Volltext Seite (XML)
Königsbrück, Kadeberg, Kadeburg, Moritzburg und Umgegend Blatt Amts und des Stadtrathes des Aömgl. Amtsgerichts Wursnrtz Erscheint: Mittwoch und Sonnabend. Inserate sind bis Dienstag u. Freitag, Vorm. 9 Uhr aufzugeben. Preis für die einspaltige Cor« puszeile (oder deren Raum) 10 Pfennige. KescHäftsfleNen bei Herrn Buchdruckereibes. Pabst in Königsbrück, in den An- noncen-Bureaus von Haas-n- stein <L Vogler u. „Jnvaliden- dank" in Dresden, Rudolph Mosse in Leipzig. Als Beiblätter: 1. Illustr. Sonntags- Klatt (wöchentlich), 2. Girre landwirth- schastlictze Weilage (monatlich). Abonnements - Preis: Vierteljährl. 1M. 25 Pf. Auf Wunsch unentgeltliche Zusendung. Druck uud E-«°u SwENdViSHigstw NshUgMlg. ^n,«°«ch-r — ,Gustav Sonnabend. »c. M s«. August 18W. Zur Sedanfeier! In gehobener Stimmung und ganz besonders dank barer und weihevoller Erinnerung wird in diesem Jahre das deutsche Volk die Sedanfeier begehen, denn zwanzig volle Jahre sind es nun am 2. September, daß die denkwürdige und unvergleichlich ruhmvolle Schlacht bei Sedan geschlagen wurde, und zwanzig Jahre sind es auch, seitdem die auf blutgetränktem Boden errungene deutsche Einigkeit dem großen, geliebten Vaterlande gehört und das deutsche Reich blühend und mächtig gemacht und als ein gewaltiges Bollwerk des Friedens für Europa hingestellt hat. Mit von heißem Danke erfüllten Herzen feiert daher jeder Patriot das diesjährige Erinnerungsfest an die große nationale That vom 2. September 1870, mit innigen Danke zu Gott, daß er das heiße Sehnen unserer Nat on nach Einheit endlich erfüllt und die Helden gesandt hat, Welche das Riesenwerk der deutschen Einheit mit dem Schwerte vollbrachten, mit weihevollen Dankesgefühlen aber auch gegenüber den Helden selbst, die für die deutsche Einheit kämpften und bluteten, und mit hoffnungsfreudiger Zuversicht, daß das so ruhmvoll gegründete deutsche Reich Wie in den beiden vergangenen Jahrzehnten so auch in der Zukunft seine hohe Mission erfüllen, den deutschen Stämmen ein Schutz und Schirm bei ihrer Wohlfahrts- entwickelung und den befreundeten Nationen ein treuer Freund in guten und bösen Tagen sein möge. In diesem Sinne ist es auch das gute Recht und die heilige Pflicht des deutschen Volkes am 2. September seinen großen nationalen Ehrentag zu feiern, denn nicht Ehrgeiz und Prunkendes Triumphgeschrei sind es, es ist em Denkfest und eine Freudenfeier edler, berechtigter Art über nationale Großthaten und bleibende gute Errungenschaften für das ganze deutsche Volk. Kein Streit der Parteien am häuslichen Herde, wie ihn das politische Leben naturgemäß mitbringen muß, und keine bitteren Erfahrungen, die vorübergehend jede Nation machen muß, und keine Gefahren, die uns in Zukunft drohen können, dürfen uns die Freude an dem nationalen Gedenktage und das uner schütterliche Vertrauen auf das in seinen Fürsten und Stämmen, in Kaiser und Reich geeinigte Vaterland vergällen, denn dieses Fest begehen wir nicht nur aus Dank für die dahingeschiedenen und noch unter uns lebenden Helden der älteren Generation und aus dem Freudengefühle des gegenwärtigen Geschlechts, sondern der große nationale Ehrentag wird auch gefeiert zur Nach ahmung und Aufmunterung für die Heranwachsende junge Generation, die dereinst berufen ist, auch eine Trägerin der Größe und Macht des geeinigten Vaterlandes zu sein. Oertliche und sächsische Angelegenheiten. Pulsnitz. Schon seit längerer Zeit hat man er kannt, daß die Pflichtfeuerwehren nach altem System nicht Mehr genügen, um einer Gemeinde den nöthigen Schutz gegen Feuersgefahr zu gewähren und dies hat in allen Städten und sehr vielen Landgemeinden zur Errichtung von freiwilligen Feuerwehren geführt. Die neuen Löschgeräthe (Spritzen, Stützenleitern ü. s. w.), mit welchem eine Feuer wehr ausgeftattet sein muß, wenn sie im Falle der Gefahr auch leistungsfähig sein soll, bedingen öfteres Arbeiten mit denselben und dies ist nur bei einer Feuerwehr möglich, die regelmäßig zu diesem Zwecke Hebungen abhält. Man ist jetzt, wie wir hören, auch hierorts bemüht, die Dienst zeit der Pflichtfeuerwehr herabzusetzen und hierdurch die älteren Bürger zu entlasten, rechnet dabei ober insbesondere darauf, daß die jüngeren Leute in größerer Zahl, als dies in der letzten Zeit geschehen, der freiwilligen Feuerwehr beitreteu, deren Mannschaftszahl durch die Bedienung einer zweiten (neuen) Spritze und des Schlauchwagens dringend der Vermehrung bedarf. Ueberhaupt erscheint es wünscheus- werth, daß die Mannschaft durch einen Stamm junger Leute wieder einmal ergänzt wird, da ein großer Theil der jetzigen Mitglieder bereits über 15 bis zu 23 Jahren der freiw. Feuerwehr angehört. Ein Institut, das seine ganze Kraft dem Schutze seiner Mitbürger widmet, sollte der Unter stützung aller Berufskreise sicher sein und jeder junge Bürger sollte es als eine Ehrenpflicht betrachten, wenigstens einige Jahre seine Zeit und Kraft der freiw. Feuerwehr zur Verfügung zu stellen. Die Ansprüche, welche man bei derselben an den Einzelnen stellt, belasten nicht zu sehr, sind aber im Interesse des gemeinnützigen Wirkens geboten. Daß es sich bei den Feuerwehren nicht um eine Spielerei handelt, wie so mancher heute noch denken mag, kann man wohl am besten daraus ersehen, daß den 25 Bezirksfeuer wehrverbänden Sachsens jetzt 624 Feuerwehren angehören und zwar 526 Freiwillige, 47 Pflicht-, 47 Fabrik- und 4 Berufs-Feuerwehren. Pulsnitz. Am Mittwoch Abend kurz vor '/z7 Uhr segelte ein Luftballon westlich unserer Stadt vorüber. Derselbe war '/z Stunde zuvor, also um 6 Uhr in Striesen bei Dresden aufgestiegen. Mit bewaffnetem Auge konnte man deutlich die Korbgondel und seinen Insassen bemerken. Der Ballon ging in der Nähe von Oberlichtenau auf einem zum Hofe gehörigen Felde nieder. Pulsnitz. Der Sturm, der in der Nacht vom Mittwoch. zum Donnerstage herrschte, hat an Obst» und anderen Bäumen arg gewüthet. Massenhaftes Obst hat er zur Erde geworfen und damit namentlich den Pächtern von Obstplantagen viel Schaden verursacht. Auf dem Schulhofe hat der Sturm einen großen starken Ast von einer Linde heruntergebrochen. Pulsnitz. Wie aus den Kirchennachrichten zu ersehen, wird das 20jährige Sedanfest nächsten Sonntag, den 31. August, auch in unserem Gotteshause feierlich be gangen werden. Die Festpredigt hält Herr Pastor Kuhn. Möchte die Gemeinde der patriotischen Feier recht zahlreich beiwohnen. Pulsnitz. Die 20jährige Wiederkehr der ewig denkwürdigen Tage von Sedan soll auch in unserer Stadt gefeiert werden. Von Seiten der Stadtbehörden ist zum 2. September früh Reveille angeordnet worden, ausgeführt vom Stadtmusikchor und ferner findet von Mittags 11 bis 12 Uhr ein Concert auf dem Marktplatze statt. Um der Stadt auch äußerlich das Gepräge eines Festtages zu geben, wäre es sehr erwünscht, wenn alle diejenigen Bürger, die im Besitze von Flaggen sind, sich die Mühe nicht ver drießen ließen, dieselben herauszustecken. — Der Militärverein für Pulsnitz u. Umgegend begeht die Sedanfeier bereits Sonn tag, den 31. August und zwar in folgender Weise: Früh 5 Uhr Reveille, '/,7 Uhr feierlicher Akt (Niederlegung eines Lor beerkranzes) am geschmückten Kriegerdenkmal, Abends 1/28 Uhr Concert und Ball im Schießhause. — Am 28. bis 30. September findet in Mulda die Hauptversammlung des bienenwirthschaftlichen Haupt vereins im Königreich Sachsen statt. Dieselbe wird mit einer Ausstellung von Völkern, Wohnungen, Erzeugnissen, Hilfs- und Lehrmitteln verbunden sein, welche mit einer Verloosung ihren Abschluß findet. Auch vom hiesigen Bienenzüchterverein wird diese Hauptversammlung besucht werden. — Die 3. Classe der 118. Königlich Sächsischen Landes-Lotterie wird den 8. und 9. September 1890 gezogen. Dresden, 26. August. Heute früh brannte in Zschertnitz die Dampfziegelei der Dresdner Baugesellschaft nieder. Das Feuer brach 2 Uhr Nachts in dem, dem Maschinenhause zunächst gelegenen vierstöckigen Trocken schuppen aus und griff sehr schnell um sich. Mit großer Bestimmtheit wird böswillige Brandstiftung vermuthet, denn als der den Brennofen bedienende Arbeiter das Feuer bemerkte, das gleichzeitig an zwei Seiten des Trockenschuppens ausbrach, war alle Hilfe zu spät und selbst bis zum Ein treffen der Dresdner Feuerwehr hatte das Feuer bereits einen bedeutenden Vorsprung gewonnen. Das erst seit sechs Wochen in Betrieb stehende, großartig angelegte Etablissement (Jahresproduktion 40 Millionen Ziegel) ist bei der Landesimmobilienbrandversicherungsanstalt versichert, nicht aber die zahlreichen Ziegelpressen mit Zubehör, da das Unternehmen in seinem Umfange noch nicht fertig gestellt war. Der Schaden wird auf rund 100,OM Mk. veranschlagt. Dresden, 28. August. Gestern war dem elek ¬ trischen Wagen mitten auf der Blasewitzer Tour die Kraft ausgegangen und der pferdelose Wagen stand sammt seinen Fahlgästen in der Nähe des Carolahauses nach einigen vergeblichen Anstrengungsseufzern vergeblich still. Da half es denn freilich nichts, es mußten ein Paar kräftige Gäule herzugeholt und vorgespannt werden, um den Streikenden dem Endziele zuzuführen. Die Veranlassung zu dieser erstmaligen Stockung unterwegs dürfte in der irrthümlichen Kraftvertheilung der Akkumulatoren liegen, da der Wagen die Blasewitzer Tour bereits vier Mal ohne Erneuerung der Kraftbehälter gemacht hatte. Dresden, 25. August. In dem benachbarten Dorfe Plauen ist neuerdings durch einen Beschluß des Gemeinderathes festgesetzt worden, daß der dortigen frei willigen Feuerwehr das Recht, bei Bränden Löschdienste zu verrichten, zu entziehen sei. Dieser Beschluß soll da durch veranlaßt worden sein, daß bei der freiwilligen Feuerwehr mehrfach Gesinnungen (wahrscheinlich sozial demokratische!!) zu Tage getreten seien, die es bedenklich erscheinen ließen, ihr auch fernerhin die Feuerlöschdienste und in besonderen Fällen auch den Sicherheitswachdienst anzuvertrauen. — In Dresden hat am Sonntag Mittag wieder eine Sozialistenversammlung statlgefunden, um den Bericht der Kommission entgegenzunehmen, welche Vorschläge über die künftige Organisation der Parteipreffe nach dem 1. Oktober machte. Hierbei kam es abermals zu sehr erregten Auf tritten, in welchen es an Angriffen auf Bebel nicht fehlte. Dieser erwiderte, daß das gegen ihn gezeigte Mißtrauen entschieden zu weit gehe. Es werde noch so weit kommen, daß diejenigen Genossen, die auf Grund ihrer Thätigkeit für die Arbeitersache in der Partei eine gewisse Rolle spielten, mundtodt gemacht und aus der Partei hinausge drängt würden. Eine Partei aber, wo man so verfahre, werde in einigen Jahren der Teufel holen. (Wer Wind säet, wird Sturm ernten.) — Der am 14. August vom Dresdner Schwurgericht wegen Beihilfe zum Morde, begangen an dem Gefangenen wachtmeister Rüppel, zu 14 Jahren Zuchthaus verurtheilte Uhrmachergehilfe Karl Ludwig Hermann Neubauer aus Altdamm bei Stettin, ist am 23. August zur Verbüßung dieser Strafe in das Zuchthaus in Waldheim eingeliefert worden. — Ueber den Tag der Hinrichtung des Doppel mörders Beger ist noch keine Bestimmung getroffen. — Am 25. und 26. dieses Monats hat eine aber malige Auslosung Königlich Sächsischer Staatspapiere stattgefunden, von welcher die 4«/« Staatsschulden-Kassen- scheine vom Jahre 1847 und 3°/» Staatsschuldeu-Kassenscheine vom Jahre 1855 betroffen worden sind. Die Inhaber der genannten Staatspapiere werden hierauf noch besonders mit dem Hinzufügen aufmerksam gemacht, daß die Listen der gezogenen Nummern in der Leipziger Zeitung, dem Dresdner Journal und dem Dresdner Anzeiger veröffent licht, auch bei sämmtlichen Bezirkssteuer-Einnahmen und Gemeindevorständen des Landes zu Jedermanns Einsicht ausgelegt werden. Mit diesen Listen werden zugleich die in früheren Terminen ausgelosten, aber noch nicht abge hobenen Nummern wieder aufgernfen, deren große Zahl leider beweist, wie viele Interessenten zu ihrem Schaden die Ausloosungen übersehen. Es können dieselben nicht genug davor gewarnt werden, sich dem Jrrthume hinzugeben, daß, so lange sie Zinsscheine haben und diese unbeanstandet eingelöst werden, ihr Kapital ungekündigt sei. Die Staatskassen können eine Prüfung der ihnen zur Zahlung präsentirten Zinsscheine nicht vornehmen und lösen jeden echten Zinsschein ein. Da nun aber eine Verzinsung ausgeloster Kapitale über deren Fälligkeitstermin hinaus in keinem Falle stattfindet, so werden die von den Be theiligten in Folge Unkenntniß der Auslosung zu viel erhobenen Zinsen seinerzeit am Kapitale gekürzt, vor welchem oft empfindlichen Nachtheile sich die Inhaber von Staatspapieren nur durch regelmäßige Einsicht der Ziehungslisten (der gezogenen wie der restirenden Nummern) schützen können. ( — Der Uebersicht der Einnahmen und Ausgaben bei der Landesbrandversicherungsanstalt des Königreichs Sachsen im Jahre 1889 ist Folgendes zu entnehmen. In der