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Amts Blatt des Königl. Amtsgerichts und des Stadtrathes WuLsnih Erscheint: Mittwoch und Sonnabend. ^siir Pnlsmtz, Königsbrück, Radeberg, Radeburg, Moritzburg und Umgegend. Inserate sind bis Dienstag u. Freitag, Vorm. 9 Uhr aufzugeben. Preis für die einspaltige Cor» puszeile (oder deren Raum) 10 Pfennige. Geschäftsstellen bei Herrn Buchdruckereibes. Pabst in Königsbrück, in den An- noncen-Bureaus von Haasin- stein L Vogler u. „Jnvaliden- dank" in Dresden, Rudolph Mosse in Leipzig. Als Beiblätter: I. Illustr. Sonntngs- btntt (wöchentlich), 2. Kirre randwirth- fchasMche ZSeitage (monatlich). Abonnements-Preis: Vierteljährl. 1M. 25 Pf. A.if Wunsch unentgeltliche Zusendung. Dm- m.d «W wn L L G^iundvisuzigst« Hshrgang. d--°°'w°ttlich°- Mittwoch. Ur. 57. 16. Juli I8W. Bekanntmachung. Während der Dauer der Gerichtsferien, vom 15. Juli bis zum 15. September, werden in Sachen der streitigen Gerichtsbarkeit, außer in den vom Gesetze bezeichneten Feriensachen, keine Termine abgehalten und keine Entscheidungen erlassen und in Sachen der nichtstreitigen Rechtspflege, als Hypotheken-, Nachlaß-, Vormundschaftssachen u. s. w., nur solche Geschäfte besorgt, an deren alsbaldiger Erledigung die Betheiligten ein Interesse haben. Die Gerichtsschreiberei und die Kasse des unterzeichneten Königlichen Amtsgerichts sind während der Gerichtsferien nur in den Vormittagsstunden, Nachmittags dagegen nur für dringliche, keinen Aufschub gestattende Angelegenheiten, geöffnet. Pulsnitz, am 12. Juli 1890. Das Königliche Amtsgericht. Or. Hempel. Söhnel, G.-S. Bekanntmachung. In der, der Hebammenordnmig beigedruckten Belehrung der Hebammen, die Taufe der Neugeborenen betr., vom 8. November 1877, ist es streng untersagt, daß bei dem Hin- und Zuriickbringen des Kindes zur Kirche die Begleitung mit dem Täufling sich, bevor das Kind in die Wohnung der Eltern zurückgebracht ist, in Gast häusern oder der Wohnung eines der Taufzeugen unnöthig aufhalte. Diese Vorschrift wird nicht immer befolgt. Die Hebammen des Bezirks nerden deshalb darauf aufmerksam gemacht, daß sie, wenn sie nicht bei jeder Kindtaufe nach Beendigung der eigentlichen Taufhandlung für baldige und ohne unnöthigen Aufenthalt zu bewerkstelligende Zurückbringung des Täuflings in die Behausung seiner Eitern besorgt sind, die Einleitung des Disciplinar- verfahrens bez. ihrer Bestrafung zu gewärtige« haben. Sre haben, wenn ihren Ermahnungen Seiten der Begleitung des Täuflings kein Gehör geschenkt wird, sich auf diese Bekanntmachung ausdrücklich zu berufen, von welcher einer jeden von ihnen ein besonderer Abdruck zugehen wird. Kamenz, am 9. Juli 1890. Königliche Amtshauptmannschaft. VE Zkzfchwitz. Bekanntmachung. Während des am 14. dieses Monats beginnenden Baues des letzten Tracies des Lichtenberg-Kleindittmaunsdorfer Communikationswegks in Lichtenberger Flur wird letzterer für allen Fährverkehr gesperrt und dieser von Kleindittmannsdorf über Großnaundorf nach Lichtenberg gewiesen. Kamenz, am 10. Juli 1890. Königliche Amtshaupt Mannschaft. von Zezschwih. B e k a n n t in a ch u n g. Da der Bau des Oberlichtenau-Grostnauudorfer Communikations-Weges in Oberlichtenauer Rittergutsflur beendet ist, wird dieser Weg dem Fährverkehr wieder freigegeben. Kamenz, am 11. Juli 1890. Königliche Amtshauptmannschaft. ——— Von Zezschwitz Bekanntmachung, reservirte Grabstellen und Einfriedigung betreffend. Der Kirchenvorstand der Parochie Pulsnitz hat in seiner Sitzung am 11. Juli d. I- beschlossen, daß die an hiesige Kirchkaffe zu entrichtenden Gebühren für jede einzelne belegte (reservirte) Grabstelle von jetzt ab 20 Mark betragen, während für Einfriedigung jedes einzelnen Grabes mit geputzte« Steinen 10 Mark erhoben werden. Pulsnitz, am 12. Juli 1890. Der Kirchen vor st and der Parochie Pulsnitz. - Israel, Diac, stellvertr. Vors. Montag, den 21. Juli: Viehmarkt Dienstag, den 22. Juli: Krammarkt in Pulsnitz. Zur Beherzigung. Eine Warnung für alle deutschen Arbeiterkreise be deutet der Ausgang, welchen der große Maurerstreik in Hamburg genommen hat. Die Hamburger Maurer sind das Arbeitercorps in Deutschland, welches am besten organisirt ist und über recht bedeutende finanzielle Mittel verfügt: von ihnen ist auch die Anregung zu den zahllosen Ausständen der Bauhandwerker ausgegangen, welche in den letzten Jahren im Deutschen Reiche stattgefunden haben. Hamburg war auch die einzige Stadt Deutschlands, in welcher der blaue Maitag von der Mehrheit der Arbeiter begangen wurde. Die Letzteren, voran die Maurer, be saßen ein großes Kraft- und Selbstbewußtsein; während die Berliner Maurer schon in diesem Jahre auf einen Streik stillschweigend verzichteten, nahmen die Hamburger ihn entschlossen auf. Die dortigen Maurer hatten bisher bei lOstündlger Arbeitszeit einen Stundenlohn von 60 Pfennigen, also 6 Mark pro Tag erhalten. Hamburg ist eine reiche Stadt, die reichste Deutschlands, und die Bau unternehmer konnten diesen Lohnsatz bewilligen mit Rück sicht darauf, daß die Maurer im Winter oft längere Zeit feiern müssen, nun aber wurde eine 9stündige Arbeitszeit bei einem Stundenlohn von 65 Pfennigen verlangt, und darauf wurde von Seiten der Arbeitgeber erklärt: Bis hierher und nicht weiter l Die Streikenden hofften im Hinblick auf die den Bauunternehmern obliegenden Ver pflichtungen, auf ihre gefüllte Streikkasse und die Unter stützung von allen Fachvereinen, den Kampf zum Siege führen zu können, und daß die Arbeitgeber schwer ge schädigt wurden, ergiebt sich aus der Thatsache, daß sie einen Verband errichten mußten, um durch gegenseitige Unterstützung sich zu halten, resp. bedrängte Collegen zu unterstützen. Trotzdem haben die Maurer das Spiel ver loren: denn gerade ihre Haupthoffnung, daß alle Maurer Deutschlands ihnen zustimmen würden, hat sich nicht erfüllt! Mehrere Tausend Maurer habe« in Hamburg zu den alten Bedingungen Arbeit angenommen und da der Zuzug der fremden Arbeiter stärker und stärker wurde, war das Schicksal des Streiks schnell entschieden. Der Bogen war zu straff gespannt, er brach. Bekanntlich ist vor einiger Zeit beschlossen worden, in dem Jnszeniren von Streiks eine Aenderung dahin ein treten zu lassen, daß nur in einem bestimmten Bezirk von einem bestimmten Gewerbe der Ausstand begonnen werden soll, aber alle Gewerbsgenossen in Deutschland die Strei kenden entschieden unterstützen sollen. Der Hamburger Maurerstreik war der erste derartige Versuch, aber er hat schon gezeigt, daß die Einigkeit der Arbeiter ihre Grenzen hat, daß alle Ermahnungen und Bitten brodlose Kameraden I nicht bewegen können, weiter zu darben, damit streikende 1 Gewerbsgenossen ihre Forderungen durchsetzen können. Das ist ein hock.bedeutsames Moment für die Zukunft, welches nicht unbeachtet bleiben wird. Zu welchem Ende soll ein Plan führen, bei welchem schon die Vorbedingung nicht stichhaltig ist? Und nun denke man nur etwas weiter, wenn in Deutschland nicht einmal eine Einigung hereestellt werden kann, wie soll es erst niit der inter nationalen Verbrüderung werden? Gewiß, wenn beispiels weise ein internationaler Bergarbeiterstreik in's Leben gerufen werden sollte, die Franzosen, Belgier und Engländer würden es sich herzlich gern gefallen lassen, wenn ihre deutschen Kameraden für sie den Lohnwagen aus der Misere herausziehen wollten, in der er sich dort noch befindet. Haben die Leutes im Auslände aber genug, dann werden sie sich wenig um den Deutschen kümmern. Zum Hamburger Maurerstreik sind von Ausländern wahre Lappalien beigesteuert worden, während die deutschen Arbeiter zu Zwecken der Ausländer schon häufig erhebliche Summen aufgebracht haben. Es dankt ihnen Niemand! Es liegt heute im Handel und Wandel. Manches ist kritisch, und man soll sich hüten, es noch kritischer zu gestalten. Das Jahr 1891, in welchem die europäischen Handelsverträge ablaufen, kann leicht schlimme Folgen haben. In Nordamerika wird heute schon eine Verschärfung der Schutzzölle herbeizuführen versucht, die, wenn sie gelänge, verschiedenen deutschen Gewerben eine ungemein schwere Schädigung zufügen würde. In den französischen