut auskommen zu können und die Rückwirkung davon hat sich bei jeder Gelegenheit im Reichstage, wie im preußischen Landtage gezeigt. In Einem ist General von Caprivi seinem Vor gänger aber über, und dieser Punkt ist sehr wichtig: Er ist eine militärische Autorität und kann zu den Forderungen der Militärverwaltung als Fachmann mitsprechen, während Fürst Bismarck schließlich immer auf das Wort Les Kriegs ministers angewiesen war, und es bekannt ist, daß es zwischen dem Leiter der ganzen Staatsverwaltung und dem Leiter der Militärverwaltung nicht selten zu Reibereien gekommen ist. Wir können annehmen, daß gerade der Reichskanzler unbedingt darauf halten wird, daß auf dem