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Erscheint: Mittwoch und Sonnabend. Als Beiblätter: !. Illustr. Sonntags- kl<r»t (wöchentlich), 2. Eine lcrndwirth- fchastliche Weilcrge (monatlich). Abonnements - Preis: Lierteljährl. 1 M. 25 Pf. Ans Wunsch unentgeltliche Zusendung. och en fnr üulstlik. für Pulsnitz) Königsbrück) Radeberg) Radeburg, Moritzburg und Rmgeger Blatt Amts und des StadtraLhes des Aönigl. Amtsgerichts Inserate sind bis Dienstag u. Freitag, Vorm. 9 Uhr aufzugeben. Preis für die einspaltige Cor« Puszeile (oder deren Raum) 10 Pfennige. KestHäfissteUen bei Herrn Buchdruckereibes. Pabst in Königsbrück, in den An« noncen-Bureaus von Haast n- stein L Vogler u. „Jnvaliden- dank" in Dresden, Rudolph Mosse in Leipzig. Zu Wutsnih. Druck und Verlag von E. L. Förster's Erben in Pulsnitz. SweiundvierMer Jahrgang. ^w-Mch-rsus..° Sonnabeilv. Nr. 96. 28. November 1880. Bekanntmachung. Unter Bezugnahme auf die Bekanntmachung vom 6. November 1886 wird den Hausbesitzern hiermit eingeschärft, bei eingetretener Glätte längs ihrer Grundstücke Sand oder ein anderes, das Begehen der Straße erleichterndes Material in gehöriger Breite zu streuen. Zuwiderhandlungen gegen diese Bestimmungen werden auf Grund 8 366,,g des Reichsstrafgesetzbuchs mit Geldstrafe bis zu sechszig Mark oder mit Haft bis zu vierzehn Tagen bestraft. Pulsnitz, am 27. November 1890. Der Stadtrat h. Schubert, Brgrmstr. Bekanntmachung, Schlammabfuhre betr. Nachdem die Schlämmung des Mittelmühlteichs begonnen hat, kann daselbst Schlamm unentgeldlich abgefahren werden. Hierbei ist den Weisungen des Herrn Stadtrath Sperling nachzugehen. Pulsnitz, am 27, November 1890. Der Stadtrath. Schubert, Brgrmstr. Bekanntmachung, die Sonn-, Fest- und Bußtagsfeier betreffend. Es werden hiermit die Bestimmungen in § I und Z 3 des Gesetzes vom 10. September 1870, die Sonn-, Fest- und Bußtagsfeier betreffend, eingeschärft, nach welchen an diesen Tagen Alles zu vermeiden ist, was die Feier des öffentlichen Gottesdienstes beeinträchtigen kann, sowie daß während des Gottesdienstes die Kaufs- und Gewerbeläden, Maga zine, Marktbuden, sowie die Schaufenster geschlossen zu halten und Verkaufsstände mit Waareo nicht zu belegen sind. Zuwiderhandlungen gegen diese Bestimmungen werden nach H 11 des gedachten Gesetzes mit Geldstrafe bis zu 150 Mark oder entsprechender Haft bestraft. Pulsnitz, den 27. November 1890. Der Stadtrath. Schubert, Brgrmstr. Bekannt machuug. die städtische Wasserleitung betr. Diejenigen Hausbesitzer hiesiger Stadt, in deren Grundstücken die städtische Wasserleitung mit oder ohne Wasseruhren geführt ist, werden hiermit veranlaßt, rechtzeitig für geeignete Schutzvorrichtungen gegen das Zerfrieren der Leitung wie der Uhren zu sorgen, da sie nach § 6 des Regulativs vom 6. Juli 1884 dem Stadtrath für die Instandhaltung derselben verantwortlich sind und demzufolge die in Folge unterlassener Vorsichtsmaßregeln verursachten Schäden entweder auf eigene Kosten beseitigen zu lassen verpflichtet sind, oder zu gewärtigen haben, daß die Beseitigung derselben auf ihre Kosten nach Anordnung des Stadtraths erfolgt. Pulsnitz, den 27. November 1890. Der Stadtrath. Schubert, Brgrmstr. Montag, Seu 1. December a. c. Bormittags '/2IO Nhr sollen auf hiesigem Bahnhofe 11000 kg Braunkohle (Mittel II) gegen sofortige Baarzahlung meistbietend versteigert werden. Pulsnitz, den 27. November 1890. Königliche Güter Verwaltung. Unsere N-cichshauptstadt. Die Augen der ganzen Welt sind jetzt auf des deutschen Reiches Hauptstadt gerichtet, wo eine der bedeut samsten Thaten der Geschichte sich vollzieht. Für unheil bar galt bisher die Schwindsucht, diese Geißel des Menschengeschlechts, und nun tritt plötzlich ein Arzt aus der stillen Studirstube in die Oeffentlichkeit und verkündet der Welt das große Geheimniß, wie man den tückischen Feind vernichtet. Blitzschnell trug der Telegraph die Kunde hinaus in die Welt, und überall empfängt man sie mit staunender Bewunderung, mit innigsten Dankgefühlen. Tausende von Kranken werden mit neuem Lebensmuthe erfüllt, indem sie ihre Blicke auf Berlin richten; aus allen Theilen der Welt eilen Aerzte nach Berlin, um Professor Koch's Verfahren unter Leitung des Meisters selbst zu studiren. Fürwahr, eine epochemachende That ist geschehen; und daß sie gerade in Berlin geboren wurde, das muß die Bewohner dieser Stadt mit hoher Freude erfüllen, umsomehr als von Berlin aus in neuerer Zeit schon Manche Ruhmesthat ihren Ausgang nahm. Ueberblickt man die beiden letzten Dezennien der Ent wickelung Berlins, so kann man mit Stolz sagen, daß die aufblühende Stadt dem Range immer mehr zustrebt, den Paris nicht blos im eigenen Lande, sondern auch in der Welt bisher einnahm. Viele fürchten von einer solchen Centralisation einen unheilvollen Einfluß auf das Land, und das Wort jenes Centrumsmannes von dem „Wasser kopf Berlin" ist gewiß zahlreichen Provinzlern aus der Seele gesprochen. Wer aber kann diese Centralisation verhüten? Wer will verhindern, daß alles, was sich in der Provinz gehemmt und gehindert sieht, Berlin nach strebt, in der Hoffnung hier vorwärts zu kommen? Wer kann sich wundern, daß der Glanz der Stadt einen magischen Zauber auf so viele der besten Kräfte in Kunst und Wissenschaft, Handel und Industrie ausübt? Durch diesen Zusammenfluß so vieler Intelligenzen gelangt Berlin eben nach und nach zu der vielbeneideten Stellung einer führenden Stadt. Wer will, wer kann es verhindern, daß Berlin schließlich die Stellung von Paris erringt? Paris! Bis zum Jahre 1870 war es die Hauptstadt der Welt, seitdem ist es herabgestiegen von dieser Höhe. Während früher Paris Krieg und Frieden in der Toga trug, mußte sich die Welt nach 1870 gewöhnen, auf Berlin zu blicken. Aber nicht neue Kriegsthaten, sondern Werke des Friedens lenkten die Augen der Welt auf die mächtig emporwachsende Kaiserstadt am Strand der Spree. Hier tagte, um nur einige wenige Beispiele anzuführen, der Kongreß, der die orientalischen Wirren klärte, und die Kongoconferenz, die dem afrikanischen Kontinent seine fernere Entwickelung vorzeichnete. Hier sanden die Zu sammenkünfte der Monarchen und Staatsmänner statt, die großen Ausstellungen und wissenschaftlichen Kongresse; von Berlin aus nehmen neue belletristische und dramatische Erzeugnisse ihren Weg in die Ferne. Zahlreich sind die Momente, in denen Berlin die allgemeinste Aufmerksamkeit auf sich lenkt. Und nun wieder die That Professor Koch's, diese gewaltigste aller Friedensthaten! Sie fügt ein neues Blatt in den Ruhmes- kranz Berolinas!