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Mittwoch. Ux. 84. 21. Oktober 18S1. Oeffenttichr Aufforderung. In der Nachlaßsache des am 22. September dss. Js. verstorbenen Bandwebers Johann Friedrich Emil Steglich von Niedersteina ergeht andurch an etwaige unbekannte Gläubiger des Nachlasses die Aufforderung, ihre Ansprüche bis zum 38. Oktober dss. Js. bei dem unterzeichneten Amtsgerichte zur Anmeldung zu bringen. Pulsnitz, am l6. October 1891. Das Königliche Amtsgericht. Or. Hempel. K. Bekanntmachung. Wegen Reinigung der Raths-, Polizei-, Kaffe»- und Standesamts-Expeditionslocalitäten Sonnabend, den 34. und Montag, den 36. October 1891 werden an diesen Tagen nur ganz dringliche Sachen erledigt und Standesamtssacken nur Vormittags 8 bis 10 Uhr expedirt. Die Sparkaffe bleibt jedoch am Sonnabend und Montag zu den bestimmten Gkschastsstunden geöffnet. Pulsnitz, am 15. October 1891. Der Stadtrat h. Schubert, Brgrmstr. »s Omliche und sächsische Angelegenheiten. Pulsnitz. Die in der „Radeberger Ztg." enthal tene Notiz, daß die beiden hiesigen Männergesangvereule aus dem Oberlausitzer Sängerbund ausgetreten und ihren Beitritt zum Elbguusängerbunde angemeldet hätten, müssen wir als unrichtig bezeichnen, da über diese Angelegenheit kein Beschluß der beiden Bereine vorliegt. — Es kommt häufig vor, daß Komis oder Arbeiter die Geschäftsgeheimnisse, z. B. Bezugsquellen, Herstellungs mittel, Kuncenlisten an Konkurrenten ihres Prmcipals mittheilen. Die Gesetzgebung hat aus Anlaß der Berichte mehrerer Handelskammern Veranlassung genommen, das Verfahren der treulosen Bediensteten unter Strafe zu stel len und zwar nach Z 300 des Straf-Gesetzbuches Mil Geld strafe bis zu 1000 Mark oder mit Gesängniß bis zu 3 Monaten. Zweckmäßig ist auch eine Buße bis zu 10,000 Nik. für den Berletzien erkannt worden. In Anregung Wird nun gebracht, auch denjenigen unter Strafe zu.stellen, welcher eigennützig den Verrath der treulosen Bediensteten lür sich verwendet: er ist der Hehler und muß als solcher bestraft werden. — Die Haupt-Ziehung der 120. König!. Sächsischen Landes-Lotterie, b. Elaste, nimmt am 2. November ihren Anfang, um bis zum 23. November die spielende Welt in Hoffnung zu erhalten. Die Erneuerung der Loose muß bis zum 25. Oktober bewirkt werden. — Auf den Fluren von Großröhrsdorf hatte am Freitag Abend Herr Kaufmann Sohre das seltene Glück, einen mächtigen, dahin verflogenen See- oder Steinadler zu erlegen. Das Thier klafterte in einer Weile von 180 cm. Seeligstadt. Der Heuhändler und Gutsbesitzer Burkhardt von hiei hatte am Freilag in Dresden das Un glück, daß er mjolge Durchgehens der Pferde zwischen oen Wagen und eine Mauer gerieth, infolgedessen ihm von einer Runge der Brustkasten eingedrückt und dadurch sein sofortiger Tod herbeigeführl wurde. — Am 1b. Oktober Nachmittag versetzte der Schmied P. aus Leppersdorf, Radeberg in einige Aufregung, indem derselbe in größter Eile von Haus zu Haus lief und Auf träge oder Käufe oder Mittherlungen, die erfunden waren, machte, bis er endlich hinlänglich als geistig gestört er kannt und unter Anwendung von Gewalt in dem Radeberger Stadtkrankenhauje einstweilen untergebracht wurde. Radeberg. Die Kaiserliche Oderpost-Direktion Dresden hat neulich IN Sachen des Baues eines Reichs- Pvstgebäudes die Entscheidung dahin getrosten, daß dasselbe an die Ecke der Dresdner- und Pillmtzer Straße gegen über der Exporlbierdrauerei zu stehen kommt. — Aus An laß einer Hochzeit waren kürzlich Glas- und Topjgejchirre >n solcher Menge an das Hochzeitshaus geworfen worden, daß auf Antrag des Hochzeitsvaters und in Gefahr ge brachter Passanten die Behörde gegen diesen Unfug des Polterns hat einschreiten müssen. Muthwillige junge Burschen sehen einer ernsten Strafe entgegen. — Unsere berühmte Lehrmeierei Heinrichsthal erweitert ihre Produk tionsfähigkeit durch die beabsichtigte Herstellung von steri- lisirter Milch. Es wurde letzter Tage ein Stallgebäude zur Einstellung von bO Milch-Kühen errichtet. — In der am Sonnabend rn Dresden stattgehabten Sitzung der Bundes - Musik - Eommlssion des sächsischen Elbgau-Sängerbundes wurde das Programm für das im nächsten Jahre in Neustadt bei Stolpen staltfindende Elb- gausängerfest aufgestellt. Das Fest währt 2 Tage, am ersten Tage findet ein weltliches und am zweiten Tage ein Knchen-Concert statt. Es wurde im Bericht hervor gehoben, daß die jämmtlichen Behörden, wie auch die ge lammte Einwohnerschaft von Neustadt in liebenswürdiger Zersplitterung unter den Ordnungsparteien mit die Schuld. Nach dcnl sächsischen Wahlgesetz gilt im Allgemeinen die relative Stimmenmehrheit als entscheidend, nur wenn von mehreren Mubewerbern um ein Mandat keiner Mindestens ein Drittel aller abgegebenen Stimmen erhalten hat, muß eine engere Wahl statlfinden, ein Fall, der verhältnißmäßig sehr selten einlritt. Diese Bestimmung des Wahlgesetzes hätte nun die bürgerlichen Parteien in Sachsen veranlaßen sollen, sich m den von der Socialdemokratie am meisten bedrohten Kreisen eng aneinander zu Ichließen; statt dessen ging man auf Seilen der Ordnungsparteien vielfach mit gesonderten Candidaturen vor und dies sührte in ver)chw- denen Fällen direct zum Siege des socmldemolratstchen Candidalen. In diesem Vorgang liegt offenbar eine Lehre sür künftige Reichstagswahien und überall, wo sich bei denselben Bürgerlhum und Socialdemokratie gegenüberftehen, wird man aus Seilen des ersteren gut thun, sich der be denklichen Folgen einer solchen Zersplitterung in seinen Reihen, wie sie eben jetzt bei den sächsischen Wahlen wiederum vor Augen getreten ist, zu erinnern. — Im Uebrigen wird durch den Ausfall der 30 Erneuerungs- Wahlen zum Landtage keine nennenswerlhe Verschiebung in den Parieiverhältmssen der zweiten sächsischen Kammer Platz greisen, es werden demnach in derselben die Conser- vattven auch fernerhin über die Mehrheit verfügen. Was die Socialdemokratcn anlangt, so Hal sich zwar die Zahl derselben elwas vermehrt, aber die Zahl der de mokratischen Redner hat sich velinmdert. Bebel kommt nicht wieder, er hat nicht selten die Kammer mit stunden langen Reden tractirt, Liebknecht und Vollmar nicht zu vergessen, welch Letzterer immer zu Gegenreden gereizt war, wenn auch in gemäßigterer Form als seine beiden College» im Trifolium. Die übrigen Sociaidemotraten können als rednerisch oder sonstwie hervorragend nicht in Betracht kommen. Die Landtagswahlen in Sachsen. Die am 13. Oktober vollzogenen Erneuerungswahlen zum sächsischen Landtage haben durch den Umstand, daß sich die Sozialdemokratie an ihnen in umfassendster Weise betheiligte, entschieden eine über die grün-weißen Grenz- Psähle hinausgehende Bedeutung erlangt, denn sie sind im Hinblick auf die hierbei errungenen Erfolge der Umsturz- Partei sehr lehrreich auch für weitere Kreise. Nicht nur ist es der sächsischen Sozialdemokratie gelungen, ihren mit zur Erneuerung gelangten parlamentarischen Besitzstand theilweise mit starken Majoritäten zu behaupten, sondern sie hat auch noch drei neue Mandate hinzuervbert, dieje nigen sür die beiden Dresdner Landkreise und für den Wahlkreis Tharandt-Potjchappel-Deuben, den durch seine Kohlenindustrie bekannten Bezirk der westlichen Umgebung Dresdens. Die Socialdemolratie wird also m dem neuen sächsischen Abgeordnetenhauje durch elf, anstatt wie bisher durch acht, Anhänger vertreten jein, so daß sich bis auf Weiteres fast ein Siebentel aller Landtagsmandale Sachsens in socialdemolratischen Händen befindet. Dieser Ausgang der LandtagSwahlen in dem hoch industriellen Sachsen ist sehr geeignet, Nachdenken zu er wecken. Der für die Sozialdemokraten ungünstige Ausfall verschiedener Reichstagsersatzwahlen, welche seit dem 1. Ok tober 1890, also seit dem Tage des Erlöschens des Socia- listengesetzes, vorgenommen worden sind, schien auf eine allmähliche rückgängige Strömung in der sozialistischen Bewegung hinzudeuten und es fehlte nicht an Optimisten, die aus solchen vereinzelten Erscheinungen weitgehende Schlüsse auf den baldigen völligen Niedergang der socia- listlschen Partei in Deutschland zogen. Daß hiermit aber bedenklich über das Ziel hlnausgeschvsien worden ist, zeigen eben jetzt die sächsischen Wahlen, welche den Socialdemo kraten neue Siege gebracht haben, obwohl doch das säch sische Wahlgesetz im Vergleiche mit dem Reichstagswahl gesetze durch die Heranziehung des Steuercensus die Be theiligung an den LandtagSwahlen immerhin erschwert. Wenn trotzdem die Socialdemolratie in Sachsen stark an Stimmenzahl gewann und außerdem sich noch neue Plätze in der Kammer eroberte, so beweist dies jedenfalls, daß in Gegenden mit starker Jndustriebevölkerung, wie dies im Königreich Sachsen der Fall ist, die Socialdemokratie nach wie vor die breiten Masten beherrscht. Wenn indessen nun auch die rapide Zunahme der Wahlberechtigten in den Arbeiterkreisen, dann weiter die vortreffliche Disciplin in den Reihen der socialdemokratischen Partei, dann wohl noch vielfach die Unzufriedenheit über die zur Zeit noch immer ungünstigen Erwerbs- und Lebens- verhältmsse für große Kreise der Bevölkerung zu den jüngsten socialdemokratischen Erfolgen in Sachsen zusammen- Hewtrkt haben, so trägt hieran anderseits doch auch die Montag, den 2V. Oktober d. I.: Biehmarkt; Dienstag, den 27. October: Krammackt in Königsbrück Blatt Amts des Aönigl. Amtsgerichts »und des Stadtrathes Druck und Verlag von E. L. Förster's Erben Dxeiundvikvstgster Jahrgang in Pulsnitz. Verantwortlicher Redakteur Gustav Häberlein in Pulsnitz. Inserate sind bis Dienstag u. Freitag, Vorm. 9 Uhr aufzugeben. Preis für die einspaltige Cor- puszeile (oder deren Raum) 10 Pfennige. HescHäftsstelken bei Herrn Buchdruckereibes.P abst in Königsbrück, in den An- noncen-Bureaus von Haasin- stein L Vogler u. „Invaliden- dank" in Dresden, Rudolph Mosse in Leipzig. Erscheint: Mittwoch und Sonnabend. zu Wulsnitz.. Als Beiblätter: t. Illustr. Sonntngs- , k>lntt (wöchentlich), 2. Kine kcrndrvirth- ft^aftNcHe Weikage (monatlich). Abonnements -Preis: Vierteljährl. 1M. 2S Pf. Aas Wunsch unentgeltliche Zusendung. Königsbrück, Radeberg, Radeburg, Moritzburg uud Umgegend