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Blatt Amts und des StadLrathes des Aönigl. Amtsgerichts Wursnitz Inserate sind bis Dienstag u. Freitage Vorm. 9 Uhr aufzugeben Preis für die einspaltige Sor- puszeile (oder deren Raum) 10 Pfennige. Geschäftsstellen bei Herrn Buchdruckereibes. Pabst in Königsbrück, in den An- noncen-Bureaus von Haas-n. stein L Vogler u. „Invalid,». dank" in Dresden, Rudolph Moste in Leipzig. Erscheint: Mittwoch und Sonnabend. Als Beiblätter: l. Illnstr. Sonntags- k>tatt lwöchentlich), 2. Eine tandrvirth- schaftNche Weitage (monatlich). Abonnements - PreiS: Vierteljährl. 1 M. 25 Pf. Aas Wunsch unentgeltliche Zusendung. Aschen^ Lömgsbrück, Radeberg, Radebarg, Moritzburg uud Umgegend Druck und Verlag von E. L. Först er's Erben in Pulsnitz. Dr-eiundviel-zigster Jahrgang. Verantwortlicher Redakteur Gustav Häberlein in Pulsnitz. Nr. 104. 30. Teeemver 1891 Mittwoch. Mittwoch, den 30. December 1801, Abends >/-8 Uhr öffentliche Stadtverordneten fitzung im Sitzungssaal. — Tagesordnung hängt in der Nathhausflur aus. — Pulsnitz, am 24. December 1891. DerStadtverordnetenvorsteher. Richard Borkhardt. Ort 8 rankenkn e Dubnitz. In der Generalversammlung vom 28. November d. I. ist Herr I)r. inock. Sauer als alleiniger Kassenarzt für das Jahr 1892 gewählt worden und haben sich die Kassen mitglieder in Krankheitsfällen nur an diesen zu wenden. — Sprechstunden bei Herrn Dr. moä. Sauer an Wochentagen >/^1 Uhr bis 2 Uhr Mittags, und an Sonn« und Festtagen von 8—9 Uhr Vormittags. Gleichzeitig wird zur allgemeinen K-nntniß gebracht, daß infolge Neuwahl des Vorstandes Herr Schlossermeister Oskar Graf als Vorsitzender, Herr Ewald Schöne als Stellvertreter, Herr Otto Dorn als Schriftführer, und die Herren Kaufmann Gustav Rosenberg, Moritz Boden und Ewald Schäfer als Mitglieder des Vorstandes für das Jahr 1892 gewählt worden sind. Pulsnitz, den 27. December 1891. Der Vor st and der Ortskrankenkasse. Julius Lindenkreuz. Abonnements - Einladung! Wir erlauben uns hierdurch für das mit dem 1. Ja nuar 1892 beginnende 1. Huartal' 1892 ergebenst einzuladen und bitten insbesondere unsere geehrten Abonnenten, welche das Blatt durch die Post beziehen die Bestellungen rechtzeitig erneuern zu wollen, sodaß in der Zustellung keine Unterbrechung statlfindet. Bestellungen auf das neue Quartal werden in unserer Expedition, an allen Postanstalten, von den Briefträgern und unseren Zeitungsboten entgegengenommen. Hochachtungsvoll Pulsnitz. G. L. Jörster's Gr Sen, Exped. des Amts- u. Wochenblattes. Politische Iahresrundschau. Wenn auch das verflossene Jahr in wirthschaftlicher Hinsicht manche bittere Enttäuschung brachte, so kann man lhnl doch nachrühmen, daß es hinsichtlich der auswärtigen Politik für Europa und Mr unser Vaterland ein Friedeus- jahr war, und daß sich in seinem Laufe die Hoffnungen auf die Erhaltung des Friedens auch noch verstärkt haben, denn der friedliche Dreibund, welcher Deutschland, Oester reich und Italien schon seit Jahren verbindet, ist im Jahre 1891 erneuert worden, und gleichzeitig haben auch diese mächtigen und für Europa maßgebend gewordenen Staaten ihren politischen Bund durch den Abschluß eines Zoll bundes bekräftigt, wodurch der wirthschasteiche Krieg in Mitteleuropa beseitigt worden ist. Rückschauend auf das alte Jahr gedenken wir dankbar des weisen und unermüdlichen Waltens unseres geliebten Kaisers und unseres verehrten Landesherrn, denn dem Kaiser und den deutschen Bundesfürsten ist es in elfter Linie zu danken, daß des Reiches Macht und Herrlichkeit, Ansehen und Bedeutung auch im letzten Jahre gewachsen sind. Mit inniger Theilnahme gedenken wir dabei, daß das Königreich Württemberg im letzten Jahre seinen ge liebten König Karl, einen hochherzigen, edlen Fürsten und treu ergeben dem großen deutschen Vaterlande, durch den Tod verlor. An Stelle des verewigten Fürsten bestieg König Wilhelm H., begabt mit großen Herrschertalenten und Herzenstugenden, den württembergischen Thron. Tief beklagt das deutsche Volk auch den im Jahre 1891 erfolgten Heimgang seines großen, ewig unvergeß lichen Schlachtenlenkers, des Generalfeldmarschalls Graf Moltke. Auch aus dem deutschen Partei« und Parla mentsleben schied im verflossenen Jahre ein großer Kämpfer Md Staatsmann, der ehemalige hannoversche Staats. Minister und berühmte Führer des Centrums Or. Windt« Horst. Vom Gebiete dec inneren deutschen Politik ist hervor« zuheben, daß im Jahre 1891 auf dem Gebiete der Social- reformen durch die Einführung des Jnval:didäts- und Altersversichcrungsgesetzks und die Annahme des Arbeiter- schutzgesetzes im Reichstage weitere Fortschritte gemacht wurden. Für das Königreich Preußen wurden im Land tage durch die Bewilligung der neuen Steuergesetze und die Einführung der neuen Landgcmeindeordnung in den östlichen Provinzen wichtige Reformen erzielt. Sehr unerquicklich waren un letzten Jahre die Er fahrungen Deutschlands auf dem colonialen Gebiete in Afrika. Die Expedition des Hanptmann's von Zelewski ging blutig zu Grunde und der Hauptmann von Gräven- reuth fand in Deutsch - Ostasrika den Heldentod. Diese schweren Ungluckssälle können aber unsere Hoffnung nicht erschüttern, daß es deutscher Ausdauer doch noch gelingen möge, in Deutsch - Ostasrika uud den übrigen Colonien Culturländer zu schaffen, an welchen man seine Freude haben kann. In Oesterreich's innerer Politik hat sich während des letzten Jahres das bedeutsame Ereigniß vollzogen, daß durch die jüngsten Reichsrathswahlen die alte feudal-kleri kale und slawische Mehrheit zersprengt wurde uud daß dadurch wiederum eine Annäherung zwischen der Regierung und den liberalen Deulsch-Oesterreichern stattgefunden hat. Ani wüthendsten über diesen Vorgang sind die Czecheu. In Italien fand im Jahre 1891 der Sturz des viele Jahre maßgebenden Ministeriums Crispi statt, doch hatte der Rücktritt dieses großen Staatsmanns keineswegs einen vollständigen politischen Wechsel in Italien zur Folge, denn das aus gemäßigten Elementen gebildete Ca- binet Rudini wandelt so ziemlich in den Fußtapfen Crispi's. Frankreich kann verhültuißmäßig auf em recht ruhiges Jahr zurückblicken, denn der überlegenen Klugheit der Mi nister Freycinet. Constanz gelang es, alle Krisen recht zeitig zu beschwören. Auch hatten die Franzosen die große Freude, ihre Freundschaft mit Rußland durch den Flottenbesuch in Kronstadt besiegeln zu können. Ein sehr trübes Jahr war das jüngste dagegen für Rußland, denn das gesammte politische und wirthschaft- liche Leben dieses Staates wird durch die Nolhstände be herrscht, welche die Mißernte in vielen russischen Pro vinzen hervorrief. Von den übrigen europäischen Staaten sind Begeben heiten von Bedeutung aus letztem Jahre fast gar nicht zu melden. Sehr unruhig ging es dagegen in Amerika zu. In Chili wüthete ein furchtbarer Bürgerkrieg, der mit der Niederlage des Dictators Balmaceda endete, und auch in Argentinien und Brasilien fanden mehrfache Unruhen statt. Hoffen wir, daß im nächsten Jahr der weihnachtliche Engelswunsch „Friede auf Erden!" mehr und mehr in Erfüllung gehe! Oertliche und sächsische Angelegenheiten. Pulsnitz, 30. December. — Ein Herr aus russisch Polen schreibt an seinen hier wohnenden Freund u. a. Folgendes: „Was die Hungers noth in den betroffenen Guberniums im tieferen Rußland anbelangt, so ist es vielleicht noch schlimmer, als man denkt. Dort ist rein gar nichts geerntet worden. '/« Ctr. Mehl soll dort 15 Rubel kosten. Aus Allerlei wird Brod gebacken; z. B. aus den Rübenschnitzel» der Zuckerfabriken. Dieselben werden getrocknet und gemahlen. Das Vieh hat die Regierung in andere Theile des Landes treiben lassen, damit dasselbe nicht ganz aussterbe! Ueberall wird für die Nothleidend.n gesammelt, aber gerade hier, wo sonst der Pole stets opferwillig und zum Geben bereit ist, ist dies nicht der Fall; aus wohlbewußten Gründen! Wir Deutschen geben sehr gern unser Scherflein, wenn wieder ein Mahnru' erschallt. - Auch hier ist die Ernte nicht gut ausgefallen. Das Getreide ist schlecht, Rüben und Kraut jedoch gut. Kartoffeln sehr schlecht, 1 Dresdner Scheffel kostet circa 4 Rubel, noch bald nicht dagewesen. Bloß Fleisch sehr billig, aber was für welches. Kein Gedanke an Mastfleisch. Jeder will wegen Futtermangel gern sein Vieh los werden. Obst nur für Reiche, 1 Pfd. Äepfel bezahlt man mit 8 Kop. (24 Pfennige). Die Spitzbüberei übersteigt alle Grenzen, man ist seines Lebens des Abends nicht sicher. Was wird liier mit Messern ge stochen, wie gebrandschatzt und todt geschlagen. Ganze Horxn gehen auf Raub und Mord aus. Wenn ich so an Sie denke, beneide ich Sie und sage mir, wenn ich doch auch wieder in meinem theuren Vaterlande unter meinen lieben deutschen Brüdern wohnen könnte. Meine ausgezeichnete Existenz deswegen hier anfgeben, wäre auch "nicht klug gehandelt. Golt verhüte nur einen Krieg zwischen Deutsch, land uud Rußland; wehe uns dann!" — Und unter solchen geschilderten Umständen versuchen jüdische Bank häuser in Berlin, russische Anleihen unter uns Deutschen unterzubringe»? Wir können nur rathen, was auch andere gut dcutschgesinnte Zeitungen gethan haben: Geht nicht auf den Leim, für Rußland Euer Geld hiuzugeben. Wir liefern damit doch nur den Russen die Waffen in die Hände, die sie früher oder später gegen uns richten werden. Bedenke man ferner: Wie und wann kann ein solcher Staat sichere Gewähr für seine Papiere geben! Oberlichtenau. Eine außerordentliche Weih- uachtsfreude wurde der Gemeinde Oberlichtenau dadurch bereitet, daß Herr Lehrer Spannaus am Abende des 1. Feiertags mit den Schülern seiner Oberklasse im Schreier'- schen Gasthofe zu Oberlichtenau ein Kiuderconcert veran staltete. Eine treffliche Ansprache des Herrn Lehrers er öffnete dasselbe. Die mit Rücksicht auf das Weihnachtsfest geschickt gewählten Vortragsstücke ivurden von den Kindern so niedlich ausgcführt, daß sie den ungetheiltesten Beifall der Zuhörer erhielten. Dem Herrn Lehrer wurde für seinen hierbei onfgewendeten Fleiß der aufrichtigste Dank der Gemeinde dargebracht,