Volltext Seite (XML)
Erscheint: Mittwoch und Sonnabend. Als Beiblätter: l. Mitstr. Sonntags- (wöchentlich), S. Eine terndwirth- schccstkicHe Woit'age (monatlich). Abonnements - Preis: Vierteljahr!. 1 M. 25 Pf. Ans Wunsch unentgeltliche Zusendung. >^siir Pulsnitz, Königsbrück, Ändebcrg, Nndcburg, Moritzburg und Unigrgrnd. Blatt und des SLadLrathes Amts- des Königt-UmLsgerichLs ZU Wuksnitz. Inserate sind bis Dienstag u. Freitag, Vorm. 9 Uhr aufzugeben. Preis für die einspaltige Cor» puszeile (oder deren Raum) 1t) Pfennige. Geschäftsstellen bei Herrn Buchdruckereibes. Pabst in Königsbrück, in den An» noncen-Bureaus von Haasi n- stein L Vogler u. „Jnvalidrn- dank" in Dresden, Rudolph Moste in Leipzig. Druck und Verlag von E. L. Iörster's Erben in Pulsnitz. SwemndvikVzigstsv Jahrgang. Verantwortlicher Redakteur Gustav Häberlein in Pulsnitz. 22. November 1890 Sonnabend. Und Die Der Sie Wenn die Blumen längst schon schlafen, Dir so oft Dein Äug' erfreut, Frühling hat, wenn sie erwachen, bald in schönster Pracht erneut. Zwar nahmen mit die schönen Lieder Die Vöglein in das ferne Land, Doch jeder Frühling bringt sie wieder; Dies ist uns allen wohlbekannt. Der Glaube spricht: Ein Wiedersehen, Viel schöner, als Du's je gedacht, Mebl's in den fernen Himmelshöhen, Bis Du einst von dem Tod erwacht! Die Hoffnung, welche Dir geblieben, Sie ist so süß, so wonnig schön! Drum sei getrost, ruf' zu den Lieben: Schlaft wohl, bis wir uns wiederseh'n! Zum Todtensountage! Du hattest um Dich liebe Herzen, Die ruhen nun im kühlen Grund. Hätt' ich sie wieder! ruft voll Schmerzen Oft klagend Dein so blasser Mund. Die Hoffnung, die nicht läßt verzagen, Blieb Dir in Deinem Leid zurück. Seh' ich sie wieder? darfst nicht fragen, Ist stark und hell Dein Glaubensblick. Bekanntmachung, die Veranstaltung von Geldsammlungen in hiesiger Stadt betreffend. Unter Bezugnahme auf die Bekanntmachung der Königlichen Kreishauptmannschaft zu Bautzen, vom 7. November dss. Js. die Veranstaltung von öffentlichen Geldsammlungett betreffend, werden hiermit folgende Anordnungen getroffen: Zu jeder Beranstaltung, Ausschreibung und Vornahme öffentlicher Sammlungen von Beiträgen an Geld oder Geldeswerth, deren Höhe und Hingabe in das Belieben der daran sich Betheiligenden gestellt wird, ist ohne Rücksicht auf die beabsichtigte Verwendung des Gesammelten, vorher die schriftliche, polizeiliche Genehmigung bei dem" unterzeichneten Stadtrath einzuholcn. Auch die Vereinnahmung von Eintrittsgeld behufs der Zulassung zu öffentlichen Versammlungen, zu denen Jedermann ohne besonderen Bedingungen genügen zu müssen, Zutritt hat, fällt unter den Gesichtspunkt einer öffentlichen Geldsammlung und bedarf daher ebenfalls der vorher einzuholenden schriftlichen, polizeilichen Genehmigung Unterlassung der rechtzeitigen Einholung dieser Genehmigung wird mit Haft oder mit Geldstrafe bis zu 150 Mark bestraft Die von der kirchliche« Behörde angeordneten oder genehmigten Kollekten werden von dem Erfordernisse der polizeilichen Genehmigung nicht berührt. Ausgenommen von diesem Erfordernisse ist die Veranstaltung von Sammlungen in Privatzirkeln. Es sind dies diejenigen Fälle, in denen die Aufforderung zu Geldbei trägen lediglich an die Mitglieder des Familien- oder Freundeskreises gerichtet wird oder in einer für einen vorübergehenden oder dauernden Zweck vereinigten erlaubten Gesellschaft, welcher der Sammelnde angehört, erfolgt. Pulsnitz, am 20. November l890. Der Stadtrath. Schubert, Brgrmstr. Sonnabend, den 22. November 1890, Abends 1/28 Uhr, öffentliche Stadtver 0 rdneten sitzuug im Sitzungssaal. Die Tagesordnung hängt in der Rathhausflur aus. Pulsnitz, am 19. November 1890. Der Stadtverordnetenvorsteher. Richard Borkhardt. Die Herren Gemcindevorslände und Gutsvorsteher des Amtsgerichtsbezirks Königsbrück lade ich hiermit zu einer Besprechung über das Reichsgesetz, die Jnvaliditäts- und Altersversicherung betreffend, auf Montag, den 2-1. November 1890, Vormittags 11 Uhr, in der Rathskellerwirthschaft in Königsbrück ein. Kamenz, am 19. November 1890. Der Königliche A m t s h a u p t m a n n. .Von Zczschwitz. Montag, den 24. November 1890, von Vormittags 10 Uhr ab, gelangen in hiesiger Walkmühle 1 Dferd — Schimmel — mit Geschirr, 4 Hühner und I Hahn, 2 Wagen, 1 Paar gute Wagenbretter, verschiedenes Haus-, Acker und Wirth- schaftsgeräthe, 1 Parthie gespaltenes Scheitholz, sowie 1 Parthie Heu, Stroh u. dergl. mehr gegen Baarzahlung zur Versteigerung. Pulsnitz, den 15. November 1890. Kunath, Gerichtsvollzieher. Der Geldumlauf. Die internationale Geldkrisis, welche seit diesem Sommer hereingebrochen ist, hat sich in den letzten Wochen ganz erheblich verschärft, und auch der deutsche Geldmarkt ist davon in Mitleidenschaft gezogen. Ein Blick auf die Cursberichte der Börsen zeigt ein unaufhaltsames Sinken der Curse fast aller Werthpapiere, auch die deutschen Staatspapiere theilen das allgemeine Schicksal, und es ist noch keine Besserung abzusehen. Dadurch kommen natürlich alle die, welche vor Jahr und Tag, als das Geld in reicher Fülle vorhanden war und jedem Staate und Gemeinwesen ein reicher Credit gewährt wurde, ihre Capitalien zu Cursen, welche den heutigen nicht entsprechen, in Werthpapiere» anlegten, in Schaden, falls sie geuöthigt sind, heute zu verkaufen. Abgesehen hiervon liegt kein Grund zur Beun ruhigung vor, voraussichtlich wird sogar die jetzige Krisis eine heilsame Besserung der gejammten Geldverhältnisse herbeiführen. Bis vor etwa einem Jahre war die Nach frage nach Staatspapicren eine starke; das trieb trotz des Geldüberflusses die Curse iu die Höhe und ermäßigte die Zinsen. Aber man hat augenscheinlich den Capitalbesitz auf der ganzeu Erde doch gar zu hoch geschätzt, heute fehlt das flüssige Geld, fehlt die Nachfrage, während das An gebot steigt, und die Curse fallen darum ununterbrochen. Es ist viel Geld auf der Erde, aber bedenken wir die Milliarden über Milliarden, die im letzten Jahrzehnt von allen Staaten in Anleihen ausgenommen worden sind, denken wir daran, daß in Folge verschiedener Verhältnisse die Bildung neuer Capitalien sehr erschwert wurde in letzter Zeit, dann haben wir die Erklärung für die heutige Krisis: Mau braucht heute baar Geld, während es früher ange boten wurde. Damals schrieben die Finanzminister die Zinsen vor, heute hat das Publikum das Heft in der Hand. Der bekannte Versuch mit den dreiprocentigeu An leihen des Reiches und Preußens ist ja nicht gerade miß glückt, aber von einem großen Erfolge kann erst recht nicht die Rede sein. Eine allgemeine Erhöhung des Zinsfußes hat im Privatverkehr längst stattgefunden, und auch die Finanzminister können sich der Erkeuntniß, daß das Geld theurer wird, nicht verschließen. Zur Verschärfung der heutigen Krisis hat die über große Vertrauensseligkeit beigetragen, mit welcher auch solchen Staaten, die nicht zu den unbedingt sicheren Kunden gehören, während der Zeit des Geldüberflusses ein ausge dehnter Credit gewährt wurde. Rußland hat Millionen über Millionen geschluckt, die Naubstaaten im Balkan, die amerikanischen Republiken haben ungezählte Summen ge liehen. Die Sache konnte nicht dauernd so weitergehen, plötzlich sind die Curse gefallen, alle Aussicht, sie in nächster Zeit empvrzubringen, fehlt, und darin liegt die Ursache der schweren Verlegenheiten vieler großer Geldhäuser, in London und New-Jork vor Allem. Niemand hat es für möglich gehalten, daß ein Haus, wie die Londoner Welt firma Gebrüder Baring, die auf der ganzen Erde Ver bindungen besitzt und über ein Grnudcapital von fast einer Milliarde verfügt, in die Lage kommen könnte, seine Zah-