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Erscheint: Mittwoch und Sonnabend. Als Beiblätter: 1 - Zllustr. Sonntags- btcrtt (wöchentliche, 2 Kirre lcrndrvirth- scHastkiche Weikage (monatlich). Abonnements - PreiS: Lierteljährl. 1 M. 25 Pf. Aas Wunsch unentgeltliche Zusendung. WursnrH für Pulsnitz, Königsbrück, Radeberg, Radeburg, Moritzburg und Umgegend. Blatt und des Stadtrathes Amts- des Aönigl. Amtsgerichts Inserate sind -bis Dienstag u. Freitag, Vorm. 9 Uhr aufzugeben. Preis für die einspaltige Cor» Puszeile (oder deren Raum) 10 Pfennige. KsscHäftssksllsrr bei Herrn Buchdruckereibes. Pabst in Königsbrück, in den An- noncen-Bureaus von Haast n- stein L Vogler u. „Jnvaliden- dank" in Dresden, Rudolph Mofss in Leipzig. Druck und Verlag von E. L. Förste r's Erben in Pulsnitz. Awsmudviexzigster Jahrgang. Verantwortlicher Redakteur Gustav Häberlein in Pulsnitz. 27. September 1890. Sonnabend. Auf dem die Firma Gotthold Seifert in Brettnig betreffenden Folium 63 des Handelsregisters für den Bezirk des unterzeichneten Amtsgerichts ist heute Herr Kaufmann Paul Robert Seifert in Brettnig als Prokurist eingetragen worden. Pulsnitz, am 24. September 1890. Das Königliche Amtsgericht. 0r. Hempel. Abonnements-Einladung. Für das am 1. Oktober beginnende vierte Quartal erlauben wir uns zum Abonnement auf das Pulsnitzer „Amts- und Wochenblatt" ergebenst einzuladen und bitten die Bestellung der durch die Post bezogenen Exemplare rechtzeitig aufgeben zu wollen, damit pünktliche Zustellung erfolgen kann. Bestellungen werden in unserer Expedition, von unseren Zeitungsträgern, sowie von allen Postanstalten und Landbrieftrügern entgegengenommen. Achtungsvollst Expedition des H'ntsniher Amts- unö Wochenblattes. Aus Rußland. Das in Rußland lange nicht Alles Gold ist, was glänzt, ist eine bekannte Thatsache: So sollten die großen Manöver in Wolhynien, die größten, welche in den letzten 20 Jahren in Europa überhaupt stattgesunden haben, die glänzende Schlagfertigkeit der Armee des Zaren beweisen; aber die Dinge sind anders gekommen; es hat sich von Neuem herausgestellt, daß die Mängel, welche im letzten Türkenkriege sich in der russischen Armee zeigten, auch heute noch bestehen; Rußland hat keine besonnenen und gehorsamen Generäle und es hat keine ehrlichen Lieferanten, Dazu kommt als drittes Moment die für die heutige Kriegsführung ungemein wichtige Thatsache, daß das russische Transportwesen nicht genügt. Dem General Dragomirow gebührt das Verdienst, diese Mängel ehrlich aufgedcckt zu haben; und da dieser General eins der beiden sich gegenüberstehenden Corps commandirte, ist er gewiß als Autorität anzusehen. Es ist schon lange bekannt, daß die russischen Generäle von zügellosem Ehrgeiz beseelt sind, daß jeder sich für ein militärisches Genie halt und darum die Befehle des Obercommandos wenig oder gar nicht respectirt. Daher rühren die schweren russischen Nieder lagen im letzten Türkenkriege, daher kommt es, daß bei diesem Manöver die Generäle oft mit sehr derben Worten zur stricken Befolgung der Ordres der Höchstcommandirenden angehalten werden mußten, und daß Letztere oft gar nicht wußten, wo sich die einzelnen Truppentheile eigentlich befanden. Wenn dies Mannöver ein Ernstfall gewesen wäre, so hätte jede gut geführte feindliche Armee die Russen völlig über den Haufen geworfen. Im letzten Türkenknege erhielten die Russen im Lager vor Pleuna lange Zeit ganz elendes Brod. Als die Sache gar zu arg wurde und untersucht werden sollte, war das große Mehlmagazin so freundlich, niederzubrennen. Einmal kamen im russischen Hauptquartier 100,OM Paar Svldatenstiefel an, und als sie in Verwendung genommen wurden, hielten sie gerade einen Tag. Die Sohlen waren von Pappe. Das waren die ärgsten Fälle unter den Lieferantenstückchen von damals, und es ist seitdem von Petersburg aus wiederholt hoch und heilig betheuert, daß diese Betrügereien fortan unmöglich seien. Was sagt nun General Dragomirow über die letzten Manöver in dieser Beziehung? Das Futter für die Pferde war so schlecht, daß es die Thiere nicht fressen wollten, und der den Soldaten gelieferte Zwieback war voller Würmer. Das ist jetzt in Friedenszeitcn geschehen, wo noch einigermaßen genau controllirt wird; wie mögen im Ernstfälle die Dinge sich gestalten, wenn Alles drunter und drüber geht? Die gute Verproviantirung von Mann und Thier ist gerade von ungeheurer Wichtigkeit im Feldzuge. In Ruß land ist die Hauptsache daber freilich, den Staat um ein paar Hunderttausend Hubel zu beschwindeln. Hinterher ist Niemand der schuldige Theil. Daß es mit dem russischen Bahnwesen jammervoll bestellt ist, weiß Europa nicht erst seit der Eisenbahnkata strophe von Borki, die dem Zaren und seiner ganzen Familie fast das Leben gekostet. Seitdem sollte es aber entschieden besser geworden sein, und besonders ist im Westen des Reiches viel gearbeitet. Was sagt nun General Dragomirow? Das Transportwesen war so schlecht, daß ein Theil der Truppen nicht pünktlich seine Manöverstellungen zu erreichen vermochte. Und dieser Punkt ist bei einem Kriege für Rußland von der weit gehendsten Bedeutung. Gerade, weil das Reich sich auf einen so weiten Raum vertheilt, muß die Verbindung wie am Schnürchen gehen. Welchen Zeitraum würde Rußland wohl gebrauchen, seine ganze Armee schlagfertig hinzustellen, wenn es heute mobil machen sollte? Nach den Er fahrungen dieses mustergiltigen Manövers würden Er scheinungen zu Tage treten, welche Europa ein Extra- Amüsement bereiten würden! Rußland hat eine gewaltige Armee, ausdauernde und unermüdliche Soldaten, energische Offiziere und Generäle! Aber es fehlt der Gehorsam, Welcher erst der stärksten Armee die rechte Wucht verleiht, und es fehlt auch die Uneigennützigkeit und Ehrlichkeit. Man spricht darum in Rußland nicht viel von den Muster- manövern und hat auch allen Grund, zu schweigen. Oerlüche und sächsische Angelegenheiten. Pulsui tz. Zu dem am Mittwoch, den 24. d. M. abgehaltenen Virhmarkte standen 245 Kühe, 137 Ochsen, 25 Pferde und 101 Schweine zum Verkauf. 267 Stück Rindvieh waren im Vorverkauf umgesetzt worden. — Der den Tag darauf folgende Krammarkt hatte etwas unter schlechtem Wetter zu leiden. Obgleich sich gegen Abend noch ein lebhafter Verkehr entwickelte, blieb doch die Kauf lust gegen frühere Märkte weit zurück und hörte man die Marktfieranten sehr klagen. — Nach Beendigung der jetzigen Herbstmanöver er folgt nun die Entlassung der Reserven und die Einziehung älterer Jahrgänge derselben behufs Einübung mit dem neuen Gewehr. Die Einziehung der Rekruten für den Dienst mit der Waffe steht, wie alljährlich, Anfangs No vember bevor. Die Oekonomie-Handwerker werden früher eingezogen. In militärischen Kreisen sieht man diesmal mit besonderer Spannung den Manöverberichten entgegen, in welchen es sich u. A. um Gutachten über zahlreiche Neueinführungen handeln soll, welche im Verlause der Manöver ihre Probe zu bestehen hatten. Betreffen diese Dinge auch zum großen Theil nur ökonomische Einrich tungen, so ist doch andererseits auch die Anwendung des rauchlosen Pulvers noch Gegenstand unifassender Versuche und Erörterungen, sodaß diese hochwichtige Frage noch keineswegs als abgeschlossen zu betrachten ist. Man nimmt an, daß die jetzt gemachten Wahrnehmungen fördernd auf die Entscheidung wirken werden. — Vor wenigen Tagen sind wir also in den Herbst eingetreten. Wohl scheint die Sonne noch mit einer Wärme vom klaren, durchsichtigen Firmamente, wie dies nur an wenigen Tagen des vergangenen regenreichen Sommers der Fall war, aber dieser Umstand vermag uns nicht hin wegzutäuschen über das Nahen jener Tage, von denen Wir sagen: „Sie gefallen uns nicht." Und wenn es uns der Kalender nicht sagte, so überzeugt uns die schon recht merkliche Kürze der Tage, namentlich aber ein Blick auf die mit reiche» Fruchtschätzen beschickten Wochenmärkte, daß die Reihe der schönen Tage gezählt ist. Noch sichtbarer tritt das Herannahen der unfreundlichen Jahreszeit in der Natur in die Erscheinung. Nicht mehr vereinzelt, wie bisher, nein, massenhaft fällt das Laub von den Bäumen und raschelt unter den Füßen des Wanderes und von Tag zu Tag kleidet sich die Landschaft mehr in ihr buntes Sterbegewand. Die kleinen gefiederten Sänger, deren Lied so oft unser Ohr erfreut, haben uns zum größten Theile schon verlassen und Zuflucht vor dem kalten Winter des Nordens in jenen Gegenden gesucht, wo ein ewiger Frühling lacht. Und wer vermag uns Garantien für das längere Anhalten der herbstlich schönen Tage zu bieten? Darum hinaus in Gottes schöne Welt, wem es Zeit und Beruf gestatten, so lange es noch möglich ist! — In der Parochie Lichtenberg hat die von Herrn Pastor Köhler veranstaltete Sammlung für die armen durch Ueberschwemmung Geschädigten im Königreich Sachsen bis jetzt schon einen Betrag von über 107 Mark ergeben. Gott segne die Geber und mache noch Viele willig zu Gaben. Dresden, 25. September. Für die durch Hoch wasser Geschädigten hat der Fürst von Reuß j. L. 500 Mark, die gleiche Summe Herr Baron von Kaskel gespendet. — Der Reinertrag des Concertes der Dresdner Liedertafel zum Besten der durch die Hochfluth Geschädigten hat 3485 Mark 73 Pfennige ergeben. Diese hohe Summe würde nicht zu erzielen gewesen sein, wenn nicht die mit- wirkenden Künstler in hochherzigster Weise auf jedes Honorar verzichtet hätten und von vielen an den Kosten Betheiligten namhaftePreisermäßigungenzugestandenworden wären. Dresden. Das zu Gunsten der Ueberschwemmten am letzten Sonntag im Großen Garten abgehaltene Wohl- thätigteitsfest hat eine Einnahme von ca. 15000 Mark ergeben. — Herr Commerzienrath Naumann hier spendete für die Elbüberschwemmten die namhafte Summe von 5000 Mk. Gleichzeitig sind unter dem zahlreichen Arber- terpersonal des Herrn Naumann Sammlungen zu gleichem Zwecke veranstaltet worden, die als erste Rate 143 Mk. ergeben haben. — Am 1. November dieses Jahres begeht die Säch sische Bank in Dresden das 25jährige Jubiläum ihres Bestehens. — Das Neueste auf dem Gebiete des Radfahrersports hat die Lößnitz bei Dresden. Es ist das ein Dienstmädchen, das seit kurzer Zeit hoch zu Rad, die Körbe an den Sei ten befestigt, im blauen Kattunanzug und roth und weiß gestreifter Latzschürze ihre Einkäufe besorgt. — Im Monat August gingen bei der Königlichen Altcrsrentenbank in Dresden (Landhaus) 52,239 Mark in 398 Einlagen ein. Dadurch erhöhte sich die Stückzahl der seit Anfang des Jahres überhaupt gemachten Einlagen auf 4,864, während die gleichen Zeiträume der Jahre 1889 und 1888 nur 4407 bez. 4215 Stück aufzuweisen hatten. — In der Pianinofabrik von August Förster in Lölau ist zum ersten Male in Sachsen die übertragene elektrische Kraft zum Fabrikbetriebe benutzt. Ein Druck auf einen Metallknopf zweigt einen Theil der Elektrizität in der zur Speisung von 150 Glühlampen bestimmten Dynamomaschine ab, um sie vermittelst einer Drahtleitung nach dem 150 Meter entfernten Fourniersägewerk zu führen, in dem durch diese übertragene Kraft ein Elektro motor in Bewegung gesetzt wirb. Hinter Hermsdorf bei Sebnitz. Unser Ort wurde am 22. September Nachmittags von einem großen Brande heimgesucht. Eben hatte sich die dortige freiwillige Tmnerscuerwehr zur Aufnahme der Uebungen aufgestellt, als das Feuer auskam. Die Leute konnten so augen blicklich helfend einlreten. Es galt zunächst, die Gebäude