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Königsbrück, Radeberg, Radeburg, Moritzburg und Umgegend Amts Blatt des Königs. Amtsgerichts und des Stadtrathes WuLsnih Erscheint: Mittwoch und Sonnabend. Inserate sind biS Dienstag u. Freitag, Vorm. 9 Uhr aufzugeben. Preis für die einspaltige Co* puszeile (oder deren Raum) 10 Pfennige. Keschäftsstsllen bei Herrn Buchdruckereibes. Pabst in Königsbrück, in den An- noncen-BureauS von Haapn« stein L Vogler u. „Jnvaliden- dank" in Dresden, Rudolph Mosse in Leipzig. RlS Beiblätter: 1 . Ilkustr. Sonntcrgs- bkatt lwöchentlich), 2 Kine landrvirth- scHaftticHe Weitage (monatlich). Abonnements -Preis: Vierteljährl. 1 M. 25 Pf. Ans Wunsch unentgeltliche Zusendung. Druck und Verlag von E. L. Först er's Erben in Pulsnitz. WwmundvisVzigslerr Jahrgang. Verantwortlicher Redakteur Gustav Häberlein in Pulsnitz. 11. Oktober 1890 Sonnabend. Die Sammlung für die Ueberschwemmten wird Montag, den 13. d. M., Nachmittags 5 Uhr geschloffen. Pulsnitz, am 10. October 1890. Der Stadlrat h. Schubert, Brgrmstr. Belanutmachung. Am heutigen Tage ist der Steinarbeiter Karl August Gräfe in Friedersdorf als Trichinenschauer für die Gemeinde Fricdersdorf mit Thiemendorf hler verpflichtet worden. Kamenz, am 8. Oktober 1890. Königliche Amtshauptmannschaft. Von Zezschwitz. Der neue Kriegsminister in Berlin. Eine Reichs-Militärverwaltung giebt es in Deutschland nicht, obwohl der Reichstag die Armeesvrderungcn genehmigt. Wir haben ein preußisches Conlmgenl der Relchsarmee, ein sächsisches und württembergyches, für welche das Reich die nothwendigen Mittel aufbringl, während die Kosten für das bayerische Heer besonders vom bayerischen Landtage bewilligt werden. Dem preußischen Kriegsminister liegt, streng genommen, nur die Verwaltung des preußischen Contingentes der Reichsarmee ob; hingegen ist er doch m gewissem Sinne der Reichslriegsmimüer kenn von ihm werden alle neuen Vortagen vor dem Parlament vertreten, welche die deutsche Armee betreffen. Unter diesen Umständen ist es selbstverständlich, daß einem Personenwechsel im Berliner Kriegsministerium erhöhte Bedeutung beigetegt wird, daß die Anschauungen des jeweiligen Kriegsmimsters als mit- bestimmend für die Richtung angesehen werden, m welcher künftig die militärischen Dinge sich bewegen sollen. Daß der Krlegsminister.Posten ein sorgenfreier ist, wird Niemand behaupten; selbst der Finanzmunster hat nicht größere Schwierigkeiten zu überwinden, als der Leiter der Militär verwaltung. Bezeichnend jür Lie Tüchtigkeit unserer militärischen Verwaltung, in der nie Scandalgeschichten Vorgekvmmen sind, wie z. B. die unbrauchbaren Melmit- bomben in Frankreich, die krummen Säbel und Bajonette in England, die Lieferanten-Schwindeleien in Rußland, ist das verhältnißmäßig recht gute Einvernehmen das trotz aller Meinungsverschiedenheiten zwischen den Knegsimmstern und deni Reichstage bestand. Roon, Kamecke, Bronsart von Schellendvrf, Verdy du Vernois, Alle hat mau sie nn Reichstage ungern scheiden sehen, Alle waren sie tüchtige und ausgezeichnete Männer. Weshalb der letzte Kriegs minister von Verdy seinen Posten aufgegeben Hal, ist bisher nicht recht klar geworden. Meinungsverschiedenheiten mu deni obersten Kriegsherrn liegen nicht vor, der Kaiser hat den Minister bei den schlesischen Manövern sichtbar aus gezeichnet, und auch Zukunstspläne können noch nicht zu besonderen Differenzen Anlaß gegeben haben, denn eS steht ja fest, daß nach den Worten des Kaisers bis zum Ablaus des SeplennatS nichts an der Militürvrgauisatwn geändert werden soll. Bis dahin sind es noch verschiedene Jahre, in welchen noch recht viel Wasser den Berg hinablaufen kann. Der neue KriegSmimster von Kaltendorn-Stachau ist bekannt als guter Soldat und als nichts weiter. Es scheint fast, als ob künftig der Reichskanzler von Caprivi auch in Militärischen Fragen einen größeren Einfluß ausüben solle. Besähigt ist er dazu in jeder Weise, Fi rst Bismarck hat seinen Nachfolger, wie bekannt, den besten deutschen General genannt. Es erscheint heute müßig, daran zu denken, was der neue KriegsMlnister m Zukunft wohl planen wird. Die deutjcheHeeresorganisation ist abhängig von den militärischen Maßnahmen der Nachbarstaaten, sie hat Rußland und Frankreich im Galopp jolgen müssen, weil diese nicht minder schnell mit Neuerungen vorangegangen sind. Gegenwärtig verpustet man sich in Paris, wie in Petersburg etwas, denn in Rußland hat die Armee in den letzten Jahren ganz kolossale Summen verschlungen, so daß nvthgedruugen em Stillstand eintreten mußte, und in Frankreich ist man that- jächUch mit dem Menjchenmaterial zu Ende. Jeder wafsen- jähige Mann soll gesetzlich ausgebildet werden, weiter kann man also nicht gehen. Es bleibt abzuwarten, ob in Paris oder in Petersburg etwas Neues ausgeklügelt wird, was dazu beitrugen könnte, die Armeen noch schlagfertiger zu machen, als sie schon sind. Aber was soll noch geschehen? Man kann Pünktlichkeit und Ordnung noch verschärfen, und wird doch nie an die peinliche Genauigkeit der deutschen Heeresorganisation herankommen. Also ruhig abwarten! Das deutsche Bürgerthum kann wohl die feste Zuversicht hegen, daß die Militärverwaltung sich nur rm äußersten und zwingenden Nothfalle entschließen wird, mit Massen- nenforderungen au den Reichstag hcranzutreten, welche dauernde Mehrbelastungen herbeiführen. Weniger kritisch sind die Ausgaben für die Ausrüstung, denn die deutsche Industrie und die deutschen Arbeiter profitiren dabei. Aber diese Ausgaben müssen aus den laufenden Einnahmen zu decken angestrebt werden. Die Reichsschulden können nicht in's Unendliche wachsen. Oertliche und sächsische Angelegenheiten. Pulsnitz. Mit der von Tag zu Tag immer früher eiutretcnden Dunkelheit tritt eine Beleuchtungsange- legeuheit näher an uns heran. Die Behörden sorgen für Beleuchtung der Straßen und Plätze, die Hausväter und Frauen für das nöthige Licht in Wohn- und Arbeits- räumen, aber Dunkel, tiefes Dunkel herrscht noch in den Fluren und auf den Treppen vieler Häuser unserer Stadt. Eine große Anzahl Hausbesitzer haben ja bereits ihre Haus fluren beleuchtet, aber nur diese, nicht die Treppen; viele Miether beleuchten die Letzteren selbst. Es liegt nun im eigenen Interesse der Bewohnerschaft, hierin Wandel zu schaffen und es möglich zu machen, dort Licht hinzu- briugen, wo es nöthig und doch noch fehlt. Dies gilt nament lich kleineren Geschäftsleuten, die ihre Räume nicht im Parterre haben und auf den Besuch ihrer Kunden ange- wiefen sind. Kommt Jemand in ein Haus, wo er eine Bestellung machen will und es ist finster, so unterläßt er einfach sein Vorhaben und geht weiter, wo er bequemeres Ausjuchen findet. Man ist doch nicht jedesmal im Besitze von Licht und Streichhölzern. Eine andere Seite des Unbeleuchtetlassens ist noch die, man schafft Strolchen und anderem lichtscheuen Gesindel Gelegenheit, Unterschlupf zu finden. Ferner kann unter Umständen ein Hauswirth, in dessen Hause durch herrschende Finsterniß ein Unglücksfall (Sturz von der Treppe oder in den Keller rc.) erfolgt, zur Verantwortung bez. Schadloshaltung des Verunglückten herangezogen werden. Eine Beleuchtung der Hausfluren und Treppen möchte aber auch alsdann eine genügende jein und das ist durch den heutzutage billigen Preis der Lampen und des OelcS ganz leicht möglich. Eine durch- gängige Einführung der Beleuchtung dieser Räume würde auch den Verkehr, der jetzt vor dem Weihnachtsfeste doch immer stärker wird, unbedingt beschleunigen und namentlich den Boten der Post sehr willkommen sein. Also: Licht, mehr Licht! — Wir wollen nicht unterlassen, alle Musikfreunde auf das nächsten Dienstag im Nieder-Gasthof zu Groß röhrsdorf stattfindende Concert aufmerksam zu machen. In demselben kommt u. A. auch das berühmte Werk vom Altmeister Carl Reinecke: „Von der Wiege bis zum Grabe" mit zur Aufführung. Ueberall, wo das Werk bis jetzt gespielt wurde, ist es mit großem Beifall ausgenommen worden, so z. B. in Leipzig (Gewandhauskapelle 9. Fe bruar 1890 erste Aufführung), in Berlin (Königl. Kapelle 22. März 1890), in Hamburg (Philharmonisches Or chester 14. März 1890). Es ist daher allen Liebhabern guter Musik zu empfehlen, sich diesen Genuß nicht entgehen zu lassen. — Ein billiges Vogelsutter für den Winter kann sich Jedermann dadurch verschaffen, daß er die jetzt zur Reife gekommenen Vogel- und Hollunderbeeren, desgleichen die Beeren der Ebereschen und die Samenkörner der Sonnen rose sammelt. Verwendung hierfür wird sich ja im Winter in allen Fällen finden. — Es ist eine seit längerer Zeit beachtete Thatsache, daß jährlich eine Anzahl zum Militärdienst ausgehobener Rekruten kurz vor ihrer Einstellung brodlos wird, indem dieselben keine Beschäftigung mehr erhalten. Die Mili tärbehörde gestattet daher auf Grund der Gesetzesvorschrif ten, daß brodlos gewordene Rekruten vor der angeordne ten Einstellungsfrist zum Militärdienste zugelasfen werden. Die Ueberweisung solcher Rekruten erfolgt mit Genehmi gung der vorgesetzten Jnfanteriebrigade an einen Truvpen- cheil derselben, nachdem dem Bezirks-Commando der po lizeiliche Nachweis der Brodlosigkeit des Rekruten beige- drachr worden ist. — Mit Ausnahme der Butter find fast alle Lebens mittel seit dem Jahre 1887 bedeutend im Preise gestiegen. Tausend Kilogramm Weizen kosteten im Jahre 1887 153 Mk., im laufenden Jahre 195 Mk., Roggen 113'/^ bez. 164'/, Mk., 100 Kilogramm Rindfleisch 94 bezw. 120'/, Mk., Schweinefleisch 86'/, gegen 120 Mk., Kalb fleisch 78 gegen 108 Mk., Hammelfleisch 94 gegen 126 Mk. Dazu kommt noch, daß auch Steinkohlen, die im Haus bedarf eine bedeutende Rolle spielen, bedeutend im Preise gestiegen find, (am wenigsten noch oberschlesische), und die ichon geschehene und noch weiter bevorstehende Preisstei gerung der böhmischen Braunkohlen. Bautzen, 8. Oktober. Gestern Nachmittag, beim Räumen einer Düngergrube in einem Grundstücke an den Fleischbänken hier, ist in der Grube der in Verwesung übergegangene Leichnam eines Kindes aufgefunden worden. Das Geschlecht des Kindes hat nicht festgestellt werden können, ebensowenig ist es bis jetzt gelungen, die Kindes mutter zu ermitteln. — Se. Maj. der König traf mit dem Kaiser Franz Joseph, dem Großherzog von Toskana und dem Prinzen Leopold von Bayern am Mittwoch um 8 Uhr in Penzig ein und fuhr von da nach Schönbrunn. Dresden, 10. October. Se. Majestät der König kehrte heute früh 8 Uhr 10 Minuten, von Wien kommend, direkt nach Strehlen zurück. Dresden, 10. Octbr. Kaiser Wilhelm berührte gestern früh '/,6 Uhr, von Prag kommend, Dresden. Auf dem Böhmischen Bahnhofe fand ein Aufenthalt von fünf Minuten statt. In dieser Zeit nahm der Kaiser den im Salonwagen servirten Kaffee ein. — Nächsten Bionat nehmen Ihre Majestäten der König und die Königin in Schloß Sibyllenort wieder längeren Aufenthalt. Se. Majestät gedenkt daselbst mehrere größere Jagden abzuhalten. Vor der Reise nach Sibyllenort begiebt