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Blatt des Königs. Amtsgerichts und des Stadtrathes WuLsnrh Erscheint: Mittwoch und Sonnabend. Als Beiblätter: I. Mrtflr. Sonntergs- bkrtt lwöchentlich), 2. Eine LandwirtH- scHnftttcHe Weikcrge (monatlich). Abonnements-Preis: Vierteljährl. 1 M. 25 Pf. Ans Wunsch unentgeltliche Zusendung. Mngsbrück, NEbmj, «adebuig, Maritzbmg aad Umgrgnid. MM " Vorm. 9 Uhr auszugeben Preis für die einspaltige Cor) puszeile (oder deren Raum- 10 Pfennige. KesiHäftsstellen bei Herrn Buchdruckereibes. Pabst in Königsbrück, in den Vn- noncen-Bureaus von Haast n- stein L Vogler u. „Invalide n- dank" in Dresden, Rudolph Moste in Leipzig. ,u,d Ech-U Swoinudvicrsigstcr Hührgang. Verantwortlicher Redakteur Gustav Häberlein in Pulsnitz. Mittwoch. 30 April 18S». Bekannt m achun g. Nächsten Donnerstag, den 1. Mai d. I. soll zur Vertilgung der Ratten in den öffentlichen Schleusen hiesiger Stadt Gift aufgestellt werden. Um eine möglichst gleichzeitige und durchgehende Vertilgung derselben zu erzielen, werden die hiesigen Hausbesitzer aufgefordert, auch ihrerseits das Aufstellen von Gift in den Privatschleusen und Kellern an diesem Tag zu bewirken. Die erforderliche Menge Gift ist aus hiesiger Apotheke durch vollkommen zuverlässige Personen zu dem Preis von 25 Pfg. für das Päckchen käuflich zu entnehmen. Pulsnitz, am 29. April 1890. Der S t a d t r a t h. Schubert, Brgrmstr. Bekanntmachung. Es wird hiermit zur öffentlichen Kenntniß gebracht, daß der Tagearbeiter Arredvich August Schustev von hier an Stelle des mit Ende dies. Mon. aus seinem Dienst tretenden Nachtwächter Heinrich als Nachtwächter in dem dem Letzteren überwiesen gewesenen Nachtwachbezirk angestellt und als solcher verpflichtet worden ist, und daß demselben in diesem Bezirk gleichzeitig der Lampenwärterdienst mitübertragen worden ist. Pulsnitz, am 29. April 1890. Der Stadt rath. Schubert, Brgrmstr. B e t a n n L m a ch n n g. Das für das laufende Jahr festgestcllte Wass eranlagenkataster liegt von Mittwoch, den 30. d. M. ab bei unserer Stadtkasse für jeden Betheiligten 14 Tage lang zur Einsicht aus. Reklamationen gegen diese Abschätzung sind bis zum 21. Mai d. I. schriftlich bei uns einzureichen. Pulsnitz, am 29. April 1890. Der Stadt rath. Schubert, Brgrmstr, Mittwoch, den 30. April 1890. Abends V-8 Uhr. öffentliche Stadtverordnetensttznng im Sitzungssaal. Die Tagesordnung hängt in der Rathhausflur aus. Pulsnitz, am 26. April 1890. Der Stadtverordnetenvorsteher. Richard Borkhardt. Wegen Reinigung der amtshauptmannschaftlichen Kanzleilokalitäten werden Freitag und Sonnabend, den 2. und 3. künftigen Monats nur dringliche Angelegenheiten erledigt. Kamenz, am 25. April 1890. Königliche Amtsha u"p t Mannschaft. von Zezschwitz. Mittwoch, äen 7. Moi, Viekunarüt in Pulsnitz. Gegen die socialdrmokratische Bewegung für den 1, Mai. Die Bewegung für den 1. Mai hat ein Helles Licht auf die große Gefahr geworfen, in welcher sich die Arbeit geber durch ihre Zusammenhangslosigkeit der compacten Masse der Arbeiter gegenüber befinden. Trotz aller Arbeiter freundlichkeit der Regierungen und der ganzen bürgerlichen Gesellschaft, trotz aller staatlichen und privaten Schöpfungen zur Fürsorge, zum Schutze und zur Hebung des Arbeiter- staudes ist, wie wir deutlich sehen, auf Dank und Aner kennung nicht zu zählen; Einsichtslosigkeit und Unzufrieden heit sind die einzigen Factoren, mit denen — vorläufig wenigstens — zu rechnen ist. Dieser betrübenden Thatsache gegenüber giebt es, io eifrig auch der Staat an der Ver besserung der Lage der arbeitenden Classen weiter schaffen soll, für die Arbeitgeber nur ein wirksames Mittel: die Selbsthilfe! Diese Selbsthilfe muß darin bestehen, daß die Arbeitgeber an jedem Fabrikorte sich zu einer festen Organisation vereinigen, welche auf der Grundlage gemein samer Interessen die Rechte derUnteruehmer den Forderungen der Arbeiter gegenüber wahrt. Diese Vereinigung prüft Wünsche und Beschwerden der Arbeiter unter Zuziehung und Anhörung beider Parteien, beschließt deren Gewährung oder Ablehnung für die gejammten betroffenen industriellen Betriebe, schließt alle Fabriken desselben Industriezweiges, wenn in einer zu Unrecht gestrikt wird, und tritt in moralischer und materiellerBeziehung solidarisch denArbeituehmerngegen- über auf. Alsdann wird sich die alte Fabel wieder einmal bewahrheiten, daß die einzelne» Pfeile eines Bündels zer brochen werden können, ober nicht ein ganzes Bündel Pfeile. Bisher haben die Arbeiter ihre Forderungen vielfach durchge setzt, auch wenn sie nicht berechtigt waren, weil ste dem Einzel betrieb ihre Bedingungen auferlcgen konnten; anders wird sich die Sache gestalten, wenn sie es nicht mehr mit einen! Betriebe, sondern mit dem ganzen Geschäftszweige und darüber hinaus mit der Gesammtindustrie eines Platzes zu thun haben. Aber auch diese Organisation ist der Ver vollkommnung fähig und, wenn sie für alle Fälle wirksam sein soll, auch bedürftig. Es wären nämlich sämmtliche einzelnen Localverbände der Arbeitgeber zu einem Landes- Verbünde zu vereinigen und auf diese Weise die Interessen aller Arbeitgeber unter einen Hut zu bringen. Man lerne doch von lnr musterhaften Organisation der Arbeiter! Bricht irgendwo ein Ausstand aus, so betrachten sich die Arbeiter im ganzen Lande solidarisch und unterstützen jene locale Angelegenheit mit Geld, Unterstützung der Abreise der unverheiratheten Sinkenden, Verhinderung des Zuzugs u. s. w. Dieser geschlossenen Macht der Ärbeiter kann nur eine andere geschlossene Macht der Unternehmer mit Aussicht auf Erfolg entgegentreten! In der Einigkeit, der Disciplin, der jedem Einzelnen stets gegenwärtigen Inte ressengemeinschaft liegt das Geheimniß der großen Erfolge der Ärbeiter; nur in gleicher Weise kann man sie ihnen streitig machen. Es ist wunderlich genug, daß man in der bedrohten Industrie nicht schon längst auf diese Ge danken gekommen ist. Wir verkennen nicht die Schwierig keiten einer einheitlichen Organisation der Arbeitgeber durch das ganze Land bei der unendlichen Mannigfaltigkeit ihrer Interessen; indes wird diese Organisation dadurch beweg lich gestaltet, daß jede locale Vereinigung die in ihren! Wirkungskreise maßgebenden Verhältnisse genau kennt und danach handeln wird. Alle entgegenstehenden Hindernisse müssen überwunden werden, denn dieser Weg ist der ein zige friedliche Ausweg aus den sich immer schwieriger ge staltenden Arbeiterwirren. Die Arbeitnehmer dürften, wenn die von uns befürwortete Vereinigung zu Stande kommt, einmal die Wahrheit des kürzlich in Friedrichsruh vom Fürsten Bismarck gesprochenen Wortes empfinden: „Nicht die Strikes sind das Schlimmste, denn sie gehen vorüber, aber das Traurigste für die Arbeiter würde es sein, wenn einmal infolge dieser Vorgänge die Arbeitgeber die Lust verlören, weiter arbeiten zu lassen." Man mißverstehe unsere Absichten nicht. Den Arbeitern soll Alles gewährt werden, worauf sie gerechter und billiger Weise Anspruch erheben können. Jene Vereinigung soll eine durchaus und unter allen Umständen arbeiterfreundliche sein, sie wird u. A. allgemeine Maßnahmen treffen können, welche auf