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Blatt Amts und des Stadtrathes des Königl. Amtsgerichts Inserate sind bis Dienstag u. Freitag. Vorm, 9 Uhr aufzugeben. Preis für die einspaltige Cor' puSzeile (oder deren Raum) 10 Pfennige. Geschäftsstellen bei Herrn Buchdruckereibes.P abst in Königsbrück, in den Nn. noncen-Bureaus von Haas'n- stein L Vogler u. „Jnvaliden- dank" in Dresden, Rudolph Mosse in Leipzig. Erscheint: Mittwoch und Sonnabend. Als Beiblätter: l. Illnstr. Sonntags- 5>tatt (wöchentlich), 2. ßine landtvirth- fchafMche Weilage (monatlich). Abonnements - Preis: Viertsljährl. IM. 2S Pf. Aas Wunsch unentgeltliche Zusendung. chchenü// >^siir Pulsnitz, Königsbrück, Radeberg, Radeburg, Moritzburg und Rmgegend Druck und Verlag von E. L. Först er's Erben in Pulsnitz. MmundvittMsv Hahi-gang. Sonnabend. «r. 7l. 5. September 1891. Sonnabend, den 5. September 189L, Nachmittags 6 Uhr sollen am Communschuppe» eine Parthie alte Holzröhren meistbietend gegen sofortige Bezahlung verkauft werden. Pulsnitz, am 4. September 1891. Der Stadt rath. Schubert, Brgrmstr. Bekanntmachung, Landtagswahl betreffend. Nachdem von dem Königl. Ministerium des Innern die Vornahme einer Ergänzungswahl für die II. Kammer der Ständeversammlung für den 7/Wahlkreis des Platten Landes, welcher die Amtsgerichtsbezirke Pulsnitz und Bischofswerda umfaßt, auf den 13. October 1891 ausgeschrieben worden ist, werden die Bewohner der zu dem Amtsgerichtsbezirke PulSnitz gehörigen Ortschaften daraus hingewiesen, daß ein Jeder das Recht hat, zu Sicherung seines Wahlrechts, Einsicht von der bei dem Gemeindevorstand des Orts ausliegenden Wahlliste zu nehmen und, wenn er darin nicht oder nicht richtig eingetragen ist, Einspruch dagegen nach 8 26 des Gesetzes, „die Wahlen für den Landtag betreffend'', vom 3. December 1868 bis zum 8. September 1891, Abends bei demselben Gemeindevorstand anzubringen. Die Gemeindevorstände der Ortschaften des Amtsgeiichtsbezukes Pulsnitz werden unter Hinweis auf die vorgedachte Gesetzesbestimmung angewiesen, die bei ihnen angebrachten Einsprüche, soweit dieselben nicht ohne Weiteres als begründet anzuerkennen sind und durch Berichtigung der Wahlliste erledigt werden können, sofort zur Entscheidung der Amtshauptmannschaft vorzulegen. Nach Ablauf der für die Entscheidung über solche Einsprüche in § 26 des Gesetzes festgesetzten vierzehntägigen Frist, haben die Gemeindevorstände Mittwoch, den 23. September 1891 die Wahllisten zu schließen nnd sofort bei Vermeidung der in § 14 der Ausführungsverordnung zum Wahlgesetze festgesetzten Strafe von Fünfzehn Mark anher einzusenden. Der Besitz der Sächsischen Staatsangehörigkelt ist zur Stimmberechtigung erforderlich; es darf also Niemand in die Landtagswahllisten ausgenommen werden, bei welchem dies zweifelhaft ist. Kamenz, am 1. September 1891. Königliche Amtshauptmannschaft. von Ze,schwitz. Aus Chile. Privatbriese aus Chile schreiben den Sieg der Con- greßtruppen bei Valparaiso einem deutschen Offiziere, Na mens Körner, zu, welcher als Oberst in chilenischen Dien- sten steht und als Generalstabschef der Congreßarmee fungirte. Die Beruhigung des Landes vollzieht sich ohne Schwierigkeiten; nach Valparaiso ist, wie bereits gemel det, auch die Hauptstadt Santiago ohne Schwertstreich ge fallen. Eine definitive Regierung wird in den nächsten Tagen gebildet sein. Der verstoßene Präsident Balmaceda ist über die Grenze. — Die Meldung, daß nach der Er oberung Valparaisos durch die Truppen der chilenischen Cvngreßpartei die Stadt dem deutschen Admiral übergeben wurde, welcher sie sofort der Congrefsistenregierung über wies, deutete bereits an, welche hervorragende Rolle das deutsche Geschwader im entscheidenden Augenblicke an der Küste Chiles gespielt hat, nachdem es soeben erst dort ein- getrosfen war. Diese Rolle ist eben so ehrenvoll für Ruf und Ansehen des deutschen Namens in jenem Lande, wie bezeichnend für den überwiegenden Einfluß des deutschen Elements gerade in der Haupthandelsstadt Chiles. Man hat Valparaiso das „Hamburg Chiles" genannt; der Groß handel des Landes ist an diesem Punkte vereinigt. Dieser Großhandel empfängt seine Befruchtung durch den Seever kehr, und zwar nicht nur für Chile, sondern auch für das Hinterland östlich der Anden, also für den westlichen Theil Argentiniens, der ja wesentlich näher an Valparaiso als an Buenos-Ayres liegt. Daß die Uebergabe Valparaisos an die Aufständischen die sofortige Entscheidung des Bür- gerkrieges zu deren Gunsten nach sich ziehe» müsse, stand von Anfang an nach sachkundigem Urtheile fest. Nur so lange der Angriff auf diesen stark befestigten Haupthandels- Platz nicht gewagt wurde, konnte die Regierungspartei sich, militärisch gesprochen, auch im Besitze der Gewalt be haupten, auch trotz der Erfolge der Cvngreßpartei im Nor den des Landes. Mit dem Verluste Valparaisos, dem der jenige von Santiago folgen mußte, war ihre Niederlage besiegelt und der Bürgerkrieg in der Hauptsache entschieden. Wie allgemein diese Ueberzeugung im Lande selber herrschte, beweist das Verhalten des deutschen Admirals, indem er durch die Ueberweisung Valparaisos an die Congressisten die Letzteren als nunmehrige Herren des Landes aner kannte. In Chile selbst vollzieht sich nach der Niederwer fung des Präsidenten Balmaceda durch die Cvngreßpartei die Wiederherstellung geordneter Verhältnisse ohne nennens- werthe Störung. Die Congressisten stellten die zerstörte Bahnstrecke zwischen dem Hafen Valparaiso und der Haupt stadt Santiago sofort wieder her und ordneten die Con centration ihrer Truppen und den Transport von 4000 Mann Militär unter General Baquedano nach Santiago an. Inzwischen suchten die Führer der Regierungstruppen in Santiago aber schon eine Conferenz wegen Capitulation der Hauptstadt nach. Die siegreiche Partei sandte sofort Pen General Baquedano alt Bevollmächtigten ab, dem sich die Landeshauptstadt ohne Schwertstreich ergab. Die neue Regierung wird alsbald ihren Sitz in Santiago nehmen und geeignete Maßregeln treffen, die das Land beruhigen und das allgemeine Vertrauen wiederherstellen sollen. Die Congressistenflotte ist im Hafen von Valparaiso eingelaufen, alle Kriegsschiffe Balmaceda's hoben sich ohne weiteren Kampf den Siegern ergeben. Die Leitung der Geschäfte in Valparaiso hat jetzt der Präsident der Congreß Junta, George Montt, übernommen, der bei seinem Einzuge mit lautem Jubel begrüßt wurde. Die Admirale der fremden Geschwader übernahmen die Bewachung der Consulatsge- bäude. Die Congreßtruppen haben sich in Valparaiso ziemlich disciplinirt gezeigt und sind bemüht gewesen, die Ordnung ausrecht zu erhalten, was sehr schwierig war, da die Stadt von Deserteuren und Marodeuren überfüllt war. In den Straßen kamen anfänglich häufige Zusam menstöße vor, wobei mehrere Personen getödtet wurden. Auch verschiedene Brandstiftungen und Räubereien fanden statt. Ueber den Verbleib des gestürzten Präsidenten Balmaceda ist etwas Sicheies nicht bekannt, man glaubt, er werde über die Anden zu entkommen versuchen. Die Junta der Cvngreßpartei hat Schritte gethan, um die 30 Tonnen Metallgeld, die von dem Präsidenten Balmaceda dem Staatsschätze entzogen und eineni englischen Schiffe zum Transporte ins Ausland übergeben waren, wieder zu erlangen. Der provisorische Präsident Montt erklärt, daß alle Arrangements bis zum Eintreffen der gesetzgebenden Versammlung, welche bisher in Jqmque tagte, in Valpa raiso nur provisorisch seien. Oertliche und sächsische Angelegenheiten. — Eine sehr erfreuliche Erscheinung ist in diesem Jahr zu beobachten, nämlich die, daß unser Obst Heuer weit seltener madig ist als sonst, eine Folge der rauhen Witterung, die der Verbreitung des Ungeziefers entgegen war, insbesondere jener Insekten, die sich in Blättern des Apfels, der Birne und Kirsche aufhalten und sie wickelartig zusaminenziehen. Aber auch die Kornmotte ist Heuer seltener, sowie der schlimme Apfelwickler, dessen Räupchen meist im wurmstichigen Obste getroffen wird. Da der Falter im Juni fliegt und das halbreife Obst ansticht, in dem die Jungen sich bis zur Obst reife nähren, so kommen sie auch bis in die Obstkammern und Horden. Man sollte darum gerade in Jahren wie Heuer fleißig alles angestvchene Fallobst auflesen. — Bekanntlich hat die sächsische Staatseisenbahn-Ver waltung zur Milderung der hohen Brodpreise am 1. Sept, d. I. einen Ausnahme-Tarif mit Nachtrag 11 zu Theil 11 des Localgütertarifs 9 für Getreide aller Art, als: Weizen Roggen, Gerste, Hafer rc.. sowie Mühlenfabrikate (Mehl aus Getreide und Hülsenfrüchten rc.), anwendbar bei Auf gabe von mindestens 10 000 kg zur Einführung gebracht, welcher bei Entfernungen von mindestens 201 Kilometern zur Anwendung gelangt. Dieser Ausnahmetarif bringt bil- ! ligere Frachtsätze als bisher und namentlich bei großen Ent fernungen fällt die Frachtermäßigung in's Auge. Die Ein führung verdient die Anerkennung aller Betheiligten und entspricht der bekannten preußischen Anordnung — Im Königreich Sachsen wird, wie den sächsischen Gcwerbevereinm von der Generaldirektion der Kgl. Sächs. Staatsbahnen mitgetheilt worden ist, eine allgemeine Er mäßigung der Eisenbahn fahrpreise bereits in nächster Zeit stattfinden. Bautzen, 30. August. Herr Graf Einsiedel auf Milkel läßt eine 2 Stunden lange Privatbahn von Quos nach Crosta erbauen, deren Bau vor 14 Tagen begonnen wurde, um seine immer mehr in Aufnahme gekommenen Kaolinwerke noch besser ausbeuten zu können. Später soll auch eine Privatbahn nach der Margarethenhütte bei Quatitz gebaut und 'an obengenannte angeschlossen werden. Dresden, 2. Septbr. Ein Intermezzo, welches große Heiterkeit hervorrief, spielte sich gestern Morgen auf dem Bahnhof Arnsdorf ab. Prinz Georg von Sachsen war Morgens um 6 Uhr 48 Min. von Dresden dort ein- geiroffen, um mit dem Zug 7 Uhr 12 Min. nach Kamenz weiter zu fahren. Während der Dauer des Aufenthaltes promenirte der Prinz am Bahnhof auf und ab. Der Ver kehr auf dem Bahnhof war ein ziemlich lebhafter. In dem Moment, wo der Zug nach Görlitz abgehen soll, kommt noch ein Bäuerlein herbeigestürzt, klopft Se. Königl. Hoheit vertraulich auf die Schulter und fragt hastig: „He, gieht der Zugg da na Bischuffswärde?" Der Prinz gab in leut seligster Weise die Auskunft: „Ja wohl, aber steigen Sie nur schnell ein." Das umstehende Publikum konnte seine Heiterkeit über das Bäuerlein nicht unterdrücken. Radeberg, 29. August. Eine Pionier-Abtheilung unter Führung eines Hauptmanns legte am gestrigen Tage einen Feldtelegraphen von Dresden über die Heide mühle nach Radeberg und zwar bis zur Restauration der Verein. Radeberger Glashütten. Das Legen desselben nahm einen Zeitraum von ca 3 Stunden in Anspruch. - — Am Dienstag Abend nach 9 Uhr bemerkte man über Arns dorf das Fallen eines prächtigen Meteors, welcher lang sam am Himmel hinstreifte und um so Heller wurde, je mehr er sich näherte. Die Lichtfarbe desselben war eine hellrote. — Aus dem Voigtlande, 29. August, wird berichtet: Die Ernteergebnisse sind hier, soweit man dieselben bis jetzt übersehen kann, im Allgemeinen sehr günstig. Die Garben schütten gut, die Körner sind groß und voll, auch ist das Stroh lang und stark. Die Ernte verspricht im Allgemeinen viel besser zu werden, als es es vor Monaten, ja Wochen den Anschein hatte. — Daß es unter den gegenwärtigen drückenden Ver hältnissen noch immer Leute giebt, denen das zu so hohen Preisen hinaufgetriebene Brot noch nicht zu theuer ist, dürfte kaum glaublich erscheinen. Und doch ist dem so. Saß da neulich ein wohlgenährter Mann, dem man aller dings von Noth nichts ansah, im Vollgefühle seiner Wich tigkeit für das Brot essende und eS bezahlende Volk in