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7272 Nichtamtlicher Teil. ^ 204, 2. September 1904. Österreichische Taler. — Als eine Folge des starken Reise verkehrs zeigen sich im Deutschen Reich jetzt österreichische Taler in beträchtlicher Menge im Verkehr. Sie sind an dem Doppel adler leicht zu erkennen. Diese Taler rühren aus der Zeit des Deutschen Bundes her und tragen wie unsre damals geprägten Taler die Inschrift: »Ein Vereinsthaler. — XXX ein Pfund Fein.- 2^6 40^" o'ncn N lndenvert on 6 §), gelten also Der Titel »Sekretär». — Aus Anlaß eines Revisions begehrens gegen die verurteilenden Erkenntnisse des Schöffen- das Königlich Sächsische Obcrlandesgericht in Dresden mit der Frage zu beschäftigen, ob der von nichtstaatlichen Körperschaften, Vereinen, Gesellschaften, geschäftlichen Unternehmungen, Privat personen usw. einem Angestellten beigelegte Titel »Sekretär« von dem Betreffenden auch in der Öffentlichkeit mit Recht geführt werden dürfe. Bei dem Rechtsanwalt und Notar Hofrat Sachße in Bautzen ist, wie die »Leipziger Zeitung« berichtet, seit dem Jahre 1891 der Burcauvorstand Friedrich Bruno Beutner angestellt gewesen, dem von seinem Chef der Titel »Sekretär« verliehen worden war. Als -Sekretär» wurde der Beamte jahrelang in der Öffentlichkeit anerkannt, vom Stadtrat und Amtsgerricht auch stets als Herr Sekretär angesprochen. Der Beamte verließ im vorigen Jahre seine Stellung und ließ sich bei. Hierzu soll er nicht berechtigt gewesen sein, und auf Grund ministerieller Verordnung, nach der das Königlich sächsische Ministerium allein befugt ist, den Sekretärtitel an im sächsischen Staatsdienst befindliche Beamte zu verleihen, wurde der -Sekre- retär a. D.« wegen unbefugten Führens eines Titels unter Anklage gestellt. Beide Instanzen: Schöffen- und Landgericht Bautzen, verurteilten ihn zu einer Geldstrafe. Auch der höchste Oberstaatsanwalt Graf Vitzthum v. Eckstädt bestritt, daß Privat personen oder Gesellschaften ein Recht auf Verleihung des Titels »Sekretär, hätten. Solche Titelverleihung sei als Mißbrauch anzusehen und unzulässig. — Die Revision des Ange klagten wurde als unbegründet verworfen; sämtliche Kosten des erfolglosen Rechtsmittels wurden ihm auferlegt. Der höchste sächsische Gerichtshof führte hierzu folgendes aus: Der Titel Sekretär sei als ein Titel im Sinne des § 360 des Reichs-Straf- zur Verleihung des Titels an ihre Beamten nicht berechtigt. Ob die Verleihung und Führung des Titels »Sekretär« mit einem Zusatz, aus dem die Privatstcllung des den Titel Führenden er sichtlich gemacht werde, zulässig sei, müsse dahingestellt bleiben. Das Buch »Erstklassige Menschen« von Frei Herrn voll Schlicht. — Zu einer durch die Presse gegangenen Mit teilung über eine gegen den Verfasser des Romans »Erstklassige Menschen« Grafen Baudissin (Freiherrn von Schlicht) anhängig gemachte Klage des Garde-Füsilier-Regiments schreibt das General kommando des Gardekorps den »Berliner Neuesten Nachrichten«: »Diese Nachricht beruht durchweg nicht auf Wahrheit. Das Regiment hat weder gegen den Grafen Baudissin Klage erhoben, noch beabsichtigt es, dies zu tun, da es keine Veranlassung hat, sich durch die Schilderungen des genannten Buches in irgend einer Weise getroffen zu fühlen«. Ausstellungspreis. — Die Firma Georg Stilkc in Berlin ist auf der internationalen wissenschaftlichen und gewerb lichen Ausstellung »Die Kindermelt«, St. Petersburg 1903/04, für das bei ihr verlegte Werk von Professor P. Mohn: »Märchen strauß für Kind und Haus« durch eine »ehrenvolle Erwähnung« ausgezeichnet worden. Technische Hochschule in Danzig. — Die »Danziger Zeitung« bringt folgende Mitteilung über die Eröffnung der neu errichteten Technischen Hochschule in Danzig: »Die Einweihung der Technischen Hochschule ist nunmehr auf Anfang Oktober d. I. anbcraumt worden. Dieser frühe Termin hängt mit dem er warteten Kaiserbesuch in Danzig zusammen. Ist darüber auch genaueres noch nicht bestimmt, so glaubt man nach den bisherigen Nachrichten doch annehmen zu dürfen, daß der Kaiser am 3. oder 4. Oktober nach Danzig kommen wird, um dem feierlichen Akt der Einweihung unsrer neuen Hochschule, deren Begründung des Kaisers Fürsorge für unfern Osten so wesentlich und so wirksam gefördert hat, persönlich beizuwohnen.- Astronomenkongreß. — In der Zeit vom 5. bis 8. Sep tember d. I. wird in der Universitätsstadt Lund in Schweden die Hauptversammlung der Astronomischen Gesellschaft tagen. Dil Ästc.nvmis^k ist A-is.ng dir sichzi^n Jahr, von haben oder Heller sind. Welche Arbeit dabei zu leisten war. zeigt genügend der Umstand, daß dieses Werk erst jetzt, nach 35 Jahren, der Vollendung entgegengeht. Die Versammlungen finden alle zwei Jahre statt. »Nova«, Literarische Vereinigung junger Buch händler zu Leipzig. — Im verflossenen Monat war der Be such der Vereinsabende trotz der heißen Jahreszeit stets ein zahl reicher. und in den Versammlungen herrschte reges Leben. An zwei Abenden wurde Körners Zriny gelesen; ein andrer Abend brachte einen Vortrag über Fritz Reuter. Der Vortragende, Kollege Grünfeldt, schilderte das Leben dieses schwer geprüften Dichters und brachte dann eine Anzahl plattdeutsche Gedichte Reuters zum Vortrag. Für andre Unterhaltung war durch einen Ausflug nach dem schönen Elstertale gesorgt, der bei allen Be teiligten Beifall gefunden hat. Aus den Aorstandsneuwahlen ging Herr Müller als zweiter Vorsitzender hervor, während Kollege Grünfeldt das durch diese Wahl freiwerdende Amt des Bibliothekars übernahm. Für den Monat September ist nachstehendes Programm aufgestellt worden. 3. September: Arnold Böcklin (Kollege H. Poeschel); 10. „ IV. Literarischer Unterhaltungsabend, bestehend aus einem Hebbel-Vortrag (Kollege A. Nemmler). Rezitationen Hebbelscher Gedichte und von 17. „ Conrad Ferdinand Meyer (Kollege C. Naubert)s 24. „ L. van Beethoven (Kollege W. Kretzschmar). Mit Jnstrumentalvorträgen. Die Vereinigung bittet die Herren Kollegen, ihre Bestre bungen auch ferner durch ihren Besuch zu unterstützen. Personalnachrichten. Zu Carl B. Lorcks neunzigstem Geburtstag. (Vgl. Nr. 200, 202 d. Bl.) — An seinem neunzigsten Geburtstage hatte Herr Generalkonsul a. D. Carl B. Lorck in Leipzig die Freude, zahlreiche Glückwünsche und Ehrungen entgegennehmen und viel aufrichtige und ehrenvolle Anerkennung seiner Lebensarbeit ernten zu dürfen. Er widmete sich der Aufgabe, seine Be sucher persönlich zu empfangen, mit überraschender Frische und Lebhaftigkeit und hatte für jeden ein freundliches Wort der Begrüßung und des innig empfundenen Dankes. Prächtige Vlumenaufbauten, die Liebe und herzliche Verehrung ihm ge widmet hatten, schmückten sein trauliches Heim. Der Rat der Stadt Leipzig hatte ihm den Beschluß, einer neuangelegten Straße im buchgewerblichen Teile der Stadt seinen Namen zu geben, in einem Glückwunsch-Schreiben zum Ausdruck gebracht. Als Sprecher einer Deputation des Deutschen Buchdruckervereins überreichte ihm dessen Vorsitzender, Herr Johannes Baensch- Drugulin, eine reiche Ehrengabe. Ihm schloß sich im Namen der Innung Leipziger Buchdruckercibesitzer Herr Julius Mäser, gleichfalls mit Überreichung einer Ehrengabe, an. Der Deutsche Buchgewerbeverein hatte eine Abordnung zur Beglückwünschung entsandt. Auch die Leipziger Typographische Gesellschaft begrüßte ihr verdientes Ehrenmitglied. Die Glückwünsche der dänischen Kolonie überbrachte der dänische Konsul Herr Bankier Jay. Der Vor- und Nachmittag des Festtags sah Besucher kommen, und alle trugen aus der lebenskräftigen Erscheinung des alten Herrn die frohe Gewißheit nach Hause, idren Hochbetagien Freund noch lange in seiner gewohnten Frische sich erhalten zu sehen. — aus seinem Amt scheidenden Konsuls Herrn B. H. Warner junior, der sich in Washington als Rechtsanwalt niederlassen will, ist dessen Bruder Herr Southard Parker Warner aus Kensington (Maryland) zum Konsul der Vereinigten Staaten von Amerika für den Konsularbezirk Leipzig ernannt worden. Die übrige Zu sammensetzung der Konsulatsverwaltung bleibt die alte: Herr Kommerzienrat Nachod fungiert als Vizekonsul und Herr Fricke als Deputykonsul.