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wirtschaftliche Betriebslehre und Buchführung, besonders in den oberen Schulhalbjahren das Schwergewicht gelegt. Der erfolgreiche Besuch der Schule, befreit von der allge meinen Fortbildungsschule, indessen würde es von falscher Auffassung über die Bedeutung einer Fachschule zeugen, wenn die jungen Landwirthe sich derselben nur deshalb zuwendeten, um von der Fortbildungsschule frei zu werden. Die Ge winnung von Kenntnissen in den allgemein bildenden Fächern, wie auch ganz besonders in denjenigen Wissenschaften, ohne die ein Landwirth unter den heutigen Verhältnissen nicht mehr mit dem möglichst günstigen Erfolg zu wirthschaften vermag, muß das Hauptbestreben der Schüler einer Fach schule sein. Vor Allem ist es wichtig, daß die jungen Leute schon praktisch in der Landwirthschaft mitgearbeitet haben und daher praktische Kenntnisse besitzen, wenn sie zur Schule kommen, weil sie dann den Fachunterricht viel besser zu fassen vermögen. Solche junge Männer, welche die Schule schon besucht und nachher einige Jahre in der Praxis sich beschäftigt haben, möchten nicht versäumen, noch auf ein Halbjahr zur Schule zurückzukehren; es wird dies von größtem Nutzen für sie sein. Im Hinblick darauf, daß die Anforderungen an den Landwirth insbesonders hinsichtlich seines Wissens von Jahr zu Jahr sich steigern, werden Eltern und Vormünder sich veranlaßt sehen, für die beruf liche Ausbildung der ihnen anvertrauten jungen Leute nach Möglichkeit Sorge zu tragen, damit sie sich nicht, wenn es zu spät ist, sagen müssen, daß sie eine wichtige Sache denselben gegenüber versäumt haben. — Zum Schwurgerichtsvorsitzenden für die ini vierten Kalendervierteljahre 1890 beginnende Schwurgerichtsperiode ist beim Kgl. Landgerichte Bautzen wieder Herr Landge richtsdirektor Exner ernannt worden. — In den jüngsten Berichten der Zittauer und der Dresdner Handelskammer werden von nicht weniger als 22 Industrien theilweise schwere Klagen darüber geführt, daß ihnen durch die jüngsten Zollerhöhungen des Auslandes der Export geschmälert und nach einzelnen Staaten fast unmöglich gemacht werde. Derartige Klagen erheben fol gende meist sehr leistungsfähige sächsische Industrien: die Fabrikation von Strickmaschinen, Blechwaaren,Drahtwaaren, Fleischerei-Einrichtungen (geschädigt durch das deutsche Schweineeinfuhrverbot), Gold-, Silber- undJuwelierwaaren, Oefen, Porzellanwaaren, Cigaretten, Kammgarn, Teppichen und Velours, Billardbällen aus Elfenbein, Holzwaaren für Hausbedarf und Industrie, Bunt- und Chromopapieren, Oeldrucken, Pelzwaaren, Webschützen u. Spindeln, Müllerei- producten, Gartenproducten, Fruchtsäften, Wolltuchen, künst lichen Blumen und Knopfkartencartous. — Angesichts der starken Fäulniß, von welcher die diesjährige Kartoffelernte bedroht ist, macht das „Leipz. Tgbl." auf ein Mittel aufmerksam, welches sich als vor züglich geeignet erwiesen hat, der Fäulniß nach der Ernte, also im Keller, Einhalt zu thun und das weitere Umsich greifen zu verhüten. Es ist dies der Kalk im trockenen Zustand. Die Kartoffelernte ist möglichst rasch zu bewirken; Eile thut um so mehr noth, je mehr die Knollen schon von der Fäulniß cmgefreffen sind. Wird die Ernte bei nassem Wetter eingebracht, so müssen die Vorsichtsmaßregeln verdoppelt werden. Die Kartoffeln sind dann so bald und so viel als möglich zu trocknen. Das übrige besorgt dann der Kalk. Der Boden des Kellers wird dann zunächst mit einer etwa einen Zoll dicken Kalklage bedeckt. Es schadet nichts, wenn sie auch etwas höher ist. Auf diese Lage kann man schon ziemlich viel Kartoffeln schütten, da der aufwirbelnde Staub sich fest um die feuchten Knollen legt. Werden sie nicht mehr hinlänglich von Kalk umgeben, so muß eine neue Kalkschicht aufgeschüttet oder die Knollen müssen während des Einschüttens mit Kalk bestreut werden, was sich leicht durch eine über dem Kellerloch angebrachte Siebvorrichtung bewirken läßt. Zu sparsam gehe man aber mit dem Kalk nicht um, besonders wenn die Fäulniß schon stark vorgeschritten ist. Auf 25 Centner Kartoffeln ist etwa 1 Centner Kalk zu nehmen. Es hat sich erwiesen, daß der Kalk für die Schale keinerlei Nachtheil mit sich bringt. Die so behandelten Kartoffeln hielten sich 14 Mo nate lang in ausgezeichneter Güte, also länger, als in Ler Regel nöthig ist. Dresden, 4. September. Morgen begiebt sich König Albert Abends 6 Uhr 25 Minuten per Ertrazug wiederum nach Leipzig, um am darauffolgenden Tage den mehrerwähnten großen Cavalleriemanövern bei Torgau beizuwohnen. Die Reise nach Torgau erfolgt mittels Extrazuges am 6. September gegen 5 Uhr früh vom Eilenburger Bahnhofe in Leipzig aus, die Rückkehr nach Pillnitz am gleichen Tage mit Extrazug ab Burxdorf. — Den Uebungen der Cavalleriedivision bei Seehausen folgte vorgestern auch Ihre Königliche Hoheit Prinzeß Mathilde zu Pferd. — Se. Maj. der König Albert, welcher am 12., 13. und 15. September den Truppenübungen beiwohnen wird, trifft am Abend des 11. September in Chemnitz ein und steigt im Hotel „Römischer Kaiser" ab. Dresden, 4. September. Vorgestern ereignete sich auf der Quai-Bahn im großen Ostragehege zu Dresden ein recht betrübender Unglücksfall. Der 23jährige Bremser Putscher, aus Gießmannsdorf in Schlesien gebürtig und erst seit vorgestern auf dieser Strecke beschäftigt, fiel so unglücklich vom Wagen, daß er in die Räder gerieth und ihm ein Bein oberhalb des Kniees ganz abgefahren und das andere in der Mitte des Ober schenkels zermalmt wurde. Man überführte den Verun glückten mittels Siechkorbes nach dem städtischen Kranken hause, wo er gestern verstarb. Dresden, 5. September. Heute Morgen >^6 Uhr erfolgte hierselbst die Hinrichtung des Doppelmörders Beger. Dresden, 1. September. Eine Rauferei, welcher ein Menschenleben zum Opfer fiel, fand in der Nacht zum 31. August hier statt. Am Sonnabend Abend gegen 10 Uhr begehrten fünf Arbeiter der Steingutfabrik von Villeroy und Boch, die bereits anderwärts dem Biere zugesprochen hatten, im „Stettiner Hof" auf der Maschinenhausstraße Einlaß. Dieser Wurde ihnen schon ungern gewährt. Bald begannen sie, unter denen sich der Steingutdreher. Gustav Adolf Werner aus Stein, 27 Jahre alt, besonders hervor- that, Krakehl und insultirten namentlich die Billard spielenden Gäste. Werner wurde schließlich zur Thür hiuausgesteckt, durch den Hausflur drang er aber wieder in das Gastzimmer. Schon hierbei erhielten der Hausdiener und ein Kutscher des Herrn Fuhrwerksbesitzers Pfütze Messerstiche in den Kopf bez. Rücken. Während der Eine der Verwundeten verbunden ward, meldete man, daß ein todter Arbeiter auf der Straße liege. Es war dies der Tuchmacher Gustav Emil Britze aus Forst, der vollkommen unbetheiligt gewesen und nur zufällig hinzugekommen war. Werner hatte ihn mit einem Messer, das später gefunden wurde, in's Herz gestochen. Es ist leicht möglich, daß er ihn in der Finsterniß verkannt hat. Werner, der alsbald polizeilich gefesselt und verhaftet wurde, ward am Sonntag Vormittag dem Amts gerichte zugeführt. Gestern Mittag hat die gerichtsürztliche Oeffuung der Leiche Britze's stattgefunden. In Haft be finden sich außer Werner 3 Fabrikarbeiter und 1 Schlosser. — Der Bau der Markthallen in Dresden hat abermals Aufschub erfahren, weil nach den anderwärts mit derartigen Baulichkeiten gemachten Erfahrungen eine Umarbeitung der bisher geplanten Bauten rathsam erschien. —. Es wird vor einem Schwindler, Richard Ernst Zapf, bald 38 Jahre alt, aus Leipzig gewarnt, welcher unter dem Vorgeben, Reisender einer Dresdner Buchhändler firma zu sein, Abonnenten sammelnd sich umhertreibt und namentlich bei Geistlichen Darlehen zu erschwindeln sucht. Schandau. Am Sonntag, den 1k. September findet in den Sälen des „Curhauses" zu Schandau das von manchem altgedienteu Skatbruder wohl schon längst erwartete Preis-Skat-Wettspiel statt. Ehe sich die Recken messen, wird ein Concert nebst Frühschoppen im Curgarten und ein gemeinsames Diner die gegenseitige Bekanntschaft der Theilnehmer vermitteln. Um 4 Uhr beginnt das Tournier, in welchem nicht nach der Väter Sitte eisenbewehrte Ritter, sondern nur papierne Wenzel gestochen werden, und in dem unter Umständen ein Neuling einen im „Tonruieren" ge übten alten Knappen in den Sand strecken kann. Ein Festlied ladet zum Kampf: „Auf zum Tournier, ihr Skat genossen ! — Wie auch das Glück heut' falle, — Stecht, schneidet, mauert unverdrossen, — Gewinnen dürft Ihr Alle! — Denn Schandau, das zum Fest Euch ladet, -- Das spielt nur um die Ganzen, — Und selbst wenn mau in Trümpfen watet, — Bezweifeln's oft die Wanzen!" — (Unter letzterem bildlichen Ausdruck versteht man die vcr- stäudnißvollen Zuschauer, welche die Zeit des Kartengebens durch ihre Kritiken Würzen.) Die Kampfregeln bietet der auf dem Altenburger Congreß festgesetzte Ska'-Codex. Die Preise, 39 an der Zahl, werden den verschiedensten Kunst- leistungen der Spieler sowohl wie der Gegenspieler zu Theil, und sogar drei Trostpreise sind für die Unglücklichen ausgesetzt, welche am wenigsten Points erzielten oder sonst ein schwarzes Loos gezogen haben. Der Preis der Festkarte ist auf 12 Mk. festgesetzt, umfaßt jedoch auch das Couvert für das Diner. — „Mauern" ist bei solcher Gelegenheit nicht rathsam. — Der kürzlich in Wilschdorf b. Dürrröhrsdorf ver unglückte Erntearbeiter Frömmel, welcher sich beim Hinab rutschen von einem Getreidehaufen eine Heugabel, die am Fuße desselben lehnte, in den Unterleib rannte und darauf mit der abgebrochenen, im Leibe stecken gebliebenen sechs zölligen Metallspitze nach der hiesigen Diakonissenanstalt befördert werden mußte, ist daselbst nach schrecklichen Qualen seinen Verletzungen erlegen. Nossen, 29. August. Daß vor dem Genuß von Pilzen, die man nicht genau kennt, nicht genug gewarnt werden kann, beweist wieder ein Todesfall, der gestern in einer Bahnwärter-Familie in der sogenannten Herrenaue unterhalb Kloster-Zella sich zugetragen hat. Die Frau des betreffenden Bahnwärters ist gestern nach deni Genüsse eines Pilzgerichts gestorben und zwei ihrer Kinder liegen noch krank darnieder. Oschatz. Der Rath unserer Stadt hat eine Ve- kanntniachung erlassen, nach welcher Personen, die nicht angemessen gekleidet sind, und Kinder unter 10 Jahren, soweit sie nicht zur Trauerversammlung gehören, bei Be gräbnissen von dem Friedhöfe fortgewiesen werden sollen. — Ein 84 Jahre alter, als Rentier in Zwickau lebender achtbarer Bürger, früherer Bäckermeister, starb in der Nacht zum Freitag im Johannisbade an Brandwunden, welche er sich am Abend vorher auf recht eigenthümliche Weise zugezogen hatte. Der alte Herr litt an der Gicht und hatte sich als Linderungsmittel Abends vorm Schlafen gehen beide Beine mit Hanfwerg umwickelt. Dabei ist er vielleicht dem leicht entzündlichen Werge mit dem Lichte zu nahe gekommen, denn im Nu stand er in Flammen. Auf seine Hilferufe eilten auch Personen herbei, welche die Flammen erstickten. Die Verletzungen, die der Bedauerns- werthe erhalten hatte, waren so starke, daß der Tod eintrat. Burgstädt. Die in einigen Gegenden Deutschlands neuerdings in so verheerender Weise auftretende Nounen- raupe hat sich nun auch bei uns gezeigt. — An einer im Privatgarten des Herrn Fabrikbesitzer Großer in Markers dorf stehenden kleinen Schwarzkiefer sind eine Anzahl solcher Raupen gefunden worden. Jeder Jahrestrieb der kleine» Kiefer war mit etwa 40 bis 50 Stück Nounenraupen be deckt, und die Beobachtung hat ergeben, daß schon binnen wenigen Stunden ein Kiefertrieb aller Nadeln entblößt war. Besitzer wie Freunde von Nadelholzpflauzungen sind im eigenen wie allgemeinen Interesse gebeten, alle Nounenraupen schonungslos zu vernichten. T a g e s g e s ch i ch t e. Teutsches Reich. Kaiser Wilhelm hat am Sedan tage früh im Morgengrauen Potsdam verlassen und ist mit Extrazug in das Manöverterrain des Gardecorps nach Blumenhagen bei Pasewalk in Pommern gereist und dort von einer von Nah und Fern zusammengeströmten Menschenmenge mit lebhaftem Enthusiasmus begrüßt worden. Der Kaiser stieg sofort zu Pferde, worauf die Manöver ihren Anfang nahmen, die sich bis in die Mittagsstunde hineinzogen, und zu welchen: der Kaiser selbst die Idee gegeben. Nach dem Schluffe der Uebung sprach der Monarch seinen vollen Beifall mit den Leistungen von Offizieren und Mannschaften aus, und trat dann die Weiterreise nach Kiel an, wo über Neubrandenburg und Lübeck die Ankunft am Abend erfolgte. Auf dem Bahn hofe wurde der Kaiser von dem Prinzen Heinrich und den höheren Offizieren empfangen und fuhr von dort durch die festlich geschmückten Straßen, von der Bevölkerung lebhaft begrüßt, nach dem Schlosse. Dort fand Empfang Rr Offiziere des österreichischen Geschwaders und Abevo tafel statt. Kiel, 3. Septbr. Nachdem Se. Maj. der Kaiser über die deutschen Kriegs- und Panzerschiffe Revue gehalten, wobei die Mannschaften auf Deck und auf den Raaen paradierten, begab sich derselbe an Bord des österreichischen Flaggschiffs „Kaiser Franz Joseph", um daselbst das Frühstück einzunehmeu. Se. Maj. begab sich hierauf an Bord des Kriegsschiffes „Kronprinzessin Erzherzogin Stefanie". Der Kaiser ließ durch den Bürgermeister den Dank für den herzlichen Empfang, die Ausschmückung der Stadt und die dadurch bekundeten Gesinnungen zur Keunt- niß der Bürgerschaft bringen. Berlin. Der Kaiser hatte sich, am Sonnabend Nachmittag nach dem Nachbardörfchen Rudow begeben, uni dort, einer Einladung des Herrn von Benda folgend, der Hühnerjagd auf der Rudow-Buckower Gemarkung beizuwohnen. — Die Jagd war recht ergiebig; es wurden über 100 Hühner geschossen, von denen der Kaiser 58 Stück erlegte. — Nudow sowie Nixdorf waren festlich dekorirt und am Abend, als der Monarch im Wagen zurückfuhr, glänzend illuminirt. — Ueber das Ergebniß der Zusammenkunft Kaiser Wilhelm's mit dem Cznren giebt der deutsche „Reichsan zeiger" folgende bedeutsame Meldung wieder: „Gegenüber mehreren Mitgliedern des diplomatischen Corps, welche er im Laufe der vorigen Woche empfing, drückte der russische Minister von Giers seine völlige Befriedigung über die Eutrevue in Peterhof aus. Dieselbe, bemerkte er, bilde eine neue und feierliche Bekräftigung der zwischen Rußland und Deutschland bestehenden guten Beziehungen und deren Wnkung werde sicherlich mächtig zur Aufrechterhaltung des europäischen Friedens beitragen. — Ein Blatt in Halle will erfahren haben, Graf Moltke würde zu seinem 90. Geburtstage zum Herzoge ernannt werden. Das ist schwerlich richtig, der greise Marschall hat schon früher jede weitere Standcserhühung abgelehnt. Voraussichtlich wird ihm zu Ehren eine allge- Ineire militärische Feier veranstaltet werden. — Der deutsche „Reichsanzeiger" brachte folgende Kundgebung zum Sedautage: „Dankbaren Herzens wenden sich die Blicke zum Himmel, der den deutschen Heeren Ruhm und Sieg verliehen, dankbaren Herzens aber auch zu dem Andenken des großen Kaisers und seines erhabenen Tvhues, des Kaisers Friedrich, welche das Deutsche Reich geschaffen und die dem deutschen Volke in diesem Reiche das heiligste Vermächtniß hinterlassen haben. Dankbar gedenken wir der Segnungen des Friedens, welcher nun mehr seit fast zwanzig Jahren den: Volke bcschieden ist, dankbar auch der glücklichen Entwickelung des Reiches, die sich nach dem Wahrspruche des großen Kaisers: „Allezeit Mehrer des Reiches sein zu wollen, nicht an kriegerischen Eroberungen, sondern an den Gütern und Gaben des Friedens auf dem Gebiete nationaler Wohlfahrt, Freiheit und Gesittung" vollzogen und welche unter der gesegneten Regierung Sr. Majestät des Kaisers und Königs auch während der letzten zwei Jahre so schöne Früchte gezeitigt hat. Möchte diese glückliche Entwickelung auch fernerhin nach Innen, wie nach Außen sich fortsetzen, und in dem deutschen Volke stets das Bewußtsein lebendig bleiben, daß Einigkeit, Pflichtgefühl und Opferbereitschaft, wie sie uns die großen Güter errungen haben, so auch für ihre Er haltung und Vertheidigung allzeit nothwendig sind." - - Der „Reichsanzeiger" publicirt die Verleihung des Kronenordens 3. Classe an den Dr. Karl Peters. Die Ernennung des Letzteren zum deutschen Generalconsul in Zanzibar scheint sicher zu sein. — Aus dem Reichslande wird dem „Hamb. Corr." berichtet, daß seit der Milderung des Patzzwanges an der französischen Grenze auch die französische Agitation im Reichslande wieder stark zugenommen habe. Fast täglich langten Franzosen an, welche nur ihren Deutschenhaß hervorkehrten und die Bewohner aufzureizen versuchten. In elsaß-lothringischen Zeitungen hat davon bisher noch nichts gestanden. — Nachdem die Gerüchte über den angeblich bevor stehenden Rücktritt des preußischen Kriegsministers v. Verdh sich als haltlos erwiesen haben, taucht jetzt dafür die Nach richt vom bevorstehenden Rücktritt des Eisenbahnministers v. Maybach auf's Neue auf. Die „K. Z." giebt dem Gerüchte Verbreitung, daß Herr v. Maybach im Herbste seinen Abschied nehmen und durch den jetzigen Präsidenten der köuigl. Eisenbahndirection in Hannover, Herrn Thielen, ersetzt werden würde. Das rheinische Blatt selbst gesteht aber, daß es sich hierbei zunächst nur um Vermuthungen handele und bleibt daher abzuwarten, ob an den Herrn v. Maybach betreffenden Rücktrittsgerüchten wirklich etwas Wahres ist. — Die „Münchener Allgemeine Zeitung" bringt einen neuen Artikel gegen die Reichspvlitik. Sie hält sich ver pflichtet, in Treue gegen Kaiser und Reich da zu warnen, wo die Wege der Regierung ernste Bedenken einflößen. Eine scharfe Sprache sei wegen der allgemeinen Feiertags stimmung der deutschen Presse nöthig. Das Blatt will in ganz Süddeutschland die lebhafteste Zustimmung gefunden haben. Es agitiere nicht für die Rückberufung Bismarcks, wünsche jedoch die Erhaltung seines Rathes in der aus wärtigen Politik, weil General v Caprivi nicht genügende Erfahrung besitze. — Die Berliner Sozialdemokraten veranstalteten am Sonntag zur Erinnerung an den Todestag Ferdinand Lassalle's (fi 31. Augnst 1864) verschiedene Ausflüge in die Umgegend der Reichshauptstadt. Zu irgend welchen Ruhestörungen ist es hierbei nirgends gekommen. — Auf dem Heidelberger Schlosse fand am Sonntage als Vorfeier des Sedantages ein von 5000 Personen be suchtes nationalliberales Parteifest statt, welches den besten Verlauf nahm. — Ueber die stürmische Fahrt, welche der Kaiser auf