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Erscheint: Mittwoch und Sonnabend. Als Beiblätter: 1 . Ikkustr. Sonntags- bUrtt (wöchentlich), 2 Kine tcrndwirtH- scHaftkicHe Weilage (monatlich). Abonnements - Preis: Vierteljährl. 1M. 25 Pf. Aas Wunsch unentgeltliche Zusendung. Blatt und des Stad Kathes des Mmgk Amtsgericht Mursnrtz ^siir Pulsnitz, Königsbrück, Radeberg, Radeburg, Moritzburg und Umgegend Inserate sind bis Dienstag u. Freitag, Vorm. 9 Uhr aufzugeben Preis für die einspaltige Cor) puszeile (oder deren Raum- 10 Pfennige. Geschäftsstellen bei Herrn Buchdruckereibes. Pabst in Königsbrück, in den An- noncen-Bureaus von Haas- n- stein L Vogler u. „Invalid« n- dank" in Dresden, Rudolph Mosse in Leipzig. Druck und Verlag von E. L. Förster's Erben in Pulsnitz. Sonnabend. Gweiundvikrsigster Jahrgang. H-b-ri-i» Nr. 48. 14. Juni 18S». Konkursverfahren. Ueber das Vermögen des Hausbesitzers und Bäckermeisters Paul Kriebel in Lichtenberg wird heute am 13. Juni 1890, Vormittags 9 Uhr, das Konkursverfahren eröffnet. Herr Rechtsanwalt Schubert in Pulsnitz wird zum Konkursverwalter ernannt. Konkursforderungen sind bis zum 24 Juli 1890 bei dem Gerichte anzumelden. Es wird zur Beschlußfassung über die Wahl eines anderen Verwalters, sowie über die Bestellung eines Gläubigerausschusses und eintretenden Falles über die in § 120 der Konkursordnung bezeichneten Gegenstände — auf den 10. Juli 1890, Vormittags 9 Uhr — und zur Prüfung der angemeldeten Forderungen auf den 14. August 1890, Vormittags 9 Uhr — vor dein unterzeichneten Gerichte Termin anberaumt. Allen Personen, welche eine zur Konkursmasse gehörige Sache in Besitz haben oder zur Konkursmasse etwas schuldig sind, wird aufgegeben, nichts an den Gemeinschuldner zu mrabfolgen oder zu ieisten, auch die Verpflichtung auferlegt, von dem Besitze der Sache und von den Forderungen, für welche sie aus ver Sache abgesonderte Befriedigung in Anspruch nehmen, dem Konkursverwalter bis zum 10. Juli 1890 Anzeige zu machen. Königliches Amtsgericht zu Pulsnitz. gez. vr. Hempel Veröffentlicht: Söhnel, Gerichtsschreiber, mm t m a ch u n g. Wegen Reinigung der Raths', Polizei« und Caffen-Expevitions-Localitätcn Sonnabend, dm 14. und Montag, dm 16. Juni dss. Ihs., werden an diesen Tagen nur ganz dringende Sacken erledigt und Standesamtssachen nnr Bormittags 8 bis 10 Nhr expedirt. Lie Sparkaffe bleibt jedoch auch an diesen Tagen zu den bestimmten Gcschäftsstuuden geöffnet. Pulsnitz, am 3. Juni 1890. Der Stadlrat h. Schubert, Brgrmstr. und RoV^hu^veVsin zu Wulsnih. Eingetragene Genossenschaft mit unbeschränkter Haftpflicht, In der Generalversammlung vom 6. März a. c. ist die Umwandlung der Genossenschaft in eine solche „mit beschränkter Haftpflicht" beschlossen worden. Gemäß 8 -37 des Gesetzes vum I. Mai 1889 wird dies hiermit zur öffentlichen Kenntniß gebracht und werden zugleich die Gläubiger der Genossenschaft aufgefordert, sich bis zum 31. Dezember a. e. zu melden. Diejenigen Gläubiger, welche nicht gewillt sein sollten, ihre Forderungen fernerhin noch bestehen zu lassen, werden bis zum 31. März 1891 befriedigt werden. Pulsnitz, 7. Juni 1890. Spar- und Borschutz-Berei«. Eingetr. Genossenschaft mit unbeschr. Haftpflicht. I. K. Mühe, W. WoigL, X Director. Kassirer. Colonial - Debatte im deutschen Reichstage am 9. Juni 1890. 1'/4 Uhr. Am BundesrathStische: von Caprivi, von Bötticher, von Marschall u. A. Eingegangen sind: Neues Weißbuch über Ostafrika, der neue Niederlassungsvertrag mit der Schweiz, der Nachtragsetet betr. die Erhöhung der Beamtengehälter. Von dem Abg. Baumbach (freis.) wird die von deinselben eingebrachte Interpellation betr. den Niederlassungsvertrag mit der Schweiz zurückgezogen, da dieselbe durch den inzwischen erfolgten Vertragsabschluß erledigt ist. Es folgt die zweite Berathung des Nachtrags- Etats, welcher für Colouialzwecke in Ostafrika 4,890,000 Mark und zu Bau-Ausführungen im Auswärtigen Amte 40,000 Mark fordert. Die letztere Position wird debattelos bewilligt. Die Bndgetcommission beantragt, die Colonial forderung zu genehmigen. Abg. Graf Mirbach (cons.): Die ostafrikanische Gesellschaft ist ein deutsches Unternehmen, das gefährdet war und den Schutz des Reiches bedurfte. Da konnten wir nicht zurücksteheu, und was einmal ange fangen ist, muß auch fortgeführt werden. Das afrikanische -Klima mag ja sein Unangenehmes haben, aber das schreckt Loch auch andere Völker nicht. Sie wissen ja, wie sehr die Engländer nach afrikanischem Besitz streben. Die Colonialpolitik sollte nicht als Parteisache behandelt werden; -auch in meiner Fraction ist das Interesse für dieselbe manchmal nur gering, aber wir sind trotzdem einig, für die Vorlage zu stimmen, weil die deutsche Ehre hier in's Spiel kommt. Ich persönlich wünsche wohl, im Interesse unserer Landwirthschaft wäre die Frage der Colouialpolitik ein paar Jahre zurückgesetzt worden. Aber ich sehe doch ein, daß die Erwerbung eines größeren überseeischen Ge- bietes für uns nur möglich ist, wenn wir jetzt in Ostafrika vorgehen. Deutschland hat die Mission, für Cultur und Gesittung in Ostafrika einzutreten, und es ist ein Verdienst der ostafrikanischen Gesellschaft, durch den Vertrag mit dem Sultan von Zanzibar die ostafrikanische Küste in den Machtbereich der deutschen Negierung gebracht zu haben. Major Wißmann hat die ihm übertragene Aufgabe prompt und muthvoll erledigt. Wir müssen uns nun aber bereit finden lassen, das Gewonnene festzuhalten, und da ist es ein großer Fehler, wenn, wie es geschehen ist, die ostafri kanische Gesellschaft discreditirt wird. Nur die Mehrung des Ansehens des deutschen Namens kann uns Vortheil bringen. Staatssecretär Frhr. von Marschall: Es ist selt sam, hier die Colonialpolitik der Regierung v. freis. S. unklar nennen zu hören, in demselben Momente, wo diese Politik im Auslände als einsichtig, energisch und zielbewußt anerkannt wird. Haben Sie denn nicht gelesen, wie in England von nnserer Colonialpolitik gesprochen wird? In den weiten Volkskreisen findet die Politik der Regierung Anerkennung und Beifall. Ein festes Programm äufzustellen, hält die Reichsregierung nicht für zweckmäßig, weil es sonst leicht geschehen könnte, daß wir eines Tages wieder von vorn anfangen müssen. Wir weiden durchaus ruhig vorgehen und uns vor aller Ueberstürzung hüten. Davon können Sie überzeugt sein. Abg. Szipio (nat.-lib.): die Vorwürfe, Welche hier gegen die ostafrikanische Gesellschaft erhoben Wurden, sind nicht gerechtfertigt; dieselbe hat ihre Schuldig keit in vollem Umfange gethau, und es ist auch nicht zweifelhaft, daß sie unter gesicherten Verhältnissen dem Deutscheu Reiche gute Dienste leisten wird. Afrika bietet werthvolle und vielfach verwendbare Rohprodukte für Handel und Gewerbe. Soll denn Deutschland allein nicht daran profitiren, während die Engländer das Aeußerste aufbieten? Das Interesse für die deutsche Colonialpolitik ist in weiten Kreisen verbreitet. Der deutsche Colonialverein zählt heute 18,000 Mitglieder, ein Zeichen, daß der Colonialpolitik wirklich große Theilnahme gewidmet wird. — Oerlliche und sächsische Angelegenheiten. Pulsni tz. Wie uns mitgetheilt worden ist, findet das Concert der Pianistin Frl. Mauke nächsten Freitag Abends 8 Uhr im Saale des Herrnhauses statt. Das Nähere wird in nächster Nr. dss. Bl. bekannt gegeben werden. Pulsnitz. Am 12. d. Mts. ist in Oberlichtenau in Vereinigung mit der Postagentur daselbst eine mit Fern sprecher versehene Telegraphen-Betriebsstelle mit beschränktem Tagesdienst eröffnet worden. — Bei der am Mittwoch im Reichstag stattgehabten Debatte betreffend die Ergänzung des Unfallversicherungs gesetzes nahm auch unser Abgeordneter, Herr Hempel, erstmalig das Wort, indem er betonte: „Eine jetzige Aenderung des Gesetzes, wie sie verlangt wird, würde mit großen Schwierigkeiten verknüpft sein, wenn auch in beiden, heute erwähnten Fällen eine andere weiter gehende Regelung vielleicht wünschenswcrth wäre. Wir haben die Ansicht, zur Zeit sind Aenderungen noch verfrüht, da noch zu wenig Erfahrungen vorliegcn. Auch dürften wohl noch bei einer anderen Reihe von PunktenAenderungenwünschenswerth sein, so daß es sich nicht empfehlen würde, jetzt einzelne Punkte herauszugreifen."